Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

7 Millionen Staatseinkommen in Anticipation der Dividenden her-
ausnehmen, so muss irgend jemand da sein, der diesen Betrag in
der Zwischenzeit zur Verfügung stellt." -- [In diesem Fall handelt
es sich also um Zufuhr von Geld, nicht von Kapital oder Leihkapital.]

"5169. Jeder der unsre Handelswelt kennt, muss wissen, dass
wenn wir in einer solchen Lage sind, dass Schatzscheine unver-
käuflich werden, dass Obligationen der ostindischen Kompagnie
vollkommen nutzlos sind, dass man die besten Handelswechsel
nicht diskontiren kann, eine grosse Besorgniss herrschen muss bei
denen, deren Geschäft sie in den Fall bringt, auf einfaches Ver-
langen augenblicklich Zahlungen im landesüblichen Cirkulations-
mittel zu machen, und dies ist der Fall mit allen Bankiers. Die
Wirkung davon ist dann, dass jedermann seine Reserve verdoppelt.
Nun sehn Sie mal, was die Wirkung davon im ganzen Lande ist,
wenn jeder Landbankier, deren es ungefähr 500 gibt, seinen Lon-
doner Korrespondenten zu beauftragen hat, ihm 5000 £ in Bank-
noten zu remittiren. Selbst wenn wir eine so kleine Summe als
Durchschnitt nehmen, was schon ganz absurd ist, kommen wir auf
21/2 Mill. £, die der Cirkulation entzogen werden. Wie sollen die
ersetzt werden?"

Andrerseits wollen die Privatkapitalisten etc., die Geld haben,
es zu keinem Zins hergeben, denn sie sagen nach Chapman: "5194.
Wir wollen lieber gar keine Zinsen haben, als im Zweifel sein,
ob wir das Geld bekommen können, falls wir es brauchen."

"5173. Unser System ist dies: Wir haben 300 Mill. £ Ver-
pflichtungen, deren Bezahlung in laufender Landesmünze in einem
einzigen gegebnen Moment verlangt werden kann; und diese Landes-
münze, wenn wir sie alle darauf verwenden, beträgt 23 Mill. £,
oder wie viel es sein mag; ist das nicht ein Zustand, der uns jeden
Augenblick in Konvulsionen werfen kann?" Daher in den Krisen
der plötzliche Umschlag des Kreditsystems in das Monetarsystem.

Abgesehn von der inländischen Panik in den Krisen, kann von
Quantität des Geldes nur die Rede sein, soweit es Metall betrifft,
das Weltgeld. Und grade dies schliesst Chapman aus, er spricht
nur von 23 Mill. Banknoten.

Derselbe Chapman: "5218. Die ursprüngliche Ursache der
Störung im Geldmarkt" [April und später Oktober 1847] "war
unbezweifelt in der Menge des Geldes, das erforderlich war um
die Wechselkurse zu reguliren, in Folge der ausserordentlichen Ein-
fuhren des Jahres."

Erstens war dieser Schatz des Weltmarktsgeldes damals auf sein

7 Millionen Staatseinkommen in Anticipation der Dividenden her-
ausnehmen, so muss irgend jemand da sein, der diesen Betrag in
der Zwischenzeit zur Verfügung stellt.“ — [In diesem Fall handelt
es sich also um Zufuhr von Geld, nicht von Kapital oder Leihkapital.]

„5169. Jeder der unsre Handelswelt kennt, muss wissen, dass
wenn wir in einer solchen Lage sind, dass Schatzscheine unver-
käuflich werden, dass Obligationen der ostindischen Kompagnie
vollkommen nutzlos sind, dass man die besten Handelswechsel
nicht diskontiren kann, eine grosse Besorgniss herrschen muss bei
denen, deren Geschäft sie in den Fall bringt, auf einfaches Ver-
langen augenblicklich Zahlungen im landesüblichen Cirkulations-
mittel zu machen, und dies ist der Fall mit allen Bankiers. Die
Wirkung davon ist dann, dass jedermann seine Reserve verdoppelt.
Nun sehn Sie mal, was die Wirkung davon im ganzen Lande ist,
wenn jeder Landbankier, deren es ungefähr 500 gibt, seinen Lon-
doner Korrespondenten zu beauftragen hat, ihm 5000 £ in Bank-
noten zu remittiren. Selbst wenn wir eine so kleine Summe als
Durchschnitt nehmen, was schon ganz absurd ist, kommen wir auf
2½ Mill. £, die der Cirkulation entzogen werden. Wie sollen die
ersetzt werden?“

Andrerseits wollen die Privatkapitalisten etc., die Geld haben,
es zu keinem Zins hergeben, denn sie sagen nach Chapman: „5194.
Wir wollen lieber gar keine Zinsen haben, als im Zweifel sein,
ob wir das Geld bekommen können, falls wir es brauchen.“

„5173. Unser System ist dies: Wir haben 300 Mill. £ Ver-
pflichtungen, deren Bezahlung in laufender Landesmünze in einem
einzigen gegebnen Moment verlangt werden kann; und diese Landes-
münze, wenn wir sie alle darauf verwenden, beträgt 23 Mill. £,
oder wie viel es sein mag; ist das nicht ein Zustand, der uns jeden
Augenblick in Konvulsionen werfen kann?“ Daher in den Krisen
der plötzliche Umschlag des Kreditsystems in das Monetarsystem.

Abgesehn von der inländischen Panik in den Krisen, kann von
Quantität des Geldes nur die Rede sein, soweit es Metall betrifft,
das Weltgeld. Und grade dies schliesst Chapman aus, er spricht
nur von 23 Mill. Banknoten.

Derselbe Chapman: „5218. Die ursprüngliche Ursache der
Störung im Geldmarkt“ [April und später Oktober 1847] „war
unbezweifelt in der Menge des Geldes, das erforderlich war um
die Wechselkurse zu reguliren, in Folge der ausserordentlichen Ein-
fuhren des Jahres.“

Erstens war dieser Schatz des Weltmarktsgeldes damals auf sein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0084" n="75"/>
7 Millionen Staatseinkommen in Anticipation der Dividenden her-<lb/>
ausnehmen, so muss irgend jemand da sein, der diesen Betrag in<lb/>
der Zwischenzeit zur Verfügung stellt.&#x201C; &#x2014; [In diesem Fall handelt<lb/>
es sich also um Zufuhr von Geld, nicht von Kapital oder Leihkapital.]</p><lb/>
            <p>&#x201E;5169. Jeder der unsre Handelswelt kennt, muss wissen, dass<lb/>
wenn wir in einer solchen Lage sind, dass Schatzscheine unver-<lb/>
käuflich werden, dass Obligationen der ostindischen Kompagnie<lb/>
vollkommen nutzlos sind, dass man die besten Handelswechsel<lb/>
nicht diskontiren kann, eine grosse Besorgniss herrschen muss bei<lb/>
denen, deren Geschäft sie in den Fall bringt, auf einfaches Ver-<lb/>
langen augenblicklich Zahlungen im landesüblichen Cirkulations-<lb/>
mittel zu machen, und dies ist der Fall mit allen Bankiers. Die<lb/>
Wirkung davon ist dann, dass jedermann seine Reserve verdoppelt.<lb/>
Nun sehn Sie mal, was die Wirkung davon im ganzen Lande ist,<lb/>
wenn jeder Landbankier, deren es ungefähr 500 gibt, seinen Lon-<lb/>
doner Korrespondenten zu beauftragen hat, ihm 5000 <hi rendition="#i">£</hi> in Bank-<lb/>
noten zu remittiren. Selbst wenn wir eine so kleine Summe als<lb/>
Durchschnitt nehmen, was schon ganz absurd ist, kommen wir auf<lb/>
2½ Mill. <hi rendition="#i">£</hi>, die der Cirkulation entzogen werden. Wie sollen die<lb/>
ersetzt werden?&#x201C;</p><lb/>
            <p>Andrerseits wollen die Privatkapitalisten etc., die Geld haben,<lb/>
es zu keinem Zins hergeben, denn sie sagen nach Chapman: &#x201E;5194.<lb/>
Wir wollen lieber gar keine Zinsen haben, als im Zweifel sein,<lb/>
ob wir das Geld bekommen können, falls wir es brauchen.&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;5173. Unser System ist dies: Wir haben 300 Mill. <hi rendition="#i">£</hi> Ver-<lb/>
pflichtungen, deren Bezahlung in laufender Landesmünze in einem<lb/>
einzigen gegebnen Moment verlangt werden kann; und diese Landes-<lb/>
münze, wenn wir sie alle darauf verwenden, beträgt 23 Mill. <hi rendition="#i">£</hi>,<lb/>
oder wie viel es sein mag; ist das nicht ein Zustand, der uns jeden<lb/>
Augenblick in Konvulsionen werfen kann?&#x201C; Daher in den Krisen<lb/>
der plötzliche Umschlag des Kreditsystems in das Monetarsystem.</p><lb/>
            <p>Abgesehn von der inländischen Panik in den Krisen, kann von<lb/>
Quantität des Geldes nur die Rede sein, soweit es Metall betrifft,<lb/>
das Weltgeld. Und grade dies schliesst Chapman aus, er spricht<lb/>
nur von 23 Mill. <hi rendition="#g">Banknoten</hi>.</p><lb/>
            <p>Derselbe Chapman: &#x201E;5218. Die ursprüngliche Ursache der<lb/>
Störung im Geldmarkt&#x201C; [April und später Oktober 1847] &#x201E;war<lb/>
unbezweifelt in der Menge des Geldes, das erforderlich war um<lb/>
die Wechselkurse zu reguliren, in Folge der ausserordentlichen Ein-<lb/>
fuhren des Jahres.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Erstens war dieser Schatz des Weltmarktsgeldes damals auf sein<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0084] 7 Millionen Staatseinkommen in Anticipation der Dividenden her- ausnehmen, so muss irgend jemand da sein, der diesen Betrag in der Zwischenzeit zur Verfügung stellt.“ — [In diesem Fall handelt es sich also um Zufuhr von Geld, nicht von Kapital oder Leihkapital.] „5169. Jeder der unsre Handelswelt kennt, muss wissen, dass wenn wir in einer solchen Lage sind, dass Schatzscheine unver- käuflich werden, dass Obligationen der ostindischen Kompagnie vollkommen nutzlos sind, dass man die besten Handelswechsel nicht diskontiren kann, eine grosse Besorgniss herrschen muss bei denen, deren Geschäft sie in den Fall bringt, auf einfaches Ver- langen augenblicklich Zahlungen im landesüblichen Cirkulations- mittel zu machen, und dies ist der Fall mit allen Bankiers. Die Wirkung davon ist dann, dass jedermann seine Reserve verdoppelt. Nun sehn Sie mal, was die Wirkung davon im ganzen Lande ist, wenn jeder Landbankier, deren es ungefähr 500 gibt, seinen Lon- doner Korrespondenten zu beauftragen hat, ihm 5000 £ in Bank- noten zu remittiren. Selbst wenn wir eine so kleine Summe als Durchschnitt nehmen, was schon ganz absurd ist, kommen wir auf 2½ Mill. £, die der Cirkulation entzogen werden. Wie sollen die ersetzt werden?“ Andrerseits wollen die Privatkapitalisten etc., die Geld haben, es zu keinem Zins hergeben, denn sie sagen nach Chapman: „5194. Wir wollen lieber gar keine Zinsen haben, als im Zweifel sein, ob wir das Geld bekommen können, falls wir es brauchen.“ „5173. Unser System ist dies: Wir haben 300 Mill. £ Ver- pflichtungen, deren Bezahlung in laufender Landesmünze in einem einzigen gegebnen Moment verlangt werden kann; und diese Landes- münze, wenn wir sie alle darauf verwenden, beträgt 23 Mill. £, oder wie viel es sein mag; ist das nicht ein Zustand, der uns jeden Augenblick in Konvulsionen werfen kann?“ Daher in den Krisen der plötzliche Umschlag des Kreditsystems in das Monetarsystem. Abgesehn von der inländischen Panik in den Krisen, kann von Quantität des Geldes nur die Rede sein, soweit es Metall betrifft, das Weltgeld. Und grade dies schliesst Chapman aus, er spricht nur von 23 Mill. Banknoten. Derselbe Chapman: „5218. Die ursprüngliche Ursache der Störung im Geldmarkt“ [April und später Oktober 1847] „war unbezweifelt in der Menge des Geldes, das erforderlich war um die Wechselkurse zu reguliren, in Folge der ausserordentlichen Ein- fuhren des Jahres.“ Erstens war dieser Schatz des Weltmarktsgeldes damals auf sein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/84
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/84>, abgerufen am 21.11.2024.