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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Viertes Buch. Geschichte der Teutschen
Die Sache war an sich so deutlich, daß Civilis ietzo vorschützen mochte, was er
wollte, man wohl sahe, wie er nicht Vitellii Partie, sondern die Römer bekriege.
Er selbst blieb für Vetera liegen, und schickete die acht Cohortes, nebst dem Kerne
der Teutschen Völcker, so er bey sich hatte, gegen das Lager zu Gelb; Iulius Ma-
ximus,
und Claudius Victor, seiner Schwester Sohn2, commandireten das-
selbe Heer. Sie warffen unterwegens eine Alam über den Hauffen, so bey
Asciburg im Quartiere lag3, und waren bereits fast Meister vom Lager bey Gel-
duba,
als Vocula eben zu rechter Zeit Hülffe bekam, die sie wieder zurücke trei-
ben halff. Vocula wagete darauf den Entsatz von Vetera. Das Treffen war
noch sehr zweydeutig, als Civilis das Unglück hatte, vom Pferde zu fallen, daher
das Gerüchte in beyden Armeen erscholl, daß er tödlich verwundet, ja gar tod sey,
welches den Teutschen den Muth so niederschlug, und den Römern so vermehrete,
daß sie jene zum weichen nöthigten. Vocula getrauete sich aber doch nicht, sie zu
verfolgen. Er verbesserte die Vestungs-Wercke von Vetera, und zog sich dar-
auf über Gelduba, und Neus, nach dem Haupt-Lager zurücke. Civilis blo-
ckirete darauf wiederum Vetera, eilete dem Vocula nach, eroberte Gelduba,
und schlug einen Theil der Römischen Reuterey nahe bey Neus. Jm Haupt-La-
ger war, um eben die Zeit, unter den Legionen eine wütende Meuterey entstanden.
Sie hatten Flaccum Hordeonium umgebracht, und Dillius Vocula war kaum
mit der Flucht entkommen. Jn solcher Zerrüttung erwarteten sie Civilis Ankunfft
nicht, sondern ergriffen die Flucht, und der gantze Rhein würde damahls den
Teutschen seyn unterthan geworden, wenn nicht die 4te und 18de Legion sich wie-
derum unter Voculae Commando begeben, und die Trevirer zu Bedeckung
der Gräntzen eine Linie gezogen, und, mit vielem Blutvergiessen, gegen die Teut-
schen vertheidiget hätten4. Denn ausser des Civilis Armee, war ein ander Heer
in Ober-Germanien eingefallen, und hatte so gar Mayntz zu belagern sich unter-
standen5, aber bald gemercket, daß der Ort für sie zu feste. Vocula kam ihnen
auf dem Rückwege über den Hals, und jagte ihnen die Beute zum Theil wieder ab*.

XLVI. Jn Jtalien hatten sich indessen Vespasiani Völcker der Stadt
1

Rom
2 [Beginn Spaltensatz] tacitvs H. L. IV. c. 33. Ciuilis, parte co-
piarum retenta, ueteranas cohortes, & quod e Ger-
manis maxime promptum, aduersus Voculam, exer-
citumque eius, mittit: Iulio Maximo, & Claudio Vi-
ctore,
sororis svae filio, ducibus,
Jn an-
dern Codicibus stehet: sororis suae uiro.
3 tacitvs L. IV. c. 33. Rapiunt in transi-
tu hiberna alae, Asciburgi sita.
Asciburgum
lag
zwischen Vetera, und Gelduba, altingivs
l. c. Tab. I. p.
11.
4 tacitvs H. L. IV. c. 37. Quin & loricam
uallumque, per fines suos Treuiri struxere, magnisque
inuicem, cladibus cum Germanis certabant, donec
egregia erga populum Rom. merita mox rebelles foe-
darunt.
5 tacitvs L. IV. c. 38. Discesserant ob-
[Spaltenumbruch] sessores, mixtus ex Cattis, Vsipiis, Mattiacis exer-
citus, satietate praedae, nec incruenti. In via di-
spersos, & nescios, miles noster inuaserat.
* tacitvs Hist. L. IV. c. 31-37.
1 §. XLVI. 1. Es ist oben angemercket worden, daß
Vitellius Teutsche und Batavische Krieges-Völcker
mit nach Jtalien genommen. Die Batavier wurden
zurücke geschicket. Der Teutschen aber gedencket
tacitvs ferner an etlichen Orten Hist. L. II. c. 93.
Adiacentia Tiberi Germanorum, Gallorumque ob-
noxia morbis corpora, fluminis auiditas, & aestus
impatientia, labefecit.
idem Hist. L. III. c. 69.
Igitur tanquam omnis respublica in Vespasiani sinum
cessisset, primores Senatus, & plerique equestris or-
dinis, omnisque miles urbanus, & uigiles, domum
Flauii Sabini compleuere. Illuc de studiis vulgi, & de

[Ende Spaltensatz]
armis

Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Die Sache war an ſich ſo deutlich, daß Civilis ietzo vorſchuͤtzen mochte, was er
wollte, man wohl ſahe, wie er nicht Vitellii Partie, ſondern die Roͤmer bekriege.
Er ſelbſt blieb fuͤr Vetera liegen, und ſchickete die acht Cohortes, nebſt dem Kerne
der Teutſchen Voͤlcker, ſo er bey ſich hatte, gegen das Lager zu Gelb; Iulius Ma-
ximus,
und Claudius Victor, ſeiner Schweſter Sohn2, commandireten daſ-
ſelbe Heer. Sie warffen unterwegens eine Alam uͤber den Hauffen, ſo bey
Aſciburg im Quartiere lag3, und waren bereits faſt Meiſter vom Lager bey Gel-
duba,
als Vocula eben zu rechter Zeit Huͤlffe bekam, die ſie wieder zuruͤcke trei-
ben halff. Vocula wagete darauf den Entſatz von Vetera. Das Treffen war
noch ſehr zweydeutig, als Civilis das Ungluͤck hatte, vom Pferde zu fallen, daher
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welches den Teutſchen den Muth ſo niederſchlug, und den Roͤmern ſo vermehrete,
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verfolgen. Er verbeſſerte die Veſtungs-Wercke von Vetera, und zog ſich dar-
auf uͤber Gelduba, und Neus, nach dem Haupt-Lager zuruͤcke. Civilis blo-
ckirete darauf wiederum Vetera, eilete dem Vocula nach, eroberte Gelduba,
und ſchlug einen Theil der Roͤmiſchen Reuterey nahe bey Neus. Jm Haupt-La-
ger war, um eben die Zeit, unter den Legionen eine wuͤtende Meuterey entſtanden.
Sie hatten Flaccum Hordeonium umgebracht, und Dillius Vocula war kaum
mit der Flucht entkommen. Jn ſolcher Zerruͤttung erwarteten ſie Civilis Ankunfft
nicht, ſondern ergriffen die Flucht, und der gantze Rhein wuͤrde damahls den
Teutſchen ſeyn unterthan geworden, wenn nicht die 4te und 18de Legion ſich wie-
derum unter Voculae Commando begeben, und die Trevirer zu Bedeckung
der Graͤntzen eine Linie gezogen, und, mit vielem Blutvergieſſen, gegen die Teut-
ſchen vertheidiget haͤtten4. Denn auſſer des Civilis Armee, war ein ander Heer
in Ober-Germanien eingefallen, und hatte ſo gar Mayntz zu belagern ſich unter-
ſtanden5, aber bald gemercket, daß der Ort fuͤr ſie zu feſte. Vocula kam ihnen
auf dem Ruͤckwege uͤber den Hals, und jagte ihnen die Beute zum Theil wieder ab*.

XLVI. Jn Jtalien hatten ſich indeſſen Veſpaſiani Voͤlcker der Stadt
1

Rom
2 [Beginn Spaltensatz] tacitvs H. L. IV. c. 33. Ciuilis, parte co-
piarum retenta, ueteranas cohortes, & quod e Ger-
manis maxime promptum, aduerſus Voculam, exer-
citumque eius, mittit: Iulio Maximo, & Claudio Vi-
ctore,
sororis svae filio, ducibus,
Jn an-
dern Codicibus ſtehet: ſororis ſuae uiro.
3 tacitvs L. IV. c. 33. Rapiunt in tranſi-
tu hiberna alae, Aſciburgi ſita.
Asciburgum
lag
zwiſchen Vetera, und Gelduba, altingivs
l. c. Tab. I. p.
11.
4 tacitvs H. L. IV. c. 37. Quin & loricam
uallumque, per fines ſuos Treuiri ſtruxere, magnisque
inuicem, cladibus cum Germanis certabant, donec
egregia erga populum Rom. merita mox rebelles foe-
darunt.
5 tacitvs L. IV. c. 38. Diſceſſerant ob-
[Spaltenumbruch] ſeſſores, mixtus ex Cattis, Vſipiis, Mattiacis exer-
citus, ſatietate praedae, nec incruenti. In via di-
ſperſos, & neſcios, miles noſter inuaſerat.
* tacitvs Hiſt. L. IV. c. 31-37.
1 §. XLVI. 1. Es iſt oben angemercket worden, daß
Vitellius Teutſche und Bataviſche Krieges-Voͤlcker
mit nach Jtalien genommen. Die Batavier wurden
zuruͤcke geſchicket. Der Teutſchen aber gedencket
tacitvs ferner an etlichen Orten Hiſt. L. II. c. 93.
Adiacentia Tiberi Germanorum, Gallorumque ob-
noxia morbis corpora, fluminis auiditas, & aeſtus
impatientia, labefecit.
idem Hiſt. L. III. c. 69.
Igitur tanquam omnis respublica in Veſpaſiani ſinum
ceſſiſſet, primores Senatus, & plerique equeſtris or-
dinis, omnisque miles urbanus, & uigiles, domum
Flauii Sabini compleuere. Illuc de ſtudiis vulgi, & de

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[124/0158] Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen Die Sache war an ſich ſo deutlich, daß Civilis ietzo vorſchuͤtzen mochte, was er wollte, man wohl ſahe, wie er nicht Vitellii Partie, ſondern die Roͤmer bekriege. Er ſelbſt blieb fuͤr Vetera liegen, und ſchickete die acht Cohortes, nebſt dem Kerne der Teutſchen Voͤlcker, ſo er bey ſich hatte, gegen das Lager zu Gelb; Iulius Ma- ximus, und Claudius Victor, ſeiner Schweſter Sohn 2, commandireten daſ- ſelbe Heer. Sie warffen unterwegens eine Alam uͤber den Hauffen, ſo bey Aſciburg im Quartiere lag 3, und waren bereits faſt Meiſter vom Lager bey Gel- duba, als Vocula eben zu rechter Zeit Huͤlffe bekam, die ſie wieder zuruͤcke trei- ben halff. Vocula wagete darauf den Entſatz von Vetera. Das Treffen war noch ſehr zweydeutig, als Civilis das Ungluͤck hatte, vom Pferde zu fallen, daher das Geruͤchte in beyden Armeen erſcholl, daß er toͤdlich verwundet, ja gar tod ſey, welches den Teutſchen den Muth ſo niederſchlug, und den Roͤmern ſo vermehrete, daß ſie jene zum weichen noͤthigten. Vocula getrauete ſich aber doch nicht, ſie zu verfolgen. Er verbeſſerte die Veſtungs-Wercke von Vetera, und zog ſich dar- auf uͤber Gelduba, und Neus, nach dem Haupt-Lager zuruͤcke. Civilis blo- ckirete darauf wiederum Vetera, eilete dem Vocula nach, eroberte Gelduba, und ſchlug einen Theil der Roͤmiſchen Reuterey nahe bey Neus. Jm Haupt-La- ger war, um eben die Zeit, unter den Legionen eine wuͤtende Meuterey entſtanden. Sie hatten Flaccum Hordeonium umgebracht, und Dillius Vocula war kaum mit der Flucht entkommen. Jn ſolcher Zerruͤttung erwarteten ſie Civilis Ankunfft nicht, ſondern ergriffen die Flucht, und der gantze Rhein wuͤrde damahls den Teutſchen ſeyn unterthan geworden, wenn nicht die 4te und 18de Legion ſich wie- derum unter Voculae Commando begeben, und die Trevirer zu Bedeckung der Graͤntzen eine Linie gezogen, und, mit vielem Blutvergieſſen, gegen die Teut- ſchen vertheidiget haͤtten 4. Denn auſſer des Civilis Armee, war ein ander Heer in Ober-Germanien eingefallen, und hatte ſo gar Mayntz zu belagern ſich unter- ſtanden 5, aber bald gemercket, daß der Ort fuͤr ſie zu feſte. Vocula kam ihnen auf dem Ruͤckwege uͤber den Hals, und jagte ihnen die Beute zum Theil wieder ab *. XLVI. Jn Jtalien hatten ſich indeſſen Veſpaſiani Voͤlcker der Stadt Rom 1 2 tacitvs H. L. IV. c. 33. Ciuilis, parte co- piarum retenta, ueteranas cohortes, & quod e Ger- manis maxime promptum, aduerſus Voculam, exer- citumque eius, mittit: Iulio Maximo, & Claudio Vi- ctore, sororis svae filio, ducibus, Jn an- dern Codicibus ſtehet: ſororis ſuae uiro. 3 tacitvs L. IV. c. 33. Rapiunt in tranſi- tu hiberna alae, Aſciburgi ſita. Asciburgum lag zwiſchen Vetera, und Gelduba, altingivs l. c. Tab. I. p. 11. 4 tacitvs H. L. IV. c. 37. Quin & loricam uallumque, per fines ſuos Treuiri ſtruxere, magnisque inuicem, cladibus cum Germanis certabant, donec egregia erga populum Rom. merita mox rebelles foe- darunt. 5 tacitvs L. IV. c. 38. Diſceſſerant ob- ſeſſores, mixtus ex Cattis, Vſipiis, Mattiacis exer- citus, ſatietate praedae, nec incruenti. In via di- ſperſos, & neſcios, miles noſter inuaſerat. * tacitvs Hiſt. L. IV. c. 31-37. 1 §. XLVI. 1. Es iſt oben angemercket worden, daß Vitellius Teutſche und Bataviſche Krieges-Voͤlcker mit nach Jtalien genommen. Die Batavier wurden zuruͤcke geſchicket. Der Teutſchen aber gedencket tacitvs ferner an etlichen Orten Hiſt. L. II. c. 93. Adiacentia Tiberi Germanorum, Gallorumque ob- noxia morbis corpora, fluminis auiditas, & aeſtus impatientia, labefecit. idem Hiſt. L. III. c. 69. Igitur tanquam omnis respublica in Veſpaſiani ſinum ceſſiſſet, primores Senatus, & plerique equeſtris or- dinis, omnisque miles urbanus, & uigiles, domum Flauii Sabini compleuere. Illuc de ſtudiis vulgi, & de armis

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/158>, abgerufen am 25.11.2024.