ihnen der Nothschrei wegen des Goldabflusses ertönt, er morgen in Amerika, übermorgen in Deutschland und Frankreich erschallt.
1847 "war den auf England laufenden Verpflichtungen" [zum sehr grossen Theil für Korn] "nachzukommen. Unglücklicher- weise kam man ihnen grossentheils nach durch Bankrotte." [Das reiche England verschaffte sich Luft durch Bankrott gegenüber dem Kontinent und Amerika.] "Aber soweit man sie nicht durch Bankrott erledigte, kam man ihnen nach durch Ausfuhr von Edel- metallen." (Report of Committee on Bank-Acts, 1857.) Soweit also die Krise in England verschärft wird durch die Bankgesetz- gebung, ist diese Gesetzgebung ein Mittel, um in Zeiten der Hungers- noth die kornausführenden Nationen zu prellen, erst um ihr Korn, und dann um das Geld für ihr Korn. Ein Verbot der Kornaus- fuhr in solchen Zeiten für Länder, die selbst mehr oder weniger an Theuerung laboriren, ist also ein sehr rationelles Mittel gegen diesen Plan der Bank von England, "Verpflichtungen nachzu- kommen" für Korneinfuhr "durch Bankrotte". Es ist dann viel besser, dass die Kornproducenten und Spekulanten einen Theil ihres Profits zum Besten des Landes verlieren, als ihr Kapital zum Besten Englands.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Waarenkapital seine Eigenschaft, potentielles Geldkapital darzustellen, in der Krise und überhaupt in Geschäftsstockungen in grossem Maß verliert. Das- selbe gilt von dem fiktiven Kapital, den zinstragenden Papieren, soweit diese selbst als Geldkapitale auf der Börse cirkuliren. Mit dem steigenden Zins fällt ihr Preis. Er fällt ferner durch den allgemeinen Kreditmangel, der ihre Eigner zwingt, sie massenweis auf dem Markt loszuschlagen, um sich Geld zu verschaffen. Er fällt endlich bei Aktien, theils in Folge der Abnahme der Revenuen, worauf sie Anweisungen sind, theils in Folge des Schwindel- charakters der Unternehmungen, die sie oft genug repräsentiren. Dies fiktive Geldkapital ist in Krisen enorm vermindert, und damit die Macht seiner Eigner, Geld darauf im Markt aufzunehmen. Die Verminderung der Geldnamen dieser Werthpapiere im Kurszettel hat jedoch nichts zu thun mit dem wirklichen Kapital, das sie vor- stellen, dagegen sehr viel mit der Zahlungsfähigkeit seiner Eigner.
ihnen der Nothschrei wegen des Goldabflusses ertönt, er morgen in Amerika, übermorgen in Deutschland und Frankreich erschallt.
1847 „war den auf England laufenden Verpflichtungen“ [zum sehr grossen Theil für Korn] „nachzukommen. Unglücklicher- weise kam man ihnen grossentheils nach durch Bankrotte.“ [Das reiche England verschaffte sich Luft durch Bankrott gegenüber dem Kontinent und Amerika.] „Aber soweit man sie nicht durch Bankrott erledigte, kam man ihnen nach durch Ausfuhr von Edel- metallen.“ (Report of Committee on Bank-Acts, 1857.) Soweit also die Krise in England verschärft wird durch die Bankgesetz- gebung, ist diese Gesetzgebung ein Mittel, um in Zeiten der Hungers- noth die kornausführenden Nationen zu prellen, erst um ihr Korn, und dann um das Geld für ihr Korn. Ein Verbot der Kornaus- fuhr in solchen Zeiten für Länder, die selbst mehr oder weniger an Theuerung laboriren, ist also ein sehr rationelles Mittel gegen diesen Plan der Bank von England, „Verpflichtungen nachzu- kommen“ für Korneinfuhr „durch Bankrotte“. Es ist dann viel besser, dass die Kornproducenten und Spekulanten einen Theil ihres Profits zum Besten des Landes verlieren, als ihr Kapital zum Besten Englands.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Waarenkapital seine Eigenschaft, potentielles Geldkapital darzustellen, in der Krise und überhaupt in Geschäftsstockungen in grossem Maß verliert. Das- selbe gilt von dem fiktiven Kapital, den zinstragenden Papieren, soweit diese selbst als Geldkapitale auf der Börse cirkuliren. Mit dem steigenden Zins fällt ihr Preis. Er fällt ferner durch den allgemeinen Kreditmangel, der ihre Eigner zwingt, sie massenweis auf dem Markt loszuschlagen, um sich Geld zu verschaffen. Er fällt endlich bei Aktien, theils in Folge der Abnahme der Revenuen, worauf sie Anweisungen sind, theils in Folge des Schwindel- charakters der Unternehmungen, die sie oft genug repräsentiren. Dies fiktive Geldkapital ist in Krisen enorm vermindert, und damit die Macht seiner Eigner, Geld darauf im Markt aufzunehmen. Die Verminderung der Geldnamen dieser Werthpapiere im Kurszettel hat jedoch nichts zu thun mit dem wirklichen Kapital, das sie vor- stellen, dagegen sehr viel mit der Zahlungsfähigkeit seiner Eigner.
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ihnen der Nothschrei wegen des Goldabflusses ertönt, er morgen
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sehr grossen Theil für Korn] „nachzukommen. Unglücklicher-
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reiche England verschaffte sich Luft durch Bankrott gegenüber
dem Kontinent und Amerika.] „Aber soweit man sie nicht durch
Bankrott erledigte, kam man ihnen nach durch Ausfuhr von Edel-
metallen.“ (Report of Committee on Bank-Acts, 1857.) Soweit
also die Krise in England verschärft wird durch die Bankgesetz-
gebung, ist diese Gesetzgebung ein Mittel, um in Zeiten der Hungers-
noth die kornausführenden Nationen zu prellen, erst um ihr Korn,
und dann um das Geld für ihr Korn. Ein Verbot der Kornaus-
fuhr in solchen Zeiten für Länder, die selbst mehr oder weniger
an Theuerung laboriren, ist also ein sehr rationelles Mittel gegen
diesen Plan der Bank von England, „Verpflichtungen nachzu-
kommen“ für Korneinfuhr „durch Bankrotte“. Es ist dann viel
besser, dass die Kornproducenten und Spekulanten einen Theil
ihres Profits zum Besten des Landes verlieren, als ihr Kapital zum
Besten Englands.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Waarenkapital seine
Eigenschaft, potentielles Geldkapital darzustellen, in der Krise und
überhaupt in Geschäftsstockungen in grossem Maß verliert. Das-
selbe gilt von dem fiktiven Kapital, den zinstragenden Papieren,
soweit diese selbst als Geldkapitale auf der Börse cirkuliren. Mit
dem steigenden Zins fällt ihr Preis. Er fällt ferner durch den
allgemeinen Kreditmangel, der ihre Eigner zwingt, sie massenweis
auf dem Markt loszuschlagen, um sich Geld zu verschaffen. Er
fällt endlich bei Aktien, theils in Folge der Abnahme der Revenuen,
worauf sie Anweisungen sind, theils in Folge des Schwindel-
charakters der Unternehmungen, die sie oft genug repräsentiren.
Dies fiktive Geldkapital ist in Krisen enorm vermindert, und damit
die Macht seiner Eigner, Geld darauf im Markt aufzunehmen. Die
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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