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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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weide und überhaupt Viehzucht als selbständigen Produktions-
zweigen findet mehr oder minder gemeinschaftliche Exploitation
des Bodens statt, und ist sie von vornherein extensiv. Die kapi-
talistische Produktionsweise geht aus von frühern Produktions-
weisen, worin die Produktionsmittel, thatsächlich oder rechtlich,
das Eigenthum des Bebauers selbst sind, mit einem Wort vom
handwerksmäßigen Betrieb der Agrikultur. Der Natur der Sache
nach entwickelt sich aus diesem erst allmälig die Koncentration
der Produktionsmittel und ihre Verwandlung in Kapital gegenüber
den in Lohnarbeiter verwandelten unmittelbaren Producenten. So-
weit die kapitalistische Produktionsweise hier charakteristisch auf-
tritt, geschieht dies anfänglich zuerst besonders in Schafweide und
Viehzucht; sodann aber nicht in Koncentration des Kapitals auf
relativ kleinem Bodenumfang, sondern in Produktion auf grössrem
Maßstab, sodass an Pferdehaltung und andren Produktionskosten
gespart wird; in der That aber nicht durch Anwendung von mehr
Kapital auf demselben Boden. Es liegt ferner in den Naturgesetzen
des Feldbaus, dass bei einer gewissen Höhe der Kultur und ihr
entsprechender Erschöpfung des Bodens das Kapital, hier zugleich
in dem Sinn schon producirter Produktionsmittel, das entscheidende
Element der Bodenkultur wird. Solange das bebaute Land eine
relativ kleine Strecke bildet im Verhältniss zum unbebauten, und
die Bodenkraft noch nicht erschöpft ist (und dies ist der Fall bei
Vorwalten der Viehzucht und der Fleischnahrung in der Periode
vor dem Ueberwiegen des eigentlichen Ackerbaus und der Pflanzen-
nahrung), tritt die beginnende neue Produktionsweise der Bauern-
produktion gegenüber namentlich durch den Umfang der Boden-
fläche, die für Rechnung Eines Kapitalisten bebaut wird, also selbst
wieder durch extensive Anwendung des Kapitals auf räumlich
grössrer Bodenfläche. Es ist also von vornherein festzuhalten, dass
die Differentialrente I die geschichtliche Grundlage ist, von der
ausgegangen wird. Andrerseits tritt die Bewegung der Differential-
rente II in jedem gegebnen Augenblick nur ein auf einem Gebiet,
das selbst wieder die buntscheckige Grundlage der Differential-
rente I bildet.

Zweitens. Bei der Differentialrente in der Form II treten, zur
Verschiedenheit der Fruchtbarkeit, hinzu die Unterschiede in der
Vertheilung des Kapitals (und der Kreditfähigkeit) unter den
Pächtern. In der eigentlichen Manufaktur bildet sich bald für
jeden Geschäftszweig ein eignes Minimum des Geschäftsumfangs,
und dementsprechend ein Minimum des Kapitals, unter dem ein

weide und überhaupt Viehzucht als selbständigen Produktions-
zweigen findet mehr oder minder gemeinschaftliche Exploitation
des Bodens statt, und ist sie von vornherein extensiv. Die kapi-
talistische Produktionsweise geht aus von frühern Produktions-
weisen, worin die Produktionsmittel, thatsächlich oder rechtlich,
das Eigenthum des Bebauers selbst sind, mit einem Wort vom
handwerksmäßigen Betrieb der Agrikultur. Der Natur der Sache
nach entwickelt sich aus diesem erst allmälig die Koncentration
der Produktionsmittel und ihre Verwandlung in Kapital gegenüber
den in Lohnarbeiter verwandelten unmittelbaren Producenten. So-
weit die kapitalistische Produktionsweise hier charakteristisch auf-
tritt, geschieht dies anfänglich zuerst besonders in Schafweide und
Viehzucht; sodann aber nicht in Koncentration des Kapitals auf
relativ kleinem Bodenumfang, sondern in Produktion auf grössrem
Maßstab, sodass an Pferdehaltung und andren Produktionskosten
gespart wird; in der That aber nicht durch Anwendung von mehr
Kapital auf demselben Boden. Es liegt ferner in den Naturgesetzen
des Feldbaus, dass bei einer gewissen Höhe der Kultur und ihr
entsprechender Erschöpfung des Bodens das Kapital, hier zugleich
in dem Sinn schon producirter Produktionsmittel, das entscheidende
Element der Bodenkultur wird. Solange das bebaute Land eine
relativ kleine Strecke bildet im Verhältniss zum unbebauten, und
die Bodenkraft noch nicht erschöpft ist (und dies ist der Fall bei
Vorwalten der Viehzucht und der Fleischnahrung in der Periode
vor dem Ueberwiegen des eigentlichen Ackerbaus und der Pflanzen-
nahrung), tritt die beginnende neue Produktionsweise der Bauern-
produktion gegenüber namentlich durch den Umfang der Boden-
fläche, die für Rechnung Eines Kapitalisten bebaut wird, also selbst
wieder durch extensive Anwendung des Kapitals auf räumlich
grössrer Bodenfläche. Es ist also von vornherein festzuhalten, dass
die Differentialrente I die geschichtliche Grundlage ist, von der
ausgegangen wird. Andrerseits tritt die Bewegung der Differential-
rente II in jedem gegebnen Augenblick nur ein auf einem Gebiet,
das selbst wieder die buntscheckige Grundlage der Differential-
rente I bildet.

Zweitens. Bei der Differentialrente in der Form II treten, zur
Verschiedenheit der Fruchtbarkeit, hinzu die Unterschiede in der
Vertheilung des Kapitals (und der Kreditfähigkeit) unter den
Pächtern. In der eigentlichen Manufaktur bildet sich bald für
jeden Geschäftszweig ein eignes Minimum des Geschäftsumfangs,
und dementsprechend ein Minimum des Kapitals, unter dem ein

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[215/0224] weide und überhaupt Viehzucht als selbständigen Produktions- zweigen findet mehr oder minder gemeinschaftliche Exploitation des Bodens statt, und ist sie von vornherein extensiv. Die kapi- talistische Produktionsweise geht aus von frühern Produktions- weisen, worin die Produktionsmittel, thatsächlich oder rechtlich, das Eigenthum des Bebauers selbst sind, mit einem Wort vom handwerksmäßigen Betrieb der Agrikultur. Der Natur der Sache nach entwickelt sich aus diesem erst allmälig die Koncentration der Produktionsmittel und ihre Verwandlung in Kapital gegenüber den in Lohnarbeiter verwandelten unmittelbaren Producenten. So- weit die kapitalistische Produktionsweise hier charakteristisch auf- tritt, geschieht dies anfänglich zuerst besonders in Schafweide und Viehzucht; sodann aber nicht in Koncentration des Kapitals auf relativ kleinem Bodenumfang, sondern in Produktion auf grössrem Maßstab, sodass an Pferdehaltung und andren Produktionskosten gespart wird; in der That aber nicht durch Anwendung von mehr Kapital auf demselben Boden. Es liegt ferner in den Naturgesetzen des Feldbaus, dass bei einer gewissen Höhe der Kultur und ihr entsprechender Erschöpfung des Bodens das Kapital, hier zugleich in dem Sinn schon producirter Produktionsmittel, das entscheidende Element der Bodenkultur wird. Solange das bebaute Land eine relativ kleine Strecke bildet im Verhältniss zum unbebauten, und die Bodenkraft noch nicht erschöpft ist (und dies ist der Fall bei Vorwalten der Viehzucht und der Fleischnahrung in der Periode vor dem Ueberwiegen des eigentlichen Ackerbaus und der Pflanzen- nahrung), tritt die beginnende neue Produktionsweise der Bauern- produktion gegenüber namentlich durch den Umfang der Boden- fläche, die für Rechnung Eines Kapitalisten bebaut wird, also selbst wieder durch extensive Anwendung des Kapitals auf räumlich grössrer Bodenfläche. Es ist also von vornherein festzuhalten, dass die Differentialrente I die geschichtliche Grundlage ist, von der ausgegangen wird. Andrerseits tritt die Bewegung der Differential- rente II in jedem gegebnen Augenblick nur ein auf einem Gebiet, das selbst wieder die buntscheckige Grundlage der Differential- rente I bildet. Zweitens. Bei der Differentialrente in der Form II treten, zur Verschiedenheit der Fruchtbarkeit, hinzu die Unterschiede in der Vertheilung des Kapitals (und der Kreditfähigkeit) unter den Pächtern. In der eigentlichen Manufaktur bildet sich bald für jeden Geschäftszweig ein eignes Minimum des Geschäftsumfangs, und dementsprechend ein Minimum des Kapitals, unter dem ein

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/224>, abgerufen am 26.11.2024.