Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis auf QVINTILII VARI Niederlage.
sehens sehr ungerne: wusten aber doch, bey aller ihrer natürlichen Aufrichtigkeit, den
Verdruß meisterlich zu bergen, wenn sie vor den Römischen Richtern recht geben,
und nehmen musten. Einige der Vornehmsten, und namentlich Segimer und
Arminius, die fleißig an des Stadthalters Tafel speiseten, dancketen ihm
bisweilen so gar, daß er die Römischen Sitten, bey ihrer Nation, so glücklich einzu-
führen wüste, und machten ihn so sicher, daß er sich im Lager nicht anders aufführe-
te, als wenn er Stadt-Richter in Rom wäre, und seine Soldaten, hin und wieder,
bey den geringsten Gelegenheiten, die ihnen die Teutschen selbst an die Hand ga-
ben, vertheilete2. Der tapffere Arminius, des Fürsten der Cheruscer, Segimeri
Sohn, sann indessen immer auf Gelegenheit, sein Vaterland zu befreyen, und ge-
trauete sich dieselbe, in der Gemüths-Art des Stadthalters, zu finden, für welchen
er, und andere Teutschen, die nichts an einem General so hoch hielten, als Tapffer-
keit und Stärcke, ohne dem wenig Hochachtung hatten. Arminius war da-
mahls ein junger Herr von etlichen zwantzig Jahren. Sein gutes Gesicht, und
feuriges Wesen, zeugten von seinem Hertzen und Verstand. Er hatte einigen
Feldzügen unter den Römern beygewohnet, (vermuthlich unter Tiberio, als selbiger
wieder die Chaucos, und Langobardos, oder auch wieder Maroboduum
und gegen die Pannonier ausgezogen) und sich dabey so hervor gethan, daß er unter
die Römischen Ritter aufgenommen worden. Aber alle Grösse der Römer hatte
bey ihm die Liebe fürs Vaterland nicht überwogen, und Arminius hielte die Ehre,
ein freyer Fürst zu seyn, höher, als alles, was er in Rom hoffen konnte3.

XXVI. Arminius machte seine Anstalten mit der grösten Behutsamkeit.Arminius
schlägt ihn
aufs Haupt.

Es musten, auf sein Anstifften, einige an den äussersten Gräntzen Unruhe anfan-
gen, und er selbst war einer von den eiffrigsten, die dem Landpfleger riethen, in
Person wieder sie auszuziehen. Segestes ein anderer Fürst der Cheruscer, warnete
Varum, und bathe ihn noch zuletzt, als er nebst Arminio, und andern Grossen,
bey ihm an der Taffel war, er möchte die gantze Gesellschafft feste machen lassen, so

wür-
[Beginn Spaltensatz] virgis, & praeconis voce posset inhibere: at illi, qui
iam pridem rubigine oblitos enses, inertesque moere-
rent equus, ut primum togas, &
SAEVIORA
armis IVRA uiderunt, duce Arminio arma cor-
ripiunt.
2 patercvlvs sagt hiervon L. II. c. 117. sq.
Varus Quinctilius, illustri magis, quam nobili ortus
familia, vir ingenio mitis, moribus quietus, ut
corpore, & animo immobilior, otio magis castrorum,
quam bellicae assuetus militiae; pecuniae vero, quam
non contemtor, Syria, cui praefuerat, declarauit;
quam pauper divitem ingressus, dives pauperem
reliquit. Is, cum exercitui, qui erat in Germania,
praeesset, concepit esse homines, qui nihil praeter
vocem, membraque haberent hominum; quique gla-
diis domari non poterant, posse iure mulceri. Quo
proposito, mediam ingressus Germaniam, uelut inter
uiros, pacis gaudentes dulcedine, iurisdictionibus,
agendoque pro tribunali ordine, trahebat aestiua.
At illi, quod nisi expertus uix credebat, in summa
[Spaltenumbruch] feritate uersutissimi, natumque mendacio genus,
simulantes fictas litium series, & nunc prouocantes
alter alterum iniuria, nunc agentes gratias, quod
eas Romana iustitia finiret, feritasque sua nouitate
incognitae disciplinae mitesceret, & solita armis
discerni, iure terminarentur, in summam socordiam
perduxere Quintilium, usque eo, ut se praetorem
urbanum in foro ius dicere, non in mediis Germaniae
finibus exercitui praeesse, crederet.
3 patercvlvs L. II. c. 118. Tum iuuenis,
genere nobilis, manu fortis, sensu celer, ultra bar-
barum promtus ingenio, nomine Arminius, Sigime-
ri, Principis gentis eius, filius, ardorem animi uultu,
oculisque praeferens, assiduus militiae nostrae prio-
ris comes, & iam ciuitatis Romanae ius, equestremque
consecutus gradum, segnitia ducis, in occasionem sce-
leris usus est; haud imprudenter speculatus, neminem
celerius opprimi, quam qui nihil timeret, & fre-
quentissimum initium esse calamitatis, securitatem.

[Ende Spaltensatz]
§. XXVI.
K 3

bis auf QVINTILII VARI Niederlage.
ſehens ſehr ungerne: wuſten aber doch, bey aller ihrer natuͤrlichen Aufrichtigkeit, den
Verdruß meiſterlich zu bergen, wenn ſie vor den Roͤmiſchen Richtern recht geben,
und nehmen muſten. Einige der Vornehmſten, und namentlich Segimer und
Arminius, die fleißig an des Stadthalters Tafel ſpeiſeten, dancketen ihm
bisweilen ſo gar, daß er die Roͤmiſchen Sitten, bey ihrer Nation, ſo gluͤcklich einzu-
fuͤhren wuͤſte, und machten ihn ſo ſicher, daß er ſich im Lager nicht anders auffuͤhre-
te, als wenn er Stadt-Richter in Rom waͤre, und ſeine Soldaten, hin und wieder,
bey den geringſten Gelegenheiten, die ihnen die Teutſchen ſelbſt an die Hand ga-
ben, vertheilete2. Der tapffere Arminius, des Fuͤrſten der Cheruſcer, Segimeri
Sohn, ſann indeſſen immer auf Gelegenheit, ſein Vaterland zu befreyen, und ge-
trauete ſich dieſelbe, in der Gemuͤths-Art des Stadthalters, zu finden, fuͤr welchen
er, und andere Teutſchen, die nichts an einem General ſo hoch hielten, als Tapffer-
keit und Staͤrcke, ohne dem wenig Hochachtung hatten. Arminius war da-
mahls ein junger Herr von etlichen zwantzig Jahren. Sein gutes Geſicht, und
feuriges Weſen, zeugten von ſeinem Hertzen und Verſtand. Er hatte einigen
Feldzuͤgen unter den Roͤmern beygewohnet, (vermuthlich unter Tiberio, als ſelbiger
wieder die Chaucos, und Langobardos, oder auch wieder Maroboduum
und gegen die Pannonier ausgezogen) und ſich dabey ſo hervor gethan, daß er unter
die Roͤmiſchen Ritter aufgenommen worden. Aber alle Groͤſſe der Roͤmer hatte
bey ihm die Liebe fuͤrs Vaterland nicht uͤberwogen, und Arminius hielte die Ehre,
ein freyer Fuͤrſt zu ſeyn, hoͤher, als alles, was er in Rom hoffen konnte3.

XXVI. Arminius machte ſeine Anſtalten mit der groͤſten Behutſamkeit.Arminius
ſchlaͤgt ihn
aufs Haupt.

Es muſten, auf ſein Anſtifften, einige an den aͤuſſerſten Graͤntzen Unruhe anfan-
gen, und er ſelbſt war einer von den eiffrigſten, die dem Landpfleger riethen, in
Perſon wieder ſie auszuziehen. Segeſtes ein anderer Fuͤrſt der Cheruſcer, warnete
Varum, und bathe ihn noch zuletzt, als er nebſt Arminio, und andern Groſſen,
bey ihm an der Taffel war, er moͤchte die gantze Geſellſchafft feſte machen laſſen, ſo

wuͤr-
[Beginn Spaltensatz] virgis, & praeconis voce poſſet inhibere: at illi, qui
iam pridem rubigine oblitos enſes, inertesque moere-
rent equus, ut primum togas, &
SAEVIORA
armis IVRA uiderunt, duce Arminio arma cor-
ripiunt.
2 patercvlvs ſagt hiervon L. II. c. 117. ſq.
Varus Quinctilius, illuſtri magis, quam nobili ortus
familia, vir ingenio mitis, moribus quietus, ut
corpore, & animo immobilior, otio magis caſtrorum,
quam bellicae aſſuetus militiae; pecuniae vero, quam
non contemtor, Syria, cui praefuerat, declarauit;
quam pauper divitem ingreſſus, dives pauperem
reliquit. Is, cum exercitui, qui erat in Germania,
praeeſſet, concepit eſſe homines, qui nihil praeter
vocem, membraque haberent hominum; quique gla-
diis domari non poterant, poſſe iure mulceri. Quo
propoſito, mediam ingreſſus Germaniam, uelut inter
uiros, pacis gaudentes dulcedine, iurisdictionibus,
agendoque pro tribunali ordine, trahebat aeſtiua.
At illi, quod niſi expertus uix credebat, in ſumma
[Spaltenumbruch] feritate uerſutiſſimi, natumque mendacio genus,
ſimulantes fictas litium ſeries, & nunc prouocantes
alter alterum iniuria, nunc agentes gratias, quod
eas Romana iuſtitia finiret, feritasque ſua nouitate
incognitae diſciplinae miteſceret, & ſolita armis
diſcerni, iure terminarentur, in ſummam ſocordiam
perduxere Quintilium, usque eo, ut ſe praetorem
urbanum in foro ius dicere, non in mediis Germaniae
finibus exercitui praeeſſe, crederet.
3 patercvlvs L. II. c. 118. Tum iuuenis,
genere nobilis, manu fortis, ſenſu celer, ultra bar-
barum promtus ingenio, nomine Arminius, Sigime-
ri, Principis gentis eius, filius, ardorem animi uultu,
oculisque praeferens, aſſiduus militiae noſtrae prio-
ris comes, & iam ciuitatis Romanae ius, equeſtremque
conſecutus gradum, ſegnitia ducis, in occaſionem ſce-
leris uſus eſt; haud imprudenter ſpeculatus, neminem
celerius opprimi, quam qui nihil timeret, & fre-
quentiſſimum initium eſſe calamitatis, ſecuritatem.

[Ende Spaltensatz]
§. XXVI.
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0111" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">QVINTILII VARI</hi></hi> Niederlage.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehens &#x017F;ehr ungerne: wu&#x017F;ten aber doch, bey aller ihrer natu&#x0364;rlichen Aufrichtigkeit, den<lb/>
Verdruß mei&#x017F;terlich zu bergen, wenn &#x017F;ie vor den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Richtern recht geben,<lb/>
und nehmen mu&#x017F;ten. Einige der Vornehm&#x017F;ten, und namentlich Segimer und<lb/><hi rendition="#aq">Arminius,</hi> die fleißig an des Stadthalters Tafel &#x017F;pei&#x017F;eten, dancketen ihm<lb/>
bisweilen &#x017F;o gar, daß er die Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Sitten, bey ihrer Nation, &#x017F;o glu&#x0364;cklich einzu-<lb/>
fu&#x0364;hren wu&#x0364;&#x017F;te, und machten ihn &#x017F;o &#x017F;icher, daß er &#x017F;ich im Lager nicht anders auffu&#x0364;hre-<lb/>
te, als wenn er Stadt-Richter in Rom wa&#x0364;re, und &#x017F;eine Soldaten, hin und wieder,<lb/>
bey den gering&#x017F;ten Gelegenheiten, die ihnen die Teut&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t an die Hand ga-<lb/>
ben, vertheilete<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">patercvlvs</hi></hi></hi> &#x017F;agt hiervon <hi rendition="#aq">L. II. c. 117. &#x017F;q.<lb/><hi rendition="#i">Varus Quinctilius, illu&#x017F;tri magis, quam nobili ortus<lb/>
familia, vir ingenio mitis, moribus quietus, ut<lb/>
corpore, &amp; animo immobilior, otio magis ca&#x017F;trorum,<lb/>
quam bellicae a&#x017F;&#x017F;uetus militiae; pecuniae vero, quam<lb/>
non contemtor, Syria, cui praefuerat, declarauit;<lb/>
quam pauper divitem ingre&#x017F;&#x017F;us, dives pauperem<lb/>
reliquit. Is, cum exercitui, qui erat in Germania,<lb/>
praee&#x017F;&#x017F;et, concepit e&#x017F;&#x017F;e homines, qui nihil praeter<lb/>
vocem, membraque haberent hominum; quique gla-<lb/>
diis domari non poterant, po&#x017F;&#x017F;e iure mulceri. Quo<lb/>
propo&#x017F;ito, mediam ingre&#x017F;&#x017F;us Germaniam, uelut inter<lb/>
uiros, pacis gaudentes dulcedine, iurisdictionibus,<lb/>
agendoque pro tribunali ordine, trahebat ae&#x017F;tiua.<lb/>
At illi, quod ni&#x017F;i expertus uix credebat, in &#x017F;umma<lb/><cb/>
feritate uer&#x017F;uti&#x017F;&#x017F;imi, natumque mendacio genus,<lb/>
&#x017F;imulantes fictas litium &#x017F;eries, &amp; nunc prouocantes<lb/>
alter alterum iniuria, nunc agentes gratias, quod<lb/>
eas Romana iu&#x017F;titia finiret, feritasque &#x017F;ua nouitate<lb/>
incognitae di&#x017F;ciplinae mite&#x017F;ceret, &amp; &#x017F;olita armis<lb/>
di&#x017F;cerni, iure terminarentur, in &#x017F;ummam &#x017F;ocordiam<lb/>
perduxere Quintilium, usque eo, ut &#x017F;e praetorem<lb/>
urbanum in foro ius dicere, non in mediis Germaniae<lb/>
finibus exercitui praee&#x017F;&#x017F;e, crederet.</hi></hi></note>. Der tapffere <hi rendition="#aq">Arminius,</hi> des Fu&#x0364;r&#x017F;ten der Cheru&#x017F;cer, <hi rendition="#aq">Segimeri</hi><lb/>
Sohn, &#x017F;ann inde&#x017F;&#x017F;en immer auf Gelegenheit, &#x017F;ein Vaterland zu befreyen, und ge-<lb/>
trauete &#x017F;ich die&#x017F;elbe, in der Gemu&#x0364;ths-Art des Stadthalters, zu finden, fu&#x0364;r welchen<lb/>
er, und andere Teut&#x017F;chen, die nichts an einem General &#x017F;o hoch hielten, als Tapffer-<lb/>
keit und Sta&#x0364;rcke, ohne dem wenig Hochachtung hatten. <hi rendition="#aq">Arminius</hi> war da-<lb/>
mahls ein junger Herr von etlichen zwantzig Jahren. Sein gutes Ge&#x017F;icht, und<lb/>
feuriges We&#x017F;en, zeugten von &#x017F;einem Hertzen und Ver&#x017F;tand. Er hatte einigen<lb/>
Feldzu&#x0364;gen unter den Ro&#x0364;mern beygewohnet, (vermuthlich unter <hi rendition="#aq">Tiberio,</hi> als &#x017F;elbiger<lb/>
wieder die <hi rendition="#aq">Chaucos,</hi> und <hi rendition="#aq">Langobardos,</hi> oder auch wieder <hi rendition="#aq">Maroboduum</hi><lb/>
und gegen die Pannonier ausgezogen) und &#x017F;ich dabey &#x017F;o hervor gethan, daß er unter<lb/>
die Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ritter aufgenommen worden. Aber alle Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Ro&#x0364;mer hatte<lb/>
bey ihm die Liebe fu&#x0364;rs Vaterland nicht u&#x0364;berwogen, und <hi rendition="#aq">Arminius</hi> hielte die Ehre,<lb/>
ein freyer Fu&#x0364;r&#x017F;t zu &#x017F;eyn, ho&#x0364;her, als alles, was er in Rom hoffen konnte<note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">patercvlvs</hi></hi> L. II. c. 118. <hi rendition="#i">Tum iuuenis,<lb/>
genere nobilis, manu fortis, &#x017F;en&#x017F;u celer, ultra bar-<lb/>
barum promtus ingenio, nomine Arminius, Sigime-<lb/>
ri, Principis gentis eius, filius, ardorem animi uultu,<lb/>
oculisque praeferens, a&#x017F;&#x017F;iduus militiae no&#x017F;trae prio-<lb/>
ris comes, &amp; iam ciuitatis Romanae ius, eque&#x017F;tremque<lb/>
con&#x017F;ecutus gradum, &#x017F;egnitia ducis, in occa&#x017F;ionem &#x017F;ce-<lb/>
leris u&#x017F;us e&#x017F;t; haud imprudenter &#x017F;peculatus, neminem<lb/>
celerius opprimi, quam qui nihil timeret, &amp; fre-<lb/>
quenti&#x017F;&#x017F;imum initium e&#x017F;&#x017F;e calamitatis, &#x017F;ecuritatem.</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">XXVI.</hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><cb type="end"/><lb/></note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XXVI. Arminius</hi> machte &#x017F;eine An&#x017F;talten mit der gro&#x0364;&#x017F;ten Behut&#x017F;amkeit.<note place="right"><hi rendition="#aq">Arminius</hi><lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt ihn<lb/>
aufs Haupt.</note><lb/>
Es mu&#x017F;ten, auf &#x017F;ein An&#x017F;tifften, einige an den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Gra&#x0364;ntzen Unruhe anfan-<lb/>
gen, und er &#x017F;elb&#x017F;t war einer von den eiffrig&#x017F;ten, die dem Landpfleger riethen, in<lb/>
Per&#x017F;on wieder &#x017F;ie auszuziehen. <hi rendition="#aq">Sege&#x017F;tes</hi> ein anderer Fu&#x0364;r&#x017F;t der Cheru&#x017F;cer, warnete<lb/><hi rendition="#aq">Varum,</hi> und bathe ihn noch zuletzt, als er neb&#x017F;t <hi rendition="#aq">Arminio,</hi> und andern Gro&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
bey ihm an der Taffel war, er mo&#x0364;chte die gantze Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft fe&#x017F;te machen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;r-</fw><lb/><note xml:id="FN110_01_02" prev="#FN110_01_01" place="foot" n="1"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">virgis, &amp; praeconis voce po&#x017F;&#x017F;et inhibere: at illi, qui<lb/>
iam pridem rubigine oblitos en&#x017F;es, inertesque moere-<lb/>
rent equus, ut primum togas, &amp;</hi><hi rendition="#g">SAEVIORA</hi><lb/><hi rendition="#i">armis</hi><hi rendition="#g">IVRA</hi><hi rendition="#i">uiderunt, duce Arminio arma cor-<lb/>
ripiunt.</hi></hi><note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt. Im Druck ist die Fußnotenfortsetzung an erster Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0111] bis auf QVINTILII VARI Niederlage. ſehens ſehr ungerne: wuſten aber doch, bey aller ihrer natuͤrlichen Aufrichtigkeit, den Verdruß meiſterlich zu bergen, wenn ſie vor den Roͤmiſchen Richtern recht geben, und nehmen muſten. Einige der Vornehmſten, und namentlich Segimer und Arminius, die fleißig an des Stadthalters Tafel ſpeiſeten, dancketen ihm bisweilen ſo gar, daß er die Roͤmiſchen Sitten, bey ihrer Nation, ſo gluͤcklich einzu- fuͤhren wuͤſte, und machten ihn ſo ſicher, daß er ſich im Lager nicht anders auffuͤhre- te, als wenn er Stadt-Richter in Rom waͤre, und ſeine Soldaten, hin und wieder, bey den geringſten Gelegenheiten, die ihnen die Teutſchen ſelbſt an die Hand ga- ben, vertheilete 2. Der tapffere Arminius, des Fuͤrſten der Cheruſcer, Segimeri Sohn, ſann indeſſen immer auf Gelegenheit, ſein Vaterland zu befreyen, und ge- trauete ſich dieſelbe, in der Gemuͤths-Art des Stadthalters, zu finden, fuͤr welchen er, und andere Teutſchen, die nichts an einem General ſo hoch hielten, als Tapffer- keit und Staͤrcke, ohne dem wenig Hochachtung hatten. Arminius war da- mahls ein junger Herr von etlichen zwantzig Jahren. Sein gutes Geſicht, und feuriges Weſen, zeugten von ſeinem Hertzen und Verſtand. Er hatte einigen Feldzuͤgen unter den Roͤmern beygewohnet, (vermuthlich unter Tiberio, als ſelbiger wieder die Chaucos, und Langobardos, oder auch wieder Maroboduum und gegen die Pannonier ausgezogen) und ſich dabey ſo hervor gethan, daß er unter die Roͤmiſchen Ritter aufgenommen worden. Aber alle Groͤſſe der Roͤmer hatte bey ihm die Liebe fuͤrs Vaterland nicht uͤberwogen, und Arminius hielte die Ehre, ein freyer Fuͤrſt zu ſeyn, hoͤher, als alles, was er in Rom hoffen konnte 3. XXVI. Arminius machte ſeine Anſtalten mit der groͤſten Behutſamkeit. Es muſten, auf ſein Anſtifften, einige an den aͤuſſerſten Graͤntzen Unruhe anfan- gen, und er ſelbſt war einer von den eiffrigſten, die dem Landpfleger riethen, in Perſon wieder ſie auszuziehen. Segeſtes ein anderer Fuͤrſt der Cheruſcer, warnete Varum, und bathe ihn noch zuletzt, als er nebſt Arminio, und andern Groſſen, bey ihm an der Taffel war, er moͤchte die gantze Geſellſchafft feſte machen laſſen, ſo wuͤr- 1 Arminius ſchlaͤgt ihn aufs Haupt. 2 patercvlvs ſagt hiervon L. II. c. 117. ſq. Varus Quinctilius, illuſtri magis, quam nobili ortus familia, vir ingenio mitis, moribus quietus, ut corpore, & animo immobilior, otio magis caſtrorum, quam bellicae aſſuetus militiae; pecuniae vero, quam non contemtor, Syria, cui praefuerat, declarauit; quam pauper divitem ingreſſus, dives pauperem reliquit. Is, cum exercitui, qui erat in Germania, praeeſſet, concepit eſſe homines, qui nihil praeter vocem, membraque haberent hominum; quique gla- diis domari non poterant, poſſe iure mulceri. Quo propoſito, mediam ingreſſus Germaniam, uelut inter uiros, pacis gaudentes dulcedine, iurisdictionibus, agendoque pro tribunali ordine, trahebat aeſtiua. At illi, quod niſi expertus uix credebat, in ſumma feritate uerſutiſſimi, natumque mendacio genus, ſimulantes fictas litium ſeries, & nunc prouocantes alter alterum iniuria, nunc agentes gratias, quod eas Romana iuſtitia finiret, feritasque ſua nouitate incognitae diſciplinae miteſceret, & ſolita armis diſcerni, iure terminarentur, in ſummam ſocordiam perduxere Quintilium, usque eo, ut ſe praetorem urbanum in foro ius dicere, non in mediis Germaniae finibus exercitui praeeſſe, crederet. 3 patercvlvs L. II. c. 118. Tum iuuenis, genere nobilis, manu fortis, ſenſu celer, ultra bar- barum promtus ingenio, nomine Arminius, Sigime- ri, Principis gentis eius, filius, ardorem animi uultu, oculisque praeferens, aſſiduus militiae noſtrae prio- ris comes, & iam ciuitatis Romanae ius, equeſtremque conſecutus gradum, ſegnitia ducis, in occaſionem ſce- leris uſus eſt; haud imprudenter ſpeculatus, neminem celerius opprimi, quam qui nihil timeret, & fre- quentiſſimum initium eſſe calamitatis, ſecuritatem. §. XXVI. 1 virgis, & praeconis voce poſſet inhibere: at illi, qui iam pridem rubigine oblitos enſes, inertesque moere- rent equus, ut primum togas, & SAEVIORA armis IVRA uiderunt, duce Arminio arma cor- ripiunt. K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/111
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/111>, abgerufen am 21.11.2024.