und worin sowohl die einzelnen successiven Kapitalanlagen, wie ihre respektiven Wirkungen ununterscheidbar verschmolzen sind. Ebenso verhält es sich dann mit den einzelnen Differentialrenten der bessern Bodenarten. Sie werden in jedem Fall bestimmt durch die Differenz des Durchschnittsprodukts der betreffenden Bodenart, verglichen mit dem Produkt des schlechtesten Bodens, bei der er- höhten, jetzt normal gewordnen Kapitalanlage.
Kein Boden gibt irgend ein Produkt ohne Kapitalanlage. Also selbst bei der einfachen Differentialrente, der Differentialrente I; wenn es da heisst, dass 1 Acre von A, von dem den Produktions- preis regulirenden Boden, so und soviel Produkt zu dem und dem Preis gibt, und dass die bessern Bodenarten B, C, D soviel Diffe- rentialprodukt, und daher bei dem regulirenden Preis so und so- viel Geldrente geben, so ist immer unterstellt, dass ein bestimmtes, unter den gegebnen Produktionsbedingungen als normal betrachtetes Kapital angewandt wird. Ganz wie in der Industrie für jeden Ge- schäftszweig ein bestimmtes Minimum von Kapital erheischt ist, um die Waaren zu ihrem Produktionspreis herstellen zu können.
Aendert sich in Folge der mit Verbesserungen verknüpften, suc- cessiven Anlage von Kapital auf demselben Boden dies Minimum, so geschieht dies allmälig. Solange nicht eine gewisse Anzahl Acres z. B. von A dies zuschüssige Betriebskapital erhalten, wird Rente auf den besser bebauten Acres von A durch den konstant gebliebnen Produktionspreis erzeugt, und die Rente von allen bessern Bodenarten B, C, D erhöht. Sobald indess die neue Betriebsart sich soweit durchgesetzt hat, dass sie die normale geworden ist, fällt der Produktionspreis; die Rente der bessern Ländereien fällt wieder, und der Theil des Bodens A, der nicht das jetzt durch- schnittliche Betriebskapital besitzt, muss unter seinem individuellen Produktionspreis, also unter dem Durchschnittsprofit verkaufen.
Bei fallendem Produktionspreis tritt dies auch ein, selbst bei abnehmender Produktivität des Zuschusskapitals, sobald in Folge der vermehrten Kapitalanlage das nöthige Gesammtprodukt von den bessern Bodenarten geliefert, und also z. B. das Betriebskapital von A entzogen wird, A also nicht mehr bei der Produktion dieses bestimmten Produkts, z. B. von Weizen, konkurrirt. Das Kapital- quantum, das nun durchschnittlich auf den neuen regulirenden, bessern Boden B angewandt wird, gilt jetzt als normal; und wenn von der verschiednen Fruchtbarkeit der Ländereien gesprochen wird, ist unterstellt, dass dies neue Normalquantum Kapital per Acre verwandt wird.
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und worin sowohl die einzelnen successiven Kapitalanlagen, wie ihre respektiven Wirkungen ununterscheidbar verschmolzen sind. Ebenso verhält es sich dann mit den einzelnen Differentialrenten der bessern Bodenarten. Sie werden in jedem Fall bestimmt durch die Differenz des Durchschnittsprodukts der betreffenden Bodenart, verglichen mit dem Produkt des schlechtesten Bodens, bei der er- höhten, jetzt normal gewordnen Kapitalanlage.
Kein Boden gibt irgend ein Produkt ohne Kapitalanlage. Also selbst bei der einfachen Differentialrente, der Differentialrente I; wenn es da heisst, dass 1 Acre von A, von dem den Produktions- preis regulirenden Boden, so und soviel Produkt zu dem und dem Preis gibt, und dass die bessern Bodenarten B, C, D soviel Diffe- rentialprodukt, und daher bei dem regulirenden Preis so und so- viel Geldrente geben, so ist immer unterstellt, dass ein bestimmtes, unter den gegebnen Produktionsbedingungen als normal betrachtetes Kapital angewandt wird. Ganz wie in der Industrie für jeden Ge- schäftszweig ein bestimmtes Minimum von Kapital erheischt ist, um die Waaren zu ihrem Produktionspreis herstellen zu können.
Aendert sich in Folge der mit Verbesserungen verknüpften, suc- cessiven Anlage von Kapital auf demselben Boden dies Minimum, so geschieht dies allmälig. Solange nicht eine gewisse Anzahl Acres z. B. von A dies zuschüssige Betriebskapital erhalten, wird Rente auf den besser bebauten Acres von A durch den konstant gebliebnen Produktionspreis erzeugt, und die Rente von allen bessern Bodenarten B, C, D erhöht. Sobald indess die neue Betriebsart sich soweit durchgesetzt hat, dass sie die normale geworden ist, fällt der Produktionspreis; die Rente der bessern Ländereien fällt wieder, und der Theil des Bodens A, der nicht das jetzt durch- schnittliche Betriebskapital besitzt, muss unter seinem individuellen Produktionspreis, also unter dem Durchschnittsprofit verkaufen.
Bei fallendem Produktionspreis tritt dies auch ein, selbst bei abnehmender Produktivität des Zuschusskapitals, sobald in Folge der vermehrten Kapitalanlage das nöthige Gesammtprodukt von den bessern Bodenarten geliefert, und also z. B. das Betriebskapital von A entzogen wird, A also nicht mehr bei der Produktion dieses bestimmten Produkts, z. B. von Weizen, konkurrirt. Das Kapital- quantum, das nun durchschnittlich auf den neuen regulirenden, bessern Boden B angewandt wird, gilt jetzt als normal; und wenn von der verschiednen Fruchtbarkeit der Ländereien gesprochen wird, ist unterstellt, dass dies neue Normalquantum Kapital per Acre verwandt wird.
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und worin sowohl die einzelnen successiven Kapitalanlagen, wie
ihre respektiven Wirkungen ununterscheidbar verschmolzen sind.
Ebenso verhält es sich dann mit den einzelnen Differentialrenten
der bessern Bodenarten. Sie werden in jedem Fall bestimmt durch
die Differenz des Durchschnittsprodukts der betreffenden Bodenart,
verglichen mit dem Produkt des schlechtesten Bodens, bei der er-
höhten, jetzt normal gewordnen Kapitalanlage.
Kein Boden gibt irgend ein Produkt ohne Kapitalanlage. Also
selbst bei der einfachen Differentialrente, der Differentialrente I;
wenn es da heisst, dass 1 Acre von A, von dem den Produktions-
preis regulirenden Boden, so und soviel Produkt zu dem und dem
Preis gibt, und dass die bessern Bodenarten B, C, D soviel Diffe-
rentialprodukt, und daher bei dem regulirenden Preis so und so-
viel Geldrente geben, so ist immer unterstellt, dass ein bestimmtes,
unter den gegebnen Produktionsbedingungen als normal betrachtetes
Kapital angewandt wird. Ganz wie in der Industrie für jeden Ge-
schäftszweig ein bestimmtes Minimum von Kapital erheischt ist,
um die Waaren zu ihrem Produktionspreis herstellen zu können.
Aendert sich in Folge der mit Verbesserungen verknüpften, suc-
cessiven Anlage von Kapital auf demselben Boden dies Minimum,
so geschieht dies allmälig. Solange nicht eine gewisse Anzahl
Acres z. B. von A dies zuschüssige Betriebskapital erhalten, wird
Rente auf den besser bebauten Acres von A durch den konstant
gebliebnen Produktionspreis erzeugt, und die Rente von allen bessern
Bodenarten B, C, D erhöht. Sobald indess die neue Betriebsart
sich soweit durchgesetzt hat, dass sie die normale geworden ist,
fällt der Produktionspreis; die Rente der bessern Ländereien fällt
wieder, und der Theil des Bodens A, der nicht das jetzt durch-
schnittliche Betriebskapital besitzt, muss unter seinem individuellen
Produktionspreis, also unter dem Durchschnittsprofit verkaufen.
Bei fallendem Produktionspreis tritt dies auch ein, selbst bei
abnehmender Produktivität des Zuschusskapitals, sobald in Folge
der vermehrten Kapitalanlage das nöthige Gesammtprodukt von den
bessern Bodenarten geliefert, und also z. B. das Betriebskapital
von A entzogen wird, A also nicht mehr bei der Produktion dieses
bestimmten Produkts, z. B. von Weizen, konkurrirt. Das Kapital-
quantum, das nun durchschnittlich auf den neuen regulirenden,
bessern Boden B angewandt wird, gilt jetzt als normal; und wenn
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ist unterstellt, dass dies neue Normalquantum Kapital per Acre
verwandt wird.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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