Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräussert? Nicht der Werth der verkauften Waare, denn dieser ändert nur die Form. Er existirt als Preis ideell in der Waare, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht. Derselbe Werth und dieselbe Werthgrösse wechseln hier nur die Form. Das eine Mal existiren sie in Waarenform, das andre Mal in Geld- form. Was wirklich vom Verkäufer veräussert wird, und daher auch in die individuelle oder produktive Konsumtion des Käufers übergeht, ist der Gebrauchswerth der Waare, die Waare als Ge- brauchswerth.
Was ist nun der Gebrauchswerth, den der Geldkapitalist für die Zeit des Ausleihens veräussert und an den produktiven Kapitalisten, den Borger abtritt? Es ist der Gebrauchswerth, den das Geld dadurch erhält, dass es in Kapital verwandelt werden, als Kapital fungiren kann, und dass es daher einen bestimmten Mehrwerth, den Durchschnittsprofit (was darüber oder darunter ist, erscheint hier zufällig) in seiner Bewegung erzeugt, ausserdem dass es seine ursprüngliche Werthgrösse wahrt. Bei den übrigen Waaren wird in der letzten Hand der Gebrauchswerth konsumirt, und damit verschwindet die Substanz der Waare und mit ihr ihr Werth. Die Waare Kapital dagegen hat das Eigenthümliche, dass durch die Konsumtion ihres Gebrauchswerths ihr Werth und ihr Ge- brauchswerth nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird.
Diesen Gebrauchswerth des Geldes als Kapital -- die Fähigkeit den Durchschnittsprofit zu erzeugen -- veräussert der Geldkapitalist an den industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er diesem die Verfügung über das verliehne Kapital abtritt.
Das so verliehene Geld hat in sofern eine gewisse Analogie mit der Arbeitskraft in ihrer Stellung gegenüber dem industriellen Kapitalisten. Nur zahlt der letztre den Werth der Arbeitskraft, während er den Werth des geliehenen Kapitals einfach zurückzahlt. Der Gebrauchswerth der Arbeitskraft für den industriellen Kapita- listen ist: mehr Werth (den Profit) in ihrem Verbrauch zu er- zeugen als sie selbst besitzt und als sie kostet. Dieser Ueber- schuss von Werth ist ihr Gebrauchswerth für den industriellen Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der Gebrauchswerth des geliehenen Geldkapitals als seine, Werth setzende und vermehrende Fähigkeit.
Der Geldkapitalist veräussert in der That einen Gebrauchswerth, und dadurch wird das was er weggibt, als Waare weggegeben. Und soweit ist die Analogie mit der Waare als solcher vollständig.
Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräussert? Nicht der Werth der verkauften Waare, denn dieser ändert nur die Form. Er existirt als Preis ideell in der Waare, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht. Derselbe Werth und dieselbe Werthgrösse wechseln hier nur die Form. Das eine Mal existiren sie in Waarenform, das andre Mal in Geld- form. Was wirklich vom Verkäufer veräussert wird, und daher auch in die individuelle oder produktive Konsumtion des Käufers übergeht, ist der Gebrauchswerth der Waare, die Waare als Ge- brauchswerth.
Was ist nun der Gebrauchswerth, den der Geldkapitalist für die Zeit des Ausleihens veräussert und an den produktiven Kapitalisten, den Borger abtritt? Es ist der Gebrauchswerth, den das Geld dadurch erhält, dass es in Kapital verwandelt werden, als Kapital fungiren kann, und dass es daher einen bestimmten Mehrwerth, den Durchschnittsprofit (was darüber oder darunter ist, erscheint hier zufällig) in seiner Bewegung erzeugt, ausserdem dass es seine ursprüngliche Werthgrösse wahrt. Bei den übrigen Waaren wird in der letzten Hand der Gebrauchswerth konsumirt, und damit verschwindet die Substanz der Waare und mit ihr ihr Werth. Die Waare Kapital dagegen hat das Eigenthümliche, dass durch die Konsumtion ihres Gebrauchswerths ihr Werth und ihr Ge- brauchswerth nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird.
Diesen Gebrauchswerth des Geldes als Kapital — die Fähigkeit den Durchschnittsprofit zu erzeugen — veräussert der Geldkapitalist an den industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er diesem die Verfügung über das verliehne Kapital abtritt.
Das so verliehene Geld hat in sofern eine gewisse Analogie mit der Arbeitskraft in ihrer Stellung gegenüber dem industriellen Kapitalisten. Nur zahlt der letztre den Werth der Arbeitskraft, während er den Werth des geliehenen Kapitals einfach zurückzahlt. Der Gebrauchswerth der Arbeitskraft für den industriellen Kapita- listen ist: mehr Werth (den Profit) in ihrem Verbrauch zu er- zeugen als sie selbst besitzt und als sie kostet. Dieser Ueber- schuss von Werth ist ihr Gebrauchswerth für den industriellen Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der Gebrauchswerth des geliehenen Geldkapitals als seine, Werth setzende und vermehrende Fähigkeit.
Der Geldkapitalist veräussert in der That einen Gebrauchswerth, und dadurch wird das was er weggibt, als Waare weggegeben. Und soweit ist die Analogie mit der Waare als solcher vollständig.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0370"n="336"/><p>Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräussert? Nicht der<lb/>
Werth der verkauften Waare, denn dieser ändert nur die Form.<lb/>
Er existirt als Preis ideell in der Waare, bevor er reell in der<lb/>
Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht. Derselbe<lb/>
Werth und dieselbe Werthgrösse wechseln hier nur die Form.<lb/>
Das eine Mal existiren sie in Waarenform, das andre Mal in Geld-<lb/>
form. Was wirklich vom Verkäufer veräussert wird, und daher<lb/>
auch in die individuelle oder produktive Konsumtion des Käufers<lb/>
übergeht, ist der Gebrauchswerth der Waare, die Waare als Ge-<lb/>
brauchswerth.</p><lb/><p>Was ist nun der Gebrauchswerth, den der Geldkapitalist für die<lb/>
Zeit des Ausleihens veräussert und an den produktiven Kapitalisten,<lb/>
den Borger abtritt? Es ist der Gebrauchswerth, den das Geld<lb/>
dadurch erhält, dass es in Kapital verwandelt werden, als Kapital<lb/>
fungiren kann, und dass es daher einen bestimmten Mehrwerth,<lb/>
den Durchschnittsprofit (was darüber oder darunter ist, erscheint<lb/>
hier zufällig) in seiner Bewegung erzeugt, ausserdem dass es seine<lb/>
ursprüngliche Werthgrösse wahrt. Bei den übrigen Waaren wird<lb/>
in der letzten Hand der Gebrauchswerth konsumirt, und damit<lb/>
verschwindet die Substanz der Waare und mit ihr ihr Werth.<lb/>
Die Waare Kapital dagegen hat das Eigenthümliche, dass durch<lb/>
die Konsumtion ihres Gebrauchswerths ihr Werth und ihr Ge-<lb/>
brauchswerth nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird.</p><lb/><p>Diesen Gebrauchswerth des Geldes als Kapital — die Fähigkeit<lb/>
den Durchschnittsprofit zu erzeugen — veräussert der Geldkapitalist<lb/>
an den industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er<lb/>
diesem die Verfügung über das verliehne Kapital abtritt.</p><lb/><p>Das so verliehene Geld hat in sofern eine gewisse Analogie mit<lb/>
der Arbeitskraft in ihrer Stellung gegenüber dem industriellen<lb/>
Kapitalisten. Nur zahlt der letztre den Werth der Arbeitskraft,<lb/>
während er den Werth des geliehenen Kapitals einfach zurückzahlt.<lb/>
Der Gebrauchswerth der Arbeitskraft für den industriellen Kapita-<lb/>
listen ist: mehr Werth (den Profit) in ihrem Verbrauch zu er-<lb/>
zeugen als sie selbst besitzt und als sie kostet. Dieser Ueber-<lb/>
schuss von Werth ist ihr Gebrauchswerth für den industriellen<lb/>
Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der Gebrauchswerth des<lb/>
geliehenen Geldkapitals als seine, Werth setzende und vermehrende<lb/>
Fähigkeit.</p><lb/><p>Der Geldkapitalist veräussert in der That einen Gebrauchswerth,<lb/>
und dadurch wird das was er weggibt, als Waare weggegeben.<lb/>
Und soweit ist die Analogie mit der Waare als solcher vollständig.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[336/0370]
Was wird beim gewöhnlichen Verkauf veräussert? Nicht der
Werth der verkauften Waare, denn dieser ändert nur die Form.
Er existirt als Preis ideell in der Waare, bevor er reell in der
Form von Geld in die Hand des Verkäufers übergeht. Derselbe
Werth und dieselbe Werthgrösse wechseln hier nur die Form.
Das eine Mal existiren sie in Waarenform, das andre Mal in Geld-
form. Was wirklich vom Verkäufer veräussert wird, und daher
auch in die individuelle oder produktive Konsumtion des Käufers
übergeht, ist der Gebrauchswerth der Waare, die Waare als Ge-
brauchswerth.
Was ist nun der Gebrauchswerth, den der Geldkapitalist für die
Zeit des Ausleihens veräussert und an den produktiven Kapitalisten,
den Borger abtritt? Es ist der Gebrauchswerth, den das Geld
dadurch erhält, dass es in Kapital verwandelt werden, als Kapital
fungiren kann, und dass es daher einen bestimmten Mehrwerth,
den Durchschnittsprofit (was darüber oder darunter ist, erscheint
hier zufällig) in seiner Bewegung erzeugt, ausserdem dass es seine
ursprüngliche Werthgrösse wahrt. Bei den übrigen Waaren wird
in der letzten Hand der Gebrauchswerth konsumirt, und damit
verschwindet die Substanz der Waare und mit ihr ihr Werth.
Die Waare Kapital dagegen hat das Eigenthümliche, dass durch
die Konsumtion ihres Gebrauchswerths ihr Werth und ihr Ge-
brauchswerth nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird.
Diesen Gebrauchswerth des Geldes als Kapital — die Fähigkeit
den Durchschnittsprofit zu erzeugen — veräussert der Geldkapitalist
an den industriellen Kapitalisten für die Zeit, während deren er
diesem die Verfügung über das verliehne Kapital abtritt.
Das so verliehene Geld hat in sofern eine gewisse Analogie mit
der Arbeitskraft in ihrer Stellung gegenüber dem industriellen
Kapitalisten. Nur zahlt der letztre den Werth der Arbeitskraft,
während er den Werth des geliehenen Kapitals einfach zurückzahlt.
Der Gebrauchswerth der Arbeitskraft für den industriellen Kapita-
listen ist: mehr Werth (den Profit) in ihrem Verbrauch zu er-
zeugen als sie selbst besitzt und als sie kostet. Dieser Ueber-
schuss von Werth ist ihr Gebrauchswerth für den industriellen
Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der Gebrauchswerth des
geliehenen Geldkapitals als seine, Werth setzende und vermehrende
Fähigkeit.
Der Geldkapitalist veräussert in der That einen Gebrauchswerth,
und dadurch wird das was er weggibt, als Waare weggegeben.
Und soweit ist die Analogie mit der Waare als solcher vollständig.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/370>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.