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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
hingegen ihm die Pflicht gegen sein Vaterland, gegen die alte Freyheit, und Reli-
gion, gegen ihre noch lebende Mutter, und Anverwandten, vorhielte, erhitzeten sich
die beyden Herrn dergestalt, daß sie endlich in Schmähworte verfielen, und wenn
sie der Fluß nicht geschieden hätte, handgemein geworden wären. Flavius for-
derte schon sein Pferd, und Waffen, und hätte übergesetzet, wenn nicht Stertinius
herzugeeilet, und ihn abgehalten hätte. Jndessen schmähete und drohete Armi-
nius
nicht weniger am andern Ufer, und zwar am allermeisten in Lateinischer
Sprachen, welche Er bey Gelegenheit seiner Römischen Krieges-Dienste geler-
net hatte, und die auch sonst unter den grossen Herren in Teutschland, die viel
mit den Römern zu thun hatten, nicht unbekannt war.

XI. Den folgenden Tag zeigete sich, wie Arminius gedrohet hatte, einTreffen der
Batavier mit
den Cheruscern.

Teutsches Heer, in völliger Schlacht-Ordnung. Allein Germanicus war mit
der Brücken noch nicht fertig, und ließ deswegen Stertinium, und Aemilium,
einen von den Primipilaribus, an unterschiedenen Orten, wo der Fluß seuchte
war, mit der Reuterey übersetzen. Die Batavier, so da zeigen wollten, wie ge-
übet sie im Wasser wären, wageten sich durch den Strohm, wo er am stärckesten
war: sie waren aber zu Lande desto unglücklicher. Die Cheruscer stellten sich, als
wenn sie zurück wichen, und locketen sie dadurch in eine Ebene, die rund herum mit
Gebüsche umgeben war, da sie von allen Seiten auf sie loß drungen, und sie in die
Mitte zusammen trieben. Jhr Hertzog Cariovald munterte sie zwar auf, durchzu-
brechen, und sprengete selbst auf die dickesten Hauffen der Feinde, aber sein Pferd
ward unter ihm erstochen, und er selbst von so vielen Pfeilen erreichet, daß er auf
der Stelle blieb. Viele der vornehmsten Batavier hatten eben dergleichen Schick-
sal, und es würden wenig entkommen seyn, wenn nicht eben Aemilius, und Ster-
tinius,
sich genähert, und die Teutschen zerstreuet hätten.*

XII. Als indessen Germanicus die Armee über den Strohm geführet hat-Haupt-Tref-
fen zwischen
Germanico,
und Arminio.

te, erfuhr er von verschiedenen Uberläuffern, daß Arminius schon einen Ort zum
Treffen ausersehen, und die folgende Nacht das Römische Lager angreiffen wür-
de. Jn der Nacht selbst kam ein Teutscher an den Wall geritten, und rieff aus, Ar-
minius
wollte einem iedem, der überzutreten Lust hätte, so lange der Feldzug währete
hundert Sestertios täglich zum Solde reichen, und ihm über das hernach Aecker und
Wohnung anweisen1. Bald darauf thaten die Teutschen einen Versuch auf das
Römische Lager, zogen aber gleich zurücke, da sie alles besser, als sie geglaubet hat-
ten, besetzet fanden. Beyde Theile erwarteten also mit Ungeduld den Tag, der ih-
rem Glücke den Ausschlag geben sollte. Arminius legete es Germanico als eine
Furchtsamkeit aus, daß er nicht zu Lande gekommen wäre, und glaubete, er hätte die
Römer bereits in seiner Gewalt. Er stellete die Armee an der Weser in eine
*

Ebene
[Beginn Spaltensatz] tractam emtionem, ad uenditorem non pertinere.
Siehe Lib. III. §. 10. n. 4.
* §. XI. * tacitvs Ann. L. II. c. 11.
1 [Spaltenumbruch] §. XII. 1. tacitvs Ann. L. II. c. 13. Con-
iuges, & agros, & stipendia indies, donec bellaretur,
sestertios centenos.

[Ende Spaltensatz]
2, taci-
* tacitvs Ann. L. II. c. 8. 9. 10.
M 3

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
hingegen ihm die Pflicht gegen ſein Vaterland, gegen die alte Freyheit, und Reli-
gion, gegen ihre noch lebende Mutter, und Anverwandten, vorhielte, erhitzeten ſich
die beyden Herrn dergeſtalt, daß ſie endlich in Schmaͤhworte verfielen, und wenn
ſie der Fluß nicht geſchieden haͤtte, handgemein geworden waͤren. Flavius for-
derte ſchon ſein Pferd, und Waffen, und haͤtte uͤbergeſetzet, wenn nicht Stertinius
herzugeeilet, und ihn abgehalten haͤtte. Jndeſſen ſchmaͤhete und drohete Armi-
nius
nicht weniger am andern Ufer, und zwar am allermeiſten in Lateiniſcher
Sprachen, welche Er bey Gelegenheit ſeiner Roͤmiſchen Krieges-Dienſte geler-
net hatte, und die auch ſonſt unter den groſſen Herren in Teutſchland, die viel
mit den Roͤmern zu thun hatten, nicht unbekannt war.

XI. Den folgenden Tag zeigete ſich, wie Arminius gedrohet hatte, einTreffen der
Batavier mit
dẽ Cheruſcern.

Teutſches Heer, in voͤlliger Schlacht-Ordnung. Allein Germanicus war mit
der Bruͤcken noch nicht fertig, und ließ deswegen Stertinium, und Aemilium,
einen von den Primipilaribus, an unterſchiedenen Orten, wo der Fluß ſeuchte
war, mit der Reuterey uͤberſetzen. Die Batavier, ſo da zeigen wollten, wie ge-
uͤbet ſie im Waſſer waͤren, wageten ſich durch den Strohm, wo er am ſtaͤrckeſten
war: ſie waren aber zu Lande deſto ungluͤcklicher. Die Cheruſcer ſtellten ſich, als
wenn ſie zuruͤck wichen, und locketen ſie dadurch in eine Ebene, die rund herum mit
Gebuͤſche umgeben war, da ſie von allen Seiten auf ſie loß drungen, und ſie in die
Mitte zuſammen trieben. Jhr Hertzog Cariovald munterte ſie zwar auf, durchzu-
brechen, und ſprengete ſelbſt auf die dickeſten Hauffen der Feinde, aber ſein Pferd
ward unter ihm erſtochen, und er ſelbſt von ſo vielen Pfeilen erreichet, daß er auf
der Stelle blieb. Viele der vornehmſten Batavier hatten eben dergleichen Schick-
ſal, und es wuͤrden wenig entkommen ſeyn, wenn nicht eben Aemilius, und Ster-
tinius,
ſich genaͤhert, und die Teutſchen zerſtreuet haͤtten.*

XII. Als indeſſen Germanicus die Armee uͤber den Strohm gefuͤhret hat-Haupt-Tref-
fen zwiſchen
Germanico,
und Arminio.

te, erfuhr er von verſchiedenen Uberlaͤuffern, daß Arminius ſchon einen Ort zum
Treffen auserſehen, und die folgende Nacht das Roͤmiſche Lager angreiffen wuͤr-
de. Jn der Nacht ſelbſt kam ein Teutſcher an den Wall geritten, und rieff aus, Ar-
minius
wollte einem iedem, der uͤberzutreten Luſt haͤtte, ſo lange der Feldzug waͤhrete
hundert Seſtertios taͤglich zum Solde reichen, und ihm uͤber das hernach Aecker und
Wohnung anweiſen1. Bald darauf thaten die Teutſchen einen Verſuch auf das
Roͤmiſche Lager, zogen aber gleich zuruͤcke, da ſie alles beſſer, als ſie geglaubet hat-
ten, beſetzet fanden. Beyde Theile erwarteten alſo mit Ungeduld den Tag, der ih-
rem Gluͤcke den Ausſchlag geben ſollte. Arminius legete es Germanico als eine
Furchtſamkeit aus, daß er nicht zu Lande gekommen waͤre, und glaubete, er haͤtte die
Roͤmer bereits in ſeiner Gewalt. Er ſtellete die Armee an der Weſer in eine
*

Ebene
[Beginn Spaltensatz] tractam emtionem, ad uenditorem non pertinere.
Siehe Lib. III. §. 10. n. 4.
* §. XI. * tacitvs Ann. L. II. c. 11.
1 [Spaltenumbruch] §. XII. 1. tacitvs Ann. L. II. c. 13. Con-
iuges, & agros, & ſtipendia indies, donec bellaretur,
ſeſtertios centenos.

[Ende Spaltensatz]
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* tacitvs Ann. L. II. c. 8. 9. 10.
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[93/0127] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. hingegen ihm die Pflicht gegen ſein Vaterland, gegen die alte Freyheit, und Reli- gion, gegen ihre noch lebende Mutter, und Anverwandten, vorhielte, erhitzeten ſich die beyden Herrn dergeſtalt, daß ſie endlich in Schmaͤhworte verfielen, und wenn ſie der Fluß nicht geſchieden haͤtte, handgemein geworden waͤren. Flavius for- derte ſchon ſein Pferd, und Waffen, und haͤtte uͤbergeſetzet, wenn nicht Stertinius herzugeeilet, und ihn abgehalten haͤtte. Jndeſſen ſchmaͤhete und drohete Armi- nius nicht weniger am andern Ufer, und zwar am allermeiſten in Lateiniſcher Sprachen, welche Er bey Gelegenheit ſeiner Roͤmiſchen Krieges-Dienſte geler- net hatte, und die auch ſonſt unter den groſſen Herren in Teutſchland, die viel mit den Roͤmern zu thun hatten, nicht unbekannt war. XI. Den folgenden Tag zeigete ſich, wie Arminius gedrohet hatte, ein Teutſches Heer, in voͤlliger Schlacht-Ordnung. Allein Germanicus war mit der Bruͤcken noch nicht fertig, und ließ deswegen Stertinium, und Aemilium, einen von den Primipilaribus, an unterſchiedenen Orten, wo der Fluß ſeuchte war, mit der Reuterey uͤberſetzen. Die Batavier, ſo da zeigen wollten, wie ge- uͤbet ſie im Waſſer waͤren, wageten ſich durch den Strohm, wo er am ſtaͤrckeſten war: ſie waren aber zu Lande deſto ungluͤcklicher. Die Cheruſcer ſtellten ſich, als wenn ſie zuruͤck wichen, und locketen ſie dadurch in eine Ebene, die rund herum mit Gebuͤſche umgeben war, da ſie von allen Seiten auf ſie loß drungen, und ſie in die Mitte zuſammen trieben. Jhr Hertzog Cariovald munterte ſie zwar auf, durchzu- brechen, und ſprengete ſelbſt auf die dickeſten Hauffen der Feinde, aber ſein Pferd ward unter ihm erſtochen, und er ſelbſt von ſo vielen Pfeilen erreichet, daß er auf der Stelle blieb. Viele der vornehmſten Batavier hatten eben dergleichen Schick- ſal, und es wuͤrden wenig entkommen ſeyn, wenn nicht eben Aemilius, und Ster- tinius, ſich genaͤhert, und die Teutſchen zerſtreuet haͤtten. * Treffen der Batavier mit dẽ Cheruſcern. XII. Als indeſſen Germanicus die Armee uͤber den Strohm gefuͤhret hat- te, erfuhr er von verſchiedenen Uberlaͤuffern, daß Arminius ſchon einen Ort zum Treffen auserſehen, und die folgende Nacht das Roͤmiſche Lager angreiffen wuͤr- de. Jn der Nacht ſelbſt kam ein Teutſcher an den Wall geritten, und rieff aus, Ar- minius wollte einem iedem, der uͤberzutreten Luſt haͤtte, ſo lange der Feldzug waͤhrete hundert Seſtertios taͤglich zum Solde reichen, und ihm uͤber das hernach Aecker und Wohnung anweiſen 1. Bald darauf thaten die Teutſchen einen Verſuch auf das Roͤmiſche Lager, zogen aber gleich zuruͤcke, da ſie alles beſſer, als ſie geglaubet hat- ten, beſetzet fanden. Beyde Theile erwarteten alſo mit Ungeduld den Tag, der ih- rem Gluͤcke den Ausſchlag geben ſollte. Arminius legete es Germanico als eine Furchtſamkeit aus, daß er nicht zu Lande gekommen waͤre, und glaubete, er haͤtte die Roͤmer bereits in ſeiner Gewalt. Er ſtellete die Armee an der Weſer in eine Ebene 4 5 * Haupt-Tref- fen zwiſchen Germanico, und Arminio. * §. XI. * tacitvs Ann. L. II. c. 11. 1 §. XII. 1. tacitvs Ann. L. II. c. 13. Con- iuges, & agros, & ſtipendia indies, donec bellaretur, ſeſtertios centenos. 2, taci- 4 tractam emtionem, ad uenditorem non pertinere. 5 Siehe Lib. III. §. 10. n. 4. * tacitvs Ann. L. II. c. 8. 9. 10. M 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/127>, abgerufen am 21.11.2024.