Vierundzwanzigstes Kapitel. Veräusserlichung des Kapitalverhältnisses in der Form des zinstragenden Kapitals.
Im zinstragenden Kapital erreicht das Kapitalverhältniss seine äusserlichste und fetischartigste Form. Wir haben hier G--G', Geld das mehr Geld erzeugt, sich selbst verwerthenden Werth, ohne den Process, der die beiden Extreme vermittelt. Im Kaufmanns- kapital, G--W--G', ist wenigstens die allgemeine Form der kapitalistischen Bewegung vorhanden, obgleich sie sich nur in der Cirkulationssphäre hält, der Profit daher als blosser Veräusserungs- profit erscheint; aber immerhin stellt er sich dar als ein Produkt eines gesellschaftlichen Verhältnisses, nicht als Produkt eines blossen Dings. Die Form des Kaufmannskapitals stellt immer noch einen Process dar, die Einheit entgegengesetzter Phasen, eine Bewegung, die in zwei entgegengesetzte Vorgänge zerfällt, in Kauf und Verkauf von Waaren. Dies ist ausgelöscht in G--G', der Form des zinstragenden Kapitals. Wenn z. B. 1000 £ vom Ka- pitalisten ausgeliehen werden, und der Zinsfuss ist 5 %, so ist der Werth von 1000 £ als Kapital für 1 Jahr = C + Cz', wo C das Kapital, und z' der Zinsfuss, also hier 5 % = = , 1000 + 1000 x = 1050 £. Der Werth von 1000 £ als Kapital ist = 1050 £, d. h. das Kapital ist keine einfache Grösse. Es ist Grössen- verhältniss, Verhältniss als Hauptsumme, als gegebner Werth, zu sich selbst als sich verwerthendem Werth, als Hauptsumme, die einen Mehrwerth producirt hat. Und wie man gesehn, stellt sich das Kapital als solches dar, als dieser unmittelbar sich ver- werthende Werth, für alle aktiven Kapitalisten, ob sie mit eignem oder geborgtem Kapital fungiren.
G--G': Wir haben hier den ursprünglichen Ausgangspunkt des Kapitals, das Geld in der Formel G--W--G' reducirt auf die beiden Extreme G--G', wo G' = G + DG, Geld das mehr Geld schafft. Es ist die ursprüngliche und allgemeine Formel des Ka- pitals, auf ein sinnloses Resume zusammengezogen. Es ist das fertige Kapital, Einheit von Produktionsprocess und Cirkulations- process, und daher in bestimmter Zeitperiode bestimmten Mehr- werth abwerfend. In der Form des zinstragenden Kapitals er- scheint dies unmittelbar, unvermittelt durch Produktionsprocess und Cirkulationsprocess. Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eignen Vermehrung.
Vierundzwanzigstes Kapitel. Veräusserlichung des Kapitalverhältnisses in der Form des zinstragenden Kapitals.
Im zinstragenden Kapital erreicht das Kapitalverhältniss seine äusserlichste und fetischartigste Form. Wir haben hier G—G', Geld das mehr Geld erzeugt, sich selbst verwerthenden Werth, ohne den Process, der die beiden Extreme vermittelt. Im Kaufmanns- kapital, G—W—G', ist wenigstens die allgemeine Form der kapitalistischen Bewegung vorhanden, obgleich sie sich nur in der Cirkulationssphäre hält, der Profit daher als blosser Veräusserungs- profit erscheint; aber immerhin stellt er sich dar als ein Produkt eines gesellschaftlichen Verhältnisses, nicht als Produkt eines blossen Dings. Die Form des Kaufmannskapitals stellt immer noch einen Process dar, die Einheit entgegengesetzter Phasen, eine Bewegung, die in zwei entgegengesetzte Vorgänge zerfällt, in Kauf und Verkauf von Waaren. Dies ist ausgelöscht in G—G', der Form des zinstragenden Kapitals. Wenn z. B. 1000 £ vom Ka- pitalisten ausgeliehen werden, und der Zinsfuss ist 5 %, so ist der Werth von 1000 £ als Kapital für 1 Jahr = C + Cz', wo C das Kapital, und z' der Zinsfuss, also hier 5 % = = , 1000 + 1000 × = 1050 £. Der Werth von 1000 £ als Kapital ist = 1050 £, d. h. das Kapital ist keine einfache Grösse. Es ist Grössen- verhältniss, Verhältniss als Hauptsumme, als gegebner Werth, zu sich selbst als sich verwerthendem Werth, als Hauptsumme, die einen Mehrwerth producirt hat. Und wie man gesehn, stellt sich das Kapital als solches dar, als dieser unmittelbar sich ver- werthende Werth, für alle aktiven Kapitalisten, ob sie mit eignem oder geborgtem Kapital fungiren.
G—G': Wir haben hier den ursprünglichen Ausgangspunkt des Kapitals, das Geld in der Formel G—W—G' reducirt auf die beiden Extreme G—G', wo G' = G + ΔG, Geld das mehr Geld schafft. Es ist die ursprüngliche und allgemeine Formel des Ka- pitals, auf ein sinnloses Resumé zusammengezogen. Es ist das fertige Kapital, Einheit von Produktionsprocess und Cirkulations- process, und daher in bestimmter Zeitperiode bestimmten Mehr- werth abwerfend. In der Form des zinstragenden Kapitals er- scheint dies unmittelbar, unvermittelt durch Produktionsprocess und Cirkulationsprocess. Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eignen Vermehrung.
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Vierundzwanzigstes Kapitel.
Veräusserlichung des Kapitalverhältnisses in der Form des
zinstragenden Kapitals.
Im zinstragenden Kapital erreicht das Kapitalverhältniss seine
äusserlichste und fetischartigste Form. Wir haben hier G—G',
Geld das mehr Geld erzeugt, sich selbst verwerthenden Werth, ohne
den Process, der die beiden Extreme vermittelt. Im Kaufmanns-
kapital, G—W—G', ist wenigstens die allgemeine Form der
kapitalistischen Bewegung vorhanden, obgleich sie sich nur in der
Cirkulationssphäre hält, der Profit daher als blosser Veräusserungs-
profit erscheint; aber immerhin stellt er sich dar als ein Produkt
eines gesellschaftlichen Verhältnisses, nicht als Produkt eines
blossen Dings. Die Form des Kaufmannskapitals stellt immer
noch einen Process dar, die Einheit entgegengesetzter Phasen, eine
Bewegung, die in zwei entgegengesetzte Vorgänge zerfällt, in Kauf
und Verkauf von Waaren. Dies ist ausgelöscht in G—G', der
Form des zinstragenden Kapitals. Wenn z. B. 1000 £ vom Ka-
pitalisten ausgeliehen werden, und der Zinsfuss ist 5 %, so ist der
Werth von 1000 £ als Kapital für 1 Jahr = C + Cz', wo C das
Kapital, und z' der Zinsfuss, also hier 5 % = [FORMEL] = [FORMEL], 1000 +
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1050 £, d. h. das Kapital ist keine einfache Grösse. Es ist Grössen-
verhältniss, Verhältniss als Hauptsumme, als gegebner Werth,
zu sich selbst als sich verwerthendem Werth, als Hauptsumme,
die einen Mehrwerth producirt hat. Und wie man gesehn, stellt
sich das Kapital als solches dar, als dieser unmittelbar sich ver-
werthende Werth, für alle aktiven Kapitalisten, ob sie mit eignem
oder geborgtem Kapital fungiren.
G—G': Wir haben hier den ursprünglichen Ausgangspunkt des
Kapitals, das Geld in der Formel G—W—G' reducirt auf die
beiden Extreme G—G', wo G' = G + ΔG, Geld das mehr Geld
schafft. Es ist die ursprüngliche und allgemeine Formel des Ka-
pitals, auf ein sinnloses Resumé zusammengezogen. Es ist das
fertige Kapital, Einheit von Produktionsprocess und Cirkulations-
process, und daher in bestimmter Zeitperiode bestimmten Mehr-
werth abwerfend. In der Form des zinstragenden Kapitals er-
scheint dies unmittelbar, unvermittelt durch Produktionsprocess
und Cirkulationsprocess. Das Kapital erscheint als mysteriöse und
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/411>, abgerufen am 24.11.2024.
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