helfen rahten da Schande ist Ehre und Laster ist Tugend worden." (An die Pfarherrn wider den Wucher zu predigen. Wittenberg 1540.)
"Juden, Lombarden, Wucherer und Blutsauger waren unsre ersten Bankiers, unsre ursprünglichen Bankschacherer, ihr Charakter war fast infam zu nennen. . . . Dem gesellten sich dann die Londoner Goldschmiede bei. Im ganzen ... waren unsre ursprünglichen Bankiers ... eine sehr schlimme Gesellschaft, sie waren gierige Wucherer, steinherzige Aussauger." (J. Hardcastle, Banks and Bankers. 2nd ed. London 1843 p. 19, 20.)
"Das von Venedig gegebne Beispiel (der Bildung einer Bank) wurde also rasch nachgeahmt; alle Seestädte, und überhaupt alle Städte, die sich durch ihre Unabhängigkeit und ihren Handel einen Namen gemacht hatten, gründeten ihre ersten Banken. Die Rück- kehr ihrer Schiffe, die oft lange auf sich warten liess, führte un- vermeidlich zur Gewohnheit des Kreditgebens, die die Entdeckung Amerikas und der Handel dorthin in der Folge noch weiter verstärkte." (Dies ein Hauptpunkt.) Die Schiffsbefrachtungen zwangen zur Auf- nahme starker Vorschüsse, was bereits im Alterthum in Athen und Griechenland vorgekommen. 1380 besass die Hansestadt Brügge eine Assekuranzkammer. (M. Augier, l. c. p. 202, 203.)
Wie sehr das Verleihen an die Grundeigenthümer, und damit überhaupt an den geniessenden Reichthum, selbst noch in England vorwog, im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, vor der Entwick- lung des modernen Kreditsystems, kann man u. a. ersehn aus Sir Dudley North, nicht nur einem der ersten englischen Kaufleute, sondern auch einem der bedeutendsten theoretischen Oekonomen seiner Zeit: "Die in unserm Volk auf Zinsen ausgelegten Gelder werden noch lange nicht zum zehnten Theil an Geschäftsleute aus- gegeben, um damit ihre Geschäfte zu betreiben; sie werden zum grössten Theil ausgeliehen für Luxusartikel, und für die Ausgaben von Leuten, die, obwohl grosse Grundbesitzer, doch rascher Geld ausgeben, als ihr Grundbesitz es einbringt; und da sie den Verkauf ihrer Güter scheuen, sie lieber verhypotheciren." (Discourses upon Trade. London 1691. p. 6, 7.)
Im 18. Jahrhundert in Polen: "Warschau machte ein grosses Wechselgeschäft, das aber hauptsächlich den Wucher seiner Bankiers zum Grunde und zur Absicht hatte. Um sich Geld zu verschaffen, welches sie den verschwenderischen Grossen zu 8 und zu mehr Procent leihen konnten, suchten und fanden sie ausser Landes einen Wechselkredit in Blanco, d. h. der gar keinen Waarenhandel zu
helfen rahten da Schande ist Ehre und Laster ist Tugend worden.“ (An die Pfarherrn wider den Wucher zu predigen. Wittenberg 1540.)
„Juden, Lombarden, Wucherer und Blutsauger waren unsre ersten Bankiers, unsre ursprünglichen Bankschacherer, ihr Charakter war fast infam zu nennen. . . . Dem gesellten sich dann die Londoner Goldschmiede bei. Im ganzen … waren unsre ursprünglichen Bankiers … eine sehr schlimme Gesellschaft, sie waren gierige Wucherer, steinherzige Aussauger.“ (J. Hardcastle, Banks and Bankers. 2nd ed. London 1843 p. 19, 20.)
„Das von Venedig gegebne Beispiel (der Bildung einer Bank) wurde also rasch nachgeahmt; alle Seestädte, und überhaupt alle Städte, die sich durch ihre Unabhängigkeit und ihren Handel einen Namen gemacht hatten, gründeten ihre ersten Banken. Die Rück- kehr ihrer Schiffe, die oft lange auf sich warten liess, führte un- vermeidlich zur Gewohnheit des Kreditgebens, die die Entdeckung Amerikas und der Handel dorthin in der Folge noch weiter verstärkte.“ (Dies ein Hauptpunkt.) Die Schiffsbefrachtungen zwangen zur Auf- nahme starker Vorschüsse, was bereits im Alterthum in Athen und Griechenland vorgekommen. 1380 besass die Hansestadt Brügge eine Assekuranzkammer. (M. Augier, l. c. p. 202, 203.)
Wie sehr das Verleihen an die Grundeigenthümer, und damit überhaupt an den geniessenden Reichthum, selbst noch in England vorwog, im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, vor der Entwick- lung des modernen Kreditsystems, kann man u. a. ersehn aus Sir Dudley North, nicht nur einem der ersten englischen Kaufleute, sondern auch einem der bedeutendsten theoretischen Oekonomen seiner Zeit: „Die in unserm Volk auf Zinsen ausgelegten Gelder werden noch lange nicht zum zehnten Theil an Geschäftsleute aus- gegeben, um damit ihre Geschäfte zu betreiben; sie werden zum grössten Theil ausgeliehen für Luxusartikel, und für die Ausgaben von Leuten, die, obwohl grosse Grundbesitzer, doch rascher Geld ausgeben, als ihr Grundbesitz es einbringt; und da sie den Verkauf ihrer Güter scheuen, sie lieber verhypotheciren.“ (Discourses upon Trade. London 1691. p. 6, 7.)
Im 18. Jahrhundert in Polen: „Warschau machte ein grosses Wechselgeschäft, das aber hauptsächlich den Wucher seiner Bankiers zum Grunde und zur Absicht hatte. Um sich Geld zu verschaffen, welches sie den verschwenderischen Grossen zu 8 und zu mehr Procent leihen konnten, suchten und fanden sie ausser Landes einen Wechselkredit in Blanco, d. h. der gar keinen Waarenhandel zu
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(An die Pfarherrn wider den Wucher zu predigen. Wittenberg 1540.)
„Juden, Lombarden, Wucherer und Blutsauger waren unsre ersten
Bankiers, unsre ursprünglichen Bankschacherer, ihr Charakter war
fast infam zu nennen. . . . Dem gesellten sich dann die Londoner
Goldschmiede bei. Im ganzen … waren unsre ursprünglichen
Bankiers … eine sehr schlimme Gesellschaft, sie waren gierige
Wucherer, steinherzige Aussauger.“ (J. Hardcastle, Banks and
Bankers. 2nd ed. London 1843 p. 19, 20.)
„Das von Venedig gegebne Beispiel (der Bildung einer Bank)
wurde also rasch nachgeahmt; alle Seestädte, und überhaupt alle
Städte, die sich durch ihre Unabhängigkeit und ihren Handel einen
Namen gemacht hatten, gründeten ihre ersten Banken. Die Rück-
kehr ihrer Schiffe, die oft lange auf sich warten liess, führte un-
vermeidlich zur Gewohnheit des Kreditgebens, die die Entdeckung
Amerikas und der Handel dorthin in der Folge noch weiter verstärkte.“
(Dies ein Hauptpunkt.) Die Schiffsbefrachtungen zwangen zur Auf-
nahme starker Vorschüsse, was bereits im Alterthum in Athen und
Griechenland vorgekommen. 1380 besass die Hansestadt Brügge
eine Assekuranzkammer. (M. Augier, l. c. p. 202, 203.)
Wie sehr das Verleihen an die Grundeigenthümer, und damit
überhaupt an den geniessenden Reichthum, selbst noch in England
vorwog, im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, vor der Entwick-
lung des modernen Kreditsystems, kann man u. a. ersehn aus Sir
Dudley North, nicht nur einem der ersten englischen Kaufleute,
sondern auch einem der bedeutendsten theoretischen Oekonomen
seiner Zeit: „Die in unserm Volk auf Zinsen ausgelegten Gelder
werden noch lange nicht zum zehnten Theil an Geschäftsleute aus-
gegeben, um damit ihre Geschäfte zu betreiben; sie werden zum
grössten Theil ausgeliehen für Luxusartikel, und für die Ausgaben
von Leuten, die, obwohl grosse Grundbesitzer, doch rascher Geld
ausgeben, als ihr Grundbesitz es einbringt; und da sie den Verkauf
ihrer Güter scheuen, sie lieber verhypotheciren.“ (Discourses upon
Trade. London 1691. p. 6, 7.)
Im 18. Jahrhundert in Polen: „Warschau machte ein grosses
Wechselgeschäft, das aber hauptsächlich den Wucher seiner Bankiers
zum Grunde und zur Absicht hatte. Um sich Geld zu verschaffen,
welches sie den verschwenderischen Grossen zu 8 und zu mehr
Procent leihen konnten, suchten und fanden sie ausser Landes einen
Wechselkredit in Blanco, d. h. der gar keinen Waarenhandel zu
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/160>, abgerufen am 28.11.2024.
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