geschlossen, als die verschiednen Waaren alle Werth und darum Geld sind; der Qualität nach gleichmäßig Ausdrücke der gesell- schaftlichen Arbeit. Aber sie sind nicht gleiche Werthgrössen. Das quantitative Verhältniss, worin sich Produkte austauschen, ist zunächst ganz zufällig. Sie nehmen sofern Waarenform an, dass sie überhaupt Austauschbare, d. h. Ausdrücke desselben Dritten sind. Der fortgesetzte Austausch und die regelmäßigere Repro- duktion für den Austausch hebt diese Zufälligkeit mehr und mehr auf. Zunächst aber nicht für die Producenten und Konsumenten, sondern für den Vermittler zwischen beiden, den Kaufmann, der die Geldpreise vergleicht und die Differenz einsteckt. Durch seine Bewegung selbst setzt er die Aequivalenz.
Das Handelskapital ist im Anfang bloss die vermittelnde Bewe- gung zwischen Extremen, die es nicht beherrscht, und Voraus- setzungen, die es nicht schafft.
Wie aus der blossen Form der Waarencirkulation, W--G--W, Geld nicht nur als Werthmaß und Cirkulationsmittel, sondern als absolute Form der Waare und damit des Reichthums, als Schatz hervorgeht, und sein Beisichbleiben und Anwachsen als Geld zum Selbstzweck wird, so geht aus der blossen Cirkulationsform des Kaufmannskapitals, G--W--G', das Geld, der Schatz, hervor als etwas, das sich durch blosse Veräusserung erhält und vermehrt.
Die Handelsvölker der Alten existirten wie die Götter des Epikur in den Intermundien der Welt oder vielmehr wie die Juden in den Poren der polnischen Gesellschaft. Der Handel der ersten selb- ständigen, grossartig entwickelten Handelsstädte und Handelsvölker beruhte als reiner Zwischenhandel auf der Barbarei der produ- cirenden Völker, zwischen denen sie die Vermittler spielten.
In den Vorstufen der kapitalistischen Gesellschaft beherrscht der Handel die Industrie; in der modernen Gesellschaft umgekehrt. Der Handel wird natürlich mehr oder weniger zurückwirken auf die Gemeinwesen, zwischen denen er getrieben wird; er wird die Produktion mehr und mehr dem Tauschwerth unterwerfen, indem er Genüsse und Subsistenz mehr abhängig macht vom Verkauf als vom unmittelbaren Gebrauch des Produkts. Er löst dadurch die alten Verhältnisse auf. Er vermehrt die Geldcirkulation. Er er- greift nicht mehr bloss den Ueberschuss der Produktion, sondern frisst nach und nach diese selbst an, und macht ganze Produktions- zweige von sich abhängig. Indess hängt diese auflösende Wirkung sehr ab von der Natur des producirenden Gemeinwesens.
Solange das Handelskapital den Produktenaustausch unentwickelter
geschlossen, als die verschiednen Waaren alle Werth und darum Geld sind; der Qualität nach gleichmäßig Ausdrücke der gesell- schaftlichen Arbeit. Aber sie sind nicht gleiche Werthgrössen. Das quantitative Verhältniss, worin sich Produkte austauschen, ist zunächst ganz zufällig. Sie nehmen sofern Waarenform an, dass sie überhaupt Austauschbare, d. h. Ausdrücke desselben Dritten sind. Der fortgesetzte Austausch und die regelmäßigere Repro- duktion für den Austausch hebt diese Zufälligkeit mehr und mehr auf. Zunächst aber nicht für die Producenten und Konsumenten, sondern für den Vermittler zwischen beiden, den Kaufmann, der die Geldpreise vergleicht und die Differenz einsteckt. Durch seine Bewegung selbst setzt er die Aequivalenz.
Das Handelskapital ist im Anfang bloss die vermittelnde Bewe- gung zwischen Extremen, die es nicht beherrscht, und Voraus- setzungen, die es nicht schafft.
Wie aus der blossen Form der Waarencirkulation, W—G—W, Geld nicht nur als Werthmaß und Cirkulationsmittel, sondern als absolute Form der Waare und damit des Reichthums, als Schatz hervorgeht, und sein Beisichbleiben und Anwachsen als Geld zum Selbstzweck wird, so geht aus der blossen Cirkulationsform des Kaufmannskapitals, G—W—G', das Geld, der Schatz, hervor als etwas, das sich durch blosse Veräusserung erhält und vermehrt.
Die Handelsvölker der Alten existirten wie die Götter des Epikur in den Intermundien der Welt oder vielmehr wie die Juden in den Poren der polnischen Gesellschaft. Der Handel der ersten selb- ständigen, grossartig entwickelten Handelsstädte und Handelsvölker beruhte als reiner Zwischenhandel auf der Barbarei der produ- cirenden Völker, zwischen denen sie die Vermittler spielten.
In den Vorstufen der kapitalistischen Gesellschaft beherrscht der Handel die Industrie; in der modernen Gesellschaft umgekehrt. Der Handel wird natürlich mehr oder weniger zurückwirken auf die Gemeinwesen, zwischen denen er getrieben wird; er wird die Produktion mehr und mehr dem Tauschwerth unterwerfen, indem er Genüsse und Subsistenz mehr abhängig macht vom Verkauf als vom unmittelbaren Gebrauch des Produkts. Er löst dadurch die alten Verhältnisse auf. Er vermehrt die Geldcirkulation. Er er- greift nicht mehr bloss den Ueberschuss der Produktion, sondern frisst nach und nach diese selbst an, und macht ganze Produktions- zweige von sich abhängig. Indess hängt diese auflösende Wirkung sehr ab von der Natur des producirenden Gemeinwesens.
Solange das Handelskapital den Produktenaustausch unentwickelter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0348"n="314"/>
geschlossen, als die verschiednen Waaren alle Werth und darum<lb/>
Geld sind; der Qualität nach gleichmäßig Ausdrücke der gesell-<lb/>
schaftlichen Arbeit. Aber sie sind nicht gleiche Werthgrössen.<lb/>
Das quantitative Verhältniss, worin sich Produkte austauschen, ist<lb/>
zunächst ganz zufällig. Sie nehmen sofern Waarenform an, dass<lb/>
sie überhaupt Austauschbare, d. h. Ausdrücke desselben Dritten<lb/>
sind. Der fortgesetzte Austausch und die regelmäßigere Repro-<lb/>
duktion für den Austausch hebt diese Zufälligkeit mehr und mehr<lb/>
auf. Zunächst aber nicht für die Producenten und Konsumenten,<lb/>
sondern für den Vermittler zwischen beiden, den Kaufmann, der<lb/>
die Geldpreise vergleicht und die Differenz einsteckt. Durch seine<lb/>
Bewegung selbst setzt er die Aequivalenz.</p><lb/><p>Das Handelskapital ist im Anfang bloss die vermittelnde Bewe-<lb/>
gung zwischen Extremen, die es nicht beherrscht, und Voraus-<lb/>
setzungen, die es nicht schafft.</p><lb/><p>Wie aus der blossen Form der Waarencirkulation, W—G—W,<lb/>
Geld nicht nur als Werthmaß und Cirkulationsmittel, sondern als<lb/>
absolute Form der Waare und damit des Reichthums, als Schatz<lb/>
hervorgeht, und sein Beisichbleiben und Anwachsen als Geld zum<lb/>
Selbstzweck wird, so geht aus der blossen Cirkulationsform des<lb/>
Kaufmannskapitals, G—W—G', das Geld, der Schatz, hervor als<lb/>
etwas, das sich durch blosse Veräusserung erhält und vermehrt.</p><lb/><p>Die Handelsvölker der Alten existirten wie die Götter des Epikur<lb/>
in den Intermundien der Welt oder vielmehr wie die Juden in den<lb/>
Poren der polnischen Gesellschaft. Der Handel der ersten selb-<lb/>
ständigen, grossartig entwickelten Handelsstädte und Handelsvölker<lb/>
beruhte als reiner Zwischenhandel auf der Barbarei der produ-<lb/>
cirenden Völker, zwischen denen sie die Vermittler spielten.</p><lb/><p>In den Vorstufen der kapitalistischen Gesellschaft beherrscht der<lb/>
Handel die Industrie; in der modernen Gesellschaft umgekehrt.<lb/>
Der Handel wird natürlich mehr oder weniger zurückwirken auf<lb/>
die Gemeinwesen, zwischen denen er getrieben wird; er wird die<lb/>
Produktion mehr und mehr dem Tauschwerth unterwerfen, indem<lb/>
er Genüsse und Subsistenz mehr abhängig macht vom Verkauf als<lb/>
vom unmittelbaren Gebrauch des Produkts. Er löst dadurch die<lb/>
alten Verhältnisse auf. Er vermehrt die Geldcirkulation. Er er-<lb/>
greift nicht mehr bloss den Ueberschuss der Produktion, sondern<lb/>
frisst nach und nach diese selbst an, und macht ganze Produktions-<lb/>
zweige von sich abhängig. Indess hängt diese auflösende Wirkung<lb/>
sehr ab von der Natur des producirenden Gemeinwesens.</p><lb/><p>Solange das Handelskapital den Produktenaustausch unentwickelter<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[314/0348]
geschlossen, als die verschiednen Waaren alle Werth und darum
Geld sind; der Qualität nach gleichmäßig Ausdrücke der gesell-
schaftlichen Arbeit. Aber sie sind nicht gleiche Werthgrössen.
Das quantitative Verhältniss, worin sich Produkte austauschen, ist
zunächst ganz zufällig. Sie nehmen sofern Waarenform an, dass
sie überhaupt Austauschbare, d. h. Ausdrücke desselben Dritten
sind. Der fortgesetzte Austausch und die regelmäßigere Repro-
duktion für den Austausch hebt diese Zufälligkeit mehr und mehr
auf. Zunächst aber nicht für die Producenten und Konsumenten,
sondern für den Vermittler zwischen beiden, den Kaufmann, der
die Geldpreise vergleicht und die Differenz einsteckt. Durch seine
Bewegung selbst setzt er die Aequivalenz.
Das Handelskapital ist im Anfang bloss die vermittelnde Bewe-
gung zwischen Extremen, die es nicht beherrscht, und Voraus-
setzungen, die es nicht schafft.
Wie aus der blossen Form der Waarencirkulation, W—G—W,
Geld nicht nur als Werthmaß und Cirkulationsmittel, sondern als
absolute Form der Waare und damit des Reichthums, als Schatz
hervorgeht, und sein Beisichbleiben und Anwachsen als Geld zum
Selbstzweck wird, so geht aus der blossen Cirkulationsform des
Kaufmannskapitals, G—W—G', das Geld, der Schatz, hervor als
etwas, das sich durch blosse Veräusserung erhält und vermehrt.
Die Handelsvölker der Alten existirten wie die Götter des Epikur
in den Intermundien der Welt oder vielmehr wie die Juden in den
Poren der polnischen Gesellschaft. Der Handel der ersten selb-
ständigen, grossartig entwickelten Handelsstädte und Handelsvölker
beruhte als reiner Zwischenhandel auf der Barbarei der produ-
cirenden Völker, zwischen denen sie die Vermittler spielten.
In den Vorstufen der kapitalistischen Gesellschaft beherrscht der
Handel die Industrie; in der modernen Gesellschaft umgekehrt.
Der Handel wird natürlich mehr oder weniger zurückwirken auf
die Gemeinwesen, zwischen denen er getrieben wird; er wird die
Produktion mehr und mehr dem Tauschwerth unterwerfen, indem
er Genüsse und Subsistenz mehr abhängig macht vom Verkauf als
vom unmittelbaren Gebrauch des Produkts. Er löst dadurch die
alten Verhältnisse auf. Er vermehrt die Geldcirkulation. Er er-
greift nicht mehr bloss den Ueberschuss der Produktion, sondern
frisst nach und nach diese selbst an, und macht ganze Produktions-
zweige von sich abhängig. Indess hängt diese auflösende Wirkung
sehr ab von der Natur des producirenden Gemeinwesens.
Solange das Handelskapital den Produktenaustausch unentwickelter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/348>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.