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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Viertes Buch. Geschichte der Teutschen
gefangenen Teutschen, die er in Gallien gefunden, oder gekauffet, gewiedmet, und
unter den Galliern selbst die grösten Leute aufsuchen lassen, die mit für Teutsche un-
terlauffen sollten. Ja einige von dem vornehmsten Adel in Gallien, musten das
Haar färben, und wachsen lassen, und Teutsch sprechen lernen, damit sie, beym
Triumph, als überwundene Teutsche Fürsten könnten aufgeführet werden7. Er
kam aber nach Rom eher, als die Anstalten zu diesem vorhabenden Gepränge,
das wir eher ein Carousel, als einen Triumph nennen möchten, hatten fertig wer-
den können, und begnügete sich indessen mit der Ovation. + Sein ungeheures
Leben aber veranlassete, daß er zu Anfange des folgenden Jahres ++ in seinem Pal-
laste, umgebracht wurde, da niemand, als die Teutsche Leibwache sich gereget,
seinen Tod zu rächen.

XXV. Seines Vaters Bruder, Tiberius Claudius Drusus Caesar,
Unter Claudii
Regierung, ist
Galba wieder
die Catten,
Gabinius wi-
der die Mar-
sen, glücklich.
kam nach ihm, wieder aller Menschen Vermuthen, zum Regiment1. Galba, der
in Ober-Germanien commandirete, ward zwar von einigen Freunden aufge-
muntert, selbst nach der höchsten Gewalt zu trachten; blieb aber ruhig2, und er-
warb, durch seine Bescheidenheit, Claudii beständige Gunst, und Zuversicht. Er
machte hingegen, in eben diesem Jahre, seine Stadthalterschafft durch einen Sieg
wieder die Catten berühmt. P. Gabinius aber überwand die Marsen, und dio
schreibet von ihm, daß er den Adler, der von denen, so bey Vari Niederlage ver-
3
4
+

lohren
[Beginn Spaltensatz] dem Carolo ad A. C. 811. ita loquitur: Carolus ipse,
propter classem, quam anno superiore imperauerat,
videndum, ad Bononiam, Gallicam ciuitatem mari-
timam, accessit. Pharumque ibi, ad nauigantium
cursus dirigendos antiquitus (nota) constitutam, re-
staurauit; & in summitate eius nocturnum ignem
accendit.
Er wiederleget hernach §. 15. hadrianvm
ivnivm,
der in seiner Batavia c. 10. fürgiebt, es sey
das Britten Haus gewesen, davon man sonst die Reste,
in der See, bey Catwyk, sehen konnte.
7 svetonivs in Caio c. 47. Conversus hinc
ad curam triumphi, praeter captiuos, & transfugas,
barbaros, Galliarum quoque procerissimum quem-
que, & ut ipse dicebat,
axiothriamzeuton, ac non
nullos ex principibus, legit, ac seposuit, ad pompam:
cöegitque non tantum rutilare, & submittere comam,
sed & sermonem Germanicum addiscere, & nomina
barbarica ferre.
persivs
besingt die Anstalten
zu diesem Triumph, wie sie es verdienen. Sat. VI. v. 43.
- - - - - - missa est a Caesare laurus
Insignem ob cladem Germanae pubis, & aris
Frigidus excutitur cinis: ac iam postibus arma,
Iam chlamydes regum, iam lutea gausapa captis
Essedaque, ingentesque locat Caesonia Rhenos.
+ Natali suo prid. kal. sept. a. c. 40.
++ A. C. 41. d. 24. Ianuar.
1 §. XXV. 1. A. C. 41. d. 25. Ian.
2 svetonivs in Galba 7. Caede Caii nun-
tiata, multis ad occasionem stimulantibus, quietem
praetulit.
3 [Spaltenumbruch] Wir finden zwar von Claudio Müntzen zum Jahre
41. u. zum Jahre 46 oder 47. (TR. POT. VI.) die einen
Triumph-Bogen, mit der Aufschrifft, DE GER-
MANIS,
wie auf seines Vaters Drusi Müntzen zu
sehen, fürstellen. Es ist aber ungewiß, ob er selbige
nur zu Drusi Andencken, und also seinem Hause zu
Ehren, schlagen lassen, oder ob die Absicht insonder-
heit auf die, in selbigem Jahre, gegen die Catten, und
Marsen, und a. 47. gegen die Chaucen, von seinen
Generalen befochtenen Siege, zu denselben Anlaß
gegeben.
4 dio L. LX. p. 670. E. Eodem anno Sulpi-
tius Galba Chattos uicit, ac P. Gabinius Marsos,
qui inter alia, quae laudi ipsi essent, militarem aqui-
lam, quae sola a clade Variana adhuc superesset, re-
cuperauit, quibus utrisque verum Imperatoris na-
men Claudio partum est.
Es steht zwar im Griecht-
schen Text Maurousious. Es ist aber offenbar, daß es ein
Fehler, da die Maurusii in Africa gewohnet. Es ist also
Marsi dafür zu lesen. Andere muthmassen, dio
selbst habe nicht den rechten Namen angegeben, und
habe die Chaucos nennen sollen, weil svetoni-
vs
schreibet in Claudio c. 24. Gabinio secundo,
Chaucis, gente Germanica, superatis, Chaucius
cognomen usurpare concessit.
Wiewohl Gabinius
kan auch zu einer andern Zeit, die Chaucen überwun-
den haben.
+ §. XXVI. + A. V. C. 796. tiberio clavdio
avgvsto iii., l. vitellio ii., coss.

[Ende Spaltensatz]
§. XXVI.

Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen
gefangenen Teutſchen, die er in Gallien gefunden, oder gekauffet, gewiedmet, und
unter den Galliern ſelbſt die groͤſten Leute aufſuchen laſſen, die mit fuͤr Teutſche un-
terlauffen ſollten. Ja einige von dem vornehmſten Adel in Gallien, muſten das
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Triumph, als uͤberwundene Teutſche Fuͤrſten koͤnnten aufgefuͤhret werden7. Er
kam aber nach Rom eher, als die Anſtalten zu dieſem vorhabenden Gepraͤnge,
das wir eher ein Carouſel, als einen Triumph nennen moͤchten, hatten fertig wer-
den koͤnnen, und begnuͤgete ſich indeſſen mit der Ovation. Sein ungeheures
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laſte, umgebracht wurde, da niemand, als die Teutſche Leibwache ſich gereget,
ſeinen Tod zu raͤchen.

XXV. Seines Vaters Bruder, Tiberius Claudius Druſus Caeſar,
Unter Claudii
Regierung, iſt
Galba wieder
die Catten,
Gabinius wi-
der die Mar-
ſen, gluͤcklich.
kam nach ihm, wieder aller Menſchen Vermuthen, zum Regiment1. Galba, der
in Ober-Germanien commandirete, ward zwar von einigen Freunden aufge-
muntert, ſelbſt nach der hoͤchſten Gewalt zu trachten; blieb aber ruhig2, und er-
warb, durch ſeine Beſcheidenheit, Claudii beſtaͤndige Gunſt, und Zuverſicht. Er
machte hingegen, in eben dieſem Jahre, ſeine Stadthalterſchafft durch einen Sieg
wieder die Catten beruͤhmt. P. Gabinius aber uͤberwand die Marſen, und dio
ſchreibet von ihm, daß er den Adler, der von denen, ſo bey Vari Niederlage ver-
3
4

lohren
[Beginn Spaltensatz] dem Carolo ad A. C. 811. ita loquitur: Carolus ipſe,
propter claſſem, quam anno ſuperiore imperauerat,
videndum, ad Bononiam, Gallicam ciuitatem mari-
timam, acceſſit. Pharumque ibi, ad nauigantium
curſus dirigendos antiquitus (nota) conſtitutam, re-
ſtaurauit; & in ſummitate eius nocturnum ignem
accendit.
Er wiederleget hernach §. 15. hadrianvm
ivnivm,
der in ſeiner Batavia c. 10. fuͤrgiebt, es ſey
das Britten Haus geweſen, davon man ſonſt die Reſte,
in der See, bey Catwyk, ſehen konnte.
7 svetonivs in Caio c. 47. Converſus hinc
ad curam triumphi, praeter captiuos, & transfugas,
barbaros, Galliarum quoque proceriſſimum quem-
que, & ut ipſe dicebat,
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nullos ex principibus, legit, ac ſepoſuit, ad pompam:
cöegitque non tantum rutilare, & ſubmittere comam,
ſed & ſermonem Germanicum addiſcere, & nomina
barbarica ferre.
persivs
beſingt die Anſtalten
zu dieſem Triumph, wie ſie es verdienen. Sat. VI. v. 43.
- - - - - - miſſa eſt a Caeſare laurus
Inſignem ob cladem Germanae pubis, & aris
Frigidus excutitur cinis: ac iam poſtibus arma,
Iam chlamydes regum, iam lutea gauſapa captis
Eſſedaque, ingentesque locat Caeſonia Rhenos.
Natali ſuo prid. kal. sept. a. c. 40.
†† A. C. 41. d. 24. Ianuar.
1 §. XXV. 1. A. C. 41. d. 25. Ian.
2 svetonivs in Galba 7. Caede Caii nun-
tiata, multis ad occaſionem ſtimulantibus, quietem
praetulit.
3 [Spaltenumbruch] Wir finden zwar von Claudio Muͤntzen zum Jahre
41. u. zum Jahre 46 oder 47. (TR. POT. VI.) die einen
Triumph-Bogen, mit der Aufſchrifft, DE GER-
MANIS,
wie auf ſeines Vaters Druſi Muͤntzen zu
ſehen, fuͤrſtellen. Es iſt aber ungewiß, ob er ſelbige
nur zu Druſi Andencken, und alſo ſeinem Hauſe zu
Ehren, ſchlagen laſſen, oder ob die Abſicht inſonder-
heit auf die, in ſelbigem Jahre, gegen die Catten, und
Marſen, und a. 47. gegen die Chaucen, von ſeinen
Generalen befochtenen Siege, zu denſelben Anlaß
gegeben.
4 dio L. LX. p. 670. E. Eodem anno Sulpi-
tius Galba Chattos uicit, ac P. Gabinius Marſos,
qui inter alia, quae laudi ipſi eſſent, militarem aqui-
lam, quae ſola a clade Variana adhuc ſupereſſet, re-
cuperauit, quibus utrisque verum Imperatoris na-
men Claudio partum eſt.
Es ſteht zwar im Griecht-
ſchen Text Μαυρουσίους. Es iſt aber offenbar, daß es ein
Fehler, da die Mauruſii in Africa gewohnet. Es iſt alſo
Marſi dafuͤr zu leſen. Andere muthmaſſen, dio
ſelbſt habe nicht den rechten Namen angegeben, und
habe die Chaucos nennen ſollen, weil svetoni-
vs
ſchreibet in Claudio c. 24. Gabinio ſecundo,
Chaucis, gente Germanica, ſuperatis, Chaucius
cognomen uſurpare conceſſit.
Wiewohl Gabinius
kan auch zu einer andern Zeit, die Chaucen uͤberwun-
den haben.
§. XXVI. † A. V. C. 796. tiberio clavdio
avgvsto iii., l. vitellio ii., coss.

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[106/0140] Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen gefangenen Teutſchen, die er in Gallien gefunden, oder gekauffet, gewiedmet, und unter den Galliern ſelbſt die groͤſten Leute aufſuchen laſſen, die mit fuͤr Teutſche un- terlauffen ſollten. Ja einige von dem vornehmſten Adel in Gallien, muſten das Haar faͤrben, und wachſen laſſen, und Teutſch ſprechen lernen, damit ſie, beym Triumph, als uͤberwundene Teutſche Fuͤrſten koͤnnten aufgefuͤhret werden 7. Er kam aber nach Rom eher, als die Anſtalten zu dieſem vorhabenden Gepraͤnge, das wir eher ein Carouſel, als einen Triumph nennen moͤchten, hatten fertig wer- den koͤnnen, und begnuͤgete ſich indeſſen mit der Ovation. † Sein ungeheures Leben aber veranlaſſete, daß er zu Anfange des folgenden Jahres †† in ſeinem Pal- laſte, umgebracht wurde, da niemand, als die Teutſche Leibwache ſich gereget, ſeinen Tod zu raͤchen. XXV. Seines Vaters Bruder, Tiberius Claudius Druſus Caeſar, kam nach ihm, wieder aller Menſchen Vermuthen, zum Regiment 1. Galba, der in Ober-Germanien commandirete, ward zwar von einigen Freunden aufge- muntert, ſelbſt nach der hoͤchſten Gewalt zu trachten; blieb aber ruhig 2, und er- warb, durch ſeine Beſcheidenheit, Claudii beſtaͤndige Gunſt, und Zuverſicht. Er machte hingegen, in eben dieſem Jahre, ſeine Stadthalterſchafft durch einen Sieg wieder die Catten beruͤhmt. P. Gabinius aber uͤberwand die Marſen, und dio ſchreibet von ihm, daß er den Adler, der von denen, ſo bey Vari Niederlage ver- lohren 6 3 4 † Unter Claudii Regierung, iſt Galba wieder die Catten, Gabinius wi- der die Mar- ſen, gluͤcklich. 7 svetonivs in Caio c. 47. Converſus hinc ad curam triumphi, praeter captiuos, & transfugas, barbaros, Galliarum quoque proceriſſimum quem- que, & ut ipſe dicebat, ἀξιοϑριάμζευτον, ac non nullos ex principibus, legit, ac ſepoſuit, ad pompam: cöegitque non tantum rutilare, & ſubmittere comam, ſed & ſermonem Germanicum addiſcere, & nomina barbarica ferre. persivs beſingt die Anſtalten zu dieſem Triumph, wie ſie es verdienen. Sat. VI. v. 43. - - - - - - miſſa eſt a Caeſare laurus Inſignem ob cladem Germanae pubis, & aris Frigidus excutitur cinis: ac iam poſtibus arma, Iam chlamydes regum, iam lutea gauſapa captis Eſſedaque, ingentesque locat Caeſonia Rhenos. † Natali ſuo prid. kal. sept. a. c. 40. †† A. C. 41. d. 24. Ianuar. 1 §. XXV. 1. A. C. 41. d. 25. Ian. 2 svetonivs in Galba 7. Caede Caii nun- tiata, multis ad occaſionem ſtimulantibus, quietem praetulit. 6 dem Carolo ad A. C. 811. ita loquitur: Carolus ipſe, propter claſſem, quam anno ſuperiore imperauerat, videndum, ad Bononiam, Gallicam ciuitatem mari- timam, acceſſit. Pharumque ibi, ad nauigantium curſus dirigendos antiquitus (nota) conſtitutam, re- ſtaurauit; & in ſummitate eius nocturnum ignem accendit. Er wiederleget hernach §. 15. hadrianvm ivnivm, der in ſeiner Batavia c. 10. fuͤrgiebt, es ſey das Britten Haus geweſen, davon man ſonſt die Reſte, in der See, bey Catwyk, ſehen konnte. 3 Wir finden zwar von Claudio Muͤntzen zum Jahre 41. u. zum Jahre 46 oder 47. (TR. POT. VI.) die einen Triumph-Bogen, mit der Aufſchrifft, DE GER- MANIS, wie auf ſeines Vaters Druſi Muͤntzen zu ſehen, fuͤrſtellen. Es iſt aber ungewiß, ob er ſelbige nur zu Druſi Andencken, und alſo ſeinem Hauſe zu Ehren, ſchlagen laſſen, oder ob die Abſicht inſonder- heit auf die, in ſelbigem Jahre, gegen die Catten, und Marſen, und a. 47. gegen die Chaucen, von ſeinen Generalen befochtenen Siege, zu denſelben Anlaß gegeben. 4 dio L. LX. p. 670. E. Eodem anno Sulpi- tius Galba Chattos uicit, ac P. Gabinius Marſos, qui inter alia, quae laudi ipſi eſſent, militarem aqui- lam, quae ſola a clade Variana adhuc ſupereſſet, re- cuperauit, quibus utrisque verum Imperatoris na- men Claudio partum eſt. Es ſteht zwar im Griecht- ſchen Text Μαυρουσίους. Es iſt aber offenbar, daß es ein Fehler, da die Mauruſii in Africa gewohnet. Es iſt alſo Marſi dafuͤr zu leſen. Andere muthmaſſen, dio ſelbſt habe nicht den rechten Namen angegeben, und habe die Chaucos nennen ſollen, weil svetoni- vs ſchreibet in Claudio c. 24. Gabinio ſecundo, Chaucis, gente Germanica, ſuperatis, Chaucius cognomen uſurpare conceſſit. Wiewohl Gabinius kan auch zu einer andern Zeit, die Chaucen uͤberwun- den haben. † §. XXVI. † A. V. C. 796. tiberio clavdio avgvsto iii., l. vitellio ii., coss. §. XXVI.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/140>, abgerufen am 24.11.2024.