1) Die beständigen Verbesserungen, welche vorhandne Maschi- nerie, Fabrikeinrichtung u. s. w., relativ ihres Gebrauchswerths und damit auch ihres Werths berauben. Dieser Process wirkt gewalt- sam namentlich in der ersten Epoche neu eingeführter Maschinerie, bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo sie daher beständig antiquirt ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Werth zu reproduciren. Es ist dies einer der Gründe der in solchen Epochen üblichen, maßlosen Verlängerung der Arbeitszeit, des Arbeitens mit wechselnder Schicht bei Tag und bei Nacht, damit in kürzerm Zeitraum, ohne den Verschleiss der Maschinerie zu hoch zu berechnen, ihr Werth sich reproducirt. Wird dagegen kurze Wirkungszeit der Maschinerie (ihre kurze Lebensfrist gegenüber voraussichtlichen Verbesserungen) nicht so ausgeglichen, so gibt sie zu viel Werththeil für moralischen Verschleiss an das Produkt ab, sodass sie selbst mit der Handarbeit nicht konkurriren kann.15)
Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, überhaupt das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt hat, sodass es für längre Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unverändert bleibt, so tritt eine ähnliche Entwerthung ein in Folge von Ver- besserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapitals. Der Werth der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch verdrängt, oder in gewissem Grad entwerthet wird durch neuere, produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt wohlfeiler reproducirt werden kann. Es ist dies einer der Gründe, warum grosse Geschäftsanlagen oft erst in zweiter Hand floriren, nachdem der erste Besitzer bankrott gemacht, und der zweite, der sie wohl- feil angekauft, desshalb von vornherein seine Produktion mit ge- ringrer Kapitalauslage beginnt.
Bei der Agrikultur speciell springt in die Augen, dass dieselben Gründe, die den Preis des Produkts erhöhen oder senken, auch den Werth des Kapitals erhöhen oder senken, weil dies selbst zum grossen Theil aus jenem Produkt, Korn, Vieh etc. besteht. (Ricardo.)
Es wäre nun noch zu erwähnen das variable Kapital.
Soweit der Werth der Arbeitskraft steigt, weil der Werth der zu ihrer Reproduktion erheischten Lebensmittel steigt, oder um- gekehrt fällt, weil der Werth dieser Lebensmittel fällt -- und
15) Beispiele u. A. bei Babbage. Das gewöhnliche Hülfsmittel -- Herab- setzung des Arbeitslohns -- wird auch hier angewandt, und so wirkt diese beständige Entwerthung ganz anders als Herr Carey in seinem harmonischen Gehirn träumt.
1) Die beständigen Verbesserungen, welche vorhandne Maschi- nerie, Fabrikeinrichtung u. s. w., relativ ihres Gebrauchswerths und damit auch ihres Werths berauben. Dieser Process wirkt gewalt- sam namentlich in der ersten Epoche neu eingeführter Maschinerie, bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo sie daher beständig antiquirt ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Werth zu reproduciren. Es ist dies einer der Gründe der in solchen Epochen üblichen, maßlosen Verlängerung der Arbeitszeit, des Arbeitens mit wechselnder Schicht bei Tag und bei Nacht, damit in kürzerm Zeitraum, ohne den Verschleiss der Maschinerie zu hoch zu berechnen, ihr Werth sich reproducirt. Wird dagegen kurze Wirkungszeit der Maschinerie (ihre kurze Lebensfrist gegenüber voraussichtlichen Verbesserungen) nicht so ausgeglichen, so gibt sie zu viel Werththeil für moralischen Verschleiss an das Produkt ab, sodass sie selbst mit der Handarbeit nicht konkurriren kann.15)
Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, überhaupt das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt hat, sodass es für längre Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unverändert bleibt, so tritt eine ähnliche Entwerthung ein in Folge von Ver- besserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapitals. Der Werth der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch verdrängt, oder in gewissem Grad entwerthet wird durch neuere, produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt wohlfeiler reproducirt werden kann. Es ist dies einer der Gründe, warum grosse Geschäftsanlagen oft erst in zweiter Hand floriren, nachdem der erste Besitzer bankrott gemacht, und der zweite, der sie wohl- feil angekauft, desshalb von vornherein seine Produktion mit ge- ringrer Kapitalauslage beginnt.
Bei der Agrikultur speciell springt in die Augen, dass dieselben Gründe, die den Preis des Produkts erhöhen oder senken, auch den Werth des Kapitals erhöhen oder senken, weil dies selbst zum grossen Theil aus jenem Produkt, Korn, Vieh etc. besteht. (Ricardo.)
Es wäre nun noch zu erwähnen das variable Kapital.
Soweit der Werth der Arbeitskraft steigt, weil der Werth der zu ihrer Reproduktion erheischten Lebensmittel steigt, oder um- gekehrt fällt, weil der Werth dieser Lebensmittel fällt — und
15) Beispiele u. A. bei Babbage. Das gewöhnliche Hülfsmittel — Herab- setzung des Arbeitslohns — wird auch hier angewandt, und so wirkt diese beständige Entwerthung ganz anders als Herr Carey in seinem harmonischen Gehirn träumt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0124"n="90"/><p>1) Die beständigen Verbesserungen, welche vorhandne Maschi-<lb/>
nerie, Fabrikeinrichtung u. s. w., relativ ihres Gebrauchswerths und<lb/>
damit auch ihres Werths berauben. Dieser Process wirkt gewalt-<lb/>
sam namentlich in der ersten Epoche neu eingeführter Maschinerie,<lb/>
bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo<lb/>
sie daher beständig antiquirt ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Werth<lb/>
zu reproduciren. Es ist dies einer der Gründe der in solchen<lb/>
Epochen üblichen, maßlosen Verlängerung der Arbeitszeit, des<lb/>
Arbeitens mit wechselnder Schicht bei Tag und bei Nacht, damit<lb/>
in kürzerm Zeitraum, ohne den Verschleiss der Maschinerie zu hoch<lb/>
zu berechnen, ihr Werth sich reproducirt. Wird dagegen kurze<lb/>
Wirkungszeit der Maschinerie (ihre kurze Lebensfrist gegenüber<lb/>
voraussichtlichen Verbesserungen) nicht so ausgeglichen, so gibt<lb/>
sie zu viel Werththeil für moralischen Verschleiss an das Produkt<lb/>
ab, sodass sie selbst mit der Handarbeit nicht konkurriren kann.<noteplace="foot"n="15)">Beispiele u. A. bei Babbage. Das gewöhnliche Hülfsmittel — Herab-<lb/>
setzung des Arbeitslohns — wird auch hier angewandt, und so wirkt diese<lb/>
beständige Entwerthung ganz anders als Herr Carey in seinem harmonischen<lb/>
Gehirn träumt.</note></p><lb/><p>Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, überhaupt<lb/>
das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt hat, sodass es für<lb/>
längre Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unverändert<lb/>
bleibt, so tritt eine ähnliche Entwerthung ein in Folge von Ver-<lb/>
besserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapitals.<lb/>
Der Werth der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch<lb/>
verdrängt, oder in gewissem Grad entwerthet wird durch neuere,<lb/>
produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt wohlfeiler<lb/>
reproducirt werden kann. Es ist dies einer der Gründe, warum<lb/>
grosse Geschäftsanlagen oft erst in zweiter Hand floriren, nachdem<lb/>
der erste Besitzer bankrott gemacht, und der zweite, der sie wohl-<lb/>
feil angekauft, desshalb von vornherein seine Produktion mit ge-<lb/>
ringrer Kapitalauslage beginnt.</p><lb/><p>Bei der Agrikultur speciell springt in die Augen, dass dieselben<lb/>
Gründe, die den Preis des Produkts erhöhen oder senken, auch den<lb/>
Werth des Kapitals erhöhen oder senken, weil dies selbst zum<lb/>
grossen Theil aus jenem Produkt, Korn, Vieh etc. besteht. (Ricardo.)</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Es wäre nun noch zu erwähnen das variable Kapital.</p><lb/><p>Soweit der Werth der Arbeitskraft steigt, weil der Werth der<lb/>
zu ihrer Reproduktion erheischten Lebensmittel steigt, oder um-<lb/>
gekehrt fällt, weil der Werth dieser Lebensmittel fällt — und<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[90/0124]
1) Die beständigen Verbesserungen, welche vorhandne Maschi-
nerie, Fabrikeinrichtung u. s. w., relativ ihres Gebrauchswerths und
damit auch ihres Werths berauben. Dieser Process wirkt gewalt-
sam namentlich in der ersten Epoche neu eingeführter Maschinerie,
bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo
sie daher beständig antiquirt ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Werth
zu reproduciren. Es ist dies einer der Gründe der in solchen
Epochen üblichen, maßlosen Verlängerung der Arbeitszeit, des
Arbeitens mit wechselnder Schicht bei Tag und bei Nacht, damit
in kürzerm Zeitraum, ohne den Verschleiss der Maschinerie zu hoch
zu berechnen, ihr Werth sich reproducirt. Wird dagegen kurze
Wirkungszeit der Maschinerie (ihre kurze Lebensfrist gegenüber
voraussichtlichen Verbesserungen) nicht so ausgeglichen, so gibt
sie zu viel Werththeil für moralischen Verschleiss an das Produkt
ab, sodass sie selbst mit der Handarbeit nicht konkurriren kann. 15)
Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, überhaupt
das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt hat, sodass es für
längre Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unverändert
bleibt, so tritt eine ähnliche Entwerthung ein in Folge von Ver-
besserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapitals.
Der Werth der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch
verdrängt, oder in gewissem Grad entwerthet wird durch neuere,
produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt wohlfeiler
reproducirt werden kann. Es ist dies einer der Gründe, warum
grosse Geschäftsanlagen oft erst in zweiter Hand floriren, nachdem
der erste Besitzer bankrott gemacht, und der zweite, der sie wohl-
feil angekauft, desshalb von vornherein seine Produktion mit ge-
ringrer Kapitalauslage beginnt.
Bei der Agrikultur speciell springt in die Augen, dass dieselben
Gründe, die den Preis des Produkts erhöhen oder senken, auch den
Werth des Kapitals erhöhen oder senken, weil dies selbst zum
grossen Theil aus jenem Produkt, Korn, Vieh etc. besteht. (Ricardo.)
Es wäre nun noch zu erwähnen das variable Kapital.
Soweit der Werth der Arbeitskraft steigt, weil der Werth der
zu ihrer Reproduktion erheischten Lebensmittel steigt, oder um-
gekehrt fällt, weil der Werth dieser Lebensmittel fällt — und
15) Beispiele u. A. bei Babbage. Das gewöhnliche Hülfsmittel — Herab-
setzung des Arbeitslohns — wird auch hier angewandt, und so wirkt diese
beständige Entwerthung ganz anders als Herr Carey in seinem harmonischen
Gehirn träumt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/124>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.