sehn, ist bekannt. Wenn aber Schmidt diese Vorstellung benutzt, um vermittelst ihrer die nach der Durchschnittsprofitrate berech- neten Preise in Einklang mit dem Werthgesetz zu bringen, so hebt er das Werthgesetz selbst auf, indem er eine ihm total wider- sprechende Vorstellung diesem Gesetz als mitbestimmenden Faktor einverleibt.
Entweder ist die aufgehäufte Arbeit werthbildend neben der lebendigen. Dann gilt das Werthgesetz nicht.
Oder sie ist nicht werthbildend. Dann ist Schmidts Beweis- führung unverträglich mit dem Werthgesetz.
Schmidt wurde auf diesen Seitenweg geführt, als er der Lösung schon sehr nahe war, weil er glaubte, eine wo möglich mathe- matische Formel finden zu müssen, die den Einklang des Durch- schnittspreises jeder einzelnen Waare mit dem Werthgesetz nach- weisen liesse. Wenn er aber hier, ganz in der Nähe des Ziels, einem Irrweg folgte, so beweist der übrige Inhalt der Broschüre, mit welchem Verständniss er aus den beiden ersten Büchern des "Kapital" weitere Schlüsse gezogen hat. Ihm gebührt die Ehre, für die bisher unerklärliche sinkende Tendenz der Profitrate die richtige, bei Marx im dritten Abschnitt des dritten Buchs gegebne Erklärung selbständig gefunden zu haben; dessgleichen die Ableitung des Handelsprofits aus dem industriellen Mehrwerth, und eine ganze Reihe von Bemerkungen über Zins und Grundrente, wodurch Dinge anticipirt werden, die bei Marx im vierten und fünften Abschnitt des dritten Buchs entwickelt sind.
In einer späteren Arbeit (Neue Zeit 1892/93, No. 4 u. 5) versucht Schmidt einen andern Weg der Lösung. Dieser läuft darauf hin- aus, dass die Konkurrenz es ist, die die Durchschnittsprofitrate her- stellt, indem sie Kapital aus Produktionszweigen mit Unterprofit in andre auswandern macht, wo Ueberprofit gemacht wird. Dass die Konkurrenz die grosse Ausgleicherin der Profite ist, ist nicht neu. Aber nun versucht Schmidt den Nachweis, dass diese Nivel- lirung der Profite identisch ist mit der Reducirung des Verkaufs- preises von im Uebermaß producirten Waaren auf das Werthmaß, das die Gesellschaft nach dem Werthgesetz dafür zahlen kann. Warum auch dies nicht zum Ziel führen konnte, ergibt sich hin- reichend aus den Auseinandersetzungen von Marx im Buche selbst.
sehn, ist bekannt. Wenn aber Schmidt diese Vorstellung benutzt, um vermittelst ihrer die nach der Durchschnittsprofitrate berech- neten Preise in Einklang mit dem Werthgesetz zu bringen, so hebt er das Werthgesetz selbst auf, indem er eine ihm total wider- sprechende Vorstellung diesem Gesetz als mitbestimmenden Faktor einverleibt.
Entweder ist die aufgehäufte Arbeit werthbildend neben der lebendigen. Dann gilt das Werthgesetz nicht.
Oder sie ist nicht werthbildend. Dann ist Schmidts Beweis- führung unverträglich mit dem Werthgesetz.
Schmidt wurde auf diesen Seitenweg geführt, als er der Lösung schon sehr nahe war, weil er glaubte, eine wo möglich mathe- matische Formel finden zu müssen, die den Einklang des Durch- schnittspreises jeder einzelnen Waare mit dem Werthgesetz nach- weisen liesse. Wenn er aber hier, ganz in der Nähe des Ziels, einem Irrweg folgte, so beweist der übrige Inhalt der Broschüre, mit welchem Verständniss er aus den beiden ersten Büchern des „Kapital“ weitere Schlüsse gezogen hat. Ihm gebührt die Ehre, für die bisher unerklärliche sinkende Tendenz der Profitrate die richtige, bei Marx im dritten Abschnitt des dritten Buchs gegebne Erklärung selbständig gefunden zu haben; dessgleichen die Ableitung des Handelsprofits aus dem industriellen Mehrwerth, und eine ganze Reihe von Bemerkungen über Zins und Grundrente, wodurch Dinge anticipirt werden, die bei Marx im vierten und fünften Abschnitt des dritten Buchs entwickelt sind.
In einer späteren Arbeit (Neue Zeit 1892/93, No. 4 u. 5) versucht Schmidt einen andern Weg der Lösung. Dieser läuft darauf hin- aus, dass die Konkurrenz es ist, die die Durchschnittsprofitrate her- stellt, indem sie Kapital aus Produktionszweigen mit Unterprofit in andre auswandern macht, wo Ueberprofit gemacht wird. Dass die Konkurrenz die grosse Ausgleicherin der Profite ist, ist nicht neu. Aber nun versucht Schmidt den Nachweis, dass diese Nivel- lirung der Profite identisch ist mit der Reducirung des Verkaufs- preises von im Uebermaß producirten Waaren auf das Werthmaß, das die Gesellschaft nach dem Werthgesetz dafür zahlen kann. Warum auch dies nicht zum Ziel führen konnte, ergibt sich hin- reichend aus den Auseinandersetzungen von Marx im Buche selbst.
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sehn, ist bekannt. Wenn aber Schmidt diese Vorstellung benutzt,
um vermittelst ihrer die nach der Durchschnittsprofitrate berech-
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hebt er das Werthgesetz selbst auf, indem er eine ihm total wider-
sprechende Vorstellung diesem Gesetz als mitbestimmenden Faktor
einverleibt.
Entweder ist die aufgehäufte Arbeit werthbildend neben der
lebendigen. Dann gilt das Werthgesetz nicht.
Oder sie ist nicht werthbildend. Dann ist Schmidts Beweis-
führung unverträglich mit dem Werthgesetz.
Schmidt wurde auf diesen Seitenweg geführt, als er der Lösung
schon sehr nahe war, weil er glaubte, eine wo möglich mathe-
matische Formel finden zu müssen, die den Einklang des Durch-
schnittspreises jeder einzelnen Waare mit dem Werthgesetz nach-
weisen liesse. Wenn er aber hier, ganz in der Nähe des Ziels,
einem Irrweg folgte, so beweist der übrige Inhalt der Broschüre,
mit welchem Verständniss er aus den beiden ersten Büchern des
„Kapital“ weitere Schlüsse gezogen hat. Ihm gebührt die Ehre, für
die bisher unerklärliche sinkende Tendenz der Profitrate die richtige,
bei Marx im dritten Abschnitt des dritten Buchs gegebne Erklärung
selbständig gefunden zu haben; dessgleichen die Ableitung des
Handelsprofits aus dem industriellen Mehrwerth, und eine ganze
Reihe von Bemerkungen über Zins und Grundrente, wodurch Dinge
anticipirt werden, die bei Marx im vierten und fünften Abschnitt
des dritten Buchs entwickelt sind.
In einer späteren Arbeit (Neue Zeit 1892/93, No. 4 u. 5) versucht
Schmidt einen andern Weg der Lösung. Dieser läuft darauf hin-
aus, dass die Konkurrenz es ist, die die Durchschnittsprofitrate her-
stellt, indem sie Kapital aus Produktionszweigen mit Unterprofit
in andre auswandern macht, wo Ueberprofit gemacht wird. Dass
die Konkurrenz die grosse Ausgleicherin der Profite ist, ist nicht
neu. Aber nun versucht Schmidt den Nachweis, dass diese Nivel-
lirung der Profite identisch ist mit der Reducirung des Verkaufs-
preises von im Uebermaß producirten Waaren auf das Werthmaß,
das die Gesellschaft nach dem Werthgesetz dafür zahlen kann.
Warum auch dies nicht zum Ziel führen konnte, ergibt sich hin-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/21>, abgerufen am 21.11.2024.
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