Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Waaren sind aber ganz verschiedne Zinsraten verträglich. -- Aber
nun weiter die Schlauheit. Auf die richtige Bemerkung: "Aber für
das Geld wird Zins gezahlt," die natürlich die Frage einschliesst:
Was hat der Zins, den der Bankier erhält, der gar nicht in Waaren
handelt, zu thun mit diesen Waaren? und erhalten nicht Fabrikanten
Geld zum gleichen Zinsfuss, die dies Geld in ganz verschiednen
Märkten auslegen, also in Märkten, wo ganz verschiednes Verhält-
niss von Nachfrage und Angebot der in der Produktion gebrauchten
Waaren herrscht? -- Auf diese Frage bemerkt dieses feierliche
Genie, dass wenn der Fabrikant Baumwolle auf Kredit kauft,
"dann ist die Differenz zwischen dem Preis für Baarzahlung und
dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maßstab des Zinses."
Umgekehrt. Die bestehende Rate des Zinses, deren Regulirung
Genie Norman erklären soll, ist der Maßstab der Differenz zwischen
dem Preis für Baarzahlung und dem Preis auf Kredit bis Verfall-
zeit. Erst ist die Baumwolle zu verkaufen zu ihrem Preis bei
Baarzahlung, und dieser ist bestimmt durch den Marktpreis, der
selbst durch den Stand von Nachfrage und Zufuhr regulirt ist.
Sage der Preis ist = 1000 £. Damit ist das Geschäft zwischen dem
Fabrikanten und dem Baumwollmakler abgemacht, soweit es Kauf
und Verkauf betrifft. Nun kommt ein zweites Geschäft hinzu.
Dies ist eins zwischen Verleiher und Borger. Der Werth von
1000 £ wird dem Fabrikanten in Baumwolle vorgeschossen, und
er hat ihn, sage in drei Monaten, in Geld zurückzuzahlen. Und
die Zinsen für 1000 £ für drei Monate, bestimmt durch die Markt-
rate des Zinses, bilden dann den Aufschlag auf und über den Preis
für Baarzahlung. Der Preis der Baumwolle ist bestimmt durch
Nachfrage und Zufuhr. Aber der Preis des Vorschusses des Baum-
wollenwerths, der 1000 £, für drei Monate, ist bestimmt durch
die Zinsrate. Und dies, dass die Baumwolle selbst so in Geld-
kapital verwandelt wird, beweist Herrn Norman, dass Zins
existiren würde auch wenn es überhaupt kein Geld gäbe. Wenn
es überhaupt kein Geld gäbe, gäbe es jedenfalls keine allgemeine
Zinsrate.

Es ist erstens die pöbelhafte Vorstellung von Kapital als
"Waaren gebraucht in der Produktion". Soweit diese Waaren als
Kapital figuriren, drückt sich ihr Werth als Kapital, im Unter-
schied von ihrem Werth als Waaren, aus in dem Profit, der aus
ihrer produktiven oder merkantilen Verwendung gemacht wird.
Und die Profitrate hat unbedingt immer etwas zu thun mit dem
Marktpreis der gekauften Waaren und ihrer Nachfrage und Zufuhr,

Waaren sind aber ganz verschiedne Zinsraten verträglich. — Aber
nun weiter die Schlauheit. Auf die richtige Bemerkung: „Aber für
das Geld wird Zins gezahlt,“ die natürlich die Frage einschliesst:
Was hat der Zins, den der Bankier erhält, der gar nicht in Waaren
handelt, zu thun mit diesen Waaren? und erhalten nicht Fabrikanten
Geld zum gleichen Zinsfuss, die dies Geld in ganz verschiednen
Märkten auslegen, also in Märkten, wo ganz verschiednes Verhält-
niss von Nachfrage und Angebot der in der Produktion gebrauchten
Waaren herrscht? — Auf diese Frage bemerkt dieses feierliche
Genie, dass wenn der Fabrikant Baumwolle auf Kredit kauft,
„dann ist die Differenz zwischen dem Preis für Baarzahlung und
dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maßstab des Zinses.“
Umgekehrt. Die bestehende Rate des Zinses, deren Regulirung
Genie Norman erklären soll, ist der Maßstab der Differenz zwischen
dem Preis für Baarzahlung und dem Preis auf Kredit bis Verfall-
zeit. Erst ist die Baumwolle zu verkaufen zu ihrem Preis bei
Baarzahlung, und dieser ist bestimmt durch den Marktpreis, der
selbst durch den Stand von Nachfrage und Zufuhr regulirt ist.
Sage der Preis ist = 1000 £. Damit ist das Geschäft zwischen dem
Fabrikanten und dem Baumwollmakler abgemacht, soweit es Kauf
und Verkauf betrifft. Nun kommt ein zweites Geschäft hinzu.
Dies ist eins zwischen Verleiher und Borger. Der Werth von
1000 £ wird dem Fabrikanten in Baumwolle vorgeschossen, und
er hat ihn, sage in drei Monaten, in Geld zurückzuzahlen. Und
die Zinsen für 1000 £ für drei Monate, bestimmt durch die Markt-
rate des Zinses, bilden dann den Aufschlag auf und über den Preis
für Baarzahlung. Der Preis der Baumwolle ist bestimmt durch
Nachfrage und Zufuhr. Aber der Preis des Vorschusses des Baum-
wollenwerths, der 1000 £, für drei Monate, ist bestimmt durch
die Zinsrate. Und dies, dass die Baumwolle selbst so in Geld-
kapital verwandelt wird, beweist Herrn Norman, dass Zins
existiren würde auch wenn es überhaupt kein Geld gäbe. Wenn
es überhaupt kein Geld gäbe, gäbe es jedenfalls keine allgemeine
Zinsrate.

Es ist erstens die pöbelhafte Vorstellung von Kapital als
„Waaren gebraucht in der Produktion“. Soweit diese Waaren als
Kapital figuriren, drückt sich ihr Werth als Kapital, im Unter-
schied von ihrem Werth als Waaren, aus in dem Profit, der aus
ihrer produktiven oder merkantilen Verwendung gemacht wird.
Und die Profitrate hat unbedingt immer etwas zu thun mit dem
Marktpreis der gekauften Waaren und ihrer Nachfrage und Zufuhr,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0438" n="404"/>
Waaren sind aber ganz verschiedne Zinsraten verträglich. &#x2014; Aber<lb/>
nun weiter die Schlauheit. Auf die richtige Bemerkung: &#x201E;Aber für<lb/>
das Geld wird Zins gezahlt,&#x201C; die natürlich die Frage einschliesst:<lb/>
Was hat der Zins, den der Bankier erhält, der gar nicht in Waaren<lb/>
handelt, zu thun mit diesen Waaren? und erhalten nicht Fabrikanten<lb/>
Geld zum gleichen Zinsfuss, die dies Geld in ganz verschiednen<lb/>
Märkten auslegen, also in Märkten, wo ganz verschiednes Verhält-<lb/>
niss von Nachfrage und Angebot der in der Produktion gebrauchten<lb/>
Waaren herrscht? &#x2014; Auf diese Frage bemerkt dieses feierliche<lb/>
Genie, dass wenn der Fabrikant Baumwolle auf Kredit kauft,<lb/>
&#x201E;dann ist die Differenz zwischen dem Preis für Baarzahlung und<lb/>
dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maßstab des Zinses.&#x201C;<lb/>
Umgekehrt. Die bestehende Rate des Zinses, deren Regulirung<lb/>
Genie Norman erklären soll, ist der Maßstab der Differenz zwischen<lb/>
dem Preis für Baarzahlung und dem Preis auf Kredit bis Verfall-<lb/>
zeit. Erst ist die Baumwolle zu verkaufen zu ihrem Preis bei<lb/>
Baarzahlung, und dieser ist bestimmt durch den Marktpreis, der<lb/>
selbst durch den Stand von Nachfrage und Zufuhr regulirt ist.<lb/>
Sage der Preis ist = 1000 <hi rendition="#i">£</hi>. Damit ist das Geschäft zwischen dem<lb/>
Fabrikanten und dem Baumwollmakler abgemacht, soweit es Kauf<lb/>
und Verkauf betrifft. Nun kommt ein zweites Geschäft hinzu.<lb/>
Dies ist eins zwischen Verleiher und Borger. Der Werth von<lb/>
1000 <hi rendition="#i">£</hi> wird dem Fabrikanten in Baumwolle vorgeschossen, und<lb/>
er hat ihn, sage in drei Monaten, in Geld zurückzuzahlen. Und<lb/>
die Zinsen für 1000 <hi rendition="#i">£</hi> für drei Monate, bestimmt durch die Markt-<lb/>
rate des Zinses, bilden dann den Aufschlag auf und über den Preis<lb/>
für Baarzahlung. Der Preis der Baumwolle ist bestimmt durch<lb/>
Nachfrage und Zufuhr. Aber der Preis des Vorschusses des Baum-<lb/>
wollenwerths, der 1000 <hi rendition="#i">£</hi>, für drei Monate, ist bestimmt durch<lb/>
die Zinsrate. Und dies, dass die Baumwolle selbst so in Geld-<lb/>
kapital verwandelt wird, beweist Herrn Norman, dass Zins<lb/>
existiren würde auch wenn es überhaupt kein Geld gäbe. Wenn<lb/>
es überhaupt kein Geld gäbe, gäbe es jedenfalls keine allgemeine<lb/>
Zinsrate.</p><lb/>
            <p>Es ist erstens die pöbelhafte Vorstellung von Kapital als<lb/>
&#x201E;Waaren gebraucht in der Produktion&#x201C;. Soweit diese Waaren als<lb/>
Kapital figuriren, drückt sich ihr Werth als <hi rendition="#g">Kapital</hi>, im Unter-<lb/>
schied von ihrem Werth als <hi rendition="#g">Waaren</hi>, aus in dem Profit, der aus<lb/>
ihrer produktiven oder merkantilen Verwendung gemacht wird.<lb/>
Und die Profitrate hat unbedingt immer etwas zu thun mit dem<lb/>
Marktpreis der gekauften Waaren und ihrer Nachfrage und Zufuhr,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[404/0438] Waaren sind aber ganz verschiedne Zinsraten verträglich. — Aber nun weiter die Schlauheit. Auf die richtige Bemerkung: „Aber für das Geld wird Zins gezahlt,“ die natürlich die Frage einschliesst: Was hat der Zins, den der Bankier erhält, der gar nicht in Waaren handelt, zu thun mit diesen Waaren? und erhalten nicht Fabrikanten Geld zum gleichen Zinsfuss, die dies Geld in ganz verschiednen Märkten auslegen, also in Märkten, wo ganz verschiednes Verhält- niss von Nachfrage und Angebot der in der Produktion gebrauchten Waaren herrscht? — Auf diese Frage bemerkt dieses feierliche Genie, dass wenn der Fabrikant Baumwolle auf Kredit kauft, „dann ist die Differenz zwischen dem Preis für Baarzahlung und dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maßstab des Zinses.“ Umgekehrt. Die bestehende Rate des Zinses, deren Regulirung Genie Norman erklären soll, ist der Maßstab der Differenz zwischen dem Preis für Baarzahlung und dem Preis auf Kredit bis Verfall- zeit. Erst ist die Baumwolle zu verkaufen zu ihrem Preis bei Baarzahlung, und dieser ist bestimmt durch den Marktpreis, der selbst durch den Stand von Nachfrage und Zufuhr regulirt ist. Sage der Preis ist = 1000 £. Damit ist das Geschäft zwischen dem Fabrikanten und dem Baumwollmakler abgemacht, soweit es Kauf und Verkauf betrifft. Nun kommt ein zweites Geschäft hinzu. Dies ist eins zwischen Verleiher und Borger. Der Werth von 1000 £ wird dem Fabrikanten in Baumwolle vorgeschossen, und er hat ihn, sage in drei Monaten, in Geld zurückzuzahlen. Und die Zinsen für 1000 £ für drei Monate, bestimmt durch die Markt- rate des Zinses, bilden dann den Aufschlag auf und über den Preis für Baarzahlung. Der Preis der Baumwolle ist bestimmt durch Nachfrage und Zufuhr. Aber der Preis des Vorschusses des Baum- wollenwerths, der 1000 £, für drei Monate, ist bestimmt durch die Zinsrate. Und dies, dass die Baumwolle selbst so in Geld- kapital verwandelt wird, beweist Herrn Norman, dass Zins existiren würde auch wenn es überhaupt kein Geld gäbe. Wenn es überhaupt kein Geld gäbe, gäbe es jedenfalls keine allgemeine Zinsrate. Es ist erstens die pöbelhafte Vorstellung von Kapital als „Waaren gebraucht in der Produktion“. Soweit diese Waaren als Kapital figuriren, drückt sich ihr Werth als Kapital, im Unter- schied von ihrem Werth als Waaren, aus in dem Profit, der aus ihrer produktiven oder merkantilen Verwendung gemacht wird. Und die Profitrate hat unbedingt immer etwas zu thun mit dem Marktpreis der gekauften Waaren und ihrer Nachfrage und Zufuhr,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/438
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/438>, abgerufen am 24.11.2024.