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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit PROBO geführten Kriege.
lich aufgedauet, und Antonio die Hülffe, darauf er sich am meisten verlassen
hatte, abgeschnitten.

VI. Zum andernmahl ist Domitianus mit den Marcomannen und Qva-Gothen helf-
fen den Daci-
ern wieder die
Römer.

den in Krieg gerathen, bey Gelegenheit des Krieges wieder Decebalum, König
der Dacier. Die Römer hatten von diesem Printzen grosse Niederlagen erlit-
ten, und nach iornandis Erzehlung, scheinet es, daß die Dacier, die Go-
then zu Hülffe gehabt. Domitianus zog endlich in Person gegen ihn zu Felde+.
Damit aber die Marcomannen, und Qvaden nicht etwa, wenn er mit den Daci-
ern beschäfftiget, was unternehmen möchten, wollte er sie zuvor entkräfften, und
bekriegete sie von Pannonien aus, weil ihr bisheriges Bezeugen zur Gnüge an den
Tag legete, wie wenig gutes sich die Römer zu ihnen zu versehen hätten3. Aber
das Blat wendete sich, und Domitianus ward von den Marcomannen geschla-
gen. Worauf er Decebalo einen Frieden zustund, wie ihn derselbige nur verlangte,

und
[Beginn Spaltensatz] gum namque post interuallum, Domitiano Impera-
tore regnante, eius auaritiam metuentes, foedus,
quod dudum cum aliis principibus pepigerant Gothi,
soluentes, ripam Danubii, iam longe possessam ab
Imperio Romano, deiectis militibus, cum eorum duci-
bus, uastauerunt, cui prouinciae tunc post Agrippam
Poppaeus praeerat Sabinus. Gothis autem Dorpa-
neus principatum agebat, quando, bello commisso, Go-
thi, Romanis deuictis, Poppaei Sabini capite abscisso,
multa castella, & ciuitates, inuadentes de parte Im-
peratoris publice depraedarunt: qua necessitate suo-
rum, Domitianus, cum omni uirtute sua, in Illyricum
properauit, & totius pene reipublicae militibus du-
ctore Fusco praelato, cum electissimis uiris, amnem
Danubium consertis nauibus, ad instar pontis, trans-
meare coegit, super exercitum Dorpanei. Tum Go-
thi, baud segnes reperti, arma capessunt, primoque
armati conflictu, mox Romanos deuincunt.
Wir
müssen die Geschichte der Gothen allenthalben mit an-
mercken, die inskünfftige so offt vorkommen werden.
Denn ihre Sprache, ihr Gottesdienst, ihre Art zu
kriegen, und ihre gantze Lebens-Art, zeigen zur Gnüge
die Gleichheit, die sie mit den übrigen Teutschen
Nationen gehabt haben. tillemont meynet
zwar p. 143. iornandes vermische die Gothen
mitden Geten: und eigene seinen Lands-Leuten zu,
was den Dacis, welche von den Griechen Getae ge-
nennet worden, gehöre. Es erhellet aber aus ior-
nande
daß Gegentheil, und kan im übrigen wohl
seyn, daß einige Gothische Völcker, um diese Zeit,
sich immer weiter an der Donau ausgebreitet, und
mit Decebalo Bündniß gemacht. Es öffneten sich
allmählich den Römern die Länder, so über der Donau
gegen Norden zu lagen. Jn einer Jnscription, die T.
Plautio
zu Ehren gesetzet worden, wird unter den
Thaten, so er in Moesien verrichtet, nachfolgendes
gerühmet: v. grvter, CCCCLIII.
[Spaltenumbruch] IN. QVA. PLVRA. QVAM CENTVM. MILL.
EX. NVMERO. TRANSDANVVIANOR.
AD. PRAESTANDA. TRIBVTA. CVM
CONIVGIB
AC. LIBERIS. ET. PRINCIPIB. AVT. RE-
GIBVS. SVIS
TRANSDVXIT. MOTVM. ORIENTEM.
SARMATAR
COMPRESSIT. QVAMVIS. PARTE. MA-
GNA. EXERCITVS
AD. EXPEDITIONEM. IN. ARMENIAM.
MISISSET
IGNOTOS. ANTE. AVT. INFENSOS. P. R.
REGES. SIGNA
ROMANA. ADORATVROS. IN. RIPAM.
QVAM. TVEBATVR
PERDVXIT. REGIBVS. BASTARNARVM. ET
RHOXOLANORVM. FILIOS. DACORVM.
FRATRVM
CAPTOS. AVT. HOSTIBVS. EREPTOS.
REMISIT. AB
ALIQVIS. EORVM. OPSIDES. ACCEPIT.
PER. QVEM. PACEM
PROVINCIAE. ET. CONFIRMAVIT. ET.
PROTVLIT
SCYTHARVM. QVOQVE. REGEM. A-
CHERONENSI
QVAE. EST. VLTRA. BORVSTHENEM.
OPSIDIONE. SVMMOTO.

Die Völcker, von denen hier gedacht wird, daß sie den
Römern unbekannt, und feind gewesen, sind vermuth-
lich eben diejenigen Gothen, so nachmahls unter Tra-
iano,
und Marco Antonino, immer bekannter ge-
worden.
+ Circa A. 89. conf. pagivs ad A. 88. n.
12. & 89. n.
2.
3 Conf. Excerpta e dione p. 761.
[Ende Spaltensatz]
+ A.
S 2

bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege.
lich aufgedauet, und Antonio die Huͤlffe, darauf er ſich am meiſten verlaſſen
hatte, abgeſchnitten.

VI. Zum andernmahl iſt Domitianus mit den Marcomannen und Qva-Gothen helf-
fen den Daci-
ern wieder die
Roͤmer.

den in Krieg gerathen, bey Gelegenheit des Krieges wieder Decebalum, Koͤnig
der Dacier. Die Roͤmer hatten von dieſem Printzen groſſe Niederlagen erlit-
ten, und nach iornandis Erzehlung, ſcheinet es, daß die Dacier, die Go-
then zu Huͤlffe gehabt. Domitianus zog endlich in Perſon gegen ihn zu Felde.
Damit aber die Marcomannen, und Qvaden nicht etwa, wenn er mit den Daci-
ern beſchaͤfftiget, was unternehmen moͤchten, wollte er ſie zuvor entkraͤfften, und
bekriegete ſie von Pannonien aus, weil ihr bisheriges Bezeugen zur Gnuͤge an den
Tag legete, wie wenig gutes ſich die Roͤmer zu ihnen zu verſehen haͤtten3. Aber
das Blat wendete ſich, und Domitianus ward von den Marcomannen geſchla-
gen. Worauf er Decebalo einen Frieden zuſtund, wie ihn derſelbige nur verlangte,

und
[Beginn Spaltensatz] gum namque poſt interuallum, Domitiano Impera-
tore regnante, eius auaritiam metuentes, foedus,
quod dudum cum aliis principibus pepigerant Gothi,
ſoluentes, ripam Danubii, iam longe poſſeſſam ab
Imperio Romano, deiectis militibus, cum eorum duci-
bus, uaſtauerunt, cui prouinciae tunc poſt Agrippam
Poppaeus praeerat Sabinus. Gothis autem Dorpa-
neus principatum agebat, quando, bello commiſſo, Go-
thi, Romanis deuictis, Poppaei Sabini capite abſciſſo,
multa caſtella, & ciuitates, inuadentes de parte Im-
peratoris publice depraedarunt: qua neceſſitate ſuo-
rum, Domitianus, cum omni uirtute ſua, in Illyricum
properauit, & totius pene reipublicae militibus du-
ctore Fuſco praelato, cum electiſſimis uiris, amnem
Danubium conſertis nauibus, ad inſtar pontis, trans-
meare coëgit, ſuper exercitum Dorpanei. Tum Go-
thi, baud ſegnes reperti, arma capeſſunt, primoque
armati conflictu, mox Romanos deuincunt.
Wir
muͤſſen die Geſchichte der Gothen allenthalben mit an-
mercken, die inskuͤnfftige ſo offt vorkommen werden.
Denn ihre Sprache, ihr Gottesdienſt, ihre Art zu
kriegen, und ihre gantze Lebens-Art, zeigen zur Gnuͤge
die Gleichheit, die ſie mit den uͤbrigen Teutſchen
Nationen gehabt haben. tillemont meynet
zwar p. 143. iornandes vermiſche die Gothen
mitden Geten: und eigene ſeinen Lands-Leuten zu,
was den Dacis, welche von den Griechen Getae ge-
nennet worden, gehoͤre. Es erhellet aber aus ior-
nande
daß Gegentheil, und kan im uͤbrigen wohl
ſeyn, daß einige Gothiſche Voͤlcker, um dieſe Zeit,
ſich immer weiter an der Donau ausgebreitet, und
mit Decebalo Buͤndniß gemacht. Es oͤffneten ſich
allmaͤhlich den Roͤmern die Laͤnder, ſo uͤber der Donau
gegen Norden zu lagen. Jn einer Jnſcription, die T.
Plautio
zu Ehren geſetzet worden, wird unter den
Thaten, ſo er in Moeſien verrichtet, nachfolgendes
geruͤhmet: v. grvter, CCCCLIII.
[Spaltenumbruch] IN. QVA. PLVRA. QVAM CENTVM. MILL.
EX. NVMERO. TRANSDANVVIANOR.
AD. PRAESTANDA. TRIBVTA. CVM
CONIVGIB
AC. LIBERIS. ET. PRINCIPIB. AVT. RE-
GIBVS. SVIS
TRANSDVXIT. MOTVM. ORIENTEM.
SARMATAR
COMPRESSIT. QVAMVIS. PARTE. MA-
GNA. EXERCITVS
AD. EXPEDITIONEM. IN. ARMENIAM.
MISISSET
IGNOTOS. ANTE. AVT. INFENSOS. P. R.
REGES. SIGNA
ROMANA. ADORATVROS. IN. RIPAM.
QVAM. TVEBATVR
PERDVXIT. REGIBVS. BASTARNARVM. ET
RHOXOLANORVM. FILIOS. DACORVM.
FRATRVM
CAPTOS. AVT. HOSTIBVS. EREPTOS.
REMISIT. AB
ALIQVIS. EORVM. OPSIDES. ACCEPIT.
PER. QVEM. PACEM
PROVINCIAE. ET. CONFIRMAVIT. ET.
PROTVLIT
SCYTHARVM. QVOQVE. REGEM. A-
CHERONENSI
QVAE. EST. VLTRA. BORVSTHENEM.
OPSIDIONE. SVMMOTO.

Die Voͤlcker, von denen hier gedacht wird, daß ſie den
Roͤmern unbekannt, und feind geweſen, ſind vermuth-
lich eben diejenigen Gothen, ſo nachmahls unter Tra-
iano,
und Marco Antonino, immer bekannter ge-
worden.
Circa A. 89. conf. pagivs ad A. 88. n.
12. & 89. n.
2.
3 Conf. Excerpta e dione p. 761.
[Ende Spaltensatz]
A.
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[139/0173] bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege. lich aufgedauet 2, und Antonio die Huͤlffe, darauf er ſich am meiſten verlaſſen hatte, abgeſchnitten. VI. Zum andernmahl iſt Domitianus mit den Marcomannen und Qva- den in Krieg gerathen, bey Gelegenheit des Krieges wieder Decebalum, Koͤnig der Dacier. Die Roͤmer hatten von dieſem Printzen groſſe Niederlagen erlit- ten 1, und nach iornandis Erzehlung, ſcheinet es, daß die Dacier, die Go- then zu Huͤlffe gehabt 2. Domitianus zog endlich in Perſon gegen ihn zu Felde †. Damit aber die Marcomannen, und Qvaden nicht etwa, wenn er mit den Daci- ern beſchaͤfftiget, was unternehmen moͤchten, wollte er ſie zuvor entkraͤfften, und bekriegete ſie von Pannonien aus, weil ihr bisheriges Bezeugen zur Gnuͤge an den Tag legete, wie wenig gutes ſich die Roͤmer zu ihnen zu verſehen haͤtten 3. Aber das Blat wendete ſich, und Domitianus ward von den Marcomannen geſchla- gen. Worauf er Decebalo einen Frieden zuſtund, wie ihn derſelbige nur verlangte, und Gothen helf- fen den Daci- ern wieder die Roͤmer. 2 1 2 gum namque poſt interuallum, Domitiano Impera- tore regnante, eius auaritiam metuentes, foedus, quod dudum cum aliis principibus pepigerant Gothi, ſoluentes, ripam Danubii, iam longe poſſeſſam ab Imperio Romano, deiectis militibus, cum eorum duci- bus, uaſtauerunt, cui prouinciae tunc poſt Agrippam Poppaeus praeerat Sabinus. Gothis autem Dorpa- neus principatum agebat, quando, bello commiſſo, Go- thi, Romanis deuictis, Poppaei Sabini capite abſciſſo, multa caſtella, & ciuitates, inuadentes de parte Im- peratoris publice depraedarunt: qua neceſſitate ſuo- rum, Domitianus, cum omni uirtute ſua, in Illyricum properauit, & totius pene reipublicae militibus du- ctore Fuſco praelato, cum electiſſimis uiris, amnem Danubium conſertis nauibus, ad inſtar pontis, trans- meare coëgit, ſuper exercitum Dorpanei. Tum Go- thi, baud ſegnes reperti, arma capeſſunt, primoque armati conflictu, mox Romanos deuincunt. Wir muͤſſen die Geſchichte der Gothen allenthalben mit an- mercken, die inskuͤnfftige ſo offt vorkommen werden. Denn ihre Sprache, ihr Gottesdienſt, ihre Art zu kriegen, und ihre gantze Lebens-Art, zeigen zur Gnuͤge die Gleichheit, die ſie mit den uͤbrigen Teutſchen Nationen gehabt haben. tillemont meynet zwar p. 143. iornandes vermiſche die Gothen mitden Geten: und eigene ſeinen Lands-Leuten zu, was den Dacis, welche von den Griechen Getae ge- nennet worden, gehoͤre. Es erhellet aber aus ior- nande daß Gegentheil, und kan im uͤbrigen wohl ſeyn, daß einige Gothiſche Voͤlcker, um dieſe Zeit, ſich immer weiter an der Donau ausgebreitet, und mit Decebalo Buͤndniß gemacht. Es oͤffneten ſich allmaͤhlich den Roͤmern die Laͤnder, ſo uͤber der Donau gegen Norden zu lagen. Jn einer Jnſcription, die T. Plautio zu Ehren geſetzet worden, wird unter den Thaten, ſo er in Moeſien verrichtet, nachfolgendes geruͤhmet: v. grvter, CCCCLIII. IN. QVA. PLVRA. QVAM CENTVM. MILL. EX. NVMERO. TRANSDANVVIANOR. AD. PRAESTANDA. TRIBVTA. CVM CONIVGIB AC. LIBERIS. ET. PRINCIPIB. AVT. RE- GIBVS. SVIS TRANSDVXIT. MOTVM. ORIENTEM. SARMATAR COMPRESSIT. QVAMVIS. PARTE. MA- GNA. EXERCITVS AD. EXPEDITIONEM. IN. ARMENIAM. MISISSET IGNOTOS. ANTE. AVT. INFENSOS. P. R. REGES. SIGNA ROMANA. ADORATVROS. IN. RIPAM. QVAM. TVEBATVR PERDVXIT. REGIBVS. BASTARNARVM. ET RHOXOLANORVM. FILIOS. DACORVM. FRATRVM CAPTOS. AVT. HOSTIBVS. EREPTOS. REMISIT. AB ALIQVIS. EORVM. OPSIDES. ACCEPIT. PER. QVEM. PACEM PROVINCIAE. ET. CONFIRMAVIT. ET. PROTVLIT SCYTHARVM. QVOQVE. REGEM. A- CHERONENSI QVAE. EST. VLTRA. BORVSTHENEM. OPSIDIONE. SVMMOTO. Die Voͤlcker, von denen hier gedacht wird, daß ſie den Roͤmern unbekannt, und feind geweſen, ſind vermuth- lich eben diejenigen Gothen, ſo nachmahls unter Tra- iano, und Marco Antonino, immer bekannter ge- worden. † Circa A. 89. conf. pagivs ad A. 88. n. 12. & 89. n. 2. 3 Conf. Excerpta e dione p. 761. † A. S 2

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/173>, abgerufen am 19.05.2024.