das Verhältniss von Waare und Geld, und wies nach wie und warum, kraft der ihr innewohnenden Wertheigenschaft, die Waare und der Waarenaustausch den Gegensatz von Waare und Geld er- zeugen muss; seine hierauf gegründete Geldtheorie ist die erste er- schöpfende und jetzt stillschweigend allgemein acceptirte. Er unter- suchte die Verwandlung von Geld in Kapital, und bewies, dass sie auf dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft beruhe. Indem er hier die Arbeitskraft, die werthschaffende Eigenschaft, an die Stelle der Arbeit setzte, löste er mit einem Schlag eine der Schwierigkeiten, an der die Ricardo'sche Schule zu Grunde gegangen war: die Un- möglichkeit, den gegenseitigen Austausch von Kapital und Arbeit in Einklang zu bringen mit dem Ricardo'schen Gesetz der Werth- bestimmung durch Arbeit. Indem er die Unterscheidung des Kapitals in konstantes und variables konstatirte, kam er erst dahin, den Process der Mehrwerthbildung in seinem wirklichen Hergang bis in's Einzelnste darzustellen, und damit zu erklären -- was keiner seiner Vorgänger fertig gebracht; konstatirte er also einen Unter- schied innerhalb des Kapitals selbst, mit dem Rodbertus ebensowenig wie die bürgerlichen Oekonomen im Stande waren das Geringste an- zufangen, der aber den Schlüssel zur Lösung der verwickeltsten ökonomischen Probleme liefert, wovon hier wieder Buch II -- und noch mehr, wie sich zeigen wird, Buch III -- der schlagendste Be- weis. Den Mehrwerth selbst untersuchte er weiter, fand seine beiden Formen: absoluter und relativer Mehrwerth, und wies die verschiedne, aber beidemal entscheidende Rolle nach, die sie in der geschicht- lichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion gespielt. Auf Grundlage des Mehrwerths entwickelte er die erste rationelle Theorie des Arbeitslohns die wir haben, und gab zum ersten Mal die Grund- züge einer Geschichte der kapitalistischen Akkumulation und eine Darstellung ihrer geschichtlichen Tendenz.
Und Rodbertus? Nachdem er das alles gelesen, findet er darin -- wie immer Tendenzökonom! -- einen "Einbruch in die Gesell- schaft," findet dass er selbst bereits viel kürzer und klarer gesagt hat woraus der Mehrwerth entsteht, und findet endlich, dass das alles zwar auf "die heutige Kapitalform" passt, d. h. auf das Kapital wie es historisch besteht, nicht aber auf "den Kapitalbegriff,"
das Verhältniss von Waare und Geld, und wies nach wie und warum, kraft der ihr innewohnenden Wertheigenschaft, die Waare und der Waarenaustausch den Gegensatz von Waare und Geld er- zeugen muss; seine hierauf gegründete Geldtheorie ist die erste er- schöpfende und jetzt stillschweigend allgemein acceptirte. Er unter- suchte die Verwandlung von Geld in Kapital, und bewies, dass sie auf dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft beruhe. Indem er hier die Arbeitskraft, die werthschaffende Eigenschaft, an die Stelle der Arbeit setzte, löste er mit einem Schlag eine der Schwierigkeiten, an der die Ricardo’sche Schule zu Grunde gegangen war: die Un- möglichkeit, den gegenseitigen Austausch von Kapital und Arbeit in Einklang zu bringen mit dem Ricardo’schen Gesetz der Werth- bestimmung durch Arbeit. Indem er die Unterscheidung des Kapitals in konstantes und variables konstatirte, kam er erst dahin, den Process der Mehrwerthbildung in seinem wirklichen Hergang bis in’s Einzelnste darzustellen, und damit zu erklären — was keiner seiner Vorgänger fertig gebracht; konstatirte er also einen Unter- schied innerhalb des Kapitals selbst, mit dem Rodbertus ebensowenig wie die bürgerlichen Oekonomen im Stande waren das Geringste an- zufangen, der aber den Schlüssel zur Lösung der verwickeltsten ökonomischen Probleme liefert, wovon hier wieder Buch II — und noch mehr, wie sich zeigen wird, Buch III — der schlagendste Be- weis. Den Mehrwerth selbst untersuchte er weiter, fand seine beiden Formen: absoluter und relativer Mehrwerth, und wies die verschiedne, aber beidemal entscheidende Rolle nach, die sie in der geschicht- lichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion gespielt. Auf Grundlage des Mehrwerths entwickelte er die erste rationelle Theorie des Arbeitslohns die wir haben, und gab zum ersten Mal die Grund- züge einer Geschichte der kapitalistischen Akkumulation und eine Darstellung ihrer geschichtlichen Tendenz.
Und Rodbertus? Nachdem er das alles gelesen, findet er darin — wie immer Tendenzökonom! — einen „Einbruch in die Gesell- schaft,“ findet dass er selbst bereits viel kürzer und klarer gesagt hat woraus der Mehrwerth entsteht, und findet endlich, dass das alles zwar auf „die heutige Kapitalform“ passt, d. h. auf das Kapital wie es historisch besteht, nicht aber auf „den Kapitalbegriff,“
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[XX/0026]
das Verhältniss von Waare und Geld, und wies nach wie und
warum, kraft der ihr innewohnenden Wertheigenschaft, die Waare
und der Waarenaustausch den Gegensatz von Waare und Geld er-
zeugen muss; seine hierauf gegründete Geldtheorie ist die erste er-
schöpfende und jetzt stillschweigend allgemein acceptirte. Er unter-
suchte die Verwandlung von Geld in Kapital, und bewies, dass sie
auf dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft beruhe. Indem er hier
die Arbeitskraft, die werthschaffende Eigenschaft, an die Stelle der
Arbeit setzte, löste er mit einem Schlag eine der Schwierigkeiten,
an der die Ricardo’sche Schule zu Grunde gegangen war: die Un-
möglichkeit, den gegenseitigen Austausch von Kapital und Arbeit
in Einklang zu bringen mit dem Ricardo’schen Gesetz der Werth-
bestimmung durch Arbeit. Indem er die Unterscheidung des
Kapitals in konstantes und variables konstatirte, kam er erst dahin,
den Process der Mehrwerthbildung in seinem wirklichen Hergang
bis in’s Einzelnste darzustellen, und damit zu erklären — was keiner
seiner Vorgänger fertig gebracht; konstatirte er also einen Unter-
schied innerhalb des Kapitals selbst, mit dem Rodbertus ebensowenig
wie die bürgerlichen Oekonomen im Stande waren das Geringste an-
zufangen, der aber den Schlüssel zur Lösung der verwickeltsten
ökonomischen Probleme liefert, wovon hier wieder Buch II — und
noch mehr, wie sich zeigen wird, Buch III — der schlagendste Be-
weis. Den Mehrwerth selbst untersuchte er weiter, fand seine beiden
Formen: absoluter und relativer Mehrwerth, und wies die verschiedne,
aber beidemal entscheidende Rolle nach, die sie in der geschicht-
lichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion gespielt. Auf
Grundlage des Mehrwerths entwickelte er die erste rationelle Theorie
des Arbeitslohns die wir haben, und gab zum ersten Mal die Grund-
züge einer Geschichte der kapitalistischen Akkumulation und eine
Darstellung ihrer geschichtlichen Tendenz.
Und Rodbertus? Nachdem er das alles gelesen, findet er darin
— wie immer Tendenzökonom! — einen „Einbruch in die Gesell-
schaft,“ findet dass er selbst bereits viel kürzer und klarer gesagt
hat woraus der Mehrwerth entsteht, und findet endlich, dass das
alles zwar auf „die heutige Kapitalform“ passt, d. h. auf das
Kapital wie es historisch besteht, nicht aber auf „den Kapitalbegriff,“
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. XX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/26>, abgerufen am 23.11.2024.
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