Es ist bei der Differentialrente überhaupt zu bemerken, dass der Marktwerth immer über dem Gesammtproduktionspreis der Pro- duktenmasse steht. Nehmen wir z. B. Tabelle I. Die 10 qrs. Gesammtprodukt werden verkauft zu 600 sh., weil der Marktpreis durch den Produktionspreis von A bestimmt ist, der 60 sh. per qr. beträgt. Der wirkliche Produktionspreis aber ist:
A 1 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 60 sh.
B 2 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 30 sh.
C 3 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 20 sh.
D 4 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 15 sh.
10 qrs. = 240 sh.; Durchschnitt 1 qr. = 24 sh.
Der wirkliche Produktionspreis der 10 qrs. ist 240 sh.; sie werden verkauft zu 600, 250 % zu theuer. Der wirkliche Durch- schnittspreis für 1 qr. ist 24 sh.; der Marktpreis 60 sh., ebenfalls 250 % zu theuer.
Es ist dies die Bestimmung durch den Marktwerth, wie er sich auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise vermittelst der Konkurrenz durchsetzt; diese erzeugt einen falschen socialen Werth. Dies entspringt aus dem Gesetz des Marktwerths, dem die Boden- produkte unterworfen werden. Die Bestimmung des Marktwerths der Produkte, also auch der Bodenprodukte, ist ein gesellschaftlicher Akt, wenn auch ein gesellschaftlich unbewusst und unabsichtlich vollzogner, der mit Nothwendigkeit auf dem Tauschwerth des Produkts beruht, nicht auf dem Boden und den Differenzen seiner Fruchtbarkeit. Denkt man sich die kapitalistische Form der Ge- sellschaft aufgehoben und die Gesellschaft als bewusste und plan- mäßige Association organisirt, so stellten die 10 qrs. ein Quantum selbständiger Arbeitszeit vor, gleich dem, das in 240 sh. enthalten ist. Die Gesellschaft würde also dies Bodenprodukt nicht erkaufen zu dem 21/2 fachen der wirklichen Arbeitszeit die darin steckt; die Basis einer Klasse von Grundeigenthümern fiele damit weg. Es würde dies ganz ebenso wirken, wie eine Verwohlfeilerung des Produkts zu gleichem Betrag durch fremde Einfuhr. So richtig es daher ist zu sagen, dass -- die jetzige Produktionsweise bei- behalten, aber vorausgesetzt, dass die Differentialrente dem Staat zufiele -- die Preise der Bodenprodukte bei sonst gleichbleibenden Umständen dieselben bleiben würden, so falsch ist es zu sagen, dass der Werth der Produkte derselbe bliebe bei Ersetzung der kapitalistischen Produktion durch Association. Die Dieselbigkeit des Marktpreises für Waaren derselben Art ist die Weise, worin sich der gesellschaftliche Charakter des Werths, auf Basis der
Es ist bei der Differentialrente überhaupt zu bemerken, dass der Marktwerth immer über dem Gesammtproduktionspreis der Pro- duktenmasse steht. Nehmen wir z. B. Tabelle I. Die 10 qrs. Gesammtprodukt werden verkauft zu 600 sh., weil der Marktpreis durch den Produktionspreis von A bestimmt ist, der 60 sh. per qr. beträgt. Der wirkliche Produktionspreis aber ist:
A 1 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 60 sh.
B 2 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 30 sh.
C 3 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 20 sh.
D 4 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 15 sh.
10 qrs. = 240 sh.; Durchschnitt 1 qr. = 24 sh.
Der wirkliche Produktionspreis der 10 qrs. ist 240 sh.; sie werden verkauft zu 600, 250 % zu theuer. Der wirkliche Durch- schnittspreis für 1 qr. ist 24 sh.; der Marktpreis 60 sh., ebenfalls 250 % zu theuer.
Es ist dies die Bestimmung durch den Marktwerth, wie er sich auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise vermittelst der Konkurrenz durchsetzt; diese erzeugt einen falschen socialen Werth. Dies entspringt aus dem Gesetz des Marktwerths, dem die Boden- produkte unterworfen werden. Die Bestimmung des Marktwerths der Produkte, also auch der Bodenprodukte, ist ein gesellschaftlicher Akt, wenn auch ein gesellschaftlich unbewusst und unabsichtlich vollzogner, der mit Nothwendigkeit auf dem Tauschwerth des Produkts beruht, nicht auf dem Boden und den Differenzen seiner Fruchtbarkeit. Denkt man sich die kapitalistische Form der Ge- sellschaft aufgehoben und die Gesellschaft als bewusste und plan- mäßige Association organisirt, so stellten die 10 qrs. ein Quantum selbständiger Arbeitszeit vor, gleich dem, das in 240 sh. enthalten ist. Die Gesellschaft würde also dies Bodenprodukt nicht erkaufen zu dem 2½ fachen der wirklichen Arbeitszeit die darin steckt; die Basis einer Klasse von Grundeigenthümern fiele damit weg. Es würde dies ganz ebenso wirken, wie eine Verwohlfeilerung des Produkts zu gleichem Betrag durch fremde Einfuhr. So richtig es daher ist zu sagen, dass — die jetzige Produktionsweise bei- behalten, aber vorausgesetzt, dass die Differentialrente dem Staat zufiele — die Preise der Bodenprodukte bei sonst gleichbleibenden Umständen dieselben bleiben würden, so falsch ist es zu sagen, dass der Werth der Produkte derselbe bliebe bei Ersetzung der kapitalistischen Produktion durch Association. Die Dieselbigkeit des Marktpreises für Waaren derselben Art ist die Weise, worin sich der gesellschaftliche Charakter des Werths, auf Basis der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0209"n="200"/><p>Es ist bei der Differentialrente überhaupt zu bemerken, dass der<lb/>
Marktwerth immer über dem Gesammtproduktionspreis der Pro-<lb/>
duktenmasse steht. Nehmen wir z. B. Tabelle I. Die 10 qrs.<lb/>
Gesammtprodukt werden verkauft zu 600 sh., weil der Marktpreis<lb/>
durch den Produktionspreis von A bestimmt ist, der 60 sh. per qr.<lb/>
beträgt. Der wirkliche Produktionspreis aber ist:</p><lb/><list><item>A 1 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 60 sh.</item><lb/><item>B 2 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 30 sh.</item><lb/><item>C 3 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 20 sh.</item><lb/><item><hirendition="#u">D 4 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 15 sh.</hi></item><lb/><item><hirendition="#et">10 qrs. = 240 sh.; Durchschnitt 1 qr. = 24 sh.</hi></item></list><lb/><p>Der wirkliche Produktionspreis der 10 qrs. ist 240 sh.; sie<lb/>
werden verkauft zu 600, 250 % zu theuer. Der wirkliche Durch-<lb/>
schnittspreis für 1 qr. ist 24 sh.; der Marktpreis 60 sh., ebenfalls<lb/>
250 % zu theuer.</p><lb/><p>Es ist dies die Bestimmung durch den Marktwerth, wie er sich<lb/>
auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise vermittelst der<lb/>
Konkurrenz durchsetzt; diese erzeugt einen falschen socialen Werth.<lb/>
Dies entspringt aus dem Gesetz des Marktwerths, dem die Boden-<lb/>
produkte unterworfen werden. Die Bestimmung des Marktwerths<lb/>
der Produkte, also auch der Bodenprodukte, ist ein gesellschaftlicher<lb/>
Akt, wenn auch ein gesellschaftlich unbewusst und unabsichtlich<lb/>
vollzogner, der mit Nothwendigkeit auf dem Tauschwerth des<lb/>
Produkts beruht, nicht auf dem Boden und den Differenzen seiner<lb/>
Fruchtbarkeit. Denkt man sich die kapitalistische Form der Ge-<lb/>
sellschaft aufgehoben und die Gesellschaft als bewusste und plan-<lb/>
mäßige Association organisirt, so stellten die 10 qrs. ein Quantum<lb/>
selbständiger Arbeitszeit vor, gleich dem, das in 240 sh. enthalten<lb/>
ist. Die Gesellschaft würde also dies Bodenprodukt nicht erkaufen<lb/>
zu dem 2½ fachen der wirklichen Arbeitszeit die darin steckt; die<lb/>
Basis einer Klasse von Grundeigenthümern fiele damit weg. Es<lb/>
würde dies ganz ebenso wirken, wie eine Verwohlfeilerung des<lb/>
Produkts zu gleichem Betrag durch fremde Einfuhr. So richtig<lb/>
es daher ist zu sagen, dass — die jetzige Produktionsweise bei-<lb/>
behalten, aber vorausgesetzt, dass die Differentialrente dem Staat<lb/>
zufiele — die Preise der Bodenprodukte bei sonst gleichbleibenden<lb/>
Umständen dieselben bleiben würden, so falsch ist es zu sagen,<lb/>
dass der Werth der Produkte derselbe bliebe bei Ersetzung der<lb/>
kapitalistischen Produktion durch Association. Die Dieselbigkeit<lb/>
des Marktpreises für Waaren derselben Art ist die Weise, worin<lb/>
sich der gesellschaftliche Charakter des Werths, auf Basis der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[200/0209]
Es ist bei der Differentialrente überhaupt zu bemerken, dass der
Marktwerth immer über dem Gesammtproduktionspreis der Pro-
duktenmasse steht. Nehmen wir z. B. Tabelle I. Die 10 qrs.
Gesammtprodukt werden verkauft zu 600 sh., weil der Marktpreis
durch den Produktionspreis von A bestimmt ist, der 60 sh. per qr.
beträgt. Der wirkliche Produktionspreis aber ist:
A 1 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 60 sh.
B 2 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 30 sh.
C 3 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 20 sh.
D 4 qrs. = 60 sh.; 1 qr. = 15 sh.
10 qrs. = 240 sh.; Durchschnitt 1 qr. = 24 sh.
Der wirkliche Produktionspreis der 10 qrs. ist 240 sh.; sie
werden verkauft zu 600, 250 % zu theuer. Der wirkliche Durch-
schnittspreis für 1 qr. ist 24 sh.; der Marktpreis 60 sh., ebenfalls
250 % zu theuer.
Es ist dies die Bestimmung durch den Marktwerth, wie er sich
auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise vermittelst der
Konkurrenz durchsetzt; diese erzeugt einen falschen socialen Werth.
Dies entspringt aus dem Gesetz des Marktwerths, dem die Boden-
produkte unterworfen werden. Die Bestimmung des Marktwerths
der Produkte, also auch der Bodenprodukte, ist ein gesellschaftlicher
Akt, wenn auch ein gesellschaftlich unbewusst und unabsichtlich
vollzogner, der mit Nothwendigkeit auf dem Tauschwerth des
Produkts beruht, nicht auf dem Boden und den Differenzen seiner
Fruchtbarkeit. Denkt man sich die kapitalistische Form der Ge-
sellschaft aufgehoben und die Gesellschaft als bewusste und plan-
mäßige Association organisirt, so stellten die 10 qrs. ein Quantum
selbständiger Arbeitszeit vor, gleich dem, das in 240 sh. enthalten
ist. Die Gesellschaft würde also dies Bodenprodukt nicht erkaufen
zu dem 2½ fachen der wirklichen Arbeitszeit die darin steckt; die
Basis einer Klasse von Grundeigenthümern fiele damit weg. Es
würde dies ganz ebenso wirken, wie eine Verwohlfeilerung des
Produkts zu gleichem Betrag durch fremde Einfuhr. So richtig
es daher ist zu sagen, dass — die jetzige Produktionsweise bei-
behalten, aber vorausgesetzt, dass die Differentialrente dem Staat
zufiele — die Preise der Bodenprodukte bei sonst gleichbleibenden
Umständen dieselben bleiben würden, so falsch ist es zu sagen,
dass der Werth der Produkte derselbe bliebe bei Ersetzung der
kapitalistischen Produktion durch Association. Die Dieselbigkeit
des Marktpreises für Waaren derselben Art ist die Weise, worin
sich der gesellschaftliche Charakter des Werths, auf Basis der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/209>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.