Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.Gründungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privat- IV. Abgesehn von dem Aktienwesen -- das eine Aufhebung 87) Man sehe z. B. in der Times die Fallitenlisten eines Krisenjahrs wie
1857 an, und vergleiche das eigne Vermögen der Falliten mit dem Betrag ihrer Schulden. -- "In Wahrheit überschreitet die Kaufkraft von Leuten, die Kapital und Kredit besitzen, weitaus alles, was in die Vorstellung derjenigen eingeht, die mit spekulativen Märkten keine praktische Bekanntschaft haben." (Tooke, Inquiry into the Currency Principle. p. 73.) "Ein Mann der im Ruf steht Kapital genug für sein regelmäßiges Geschäft zu besitzen, und der in seiner Branche guten Kredit geniesst, kann, wenn er sanguinische An- sichten von der steigenden Konjunktur des von ihm geführten Artikels hat, und wenn er im Anfang und Verlauf seiner Spekulation durch die Umstände begünstigt wird, Käufe bewerkstelligen von einer geradezu enormen Aus- dehnung verglichen mit seinem Kapital" (ibidem, p. 136.) -- "Die Fabrikanten, Kaufleute etc. machen sämmtlich Geschäfte weit über ihr Kapital hinaus ... Das Kapital ist heutzutage vielmehr die Grundlage, worauf ein guter Kredit gebaut wird, als die Schranke der Umsätze irgend eines kommerziellen Ge- schäfts." (Economist, 1847. p. 333.) Gründungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privat- IV. Abgesehn von dem Aktienwesen — das eine Aufhebung 87) Man sehe z. B. in der Times die Fallitenlisten eines Krisenjahrs wie
1857 an, und vergleiche das eigne Vermögen der Falliten mit dem Betrag ihrer Schulden. — „In Wahrheit überschreitet die Kaufkraft von Leuten, die Kapital und Kredit besitzen, weitaus alles, was in die Vorstellung derjenigen eingeht, die mit spekulativen Märkten keine praktische Bekanntschaft haben.“ (Tooke, Inquiry into the Currency Principle. p. 73.) „Ein Mann der im Ruf steht Kapital genug für sein regelmäßiges Geschäft zu besitzen, und der in seiner Branche guten Kredit geniesst, kann, wenn er sanguinische An- sichten von der steigenden Konjunktur des von ihm geführten Artikels hat, und wenn er im Anfang und Verlauf seiner Spekulation durch die Umstände begünstigt wird, Käufe bewerkstelligen von einer geradezu enormen Aus- dehnung verglichen mit seinem Kapital“ (ibidem, p. 136.) — „Die Fabrikanten, Kaufleute etc. machen sämmtlich Geschäfte weit über ihr Kapital hinaus … Das Kapital ist heutzutage vielmehr die Grundlage, worauf ein guter Kredit gebaut wird, als die Schranke der Umsätze irgend eines kommerziellen Ge- schäfts.“ (Economist, 1847. p. 333.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0460" n="426"/> Gründungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privat-<lb/> produktion ohne die Kontrolle des Privateigenthums.</p><lb/> <p>IV. Abgesehn von dem Aktienwesen — das eine Aufhebung<lb/> der kapitalistischen Privatindustrie auf Grundlage des kapitalistischen<lb/> Systems selbst ist, und in demselben Umfang, worin es sich aus-<lb/> dehnt und neue Produktionssphären ergreift, die Privatindustrie<lb/> vernichtet — bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten, oder<lb/> dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine innerhalb gewisser<lb/> Schranken absolute Verfügung über fremdes Kapital und fremdes<lb/> Eigenthum, und dadurch über fremde Arbeit.<note place="foot" n="87)">Man sehe z. B. in der Times die Fallitenlisten eines Krisenjahrs wie<lb/> 1857 an, und vergleiche das eigne Vermögen der Falliten mit dem Betrag<lb/> ihrer Schulden. — „In Wahrheit überschreitet die Kaufkraft von Leuten, die<lb/> Kapital und Kredit besitzen, weitaus alles, was in die Vorstellung derjenigen<lb/> eingeht, die mit spekulativen Märkten keine praktische Bekanntschaft haben.“<lb/> (Tooke, Inquiry into the Currency Principle. p. 73.) „Ein Mann der im Ruf<lb/> steht Kapital genug für sein regelmäßiges Geschäft zu besitzen, und der<lb/> in seiner Branche guten Kredit geniesst, kann, wenn er sanguinische An-<lb/> sichten von der steigenden Konjunktur des von ihm geführten Artikels hat,<lb/> und wenn er im Anfang und Verlauf seiner Spekulation durch die Umstände<lb/> begünstigt wird, Käufe bewerkstelligen von einer geradezu enormen Aus-<lb/> dehnung verglichen mit seinem Kapital“ (ibidem, p. 136.) — „Die Fabrikanten,<lb/> Kaufleute etc. machen sämmtlich Geschäfte weit über ihr Kapital hinaus …<lb/> Das Kapital ist heutzutage vielmehr die Grundlage, worauf ein guter Kredit<lb/> gebaut wird, als die Schranke der Umsätze irgend eines kommerziellen Ge-<lb/> schäfts.“ (Economist, 1847. p. 333.)</note> Verfügung über<lb/> gesellschaftliches, nicht eignes Kapital, gibt ihm Verfügung über<lb/> gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich<lb/> oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis<lb/> zum Kreditüberbau. Es gilt dies besonders im Grosshandel, durch<lb/> dessen Hände der grösste Theil des gesellschaftlichen Produkts<lb/> passirt. Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der kapi-<lb/> talistischen Produktionsweise noch berechtigten Explikationsgründe<lb/> verschwinden hier. Was der spekulirende Grosshändler riskirt, ist<lb/> gesellschaftliches, nicht <hi rendition="#g">sein</hi> Eigenthum. Ebenso abgeschmackt<lb/> wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Ersparung,<lb/> da jener gerade verlangt dass <hi rendition="#g">andre</hi> für ihn sparen sollen. [Wie<lb/> neuerdings ganz Frankreich anderthalb Milliarden Franken für die<lb/> Panamaschwindler zusammengespart hat. Wie denn hier der ganze<lb/> Panamaschwindel genau beschrieben ist, volle zwanzig Jahre ehe<lb/> er sich ereignet. — F. E.] Der andren Phrase von der Entsagung<lb/> schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt<lb/> ins Gesicht. Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe<lb/> der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [426/0460]
Gründungen, Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privat-
produktion ohne die Kontrolle des Privateigenthums.
IV. Abgesehn von dem Aktienwesen — das eine Aufhebung
der kapitalistischen Privatindustrie auf Grundlage des kapitalistischen
Systems selbst ist, und in demselben Umfang, worin es sich aus-
dehnt und neue Produktionssphären ergreift, die Privatindustrie
vernichtet — bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten, oder
dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine innerhalb gewisser
Schranken absolute Verfügung über fremdes Kapital und fremdes
Eigenthum, und dadurch über fremde Arbeit. 87) Verfügung über
gesellschaftliches, nicht eignes Kapital, gibt ihm Verfügung über
gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich
oder in der Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis
zum Kreditüberbau. Es gilt dies besonders im Grosshandel, durch
dessen Hände der grösste Theil des gesellschaftlichen Produkts
passirt. Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der kapi-
talistischen Produktionsweise noch berechtigten Explikationsgründe
verschwinden hier. Was der spekulirende Grosshändler riskirt, ist
gesellschaftliches, nicht sein Eigenthum. Ebenso abgeschmackt
wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals aus der Ersparung,
da jener gerade verlangt dass andre für ihn sparen sollen. [Wie
neuerdings ganz Frankreich anderthalb Milliarden Franken für die
Panamaschwindler zusammengespart hat. Wie denn hier der ganze
Panamaschwindel genau beschrieben ist, volle zwanzig Jahre ehe
er sich ereignet. — F. E.] Der andren Phrase von der Entsagung
schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel wird, direkt
ins Gesicht. Vorstellungen, die auf einer minder entwickelten Stufe
der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben, werden
87) Man sehe z. B. in der Times die Fallitenlisten eines Krisenjahrs wie
1857 an, und vergleiche das eigne Vermögen der Falliten mit dem Betrag
ihrer Schulden. — „In Wahrheit überschreitet die Kaufkraft von Leuten, die
Kapital und Kredit besitzen, weitaus alles, was in die Vorstellung derjenigen
eingeht, die mit spekulativen Märkten keine praktische Bekanntschaft haben.“
(Tooke, Inquiry into the Currency Principle. p. 73.) „Ein Mann der im Ruf
steht Kapital genug für sein regelmäßiges Geschäft zu besitzen, und der
in seiner Branche guten Kredit geniesst, kann, wenn er sanguinische An-
sichten von der steigenden Konjunktur des von ihm geführten Artikels hat,
und wenn er im Anfang und Verlauf seiner Spekulation durch die Umstände
begünstigt wird, Käufe bewerkstelligen von einer geradezu enormen Aus-
dehnung verglichen mit seinem Kapital“ (ibidem, p. 136.) — „Die Fabrikanten,
Kaufleute etc. machen sämmtlich Geschäfte weit über ihr Kapital hinaus …
Das Kapital ist heutzutage vielmehr die Grundlage, worauf ein guter Kredit
gebaut wird, als die Schranke der Umsätze irgend eines kommerziellen Ge-
schäfts.“ (Economist, 1847. p. 333.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |