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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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sie diese zwei Rollen in eigner Person. Als Goldchrysalide dagegen,
worin sie selbst den Weg alles Fleisches wandert, endet sie zugleich die
erste Metamorphose einer dritten Waare. Der Kreislauf, den die Meta-
morphosenreihe jeder Waare bildet, verschlingt sich also unentwirrbar
mit den Kreisläufen andrer Waaren. Der Gesammtprozess stellt sich dar
als Waarencirculation.

Die Waarencirculation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom
unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden. Man werfe nur einen
Rückblick auf den Vorgang. Der Leineweber hat unbedingt Leinwand
mit Bibel vertauscht, eigne Waare mit fremder. Aber diess Phänomen
ist nur wahr für ihn. Der Bibelagent, der dem Kühlen Heisses vorzieht,
dachte nicht daran, Leinwand für Bibel einzutauschen, wie der Leineweber
nicht davon weiss, dass Weizen gegen seine Leinwand eingetauscht wor-
den ist u. s. w. Die Waare des B ersetzt die Waare des A, aber A und
B tauschen nicht wechselseitig ihre Waaren aus. Es kann in der
That vorkommen, dass A und B wechselweis von einander kaufen, aber
solche besondre Beziehung ist keineswegs durch die allgemeinen Verhält-
nisse der Waarencirculation bedingt. Einerseits sieht man hier, wie der
Waarenaustausch die individuellen und lokalen Schranken
des unmittelbaren Produktenaustauschs durchbricht und den Stoffwechsel
der menschlichen Arbeit entwickelt. Andrerseits entwickelt sich ein gan-
zer Kreis von den handelnden Personen uncontrolirbarer, gesellschaftlicher
Naturzusammenhänge. Der Weber kann nur Leinwand verkaufen, weil
der Bauer Weizen, Heisssporn nur die Bibel, weil der Weber Leinwand,
der Destillateur nur gebranntes Wasser, weil der andre das Wasser des
ewigen Lebens bereits verkauft hat u. s. w.

Der Circulationsprozess erlischt desswegen auch nicht, wie der un-
mittelbare Produktenaustausch, in dem Stellen - oder Händewechsel der
Gebrauchswerthe. Das Geld verschwindet nicht, weil es schliesslich aus
der Metamorphosenreihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer
nieder auf eine durch die Waaren geräumte Circulationsstelle. Z. B. in
der Gesammtmetamorphose der Leinwand: Leinwand -- Geld --
Bibel
fällt erst die Leinwand aus der Circulation, Geld tritt an ihre
Stelle, fällt dann die Bibel aus der Circulation, Geld tritt an ihre Stelle.
Der Ersatz von Waare durch Waare lässt zugleich an dritter Hand die
Geldwaare hängen. Die Circulation schwitzt beständig Geld aus.


sie diese zwei Rollen in eigner Person. Als Goldchrysalide dagegen,
worin sie selbst den Weg alles Fleisches wandert, endet sie zugleich die
erste Metamorphose einer dritten Waare. Der Kreislauf, den die Meta-
morphosenreihe jeder Waare bildet, verschlingt sich also unentwirrbar
mit den Kreisläufen andrer Waaren. Der Gesammtprozess stellt sich dar
als Waarencirculation.

Die Waarencirculation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom
unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden. Man werfe nur einen
Rückblick auf den Vorgang. Der Leineweber hat unbedingt Leinwand
mit Bibel vertauscht, eigne Waare mit fremder. Aber diess Phänomen
ist nur wahr für ihn. Der Bibelagent, der dem Kühlen Heisses vorzieht,
dachte nicht daran, Leinwand für Bibel einzutauschen, wie der Leineweber
nicht davon weiss, dass Weizen gegen seine Leinwand eingetauscht wor-
den ist u. s. w. Die Waare des B ersetzt die Waare des A, aber A und
B tauschen nicht wechselseitig ihre Waaren aus. Es kann in der
That vorkommen, dass A und B wechselweis von einander kaufen, aber
solche besondre Beziehung ist keineswegs durch die allgemeinen Verhält-
nisse der Waarencirculation bedingt. Einerseits sieht man hier, wie der
Waarenaustausch die individuellen und lokalen Schranken
des unmittelbaren Produktenaustauschs durchbricht und den Stoffwechsel
der menschlichen Arbeit entwickelt. Andrerseits entwickelt sich ein gan-
zer Kreis von den handelnden Personen uncontrolirbarer, gesellschaftlicher
Naturzusammenhänge. Der Weber kann nur Leinwand verkaufen, weil
der Bauer Weizen, Heisssporn nur die Bibel, weil der Weber Leinwand,
der Destillateur nur gebranntes Wasser, weil der andre das Wasser des
ewigen Lebens bereits verkauft hat u. s. w.

Der Circulationsprozess erlischt desswegen auch nicht, wie der un-
mittelbare Produktenaustausch, in dem Stellen - oder Händewechsel der
Gebrauchswerthe. Das Geld verschwindet nicht, weil es schliesslich aus
der Metamorphosenreihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer
nieder auf eine durch die Waaren geräumte Circulationsstelle. Z. B. in
der Gesammtmetamorphose der Leinwand: Leinwand — Geld —
Bibel
fällt erst die Leinwand aus der Circulation, Geld tritt an ihre
Stelle, fällt dann die Bibel aus der Circulation, Geld tritt an ihre Stelle.
Der Ersatz von Waare durch Waare lässt zugleich an dritter Hand die
Geldwaare hängen. Die Circulation schwitzt beständig Geld aus.


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[72/0091] sie diese zwei Rollen in eigner Person. Als Goldchrysalide dagegen, worin sie selbst den Weg alles Fleisches wandert, endet sie zugleich die erste Metamorphose einer dritten Waare. Der Kreislauf, den die Meta- morphosenreihe jeder Waare bildet, verschlingt sich also unentwirrbar mit den Kreisläufen andrer Waaren. Der Gesammtprozess stellt sich dar als Waarencirculation. Die Waarencirculation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden. Man werfe nur einen Rückblick auf den Vorgang. Der Leineweber hat unbedingt Leinwand mit Bibel vertauscht, eigne Waare mit fremder. Aber diess Phänomen ist nur wahr für ihn. Der Bibelagent, der dem Kühlen Heisses vorzieht, dachte nicht daran, Leinwand für Bibel einzutauschen, wie der Leineweber nicht davon weiss, dass Weizen gegen seine Leinwand eingetauscht wor- den ist u. s. w. Die Waare des B ersetzt die Waare des A, aber A und B tauschen nicht wechselseitig ihre Waaren aus. Es kann in der That vorkommen, dass A und B wechselweis von einander kaufen, aber solche besondre Beziehung ist keineswegs durch die allgemeinen Verhält- nisse der Waarencirculation bedingt. Einerseits sieht man hier, wie der Waarenaustausch die individuellen und lokalen Schranken des unmittelbaren Produktenaustauschs durchbricht und den Stoffwechsel der menschlichen Arbeit entwickelt. Andrerseits entwickelt sich ein gan- zer Kreis von den handelnden Personen uncontrolirbarer, gesellschaftlicher Naturzusammenhänge. Der Weber kann nur Leinwand verkaufen, weil der Bauer Weizen, Heisssporn nur die Bibel, weil der Weber Leinwand, der Destillateur nur gebranntes Wasser, weil der andre das Wasser des ewigen Lebens bereits verkauft hat u. s. w. Der Circulationsprozess erlischt desswegen auch nicht, wie der un- mittelbare Produktenaustausch, in dem Stellen - oder Händewechsel der Gebrauchswerthe. Das Geld verschwindet nicht, weil es schliesslich aus der Metamorphosenreihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch die Waaren geräumte Circulationsstelle. Z. B. in der Gesammtmetamorphose der Leinwand: Leinwand — Geld — Bibel fällt erst die Leinwand aus der Circulation, Geld tritt an ihre Stelle, fällt dann die Bibel aus der Circulation, Geld tritt an ihre Stelle. Der Ersatz von Waare durch Waare lässt zugleich an dritter Hand die Geldwaare hängen. Die Circulation schwitzt beständig Geld aus.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/91>, abgerufen am 24.11.2024.