Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

dann nur mit der heimtückischen Absicht nachzuweisen, dass das Pfund
unter 1 sh. verkauft werden könne und der Verkäufer dabei immer noch
ein gutes Geschäst machen werde. Das Quantum aber, das er kauft,
hängt von seinen Bedürfnissen ab; ist er z. B. Webereibesitzer, dann von
der Konstitution seines eignen in der Weberei fungirenden Kapitals, nicht
von der des Spinners, von dem er kauft. Die Verhältnisse, worin W'
einerseits das in ihm aufgearbeitete Kapital (resp. dessen verschiedne Be-
standtheile) zu ersetzen, andrerseitsals Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung
von Mehrwerth, sei es zur Kapitalakkumulation, zu dienen hat, existiren
nur im Kreislauf des Kapitals, dessen Waarenform die 10,000 Lb. Garn
sind. Sie haben mit dem Verkauf als solchem nichts zu thun. Hier ist
ausserdem unterstellt, dass W' zu seinem Werth verkauft wird, es sich
also nur um seine Verwandlung aus Waarenform in Geldform handelt.
Für W', als funktionelle Form im Kreislauf dieses einzelnen Kapitals,
woraus das produktive Kapital ersetzt werden muss, ist es natürlich ent-
scheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim Verkauf von einander
abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrachtung der blossen Form-
unterschiede nichts zu schaffen.

In Form I, G ... G' erscheint der Produktionsprocess in der Mitte
zwischen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen
der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschliessende
Phase W' -- G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in
die Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies
Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschlossner Ge-
schäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare Geld.
Der Neubeginn ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. G ... P ... G'
kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rücktritt aus dem Ge-
schäft die Funktion eines individuellen Kapitals abschliesst, wie erster
Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individuellen Kapitals. Die
allgemeine Bewegung ist hier G ... G', von Geld zu mehr Geld.

In Form II, P ... W' -- G' -- W ... P (P') folgt der gesammte
Cirkulationsprocess auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er er-
folgt aber in entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P
ist das produktive Kapital, und seine Funktion der Produktionsprocess,
als Vorbedingung des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das ab-
schliessende P dagegen ist nicht der Produktionsprocess; es ist nur das

5*

dann nur mit der heimtückischen Absicht nachzuweisen, dass das Pfund
unter 1 sh. verkauft werden könne und der Verkäufer dabei immer noch
ein gutes Geschäſt machen werde. Das Quantum aber, das er kauft,
hängt von seinen Bedürfnissen ab; ist er z. B. Webereibesitzer, dann von
der Konstitution seines eignen in der Weberei fungirenden Kapitals, nicht
von der des Spinners, von dem er kauft. Die Verhältnisse, worin W'
einerseits das in ihm aufgearbeitete Kapital (resp. dessen verschiedne Be-
standtheile) zu ersetzen, andrerseitsals Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung
von Mehrwerth, sei es zur Kapitalakkumulation, zu dienen hat, existiren
nur im Kreislauf des Kapitals, dessen Waarenform die 10,000 . Garn
sind. Sie haben mit dem Verkauf als solchem nichts zu thun. Hier ist
ausserdem unterstellt, dass W' zu seinem Werth verkauft wird, es sich
also nur um seine Verwandlung aus Waarenform in Geldform handelt.
Für W', als funktionelle Form im Kreislauf dieses einzelnen Kapitals,
woraus das produktive Kapital ersetzt werden muss, ist es natürlich ent-
scheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim Verkauf von einander
abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrachtung der blossen Form-
unterschiede nichts zu schaffen.

In Form I, G … G' erscheint der Produktionsprocess in der Mitte
zwischen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen
der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschliessende
Phase W' — G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in
die Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies
Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschlossner Ge-
schäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare Geld.
Der Neubeginn ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. G … P … G'
kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rücktritt aus dem Ge-
schäft die Funktion eines individuellen Kapitals abschliesst, wie erster
Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individuellen Kapitals. Die
allgemeine Bewegung ist hier G … G', von Geld zu mehr Geld.

In Form II, P … W' — G' — W … P (P') folgt der gesammte
Cirkulationsprocess auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er er-
folgt aber in entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P
ist das produktive Kapital, und seine Funktion der Produktionsprocess,
als Vorbedingung des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das ab-
schliessende P dagegen ist nicht der Produktionsprocess; es ist nur das

5*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0101" n="67"/>
dann nur mit der heimtückischen Absicht nachzuweisen, dass das Pfund<lb/>
unter 1 sh. verkauft werden könne und der Verkäufer dabei immer noch<lb/>
ein gutes Geschä&#x017F;t machen werde. Das Quantum aber, das er kauft,<lb/>
hängt von seinen Bedürfnissen ab; ist er z. B. Webereibesitzer, dann von<lb/>
der Konstitution seines eignen in der Weberei fungirenden Kapitals, nicht<lb/>
von der des Spinners, von dem er kauft. Die Verhältnisse, worin W'<lb/>
einerseits das in ihm aufgearbeitete Kapital (resp. dessen verschiedne Be-<lb/>
standtheile) zu ersetzen, andrerseitsals Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung<lb/>
von Mehrwerth, sei es zur Kapitalakkumulation, zu dienen hat, existiren<lb/>
nur im Kreislauf des Kapitals, dessen Waarenform die 10,000 <hi rendition="#i">&#x2114;</hi>. Garn<lb/>
sind. Sie haben mit dem Verkauf als solchem nichts zu thun. Hier ist<lb/>
ausserdem unterstellt, dass W' zu seinem Werth verkauft wird, es sich<lb/>
also nur um seine Verwandlung aus Waarenform in Geldform handelt.<lb/>
Für W', als funktionelle Form im Kreislauf dieses einzelnen Kapitals,<lb/>
woraus das produktive Kapital ersetzt werden muss, ist es natürlich ent-<lb/>
scheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim Verkauf von einander<lb/>
abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrachtung der blossen Form-<lb/>
unterschiede nichts zu schaffen.</p><lb/>
            <p>In Form I, G &#x2026; G' erscheint der Produktionsprocess in der Mitte<lb/>
zwischen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen<lb/>
der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschliessende<lb/>
Phase W' &#x2014; G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in<lb/>
die Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies<lb/>
Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschlossner Ge-<lb/>
schäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare Geld.<lb/>
Der Neubeginn ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. G &#x2026; P &#x2026; G'<lb/>
kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rücktritt aus dem Ge-<lb/>
schäft die Funktion eines individuellen Kapitals abschliesst, wie erster<lb/>
Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individuellen Kapitals. Die<lb/>
allgemeine Bewegung ist hier G &#x2026; G', von Geld zu mehr Geld.</p><lb/>
            <p>In Form II, P &#x2026; W' &#x2014; G' &#x2014; W &#x2026; P (P') folgt der gesammte<lb/>
Cirkulationsprocess auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er er-<lb/>
folgt aber in entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P<lb/>
ist das produktive Kapital, und seine Funktion der Produktionsprocess,<lb/>
als Vorbedingung des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das ab-<lb/>
schliessende P dagegen ist nicht der Produktionsprocess; es ist nur das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0101] dann nur mit der heimtückischen Absicht nachzuweisen, dass das Pfund unter 1 sh. verkauft werden könne und der Verkäufer dabei immer noch ein gutes Geschäſt machen werde. Das Quantum aber, das er kauft, hängt von seinen Bedürfnissen ab; ist er z. B. Webereibesitzer, dann von der Konstitution seines eignen in der Weberei fungirenden Kapitals, nicht von der des Spinners, von dem er kauft. Die Verhältnisse, worin W' einerseits das in ihm aufgearbeitete Kapital (resp. dessen verschiedne Be- standtheile) zu ersetzen, andrerseitsals Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung von Mehrwerth, sei es zur Kapitalakkumulation, zu dienen hat, existiren nur im Kreislauf des Kapitals, dessen Waarenform die 10,000 ℔. Garn sind. Sie haben mit dem Verkauf als solchem nichts zu thun. Hier ist ausserdem unterstellt, dass W' zu seinem Werth verkauft wird, es sich also nur um seine Verwandlung aus Waarenform in Geldform handelt. Für W', als funktionelle Form im Kreislauf dieses einzelnen Kapitals, woraus das produktive Kapital ersetzt werden muss, ist es natürlich ent- scheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim Verkauf von einander abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrachtung der blossen Form- unterschiede nichts zu schaffen. In Form I, G … G' erscheint der Produktionsprocess in der Mitte zwischen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschliessende Phase W' — G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in die Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschlossner Ge- schäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare Geld. Der Neubeginn ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. G … P … G' kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rücktritt aus dem Ge- schäft die Funktion eines individuellen Kapitals abschliesst, wie erster Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individuellen Kapitals. Die allgemeine Bewegung ist hier G … G', von Geld zu mehr Geld. In Form II, P … W' — G' — W … P (P') folgt der gesammte Cirkulationsprocess auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er er- folgt aber in entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P ist das produktive Kapital, und seine Funktion der Produktionsprocess, als Vorbedingung des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das ab- schliessende P dagegen ist nicht der Produktionsprocess; es ist nur das 5*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/101
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/101>, abgerufen am 21.11.2024.