entspringenden ferneren zeitweiligen Senkung der Profitrate. Das- selbe zeigt sich in der Ueberproduktion von Waaren, der Ueber- füllung der Märkte. Da nicht Befriedigung der Bedürfnisse, sondern Produktion von Profit Zweck des Kapitals, und da es diesen Zweck nur durch Methoden erreicht, die die Produktionsmasse nach der Stufenleiter der Produktion einrichtet, nicht umgekehrt, so muss beständig ein Zwiespalt eintreten zwischen den beschränkten Dimen- sionen der Konsumtion auf kapitalistischer Basis, und einer Pro- duktion, die beständig über diese ihre immanente Schranke hinaus- strebt. Uebrigens besteht das Kapital ja aus Waaren, und daher schliesst die Ueberproduktion von Kapital die von Waaren ein. Daher das sonderbare Phänomen, dass dieselben Oekonomen, die die Ueberproduktion von Waaren leugnen, die von Kapital zugeben. Wird gesagt, dass nicht allgemeine Ueberproduktion, sondern Dis- proportion innerhalb der verschiednen Produktionszweige stattfinde, so heisst dies weiter nichts, als dass innerhalb der kapitalistischen Produktion die Proportionalität der einzelnen Produktionszweige sich als beständiger Process aus der Disproportionalität darstellt, indem hier der Zusammenhang der gesammten Produktion als blindes Gesetz den Produktionsagenten sich aufzwingt, nicht als von ihrem associirten Verstand begriffnes und damit beherrschtes Gesetz den Produktionsprocess ihrer gemeinsamen Kontrolle unter- worfen hat. Es wird weiter damit verlangt, dass Länder, wo die kapitalistische Produktionsweise nicht entwickelt, in einem Grad konsumiren und produciren sollen, wie er den Ländern der kapi- talistischen Produktionsweise passt. Wird gesagt, dass die Ueber- produktion nur relativ, so ist dies ganz richtig; aber die ganze kapitalistische Produktionsweise ist eben nur eine relative Produk- tionsweise, deren Schranken nicht absolut, aber für sie, auf ihrer Basis, absolut sind. Wie könnte es sonst an Nachfrage für die- selben Waaren fehlen, deren die Masse des Volks ermangelt, und wie wäre es möglich, diese Nachfrage im Ausland suchen zu müssen, auf fernen Märkten, um den Arbeitern zu Hause das Durchschnittsmaß der nothwendigen Lebensmittel zahlen zu können? Weil nur in diesem specifischen, kapitalistischen Zusammenhang das überschüssige Produkt eine Form erhält, worin sein Inhaber es nur dann der Konsumtion zur Verfügung stellen kann, sobald es sich für ihn in Kapital rückverwandelt. Wird endlich gesagt, dass die Kapitalisten ja selbst nur unter sich ihre Waaren auszu- tauschen und aufzuessen haben, so wird der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion vergessen, und vergessen, dass es sich
entspringenden ferneren zeitweiligen Senkung der Profitrate. Das- selbe zeigt sich in der Ueberproduktion von Waaren, der Ueber- füllung der Märkte. Da nicht Befriedigung der Bedürfnisse, sondern Produktion von Profit Zweck des Kapitals, und da es diesen Zweck nur durch Methoden erreicht, die die Produktionsmasse nach der Stufenleiter der Produktion einrichtet, nicht umgekehrt, so muss beständig ein Zwiespalt eintreten zwischen den beschränkten Dimen- sionen der Konsumtion auf kapitalistischer Basis, und einer Pro- duktion, die beständig über diese ihre immanente Schranke hinaus- strebt. Uebrigens besteht das Kapital ja aus Waaren, und daher schliesst die Ueberproduktion von Kapital die von Waaren ein. Daher das sonderbare Phänomen, dass dieselben Oekonomen, die die Ueberproduktion von Waaren leugnen, die von Kapital zugeben. Wird gesagt, dass nicht allgemeine Ueberproduktion, sondern Dis- proportion innerhalb der verschiednen Produktionszweige stattfinde, so heisst dies weiter nichts, als dass innerhalb der kapitalistischen Produktion die Proportionalität der einzelnen Produktionszweige sich als beständiger Process aus der Disproportionalität darstellt, indem hier der Zusammenhang der gesammten Produktion als blindes Gesetz den Produktionsagenten sich aufzwingt, nicht als von ihrem associirten Verstand begriffnes und damit beherrschtes Gesetz den Produktionsprocess ihrer gemeinsamen Kontrolle unter- worfen hat. Es wird weiter damit verlangt, dass Länder, wo die kapitalistische Produktionsweise nicht entwickelt, in einem Grad konsumiren und produciren sollen, wie er den Ländern der kapi- talistischen Produktionsweise passt. Wird gesagt, dass die Ueber- produktion nur relativ, so ist dies ganz richtig; aber die ganze kapitalistische Produktionsweise ist eben nur eine relative Produk- tionsweise, deren Schranken nicht absolut, aber für sie, auf ihrer Basis, absolut sind. Wie könnte es sonst an Nachfrage für die- selben Waaren fehlen, deren die Masse des Volks ermangelt, und wie wäre es möglich, diese Nachfrage im Ausland suchen zu müssen, auf fernen Märkten, um den Arbeitern zu Hause das Durchschnittsmaß der nothwendigen Lebensmittel zahlen zu können? Weil nur in diesem specifischen, kapitalistischen Zusammenhang das überschüssige Produkt eine Form erhält, worin sein Inhaber es nur dann der Konsumtion zur Verfügung stellen kann, sobald es sich für ihn in Kapital rückverwandelt. Wird endlich gesagt, dass die Kapitalisten ja selbst nur unter sich ihre Waaren auszu- tauschen und aufzuessen haben, so wird der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion vergessen, und vergessen, dass es sich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0273"n="239"/>
entspringenden ferneren zeitweiligen Senkung der Profitrate. Das-<lb/>
selbe zeigt sich in der Ueberproduktion von Waaren, der Ueber-<lb/>
füllung der Märkte. Da nicht Befriedigung der Bedürfnisse, sondern<lb/>
Produktion von Profit Zweck des Kapitals, und da es diesen Zweck<lb/>
nur durch Methoden erreicht, die die Produktionsmasse nach der<lb/>
Stufenleiter der Produktion einrichtet, nicht umgekehrt, so muss<lb/>
beständig ein Zwiespalt eintreten zwischen den beschränkten Dimen-<lb/>
sionen der Konsumtion auf kapitalistischer Basis, und einer Pro-<lb/>
duktion, die beständig über diese ihre immanente Schranke hinaus-<lb/>
strebt. Uebrigens besteht das Kapital ja aus Waaren, und daher<lb/>
schliesst die Ueberproduktion von Kapital die von Waaren ein.<lb/>
Daher das sonderbare Phänomen, dass dieselben Oekonomen, die<lb/>
die Ueberproduktion von Waaren leugnen, die von Kapital zugeben.<lb/>
Wird gesagt, dass nicht allgemeine Ueberproduktion, sondern Dis-<lb/>
proportion innerhalb der verschiednen Produktionszweige stattfinde,<lb/>
so heisst dies weiter nichts, als dass innerhalb der kapitalistischen<lb/>
Produktion die Proportionalität der einzelnen Produktionszweige<lb/>
sich als beständiger Process aus der Disproportionalität darstellt,<lb/>
indem hier der Zusammenhang der gesammten Produktion als<lb/>
blindes Gesetz den Produktionsagenten sich aufzwingt, nicht als<lb/>
von ihrem associirten Verstand begriffnes und damit beherrschtes<lb/>
Gesetz den Produktionsprocess ihrer gemeinsamen Kontrolle unter-<lb/>
worfen hat. Es wird weiter damit verlangt, dass Länder, wo die<lb/>
kapitalistische Produktionsweise nicht entwickelt, in einem Grad<lb/>
konsumiren und produciren sollen, wie er den Ländern der kapi-<lb/>
talistischen Produktionsweise passt. Wird gesagt, dass die Ueber-<lb/>
produktion nur relativ, so ist dies ganz richtig; aber die ganze<lb/>
kapitalistische Produktionsweise ist eben nur eine relative Produk-<lb/>
tionsweise, deren Schranken nicht absolut, aber für sie, auf ihrer<lb/>
Basis, absolut sind. Wie könnte es sonst an Nachfrage für die-<lb/>
selben Waaren fehlen, deren die Masse des Volks ermangelt, und<lb/>
wie wäre es möglich, diese Nachfrage im Ausland suchen zu<lb/>
müssen, auf fernen Märkten, um den Arbeitern zu Hause das<lb/>
Durchschnittsmaß der nothwendigen Lebensmittel zahlen zu können?<lb/>
Weil nur in diesem specifischen, kapitalistischen Zusammenhang<lb/>
das überschüssige Produkt eine Form erhält, worin sein Inhaber<lb/>
es nur dann der Konsumtion zur Verfügung stellen kann, sobald<lb/>
es sich für ihn in Kapital rückverwandelt. Wird endlich gesagt,<lb/>
dass die Kapitalisten ja selbst nur unter sich ihre Waaren auszu-<lb/>
tauschen und aufzuessen haben, so wird der ganze Charakter der<lb/>
kapitalistischen Produktion vergessen, und vergessen, dass es sich<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[239/0273]
entspringenden ferneren zeitweiligen Senkung der Profitrate. Das-
selbe zeigt sich in der Ueberproduktion von Waaren, der Ueber-
füllung der Märkte. Da nicht Befriedigung der Bedürfnisse, sondern
Produktion von Profit Zweck des Kapitals, und da es diesen Zweck
nur durch Methoden erreicht, die die Produktionsmasse nach der
Stufenleiter der Produktion einrichtet, nicht umgekehrt, so muss
beständig ein Zwiespalt eintreten zwischen den beschränkten Dimen-
sionen der Konsumtion auf kapitalistischer Basis, und einer Pro-
duktion, die beständig über diese ihre immanente Schranke hinaus-
strebt. Uebrigens besteht das Kapital ja aus Waaren, und daher
schliesst die Ueberproduktion von Kapital die von Waaren ein.
Daher das sonderbare Phänomen, dass dieselben Oekonomen, die
die Ueberproduktion von Waaren leugnen, die von Kapital zugeben.
Wird gesagt, dass nicht allgemeine Ueberproduktion, sondern Dis-
proportion innerhalb der verschiednen Produktionszweige stattfinde,
so heisst dies weiter nichts, als dass innerhalb der kapitalistischen
Produktion die Proportionalität der einzelnen Produktionszweige
sich als beständiger Process aus der Disproportionalität darstellt,
indem hier der Zusammenhang der gesammten Produktion als
blindes Gesetz den Produktionsagenten sich aufzwingt, nicht als
von ihrem associirten Verstand begriffnes und damit beherrschtes
Gesetz den Produktionsprocess ihrer gemeinsamen Kontrolle unter-
worfen hat. Es wird weiter damit verlangt, dass Länder, wo die
kapitalistische Produktionsweise nicht entwickelt, in einem Grad
konsumiren und produciren sollen, wie er den Ländern der kapi-
talistischen Produktionsweise passt. Wird gesagt, dass die Ueber-
produktion nur relativ, so ist dies ganz richtig; aber die ganze
kapitalistische Produktionsweise ist eben nur eine relative Produk-
tionsweise, deren Schranken nicht absolut, aber für sie, auf ihrer
Basis, absolut sind. Wie könnte es sonst an Nachfrage für die-
selben Waaren fehlen, deren die Masse des Volks ermangelt, und
wie wäre es möglich, diese Nachfrage im Ausland suchen zu
müssen, auf fernen Märkten, um den Arbeitern zu Hause das
Durchschnittsmaß der nothwendigen Lebensmittel zahlen zu können?
Weil nur in diesem specifischen, kapitalistischen Zusammenhang
das überschüssige Produkt eine Form erhält, worin sein Inhaber
es nur dann der Konsumtion zur Verfügung stellen kann, sobald
es sich für ihn in Kapital rückverwandelt. Wird endlich gesagt,
dass die Kapitalisten ja selbst nur unter sich ihre Waaren auszu-
tauschen und aufzuessen haben, so wird der ganze Charakter der
kapitalistischen Produktion vergessen, und vergessen, dass es sich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/273>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.