Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite
V. Oekonomie durch Erfindungen.

Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie
gesagt das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf grosser
Stufenleiter angewandt werden, kurz, dass sie dienen als Be-
dingungen unmittelbar gesellschaftlicher, vergesellschafteter Arbeit,
oder der unmittelbaren Kooperation innerhalb des Produktions-
processes. Es ist dies einestheils die Bedingung, worunter allein
die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt werden
können ohne den Preis der Waare zu vertheuern, und dies ist
immer die conditio sine qua non. Anderntheils werden erst bei
grosser Stufenleiter der Produktion die Oekonomien möglich, die
aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfliessen.
Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinirten
Arbeiters, wo und wie zu ökonomisiren, wie die bereits gemachten
Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen
Friktionen bei Ausführung der Theorie -- ihrer Anwendung auf
den Produktionsprocess -- zu überwinden u. s. w.

Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner
Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produk-
tionsprocess ihre Rolle, beide gehn in einander über, aber beide
unterscheiden sich auch. Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaft-
liche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt
theils durch Kooperation mit Lebenden, theils durch Benutzung
der Arbeiten Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die
unmittelbare Kooperation der Individuen.

Das Obengesagte erhält neue Bestätigung durch das oft Beob-
achtete:

1) Den grossen Unterschied in den Kosten zwischen dem ersten
Bau einer neuen Maschine und ihrer Reproduktion, worüber Ure
und Babbage nachzusehn.

2) Die viel grössern Kosten, womit überhaupt ein auf neuen Er-
findungen beruhendes Etablissement betrieben wird, verglichen mit
den spätern, auf seinen Ruinen, ex suis ossibus aufsteigenden
Etablissements. Dies geht soweit, dass die ersten Unternehmer
meist Bankrott machen und erst die spätern, in deren Hand Ge-
bäude, Maschinerie etc. wohlfeiler kommen, floriren. Es ist daher
meist die werthloseste und miserabelste Sorte von Geldkapitalisten,
die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des
menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch
kombinirte Arbeit den grössten Profit zieht.



V. Oekonomie durch Erfindungen.

Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie
gesagt das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf grosser
Stufenleiter angewandt werden, kurz, dass sie dienen als Be-
dingungen unmittelbar gesellschaftlicher, vergesellschafteter Arbeit,
oder der unmittelbaren Kooperation innerhalb des Produktions-
processes. Es ist dies einestheils die Bedingung, worunter allein
die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt werden
können ohne den Preis der Waare zu vertheuern, und dies ist
immer die conditio sine qua non. Anderntheils werden erst bei
grosser Stufenleiter der Produktion die Oekonomien möglich, die
aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfliessen.
Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinirten
Arbeiters, wo und wie zu ökonomisiren, wie die bereits gemachten
Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen
Friktionen bei Ausführung der Theorie — ihrer Anwendung auf
den Produktionsprocess — zu überwinden u. s. w.

Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner
Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produk-
tionsprocess ihre Rolle, beide gehn in einander über, aber beide
unterscheiden sich auch. Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaft-
liche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt
theils durch Kooperation mit Lebenden, theils durch Benutzung
der Arbeiten Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die
unmittelbare Kooperation der Individuen.

Das Obengesagte erhält neue Bestätigung durch das oft Beob-
achtete:

1) Den grossen Unterschied in den Kosten zwischen dem ersten
Bau einer neuen Maschine und ihrer Reproduktion, worüber Ure
und Babbage nachzusehn.

2) Die viel grössern Kosten, womit überhaupt ein auf neuen Er-
findungen beruhendes Etablissement betrieben wird, verglichen mit
den spätern, auf seinen Ruinen, ex suis ossibus aufsteigenden
Etablissements. Dies geht soweit, dass die ersten Unternehmer
meist Bankrott machen und erst die spätern, in deren Hand Ge-
bäude, Maschinerie etc. wohlfeiler kommen, floriren. Es ist daher
meist die werthloseste und miserabelste Sorte von Geldkapitalisten,
die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des
menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch
kombinirte Arbeit den grössten Profit zieht.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0114" n="80"/>
            <div n="4">
              <head>V. <hi rendition="#g">Oekonomie durch Erfindungen</hi>.</head><lb/>
              <p>Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie<lb/>
gesagt das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf grosser<lb/>
Stufenleiter angewandt werden, kurz, dass sie dienen als Be-<lb/>
dingungen unmittelbar gesellschaftlicher, vergesellschafteter Arbeit,<lb/>
oder der unmittelbaren Kooperation innerhalb des Produktions-<lb/>
processes. Es ist dies einestheils die Bedingung, worunter allein<lb/>
die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt werden<lb/>
können ohne den Preis der Waare zu vertheuern, und dies ist<lb/>
immer die conditio sine qua non. Anderntheils werden erst bei<lb/>
grosser Stufenleiter der Produktion die Oekonomien möglich, die<lb/>
aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfliessen.<lb/>
Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinirten<lb/>
Arbeiters, wo und wie zu ökonomisiren, wie die bereits gemachten<lb/>
Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen<lb/>
Friktionen bei Ausführung der Theorie &#x2014; ihrer Anwendung auf<lb/>
den Produktionsprocess &#x2014; zu überwinden u. s. w.</p><lb/>
              <p>Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner<lb/>
Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produk-<lb/>
tionsprocess ihre Rolle, beide gehn in einander über, aber beide<lb/>
unterscheiden sich auch. Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaft-<lb/>
liche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt<lb/>
theils durch Kooperation mit Lebenden, theils durch Benutzung<lb/>
der Arbeiten Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die<lb/>
unmittelbare Kooperation der Individuen.</p><lb/>
              <p>Das Obengesagte erhält neue Bestätigung durch das oft Beob-<lb/>
achtete:</p><lb/>
              <p>1) Den grossen Unterschied in den Kosten zwischen dem ersten<lb/>
Bau einer neuen Maschine und ihrer Reproduktion, worüber Ure<lb/>
und Babbage nachzusehn.</p><lb/>
              <p>2) Die viel grössern Kosten, womit überhaupt ein auf neuen Er-<lb/>
findungen beruhendes Etablissement betrieben wird, verglichen mit<lb/>
den spätern, auf seinen Ruinen, ex suis ossibus aufsteigenden<lb/>
Etablissements. Dies geht soweit, dass die ersten Unternehmer<lb/>
meist Bankrott machen und erst die spätern, in deren Hand Ge-<lb/>
bäude, Maschinerie etc. wohlfeiler kommen, floriren. Es ist daher<lb/>
meist die werthloseste und miserabelste Sorte von Geldkapitalisten,<lb/>
die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des<lb/>
menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch<lb/>
kombinirte Arbeit den grössten Profit zieht.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0114] V. Oekonomie durch Erfindungen. Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie gesagt das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf grosser Stufenleiter angewandt werden, kurz, dass sie dienen als Be- dingungen unmittelbar gesellschaftlicher, vergesellschafteter Arbeit, oder der unmittelbaren Kooperation innerhalb des Produktions- processes. Es ist dies einestheils die Bedingung, worunter allein die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt werden können ohne den Preis der Waare zu vertheuern, und dies ist immer die conditio sine qua non. Anderntheils werden erst bei grosser Stufenleiter der Produktion die Oekonomien möglich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfliessen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinirten Arbeiters, wo und wie zu ökonomisiren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen Friktionen bei Ausführung der Theorie — ihrer Anwendung auf den Produktionsprocess — zu überwinden u. s. w. Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produk- tionsprocess ihre Rolle, beide gehn in einander über, aber beide unterscheiden sich auch. Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaft- liche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt theils durch Kooperation mit Lebenden, theils durch Benutzung der Arbeiten Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen. Das Obengesagte erhält neue Bestätigung durch das oft Beob- achtete: 1) Den grossen Unterschied in den Kosten zwischen dem ersten Bau einer neuen Maschine und ihrer Reproduktion, worüber Ure und Babbage nachzusehn. 2) Die viel grössern Kosten, womit überhaupt ein auf neuen Er- findungen beruhendes Etablissement betrieben wird, verglichen mit den spätern, auf seinen Ruinen, ex suis ossibus aufsteigenden Etablissements. Dies geht soweit, dass die ersten Unternehmer meist Bankrott machen und erst die spätern, in deren Hand Ge- bäude, Maschinerie etc. wohlfeiler kommen, floriren. Es ist daher meist die werthloseste und miserabelste Sorte von Geldkapitalisten, die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch kombinirte Arbeit den grössten Profit zieht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/114
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/114>, abgerufen am 24.11.2024.