Arbeit entwickeln, erscheinen diese Produktivkräfte und die gesell- schaftlichen Zusammenhänge der Arbeit im unmittelbaren Arbeits- process als aus der Arbeit in das Kapital verlegt. Damit wird das Kapital schon ein sehr mystisches Wesen, indem alle gesell- schaftlichen Produktivkräfte der Arbeit als ihm, und nicht der Arbeit als solcher, zukommende und aus seinem eignen Schoss hervorsprossende Kräfte erscheinen. Dann kommt der Cirkulations- process dazwischen, dessen Stoff- und Formwechsel alle Theile des Kapitals, selbst des agrikolen Kapitals, in demselben Grad anheim- fallen, wie sich die specifisch kapitalistische Produktionsweise ent- wickelt. Es ist dies eine Sphäre, worin die Verhältnisse der ur- sprünglichen Werthproduktion völlig in den Hintergrund treten. Schon im unmittelbaren Produktionsprocess ist der Kapitalist zu- gleich als Waarenproducent, als Leiter der Waarenproduktion thätig. Dieser Produktionsprocess stellt sich ihm daher keineswegs einfach als Produktionsprocess von Mehrwerth dar. Welches aber immer der Mehrwerth sei, den das Kapital im unmittelbaren Pro- duktionsprocess ausgepumpt und in Waaren dargestellt hat, der in den Waaren enthaltne Werth und Mehrwerth muss erst im Cirku- lationsprocess realisirt werden. Und sowohl die Rückerstattung der in der Produktion vorgeschossnen Werthe, wie namentlich der in den Waaren enthaltne Mehrwerth scheint nicht in der Cirku- lation sich bloss zu realisiren, sondern aus ihr zu entspringen; ein Schein, den namentlich zwei Umstände befestigen: erstens der Profit bei Veräusserung, der von Prellerei, List, Sachkenntniss, Ge- schick und tausend Marktkonjunkturen abhängt; dann aber der Umstand, dass hier neben der Arbeitszeit ein zweites bestimmendes Element hinzutritt, die Cirkulationszeit. Diese fungirt zwar nur als negative Schranke der Werth- und Mehrwerthbildung, hat aber den Schein, als sei sie ein ebenso positiver Grund wie die Arbeit selbst, und als bringe sie eine, aus der Natur des Kapitals hervor- gehende, von der Arbeit unabhängige Bestimmung herein. Wir hatten in Buch II diese Cirkulationssphäre natürlich nur darzu- stellen in Bezug auf die Formbestimmungen, die sie erzeugt, die Fortentwicklung der Gestalt des Kapitals nachzuweisen, die in ihr vorgeht. In der Wirklichkeit aber ist diese Sphäre die Sphäre der Konkurrenz, die, jeden einzelnen Fall betrachtet, vom Zufall beherrscht ist; wo also das innere Gesetz, das in diesen Zufällen sich durchsetzt und sie regulirt, nur sichtbar wird, sobald diese Zufälle in grossen Massen zusammengefasst werden, wo es also den einzelnen Agenten der Produktion selbst unsichtbar und unver-
Arbeit entwickeln, erscheinen diese Produktivkräfte und die gesell- schaftlichen Zusammenhänge der Arbeit im unmittelbaren Arbeits- process als aus der Arbeit in das Kapital verlegt. Damit wird das Kapital schon ein sehr mystisches Wesen, indem alle gesell- schaftlichen Produktivkräfte der Arbeit als ihm, und nicht der Arbeit als solcher, zukommende und aus seinem eignen Schoss hervorsprossende Kräfte erscheinen. Dann kommt der Cirkulations- process dazwischen, dessen Stoff- und Formwechsel alle Theile des Kapitals, selbst des agrikolen Kapitals, in demselben Grad anheim- fallen, wie sich die specifisch kapitalistische Produktionsweise ent- wickelt. Es ist dies eine Sphäre, worin die Verhältnisse der ur- sprünglichen Werthproduktion völlig in den Hintergrund treten. Schon im unmittelbaren Produktionsprocess ist der Kapitalist zu- gleich als Waarenproducent, als Leiter der Waarenproduktion thätig. Dieser Produktionsprocess stellt sich ihm daher keineswegs einfach als Produktionsprocess von Mehrwerth dar. Welches aber immer der Mehrwerth sei, den das Kapital im unmittelbaren Pro- duktionsprocess ausgepumpt und in Waaren dargestellt hat, der in den Waaren enthaltne Werth und Mehrwerth muss erst im Cirku- lationsprocess realisirt werden. Und sowohl die Rückerstattung der in der Produktion vorgeschossnen Werthe, wie namentlich der in den Waaren enthaltne Mehrwerth scheint nicht in der Cirku- lation sich bloss zu realisiren, sondern aus ihr zu entspringen; ein Schein, den namentlich zwei Umstände befestigen: erstens der Profit bei Veräusserung, der von Prellerei, List, Sachkenntniss, Ge- schick und tausend Marktkonjunkturen abhängt; dann aber der Umstand, dass hier neben der Arbeitszeit ein zweites bestimmendes Element hinzutritt, die Cirkulationszeit. Diese fungirt zwar nur als negative Schranke der Werth- und Mehrwerthbildung, hat aber den Schein, als sei sie ein ebenso positiver Grund wie die Arbeit selbst, und als bringe sie eine, aus der Natur des Kapitals hervor- gehende, von der Arbeit unabhängige Bestimmung herein. Wir hatten in Buch II diese Cirkulationssphäre natürlich nur darzu- stellen in Bezug auf die Formbestimmungen, die sie erzeugt, die Fortentwicklung der Gestalt des Kapitals nachzuweisen, die in ihr vorgeht. In der Wirklichkeit aber ist diese Sphäre die Sphäre der Konkurrenz, die, jeden einzelnen Fall betrachtet, vom Zufall beherrscht ist; wo also das innere Gesetz, das in diesen Zufällen sich durchsetzt und sie regulirt, nur sichtbar wird, sobald diese Zufälle in grossen Massen zusammengefasst werden, wo es also den einzelnen Agenten der Produktion selbst unsichtbar und unver-
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[363/0372]
Arbeit entwickeln, erscheinen diese Produktivkräfte und die gesell-
schaftlichen Zusammenhänge der Arbeit im unmittelbaren Arbeits-
process als aus der Arbeit in das Kapital verlegt. Damit wird
das Kapital schon ein sehr mystisches Wesen, indem alle gesell-
schaftlichen Produktivkräfte der Arbeit als ihm, und nicht der
Arbeit als solcher, zukommende und aus seinem eignen Schoss
hervorsprossende Kräfte erscheinen. Dann kommt der Cirkulations-
process dazwischen, dessen Stoff- und Formwechsel alle Theile des
Kapitals, selbst des agrikolen Kapitals, in demselben Grad anheim-
fallen, wie sich die specifisch kapitalistische Produktionsweise ent-
wickelt. Es ist dies eine Sphäre, worin die Verhältnisse der ur-
sprünglichen Werthproduktion völlig in den Hintergrund treten.
Schon im unmittelbaren Produktionsprocess ist der Kapitalist zu-
gleich als Waarenproducent, als Leiter der Waarenproduktion
thätig. Dieser Produktionsprocess stellt sich ihm daher keineswegs
einfach als Produktionsprocess von Mehrwerth dar. Welches aber
immer der Mehrwerth sei, den das Kapital im unmittelbaren Pro-
duktionsprocess ausgepumpt und in Waaren dargestellt hat, der in
den Waaren enthaltne Werth und Mehrwerth muss erst im Cirku-
lationsprocess realisirt werden. Und sowohl die Rückerstattung
der in der Produktion vorgeschossnen Werthe, wie namentlich der
in den Waaren enthaltne Mehrwerth scheint nicht in der Cirku-
lation sich bloss zu realisiren, sondern aus ihr zu entspringen;
ein Schein, den namentlich zwei Umstände befestigen: erstens der
Profit bei Veräusserung, der von Prellerei, List, Sachkenntniss, Ge-
schick und tausend Marktkonjunkturen abhängt; dann aber der
Umstand, dass hier neben der Arbeitszeit ein zweites bestimmendes
Element hinzutritt, die Cirkulationszeit. Diese fungirt zwar nur
als negative Schranke der Werth- und Mehrwerthbildung, hat aber
den Schein, als sei sie ein ebenso positiver Grund wie die Arbeit
selbst, und als bringe sie eine, aus der Natur des Kapitals hervor-
gehende, von der Arbeit unabhängige Bestimmung herein. Wir
hatten in Buch II diese Cirkulationssphäre natürlich nur darzu-
stellen in Bezug auf die Formbestimmungen, die sie erzeugt, die
Fortentwicklung der Gestalt des Kapitals nachzuweisen, die in ihr
vorgeht. In der Wirklichkeit aber ist diese Sphäre die Sphäre
der Konkurrenz, die, jeden einzelnen Fall betrachtet, vom Zufall
beherrscht ist; wo also das innere Gesetz, das in diesen Zufällen
sich durchsetzt und sie regulirt, nur sichtbar wird, sobald diese
Zufälle in grossen Massen zusammengefasst werden, wo es also den
einzelnen Agenten der Produktion selbst unsichtbar und unver-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/372>, abgerufen am 23.11.2024.
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