§. 4. Mängel der entfalteten oder totalen Werthform.
Erstens ist der relative Werthausdruck der Leinwand unfertig, weil seine Darstellungsreihe nie abschliesst. Zweitens besteht er aus einer bunten Mosaik auseinanderfallender und verschiedenartiger Werthausdrücke. Wird end- lich, wie diess geschehn muss, der relative Werth jeder Waare in dieser entfalteten Form ausgedrückt, so ist die relative Werthform jeder Waare eine von der relativen Werthform jeder andren Waaren verschiedne endlose Reihe von Werthausdrücken. -- Die Mängel der entfalteten relativen Werthform reflektiren sich in der ihr entsprechenden Aequivalentform. Da die Natu- ralform jeder einzelnen Waarenart hier eine besondre Aequivalentform neben unzähligen andren besondren Aequivalentformen ist, existiren überhaupt nur beschränkte Aequivalentformen, von denen jede die andre aus- schliesst. Ebenso ist die in jedem besondern Waarenäquivalent enthaltene bestimmte, konkrete, nützliche Arbeitsart nur besondre, also nicht erschöpfende Erscheinungsform der menschlichen Arbeit. Diese besitzt ihre vollständige oder totale Erscheinungsform zwar in dem Ge- sammtumkreis jener besondren Erscheinungsformen. Aber so besitzt sie keine einheitliche Erscheinungsform.
§. 5. Uebergang aus der totalen Werthform in die allgemeine Werthform.
Die totale oder entfaltete relative Werthform besteht jedoch nur aus einer Summe einfacher relativer Werthausdrücke oder Gleichungen der ersten Form, wie: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock 20 Ellen Leinwand = 10 Pfd. Thee u. s. w.
Jede dieser Gleichungen enthält aber rückbezüglich auch die identische Gleichung: 1 Rock = 20 Ellen Leinwand 10 Pfd. Thee = 20 Ellen Leinwand u. s. w.
In der That: Tauscht der Besitzer der Leinwand seine Waare mit vielen andren Waaren aus und drückt daher den Werth seiner Waare in einer Reihe von andren Waaren aus, so müssen nothwendig auch die vielen andren Waarenbesitzer ihre Waaren mit Leinwand austauschen und daher die Werthe ihrer verschiedenen Waaren in derselben dritten Waare, der Leinwand, ausdrücken. -- Kehren wir also die Reihe: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 10 Pfd. Thee oder = u. s. w. um, d. h. drücken wir die an sich, implicite, schon in der Reihe enthaltene Rückbeziehung aus, so erhalten wir:
§. 4. Mängel der entfalteten oder totalen Werthform.
Erstens ist der relative Werthausdruck der Leinwand unfertig, weil seine Darstellungsreihe nie abschliesst. Zweitens besteht er aus einer bunten Mosaik auseinanderfallender und verschiedenartiger Werthausdrücke. Wird end- lich, wie diess geschehn muss, der relative Werth jeder Waare in dieser entfalteten Form ausgedrückt, so ist die relative Werthform jeder Waare eine von der relativen Werthform jeder andren Waaren verschiedne endlose Reihe von Werthausdrücken. — Die Mängel der entfalteten relativen Werthform reflektiren sich in der ihr entsprechenden Aequivalentform. Da die Natu- ralform jeder einzelnen Waarenart hier eine besondre Aequivalentform neben unzähligen andren besondren Aequivalentformen ist, existiren überhaupt nur beschränkte Aequivalentformen, von denen jede die andre aus- schliesst. Ebenso ist die in jedem besondern Waarenäquivalent enthaltene bestimmte, konkrete, nützliche Arbeitsart nur besondre, also nicht erschöpfende Erscheinungsform der menschlichen Arbeit. Diese besitzt ihre vollständige oder totale Erscheinungsform zwar in dem Ge- sammtumkreis jener besondren Erscheinungsformen. Aber so besitzt sie keine einheitliche Erscheinungsform.
§. 5. Uebergang aus der totalen Werthform in die allgemeine Werthform.
Die totale oder entfaltete relative Werthform besteht jedoch nur aus einer Summe einfacher relativer Werthausdrücke oder Gleichungen der ersten Form, wie: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock 20 Ellen Leinwand = 10 Pfd. Thee u. s. w.
Jede dieser Gleichungen enthält aber rückbezüglich auch die identische Gleichung: 1 Rock = 20 Ellen Leinwand 10 Pfd. Thee = 20 Ellen Leinwand u. s. w.
In der That: Tauscht der Besitzer der Leinwand seine Waare mit vielen andren Waaren aus und drückt daher den Werth seiner Waare in einer Reihe von andren Waaren aus, so müssen nothwendig auch die vielen andren Waarenbesitzer ihre Waaren mit Leinwand austauschen und daher die Werthe ihrer verschiedenen Waaren in derselben dritten Waare, der Leinwand, ausdrücken. — Kehren wir also die Reihe: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 10 Pfd. Thee oder = u. s. w. um, d. h. drücken wir die an sich, implicite, schon in der Reihe enthaltene Rückbeziehung aus, so erhalten wir:
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§. 4. Mängel der entfalteten oder totalen Werthform.
Erstens ist der relative Werthausdruck der Leinwand unfertig, weil
seine Darstellungsreihe nie abschliesst. Zweitens besteht er aus einer bunten
Mosaik auseinanderfallender und verschiedenartiger Werthausdrücke. Wird end-
lich, wie diess geschehn muss, der relative Werth jeder Waare in dieser
entfalteten Form ausgedrückt, so ist die relative Werthform jeder Waare eine von
der relativen Werthform jeder andren Waaren verschiedne endlose Reihe von
Werthausdrücken. — Die Mängel der entfalteten relativen Werthform
reflektiren sich in der ihr entsprechenden Aequivalentform. Da die Natu-
ralform jeder einzelnen Waarenart hier eine besondre Aequivalentform neben
unzähligen andren besondren Aequivalentformen ist, existiren überhaupt nur
beschränkte Aequivalentformen, von denen jede die andre aus-
schliesst. Ebenso ist die in jedem besondern Waarenäquivalent enthaltene
bestimmte, konkrete, nützliche Arbeitsart nur besondre, also
nicht erschöpfende Erscheinungsform der menschlichen Arbeit.
Diese besitzt ihre vollständige oder totale Erscheinungsform zwar in dem Ge-
sammtumkreis jener besondren Erscheinungsformen. Aber so besitzt sie
keine einheitliche Erscheinungsform.
§. 5. Uebergang aus der totalen Werthform in die allgemeine
Werthform.
Die totale oder entfaltete relative Werthform besteht jedoch nur
aus einer Summe einfacher relativer Werthausdrücke oder Gleichungen der
ersten Form, wie:
20 Ellen Leinwand = 1 Rock
20 Ellen Leinwand = 10 Pfd. Thee u. s. w.
Jede dieser Gleichungen enthält aber rückbezüglich auch die identische
Gleichung:
1 Rock = 20 Ellen Leinwand
10 Pfd. Thee = 20 Ellen Leinwand u. s. w.
In der That: Tauscht der Besitzer der Leinwand seine Waare mit vielen
andren Waaren aus und drückt daher den Werth seiner Waare in einer
Reihe von andren Waaren aus, so müssen nothwendig auch die vielen andren
Waarenbesitzer ihre Waaren mit Leinwand austauschen und daher die Werthe
ihrer verschiedenen Waaren in derselben dritten Waare, der Leinwand,
ausdrücken. — Kehren wir also die Reihe: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock
oder = 10 Pfd. Thee oder = u. s. w. um, d. h. drücken wir die an sich,
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/797>, abgerufen am 22.11.2024.
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