Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

fischen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt
zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente etc.,
kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Produkt
zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Arbeitern
gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte nothwendig
zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von konstantem Kapital
und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch ihre Doktrin selbst
versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth producirt (ausser der
Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn in der In-
dustrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem
System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt,
so entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit
(Mithülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur desswegen heisst ihnen
die Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern
Arbeitsarten.

A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes
Kapital im Gegensatz zum fixen

1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt
mit den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem
Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort-
geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen
Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst,
dass, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die
Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie
die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen.

2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter,
obgleich sie dem esoterischen -- wirklich wissenschaftlichen -- Theil seiner
eignen Entwicklung widerspricht.

Das vorgeschossne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives
Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die selbst
Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in dieser
Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt man
nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des Ka-
pitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, dass
diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht
von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von

fischen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt
zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente etc.,
kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Produkt
zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Arbeitern
gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte nothwendig
zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von konstantem Kapital
und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch ihre Doktrin selbst
versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth producirt (ausser der
Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn in der In-
dustrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem
System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt,
so entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit
(Mithülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur desswegen heisst ihnen
die Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern
Arbeitsarten.

A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes
Kapital im Gegensatz zum fixen

1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt
mit den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem
Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort-
geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen
Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst,
dass, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die
Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie
die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen.

2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter,
obgleich sie dem esoterischen — wirklich wissenschaftlichen — Theil seiner
eignen Entwicklung widerspricht.

Das vorgeschossne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives
Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die selbst
Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in dieser
Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt man
nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des Ka-
pitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, dass
diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht
von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0226" n="192"/>
fischen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt<lb/>
zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente etc.,<lb/>
kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Produkt<lb/>
zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Arbeitern<lb/>
gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte nothwendig<lb/>
zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von konstantem Kapital<lb/>
und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch ihre Doktrin selbst<lb/>
versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth producirt (ausser der<lb/>
Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn in der In-<lb/>
dustrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem<lb/>
System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt,<lb/>
so entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit<lb/>
(Mithülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur desswegen heisst ihnen<lb/>
die Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern<lb/>
Arbeitsarten.</p><lb/>
            <p>A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes<lb/>
Kapital im Gegensatz zum fixen</p><lb/>
            <p>1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt<lb/>
mit den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem<lb/>
Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort-<lb/>
geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen<lb/>
Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst,<lb/>
dass, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die<lb/>
Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie<lb/>
die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen.</p><lb/>
            <p>2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter,<lb/>
obgleich sie dem esoterischen &#x2014; wirklich wissenschaftlichen &#x2014; Theil seiner<lb/>
eignen Entwicklung widerspricht.</p><lb/>
            <p>Das vorgeschossne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives<lb/>
Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die selbst<lb/>
Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in dieser<lb/>
Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt man<lb/>
nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des Ka-<lb/>
pitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, dass<lb/>
diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht<lb/>
von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0226] fischen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente etc., kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Produkt zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Arbeitern gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte nothwendig zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von konstantem Kapital und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch ihre Doktrin selbst versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth producirt (ausser der Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn in der In- dustrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt, so entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit (Mithülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur desswegen heisst ihnen die Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern Arbeitsarten. A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes Kapital im Gegensatz zum fixen 1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt mit den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort- geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst, dass, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen. 2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter, obgleich sie dem esoterischen — wirklich wissenschaftlichen — Theil seiner eignen Entwicklung widerspricht. Das vorgeschossne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die selbst Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in dieser Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt man nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des Ka- pitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, dass diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/226
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/226>, abgerufen am 19.05.2024.