producirt werden, sodass das fortgeschrittnere Land seine Waaren über ihrem Werth verkauft, obgleich wohlfeiler als die Konkurrenz- länder. Sofern die Arbeit des fortgeschrittnern Landes hier als Arbeit von höherm specifischen Gewicht verwerthet wird, steigt die Profitrate, indem die Arbeit, die nicht als qualitativ höhere bezahlt, als solche verkauft wird. Dasselbe Verhältniss kann statt- finden gegen das Land, wohin Waaren gesandt und woraus Waaren bezogen werden; dass dies nämlich mehr vergegenständlichte Arbeit in natura gibt, als es erhält, und dass es doch hierbei die Waare wohlfeiler erhält, als es sie selbst produciren könnte. Ganz wie der Fabrikant, der eine neue Erfindung vor ihrer Verallgemeinerung benutzt, wohlfeiler verkauft als seine Konkurrenten, und dennoch über dem individuellen Werth seiner Waare verkauft, d. h. die specifisch höhere Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit als Mehrarbeit verwerthet. Er realisirt so einen Surplusprofit. Was andrerseits die in Kolonien etc. angelegten Kapitale betrifft, so können sie höhere Profitraten abwerfen, weil dort überhaupt wegen der niedrigen Entwicklung die Profitrate höher steht, und ebenfalls, bei Anwendung von Sklaven und Kulis etc., die Exploi- tation der Arbeit. Warum nun die höhern Profitraten, die in ge- wissen Zweigen angelegte Kapitale so abwerfen und nach der Heimath abführen, hier, wenn sonst nicht Monopole im Wege stehn, nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehn und daher diese pro tanto erhöhn sollen, ist nicht abzusehn.36) Es ist dies namentlich nicht abzusehn, wenn jene Zweige der Kapitalanwendung unter den Gesetzen der freien Konkurrenz stehn. Was Ricardo dagegen vorschwebt, ist namentlich dies: mit dem im Ausland erzielten höheren Preis werden dort Waaren gekauft und als Retour nach Hause geschickt; diese Waaren werden also im Inland verkauft, und es kann dies daher höchstens eine tem- poräre Extrabevortheilung dieser begünstigten Sphären der Pro- duktion über andre ausmachen. Dieser Schein fällt weg, sobald von der Geldform abgesehn wird. Das begünstigte Land erhält mehr Arbeit zurück im Austausch für weniger Arbeit, obgleich diese Differenz, dies Mehr, wie beim Austausch zwischen Arbeit und Kapital überhaupt, von einer gewissen Klasse eingesackt wird. Soweit also die Profitrate höher ist, weil sie überhaupt höher in
36) A. Smith hat hier recht gegen Ricardo, welcher sagt: They contend the equality of profits will be brought about by the general rise of profits; and I am of opinion that the profits of the favoured trade will speedily submit to the general level. (Works ed. Mac Culloch, p. 73.)
producirt werden, sodass das fortgeschrittnere Land seine Waaren über ihrem Werth verkauft, obgleich wohlfeiler als die Konkurrenz- länder. Sofern die Arbeit des fortgeschrittnern Landes hier als Arbeit von höherm specifischen Gewicht verwerthet wird, steigt die Profitrate, indem die Arbeit, die nicht als qualitativ höhere bezahlt, als solche verkauft wird. Dasselbe Verhältniss kann statt- finden gegen das Land, wohin Waaren gesandt und woraus Waaren bezogen werden; dass dies nämlich mehr vergegenständlichte Arbeit in natura gibt, als es erhält, und dass es doch hierbei die Waare wohlfeiler erhält, als es sie selbst produciren könnte. Ganz wie der Fabrikant, der eine neue Erfindung vor ihrer Verallgemeinerung benutzt, wohlfeiler verkauft als seine Konkurrenten, und dennoch über dem individuellen Werth seiner Waare verkauft, d. h. die specifisch höhere Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit als Mehrarbeit verwerthet. Er realisirt so einen Surplusprofit. Was andrerseits die in Kolonien etc. angelegten Kapitale betrifft, so können sie höhere Profitraten abwerfen, weil dort überhaupt wegen der niedrigen Entwicklung die Profitrate höher steht, und ebenfalls, bei Anwendung von Sklaven und Kulis etc., die Exploi- tation der Arbeit. Warum nun die höhern Profitraten, die in ge- wissen Zweigen angelegte Kapitale so abwerfen und nach der Heimath abführen, hier, wenn sonst nicht Monopole im Wege stehn, nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehn und daher diese pro tanto erhöhn sollen, ist nicht abzusehn.36) Es ist dies namentlich nicht abzusehn, wenn jene Zweige der Kapitalanwendung unter den Gesetzen der freien Konkurrenz stehn. Was Ricardo dagegen vorschwebt, ist namentlich dies: mit dem im Ausland erzielten höheren Preis werden dort Waaren gekauft und als Retour nach Hause geschickt; diese Waaren werden also im Inland verkauft, und es kann dies daher höchstens eine tem- poräre Extrabevortheilung dieser begünstigten Sphären der Pro- duktion über andre ausmachen. Dieser Schein fällt weg, sobald von der Geldform abgesehn wird. Das begünstigte Land erhält mehr Arbeit zurück im Austausch für weniger Arbeit, obgleich diese Differenz, dies Mehr, wie beim Austausch zwischen Arbeit und Kapital überhaupt, von einer gewissen Klasse eingesackt wird. Soweit also die Profitrate höher ist, weil sie überhaupt höher in
36) A. Smith hat hier recht gegen Ricardo, welcher sagt: They contend the equality of profits will be brought about by the general rise of profits; and I am of opinion that the profits of the favoured trade will speedily submit to the general level. (Works ed. Mac Culloch, p. 73.)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0253"n="219"/>
producirt werden, sodass das fortgeschrittnere Land seine Waaren<lb/>
über ihrem Werth verkauft, obgleich wohlfeiler als die Konkurrenz-<lb/>
länder. Sofern die Arbeit des fortgeschrittnern Landes hier als<lb/>
Arbeit von höherm specifischen Gewicht verwerthet wird, steigt<lb/>
die Profitrate, indem die Arbeit, die nicht als qualitativ höhere<lb/>
bezahlt, als solche verkauft wird. Dasselbe Verhältniss kann statt-<lb/>
finden gegen das Land, wohin Waaren gesandt und woraus Waaren<lb/>
bezogen werden; dass dies nämlich mehr vergegenständlichte Arbeit<lb/>
in natura gibt, als es erhält, und dass es doch hierbei die Waare<lb/>
wohlfeiler erhält, als es sie selbst produciren könnte. Ganz wie<lb/>
der Fabrikant, der eine neue Erfindung vor ihrer Verallgemeinerung<lb/>
benutzt, wohlfeiler verkauft als seine Konkurrenten, und dennoch<lb/>
über dem individuellen Werth seiner Waare verkauft, d. h. die<lb/>
specifisch höhere Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit<lb/>
als Mehrarbeit verwerthet. Er realisirt so einen Surplusprofit.<lb/>
Was andrerseits die in Kolonien etc. angelegten Kapitale betrifft,<lb/>
so können sie höhere Profitraten abwerfen, weil dort überhaupt<lb/>
wegen der niedrigen Entwicklung die Profitrate höher steht, und<lb/>
ebenfalls, bei Anwendung von Sklaven und Kulis etc., die Exploi-<lb/>
tation der Arbeit. Warum nun die höhern Profitraten, die in ge-<lb/>
wissen Zweigen angelegte Kapitale so abwerfen und nach der<lb/>
Heimath abführen, hier, wenn sonst nicht Monopole im Wege<lb/>
stehn, nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehn<lb/>
und daher diese pro tanto erhöhn sollen, ist nicht abzusehn.<noteplace="foot"n="36)">A. Smith hat hier recht gegen Ricardo, welcher sagt: They contend<lb/>
the equality of profits will be brought about by the general rise of profits;<lb/>
and I am of opinion that the profits of the favoured trade will speedily submit<lb/>
to the general level. (Works ed. Mac Culloch, p. 73.)</note><lb/>
Es ist dies namentlich nicht abzusehn, wenn jene Zweige der<lb/>
Kapitalanwendung unter den Gesetzen der freien Konkurrenz stehn.<lb/>
Was Ricardo dagegen vorschwebt, ist namentlich dies: mit dem<lb/>
im Ausland erzielten höheren Preis werden dort Waaren gekauft<lb/>
und als Retour nach Hause geschickt; diese Waaren werden also<lb/>
im Inland verkauft, und es kann dies daher höchstens eine tem-<lb/>
poräre Extrabevortheilung dieser begünstigten Sphären der Pro-<lb/>
duktion über andre ausmachen. Dieser Schein fällt weg, sobald<lb/>
von der Geldform abgesehn wird. Das begünstigte Land erhält<lb/>
mehr Arbeit zurück im Austausch für weniger Arbeit, obgleich<lb/>
diese Differenz, dies Mehr, wie beim Austausch zwischen Arbeit<lb/>
und Kapital überhaupt, von einer gewissen Klasse eingesackt wird.<lb/>
Soweit also die Profitrate höher ist, weil sie überhaupt höher in<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[219/0253]
producirt werden, sodass das fortgeschrittnere Land seine Waaren
über ihrem Werth verkauft, obgleich wohlfeiler als die Konkurrenz-
länder. Sofern die Arbeit des fortgeschrittnern Landes hier als
Arbeit von höherm specifischen Gewicht verwerthet wird, steigt
die Profitrate, indem die Arbeit, die nicht als qualitativ höhere
bezahlt, als solche verkauft wird. Dasselbe Verhältniss kann statt-
finden gegen das Land, wohin Waaren gesandt und woraus Waaren
bezogen werden; dass dies nämlich mehr vergegenständlichte Arbeit
in natura gibt, als es erhält, und dass es doch hierbei die Waare
wohlfeiler erhält, als es sie selbst produciren könnte. Ganz wie
der Fabrikant, der eine neue Erfindung vor ihrer Verallgemeinerung
benutzt, wohlfeiler verkauft als seine Konkurrenten, und dennoch
über dem individuellen Werth seiner Waare verkauft, d. h. die
specifisch höhere Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit
als Mehrarbeit verwerthet. Er realisirt so einen Surplusprofit.
Was andrerseits die in Kolonien etc. angelegten Kapitale betrifft,
so können sie höhere Profitraten abwerfen, weil dort überhaupt
wegen der niedrigen Entwicklung die Profitrate höher steht, und
ebenfalls, bei Anwendung von Sklaven und Kulis etc., die Exploi-
tation der Arbeit. Warum nun die höhern Profitraten, die in ge-
wissen Zweigen angelegte Kapitale so abwerfen und nach der
Heimath abführen, hier, wenn sonst nicht Monopole im Wege
stehn, nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehn
und daher diese pro tanto erhöhn sollen, ist nicht abzusehn. 36)
Es ist dies namentlich nicht abzusehn, wenn jene Zweige der
Kapitalanwendung unter den Gesetzen der freien Konkurrenz stehn.
Was Ricardo dagegen vorschwebt, ist namentlich dies: mit dem
im Ausland erzielten höheren Preis werden dort Waaren gekauft
und als Retour nach Hause geschickt; diese Waaren werden also
im Inland verkauft, und es kann dies daher höchstens eine tem-
poräre Extrabevortheilung dieser begünstigten Sphären der Pro-
duktion über andre ausmachen. Dieser Schein fällt weg, sobald
von der Geldform abgesehn wird. Das begünstigte Land erhält
mehr Arbeit zurück im Austausch für weniger Arbeit, obgleich
diese Differenz, dies Mehr, wie beim Austausch zwischen Arbeit
und Kapital überhaupt, von einer gewissen Klasse eingesackt wird.
Soweit also die Profitrate höher ist, weil sie überhaupt höher in
36) A. Smith hat hier recht gegen Ricardo, welcher sagt: They contend
the equality of profits will be brought about by the general rise of profits;
and I am of opinion that the profits of the favoured trade will speedily submit
to the general level. (Works ed. Mac Culloch, p. 73.)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/253>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.