Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

duktionsbedingung, sondern in einer gesellschaftlichen Bestimmtheit,
die von der der Lohnarbeit verschieden ist.

Selbst der Ausdruck: "Kapital -- Profit" ist hier inkorrekt. Wenn
das Kapital in der einzigen Beziehung gefasst wird, worin es Mehr-
werth producirt, nämlich in seinem Verhältniss zum Arbeiter, worin
es Mehrarbeit erpresst durch den Zwang, den es auf die Arbeits-
kraft, d. h. auf den Lohnarbeiter ausübt, so umfasst dieser Mehr-
werth ausser Profit (Unternehmergewinn plus Zins) auch die Rente,
kurz den ganzen ungetheilten Mehrwerth. Hier dagegen, als Quelle
von Revenue, wird es nur auf den Theil in Beziehung gesetzt, der dem
Kapitalisten anheimfällt. Es ist dies nicht der Mehrwerth, den es über-
haupt extrahirt, sondern nur der Theil, den es für den Kapitalisten
extrahirt. Noch mehr fällt aller Zusammenhang fort, sobald sich die
Formel verwandelt in die: "Kapital -- Zins."

Wenn wir erstens das Disparate der drei Quellen betrachteten,
so jetzt zweitens, dass dagegen ihre Produkte, ihre Abkömmlinge,
die Revenuen, alle derselben Sphäre, der des Werths angehören.
Indess gleicht sich dies dadurch aus (dies Verhältniss nicht nur
zwischen inkommensurablen Grössen, sondern zwischen ganz un-
gleichmäßigen, unter sich beziehungslosen und unvergleichbaren
Dingen) dass in der That das Kapital, gleich der Erde und der Arbeit,
bloss seiner stofflichen Substanz nach, also einfach als producirtes
Produktionsmittel genommen wird, wobei sowohl von ihm als Ver-
hältniss zum Arbeiter, wie von ihm als Werth abstrahirt wird.

Drittens. In diesem Sinn also bietet die Formel: Kapital --
Zins (Profit), Erde -- Rente, Arbeit -- Arbeitslohn, gleichmäßige
und symmetrische Inkongruität. In der That, indem die Lohnarbeit
nicht als eine gesellschaftlich bestimmte Form der Arbeit, sondern
alle Arbeit ihrer Natur nach als Lohnarbeit erscheint (sich dem
in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen Befangnen so vor-
stellt), fallen auch die bestimmten, specifischen gesellschaftlichen
Formen, welche die gegenständlichen Arbeitsbedingungen -- die
producirten Produktionsmittel und die Erde -- der Lohnarbeit ge-
genüber einnehmen (wie sie umgekehrt ihrerseits die Lohnarbeit vor-
aussetzen), ohne Weiteres zusammen mit dem stofflichen Dasein
dieser Arbeitsbedingungen, oder mit der Gestalt, die sie überhaupt
im wirklichen Arbeitsprocess besitzen, unabhängig von jeder ge-
schichtlich bestimmten gesellschaftlichen, ja unabhängig von jeder
gesellschaftlichen Form desselben. Die der Arbeit entfremdete, ihr
gegenüber verselbständigte, und somit verwandelte Gestalt der Arbeits-
bedingungen, worin also die producirten Produktionsmittel sich in

duktionsbedingung, sondern in einer gesellschaftlichen Bestimmtheit,
die von der der Lohnarbeit verschieden ist.

Selbst der Ausdruck: „Kapital — Profit“ ist hier inkorrekt. Wenn
das Kapital in der einzigen Beziehung gefasst wird, worin es Mehr-
werth producirt, nämlich in seinem Verhältniss zum Arbeiter, worin
es Mehrarbeit erpresst durch den Zwang, den es auf die Arbeits-
kraft, d. h. auf den Lohnarbeiter ausübt, so umfasst dieser Mehr-
werth ausser Profit (Unternehmergewinn plus Zins) auch die Rente,
kurz den ganzen ungetheilten Mehrwerth. Hier dagegen, als Quelle
von Revenue, wird es nur auf den Theil in Beziehung gesetzt, der dem
Kapitalisten anheimfällt. Es ist dies nicht der Mehrwerth, den es über-
haupt extrahirt, sondern nur der Theil, den es für den Kapitalisten
extrahirt. Noch mehr fällt aller Zusammenhang fort, sobald sich die
Formel verwandelt in die: „Kapital — Zins.“

Wenn wir erstens das Disparate der drei Quellen betrachteten,
so jetzt zweitens, dass dagegen ihre Produkte, ihre Abkömmlinge,
die Revenuen, alle derselben Sphäre, der des Werths angehören.
Indess gleicht sich dies dadurch aus (dies Verhältniss nicht nur
zwischen inkommensurablen Grössen, sondern zwischen ganz un-
gleichmäßigen, unter sich beziehungslosen und unvergleichbaren
Dingen) dass in der That das Kapital, gleich der Erde und der Arbeit,
bloss seiner stofflichen Substanz nach, also einfach als producirtes
Produktionsmittel genommen wird, wobei sowohl von ihm als Ver-
hältniss zum Arbeiter, wie von ihm als Werth abstrahirt wird.

Drittens. In diesem Sinn also bietet die Formel: Kapital —
Zins (Profit), Erde — Rente, Arbeit — Arbeitslohn, gleichmäßige
und symmetrische Inkongruität. In der That, indem die Lohnarbeit
nicht als eine gesellschaftlich bestimmte Form der Arbeit, sondern
alle Arbeit ihrer Natur nach als Lohnarbeit erscheint (sich dem
in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen Befangnen so vor-
stellt), fallen auch die bestimmten, specifischen gesellschaftlichen
Formen, welche die gegenständlichen Arbeitsbedingungen — die
producirten Produktionsmittel und die Erde — der Lohnarbeit ge-
genüber einnehmen (wie sie umgekehrt ihrerseits die Lohnarbeit vor-
aussetzen), ohne Weiteres zusammen mit dem stofflichen Dasein
dieser Arbeitsbedingungen, oder mit der Gestalt, die sie überhaupt
im wirklichen Arbeitsprocess besitzen, unabhängig von jeder ge-
schichtlich bestimmten gesellschaftlichen, ja unabhängig von jeder
gesellschaftlichen Form desselben. Die der Arbeit entfremdete, ihr
gegenüber verselbständigte, und somit verwandelte Gestalt der Arbeits-
bedingungen, worin also die producirten Produktionsmittel sich in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0368" n="359"/>
duktionsbedingung, sondern in einer gesellschaftlichen Bestimmtheit,<lb/>
die von der der Lohnarbeit verschieden ist.</p><lb/>
              <p>Selbst der Ausdruck: &#x201E;Kapital &#x2014; Profit&#x201C; ist hier inkorrekt. Wenn<lb/>
das Kapital in der einzigen Beziehung gefasst wird, worin es Mehr-<lb/>
werth producirt, nämlich in seinem Verhältniss zum Arbeiter, worin<lb/>
es Mehrarbeit erpresst durch den Zwang, den es auf die Arbeits-<lb/>
kraft, d. h. auf den Lohnarbeiter ausübt, so umfasst dieser Mehr-<lb/>
werth ausser Profit (Unternehmergewinn plus Zins) auch die Rente,<lb/>
kurz den ganzen ungetheilten Mehrwerth. Hier dagegen, als Quelle<lb/>
von Revenue, wird es nur auf den Theil in Beziehung gesetzt, der dem<lb/>
Kapitalisten anheimfällt. Es ist dies nicht der Mehrwerth, den es über-<lb/>
haupt extrahirt, sondern nur der Theil, den es für den Kapitalisten<lb/>
extrahirt. Noch mehr fällt aller Zusammenhang fort, sobald sich die<lb/>
Formel verwandelt in die: &#x201E;Kapital &#x2014; Zins.&#x201C;</p><lb/>
              <p>Wenn wir erstens das Disparate der drei Quellen betrachteten,<lb/>
so jetzt zweitens, dass dagegen ihre Produkte, ihre Abkömmlinge,<lb/>
die Revenuen, alle derselben Sphäre, der des Werths angehören.<lb/>
Indess gleicht sich dies dadurch aus (dies Verhältniss nicht nur<lb/>
zwischen inkommensurablen Grössen, sondern zwischen ganz un-<lb/>
gleichmäßigen, unter sich beziehungslosen und unvergleichbaren<lb/>
Dingen) dass in der That das Kapital, gleich der Erde und der Arbeit,<lb/>
bloss seiner stofflichen Substanz nach, also einfach als producirtes<lb/>
Produktionsmittel genommen wird, wobei sowohl von ihm als Ver-<lb/>
hältniss zum Arbeiter, wie von ihm als Werth abstrahirt wird.</p><lb/>
              <p>Drittens. In diesem Sinn also bietet die Formel: Kapital &#x2014;<lb/>
Zins (Profit), Erde &#x2014; Rente, Arbeit &#x2014; Arbeitslohn, gleichmäßige<lb/>
und symmetrische Inkongruität. In der That, indem die Lohnarbeit<lb/>
nicht als eine gesellschaftlich bestimmte Form der Arbeit, sondern<lb/>
alle Arbeit ihrer Natur nach als Lohnarbeit erscheint (sich dem<lb/>
in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen Befangnen so vor-<lb/>
stellt), fallen auch die bestimmten, specifischen gesellschaftlichen<lb/>
Formen, welche die gegenständlichen Arbeitsbedingungen &#x2014; die<lb/>
producirten Produktionsmittel und die Erde &#x2014; der Lohnarbeit ge-<lb/>
genüber einnehmen (wie sie umgekehrt ihrerseits die Lohnarbeit vor-<lb/>
aussetzen), ohne Weiteres zusammen mit dem stofflichen Dasein<lb/>
dieser Arbeitsbedingungen, oder mit der Gestalt, die sie überhaupt<lb/>
im wirklichen Arbeitsprocess besitzen, unabhängig von jeder ge-<lb/>
schichtlich bestimmten gesellschaftlichen, ja unabhängig von <hi rendition="#g">jeder</hi><lb/>
gesellschaftlichen Form desselben. Die der Arbeit entfremdete, ihr<lb/>
gegenüber verselbständigte, und somit verwandelte Gestalt der Arbeits-<lb/>
bedingungen, worin also die producirten Produktionsmittel sich in<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0368] duktionsbedingung, sondern in einer gesellschaftlichen Bestimmtheit, die von der der Lohnarbeit verschieden ist. Selbst der Ausdruck: „Kapital — Profit“ ist hier inkorrekt. Wenn das Kapital in der einzigen Beziehung gefasst wird, worin es Mehr- werth producirt, nämlich in seinem Verhältniss zum Arbeiter, worin es Mehrarbeit erpresst durch den Zwang, den es auf die Arbeits- kraft, d. h. auf den Lohnarbeiter ausübt, so umfasst dieser Mehr- werth ausser Profit (Unternehmergewinn plus Zins) auch die Rente, kurz den ganzen ungetheilten Mehrwerth. Hier dagegen, als Quelle von Revenue, wird es nur auf den Theil in Beziehung gesetzt, der dem Kapitalisten anheimfällt. Es ist dies nicht der Mehrwerth, den es über- haupt extrahirt, sondern nur der Theil, den es für den Kapitalisten extrahirt. Noch mehr fällt aller Zusammenhang fort, sobald sich die Formel verwandelt in die: „Kapital — Zins.“ Wenn wir erstens das Disparate der drei Quellen betrachteten, so jetzt zweitens, dass dagegen ihre Produkte, ihre Abkömmlinge, die Revenuen, alle derselben Sphäre, der des Werths angehören. Indess gleicht sich dies dadurch aus (dies Verhältniss nicht nur zwischen inkommensurablen Grössen, sondern zwischen ganz un- gleichmäßigen, unter sich beziehungslosen und unvergleichbaren Dingen) dass in der That das Kapital, gleich der Erde und der Arbeit, bloss seiner stofflichen Substanz nach, also einfach als producirtes Produktionsmittel genommen wird, wobei sowohl von ihm als Ver- hältniss zum Arbeiter, wie von ihm als Werth abstrahirt wird. Drittens. In diesem Sinn also bietet die Formel: Kapital — Zins (Profit), Erde — Rente, Arbeit — Arbeitslohn, gleichmäßige und symmetrische Inkongruität. In der That, indem die Lohnarbeit nicht als eine gesellschaftlich bestimmte Form der Arbeit, sondern alle Arbeit ihrer Natur nach als Lohnarbeit erscheint (sich dem in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen Befangnen so vor- stellt), fallen auch die bestimmten, specifischen gesellschaftlichen Formen, welche die gegenständlichen Arbeitsbedingungen — die producirten Produktionsmittel und die Erde — der Lohnarbeit ge- genüber einnehmen (wie sie umgekehrt ihrerseits die Lohnarbeit vor- aussetzen), ohne Weiteres zusammen mit dem stofflichen Dasein dieser Arbeitsbedingungen, oder mit der Gestalt, die sie überhaupt im wirklichen Arbeitsprocess besitzen, unabhängig von jeder ge- schichtlich bestimmten gesellschaftlichen, ja unabhängig von jeder gesellschaftlichen Form desselben. Die der Arbeit entfremdete, ihr gegenüber verselbständigte, und somit verwandelte Gestalt der Arbeits- bedingungen, worin also die producirten Produktionsmittel sich in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/368
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/368>, abgerufen am 23.11.2024.