vermehrter Zudrang zu den Diskontomaklern von Leuten, die Wechsel zu diskontiren hatten; die Makler fingen an, den Wechseln genauer auf die Finger zu sehn. Die bisher bewilligte Akkomo- dation wurde sehr ernstlich eingeschränkt und unter schwachen Häusern gab es Falliten. Diejenigen, die sich ganz auf den Kredit verliessen, gingen in die Brüche. Dies vermehrte die schon früher gefühlte Beunruhigung; Bankiers und andre fanden, dass sie nicht mit derselben Sicherheit wie früher darauf rechnen konnten, ihre Wechsel und andre Werthpapiere in Banknoten zu verwandeln, um ihren Verpflichtungen nachzukommen; sie beschränkten die Akko- modation noch mehr, und schlugen sie häufig rund ab; sie schlossen in vielen Fällen ihre Banknoten ein, für künftige Deckung ihrer eignen Verpflichtungen; sie gaben sie lieber gar nicht weg. Unruhe und Verwirrung nahmen täglich zu, und ohne Lord John Russell's Brief war der allgemeine Bankrott da." (p. 74, 75.) Der Brief Russell's suspendirte den Bankakt. -- Der oben erwähnte Charles Turner sagt aus: "Manche Häuser hatten grosse Mittel, aber sie waren nicht flüssig. Ihr ganzes Kapital stak fest in Grundbesitz in Mauritius, oder in Indigo- oder Zuckerfabriken. Nachdem sie einmal Verpflichtungen für 5--600000 £ eingegangen, hatten sie keine flüssigen Mittel, die Wechsel dafür zu zahlen, und schliess- lich zeigte sich, dass sie ihre Wechsel nur zahlen konnten ver- mittelst ihres Kredits, und soweit dieser reichte." (p. 81.) -- Der erwähnte S. Gurney: "Gegenwärtig (1848) herrscht eine Beschrän- kung der Umsätze und ein grosser Ueberfluss von Geld. -- No. 1763. Ich glaube nicht, dass Mangel an Kapital es war, das den Zinsfuss so hoch hinauftrieb; es war der Schrecken (the alarm), die Schwierig- keit Banknoten zu bekommen."
1847 zahlte England wenigstens 9 Millionen £ in Gold ans Ausland für eingeführte Nahrungsmittel. Davon 71/2 Millionen aus der Bank von England und 11/2 aus andern Quellen. (p. 245.) -- Morris, Gouverneur der Bank von England: "Am 23. Oktober 1847 waren die öffentlichen Fonds und die Kanal- und Eisenbahnaktien schon depreciirt um 114752225 £." (p. 312.) Derselbe Morris, befragt von Lord G. Bentinck: "Ist Ihnen nicht bekannt, dass alles in Papieren und Produkten aller Art angelegte Kapital in der- selben Weise entwerthet war, dass Rohstoffe, Baumwolle, Seide, Wolle nach dem Kontinent gesandt wurden zu denselben Schleuder- preisen, und dass Zucker, Kaffee und Thee in Zwangsverkäufen los- geschlagen wurden? -- Es war unvermeidlich, dass die Nation ein beträchtliches Opfer brachte, um dem Goldabfluss entgegenzu-
Marx, Kapital III. 26
vermehrter Zudrang zu den Diskontomaklern von Leuten, die Wechsel zu diskontiren hatten; die Makler fingen an, den Wechseln genauer auf die Finger zu sehn. Die bisher bewilligte Akkomo- dation wurde sehr ernstlich eingeschränkt und unter schwachen Häusern gab es Falliten. Diejenigen, die sich ganz auf den Kredit verliessen, gingen in die Brüche. Dies vermehrte die schon früher gefühlte Beunruhigung; Bankiers und andre fanden, dass sie nicht mit derselben Sicherheit wie früher darauf rechnen konnten, ihre Wechsel und andre Werthpapiere in Banknoten zu verwandeln, um ihren Verpflichtungen nachzukommen; sie beschränkten die Akko- modation noch mehr, und schlugen sie häufig rund ab; sie schlossen in vielen Fällen ihre Banknoten ein, für künftige Deckung ihrer eignen Verpflichtungen; sie gaben sie lieber gar nicht weg. Unruhe und Verwirrung nahmen täglich zu, und ohne Lord John Russell’s Brief war der allgemeine Bankrott da.“ (p. 74, 75.) Der Brief Russell’s suspendirte den Bankakt. — Der oben erwähnte Charles Turner sagt aus: „Manche Häuser hatten grosse Mittel, aber sie waren nicht flüssig. Ihr ganzes Kapital stak fest in Grundbesitz in Mauritius, oder in Indigo- oder Zuckerfabriken. Nachdem sie einmal Verpflichtungen für 5—600000 £ eingegangen, hatten sie keine flüssigen Mittel, die Wechsel dafür zu zahlen, und schliess- lich zeigte sich, dass sie ihre Wechsel nur zahlen konnten ver- mittelst ihres Kredits, und soweit dieser reichte.“ (p. 81.) — Der erwähnte S. Gurney: „Gegenwärtig (1848) herrscht eine Beschrän- kung der Umsätze und ein grosser Ueberfluss von Geld. — No. 1763. Ich glaube nicht, dass Mangel an Kapital es war, das den Zinsfuss so hoch hinauftrieb; es war der Schrecken (the alarm), die Schwierig- keit Banknoten zu bekommen.“
1847 zahlte England wenigstens 9 Millionen £ in Gold ans Ausland für eingeführte Nahrungsmittel. Davon 7½ Millionen aus der Bank von England und 1½ aus andern Quellen. (p. 245.) — Morris, Gouverneur der Bank von England: „Am 23. Oktober 1847 waren die öffentlichen Fonds und die Kanal- und Eisenbahnaktien schon depreciirt um 114752225 £.“ (p. 312.) Derselbe Morris, befragt von Lord G. Bentinck: „Ist Ihnen nicht bekannt, dass alles in Papieren und Produkten aller Art angelegte Kapital in der- selben Weise entwerthet war, dass Rohstoffe, Baumwolle, Seide, Wolle nach dem Kontinent gesandt wurden zu denselben Schleuder- preisen, und dass Zucker, Kaffee und Thee in Zwangsverkäufen los- geschlagen wurden? — Es war unvermeidlich, dass die Nation ein beträchtliches Opfer brachte, um dem Goldabfluss entgegenzu-
Marx, Kapital III. 26
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vermehrter Zudrang zu den Diskontomaklern von Leuten, die
Wechsel zu diskontiren hatten; die Makler fingen an, den Wechseln
genauer auf die Finger zu sehn. Die bisher bewilligte Akkomo-
dation wurde sehr ernstlich eingeschränkt und unter schwachen
Häusern gab es Falliten. Diejenigen, die sich ganz auf den Kredit
verliessen, gingen in die Brüche. Dies vermehrte die schon früher
gefühlte Beunruhigung; Bankiers und andre fanden, dass sie nicht
mit derselben Sicherheit wie früher darauf rechnen konnten, ihre
Wechsel und andre Werthpapiere in Banknoten zu verwandeln, um
ihren Verpflichtungen nachzukommen; sie beschränkten die Akko-
modation noch mehr, und schlugen sie häufig rund ab; sie schlossen
in vielen Fällen ihre Banknoten ein, für künftige Deckung ihrer
eignen Verpflichtungen; sie gaben sie lieber gar nicht weg. Unruhe
und Verwirrung nahmen täglich zu, und ohne Lord John Russell’s
Brief war der allgemeine Bankrott da.“ (p. 74, 75.) Der Brief
Russell’s suspendirte den Bankakt. — Der oben erwähnte Charles
Turner sagt aus: „Manche Häuser hatten grosse Mittel, aber sie
waren nicht flüssig. Ihr ganzes Kapital stak fest in Grundbesitz
in Mauritius, oder in Indigo- oder Zuckerfabriken. Nachdem sie
einmal Verpflichtungen für 5—600000 £ eingegangen, hatten sie
keine flüssigen Mittel, die Wechsel dafür zu zahlen, und schliess-
lich zeigte sich, dass sie ihre Wechsel nur zahlen konnten ver-
mittelst ihres Kredits, und soweit dieser reichte.“ (p. 81.) — Der
erwähnte S. Gurney: „Gegenwärtig (1848) herrscht eine Beschrän-
kung der Umsätze und ein grosser Ueberfluss von Geld. — No. 1763.
Ich glaube nicht, dass Mangel an Kapital es war, das den Zinsfuss
so hoch hinauftrieb; es war der Schrecken (the alarm), die Schwierig-
keit Banknoten zu bekommen.“
1847 zahlte England wenigstens 9 Millionen £ in Gold ans
Ausland für eingeführte Nahrungsmittel. Davon 7½ Millionen aus
der Bank von England und 1½ aus andern Quellen. (p. 245.) —
Morris, Gouverneur der Bank von England: „Am 23. Oktober 1847
waren die öffentlichen Fonds und die Kanal- und Eisenbahnaktien
schon depreciirt um 114752225 £.“ (p. 312.) Derselbe Morris,
befragt von Lord G. Bentinck: „Ist Ihnen nicht bekannt, dass alles
in Papieren und Produkten aller Art angelegte Kapital in der-
selben Weise entwerthet war, dass Rohstoffe, Baumwolle, Seide,
Wolle nach dem Kontinent gesandt wurden zu denselben Schleuder-
preisen, und dass Zucker, Kaffee und Thee in Zwangsverkäufen los-
geschlagen wurden? — Es war unvermeidlich, dass die Nation
ein beträchtliches Opfer brachte, um dem Goldabfluss entgegenzu-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/435>, abgerufen am 24.11.2024.
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