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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit PROBO geführten Kriege.
+ ob sie gleich die übrigen Umstände nicht auf einerley Art erzehlen, unter denen
etliche gedencken, daß Gallus sich mit den Gothen heimlich verstanden, und den
Käiser in die Moräste locken helffen, in welchen er so jämmerlich umgekommen.

XXXV. Dieses Gerüchte ist vielleicht daher entstanden, oder dochGallus macht
mit ihnen
Friede.

wahrscheinlicher gemacht worden, weil dieser Gallus 1, an Decii Stelle, von der
Armee zum Käiser ausgeruffen worden 2, und so gleich Friede mit den Gothen ge-
macht hat 3: in welchem er ihnen den Rückweg über die Donau, mit aller Beute
und allen Gefangenen, so sie gemacht hatten, zustund; und sich verbindlich machte,
ihnen jährlich eine gewisse Summe Geldes zu zahlen, damit sie nicht weiter in die
Römischen Provintzen einfallen möchten 4. So schlecht auch dieser Friede war,
indem er nicht einmahl die Standes-Personen, die in Philippopolis waren ge-
fangen worden, befreyete, so hielt doch Gallus seinen Einzug in Rom mit solchem
Gepränge, als wenn er die Gothen überwunden hätte, und es sind noch Müntzen
verhanden, die diesem Frieden zu Ehren geschlagen worden 5. Decii jüngerer
Sohn, Hostilianus, führte Anfangs nebst ihm den Käiserlichen Titel, muste aber
bald Volusiano Platz machen 6. Das Illyricum war deßwegen doch nicht ru-

hig
[Beginn Spaltensatz] in luto defixus, & a Barbaris undique telis petitus,
una cum iis, quos propter se habebat, nemine pror-
sus euadendi facultatem nacto, periit. Ac Decius
quidem, optime administrato regno, huiusmodi uitae
finem hab uit.
Es ist gantz deutlich, daß an statt Ta-
nais,
hier die Donau zu verstehen. iornandes,
und georgivs syncellvs, der dexippi
Historie für sich gehabt, und andere mehr, kommen
darinnen überein, daß die Schlacht in Moesien, und
also an der rechten Seiten der Donau geschehen.
Einige nennen auch den Ort, wie beym tille-
mont
p.
598. kan nachgesehen werden.
+ Zu Ende des Jahrs 251.
1 §. XXXV. 1. c. vibivs trebonianvs
gallvs.
2 syncellvs p. 376. Scythae, captiuis ab-
ductis, suppectilisque immensae compotes facti, lares
patrios repetunt, Gallum quendam Exconsulem, &
cum eo Volusianum, Decii silium, milites salutant
Imperatorem.
3 iornandes c. 19. Hi ergo mox, ut Im-
perium adepti sunt, foedus cum gente Gothorum
pepigere.
4 zosimvs p. 40. Non enim cum praeda
tantum Gallus eis, ut suos intra fines redirent, per-
misit: uerum etiam quotannis certam pecuniae sum-
mam dare promisit.
5 pax aeterna. mezzab. p. 259.
bandvri p.
60. 69.
6 Von diesem führet der p. bandvri L. c. p.
81. eine seltene Müntze an: IMP. C. C. VA. F.
GAL. VEND. VOLVSIANO AVG.
mit
[Spaltenumbruch] dem Reuers: MARTI PACIFERO. Diese
Aufschrifft liest der p. bandvri: Imperatori,
Caesari, Caio, Vandalico, Finnico, Galindico,
Vendenico, Volusiano Aug.
und erläutert sie durch
folgende Anmerckung: Vt Commodus Augustus, ob
Sarmatas, a Marco Aurelio deuictos, dictus est Sar-
maticus: sic Volusianus, omnia Sarmatiae populo-
rum, tanquam a Gallo patre deuictorum, cogno-
mina gestat. PTOLEMAEVS l. III. c. 7. inter eas
gentes numerat Carpos, Phinnos, Galindas, &
Vendenos. Decius autem, aduersus hos Barbaros
profectus, Gallum ad Danubii ripae custodiam reli-
quit, ut tradit Zosimus: Decio ab ipsis intersecto,
pacem Gallus a Barbaris, non absque Romani nomi-
nis dedecore annuo tributo emit. Typum Martis
Paciferi, & epigraphen, nummus hac de re praefert,
qui inter huius Imperatoris rarissimos recensendus
est.
Diese Anmerckung, so aus ioh. vaillant
numismatibus Romanotum praestantioribus
p.
350. genommen, ist so gelehrt, als siunreich.
Es ist aber schwer zu begreiffen, daß die Finni, und
die Galindi, so in Preussen gewohnet, so weit sollten
gekommen seyn, und sich insonderheit so herfür gethan
haben, daß ein Römischer Printz von ihnen den Titel
angenommen: da wir ihrer bey keinem Historico
Erwehnung finden. Wer die Stammbildung annimt,
so der p. hardvin, von Galli Geschlechte, in histor.
Augusta, ex numism. illustrata, p.
840. macht, kan
mit ihm diese Aufschrifft auf nachfolgende Art erklären.
IMP. CAES. CAIVS. VALENS. FIN-
NIVS. VIBIVS. GALLVS. VINDEX.
VOLVSIANVS. AVGVSTVS.

[Ende Spaltensatz]
7. zosi-
Y

bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege.
ob ſie gleich die uͤbrigen Umſtaͤnde nicht auf einerley Art erzehlen, unter denen
etliche gedencken, daß Gallus ſich mit den Gothen heimlich verſtanden, und den
Kaͤiſer in die Moraͤſte locken helffen, in welchen er ſo jaͤmmerlich umgekommen.

XXXV. Dieſes Geruͤchte iſt vielleicht daher entſtanden, oder dochGallus macht
mit ihnen
Friede.

wahrſcheinlicher gemacht worden, weil dieſer Gallus 1, an Decii Stelle, von der
Armee zum Kaͤiſer ausgeruffen worden 2, und ſo gleich Friede mit den Gothen ge-
macht hat 3: in welchem er ihnen den Ruͤckweg uͤber die Donau, mit aller Beute
und allen Gefangenen, ſo ſie gemacht hatten, zuſtund; und ſich verbindlich machte,
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indem er nicht einmahl die Standes-Perſonen, die in Philippopolis waren ge-
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verhanden, die dieſem Frieden zu Ehren geſchlagen worden 5. Decii juͤngerer
Sohn, Hoſtilianus, fuͤhrte Anfangs nebſt ihm den Kaͤiſerlichen Titel, muſte aber
bald Voluſiano Platz machen 6. Das Illyricum war deßwegen doch nicht ru-

hig
[Beginn Spaltensatz] in luto defixus, & a Barbaris undique telis petitus,
una cum iis, quos propter ſe habebat, nemine pror-
ſus euadendi facultatem nacto, periit. Ac Decius
quidem, optime adminiſtrato regno, huiusmodi uitae
finem hab uit.
Es iſt gantz deutlich, daß an ſtatt Ta-
nais,
hier die Donau zu verſtehen. iornandes,
und georgivs syncellvs, der dexippi
Hiſtorie fuͤr ſich gehabt, und andere mehr, kommen
darinnen uͤberein, daß die Schlacht in Moeſien, und
alſo an der rechten Seiten der Donau geſchehen.
Einige nennen auch den Ort, wie beym tille-
mont
p.
598. kan nachgeſehen werden.
Zu Ende des Jahrs 251.
1 §. XXXV. 1. c. vibivs trebonianvs
gallvs.
2 syncellvs p. 376. Scythae, captiuis ab-
ductis, ſuppectilisque immenſae compotes facti, lares
patrios repetunt, Gallum quendam Exconſulem, &
cum eo Voluſianum, Decii ſilium, milites ſalutant
Imperatorem.
3 iornandes c. 19. Hi ergo mox, ut Im-
perium adepti ſunt, foedus cum gente Gothorum
pepigere.
4 zosimvs p. 40. Non enim cum praeda
tantum Gallus eis, ut ſuos intra fines redirent, per-
miſit: uerum etiam quotannis certam pecuniae ſum-
mam dare promiſit.
5 pax aeterna. mezzab. p. 259.
bandvri p.
60. 69.
6 Von dieſem fuͤhret der p. bandvri L. c. p.
81. eine ſeltene Muͤntze an: IMP. C. C. VA. F.
GAL. VEND. VOLVSIANO AVG.
mit
[Spaltenumbruch] dem Reuers: MARTI PACIFERO. Dieſe
Aufſchrifft lieſt der p. bandvri: Imperatori,
Caeſari, Caio, Vandalico, Finnico, Galindico,
Vendenico, Voluſiano Aug.
und erlaͤutert ſie durch
folgende Anmerckung: Vt Commodus Auguſtus, ob
Sarmatas, a Marco Aurelio deuictos, dictus eſt Sar-
maticus: ſic Voluſianus, omnia Sarmatiae populo-
rum, tanquam a Gallo patre deuictorum, cogno-
mina geſtat. PTOLEMAEVS l. III. c. 7. inter eas
gentes numerat Carpos, Phinnos, Galindas, &
Vendenos. Decius autem, aduerſus hos Barbaros
profectus, Gallum ad Danubii ripae cuſtodiam reli-
quit, ut tradit Zoſimus: Decio ab ipſis interſecto,
pacem Gallus a Barbaris, non absque Romani nomi-
nis dedecore annuo tributo emit. Typum Martis
Paciferi, & epigraphen, nummus hac de re praefert,
qui inter huius Imperatoris rariſſimos recenſendus
eſt.
Dieſe Anmerckung, ſo aus ioh. vaillant
numiſmatibus Romanotum praeſtantioribus
p.
350. genommen, iſt ſo gelehrt, als ſiunreich.
Es iſt aber ſchwer zu begreiffen, daß die Finni, und
die Galindi, ſo in Preuſſen gewohnet, ſo weit ſollten
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haben, daß ein Roͤmiſcher Printz von ihnen den Titel
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mit ihm dieſe Aufſchrifft auf nachfolgende Art erklaͤren.
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[169/0203] bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege. † ob ſie gleich die uͤbrigen Umſtaͤnde nicht auf einerley Art erzehlen, unter denen etliche gedencken, daß Gallus ſich mit den Gothen heimlich verſtanden, und den Kaͤiſer in die Moraͤſte locken helffen, in welchen er ſo jaͤmmerlich umgekommen. XXXV. Dieſes Geruͤchte iſt vielleicht daher entſtanden, oder doch wahrſcheinlicher gemacht worden, weil dieſer Gallus 1, an Decii Stelle, von der Armee zum Kaͤiſer ausgeruffen worden 2, und ſo gleich Friede mit den Gothen ge- macht hat 3: in welchem er ihnen den Ruͤckweg uͤber die Donau, mit aller Beute und allen Gefangenen, ſo ſie gemacht hatten, zuſtund; und ſich verbindlich machte, ihnen jaͤhrlich eine gewiſſe Summe Geldes zu zahlen, damit ſie nicht weiter in die Roͤmiſchen Provintzen einfallen moͤchten 4. So ſchlecht auch dieſer Friede war, indem er nicht einmahl die Standes-Perſonen, die in Philippopolis waren ge- fangen worden, befreyete, ſo hielt doch Gallus ſeinen Einzug in Rom mit ſolchem Gepraͤnge, als wenn er die Gothen uͤberwunden haͤtte, und es ſind noch Muͤntzen verhanden, die dieſem Frieden zu Ehren geſchlagen worden 5. Decii juͤngerer Sohn, Hoſtilianus, fuͤhrte Anfangs nebſt ihm den Kaͤiſerlichen Titel, muſte aber bald Voluſiano Platz machen 6. Das Illyricum war deßwegen doch nicht ru- hig 9 Gallus macht mit ihnen Friede. † Zu Ende des Jahrs 251. 1 §. XXXV. 1. c. vibivs trebonianvs gallvs. 2 syncellvs p. 376. Scythae, captiuis ab- ductis, ſuppectilisque immenſae compotes facti, lares patrios repetunt, Gallum quendam Exconſulem, & cum eo Voluſianum, Decii ſilium, milites ſalutant Imperatorem. 3 iornandes c. 19. Hi ergo mox, ut Im- perium adepti ſunt, foedus cum gente Gothorum pepigere. 4 zosimvs p. 40. Non enim cum praeda tantum Gallus eis, ut ſuos intra fines redirent, per- miſit: uerum etiam quotannis certam pecuniae ſum- mam dare promiſit. 5 pax aeterna. mezzab. p. 259. bandvri p. 60. 69. 6 Von dieſem fuͤhret der p. bandvri L. c. p. 81. eine ſeltene Muͤntze an: IMP. C. C. VA. F. GAL. VEND. VOLVSIANO AVG. mit dem Reuers: MARTI PACIFERO. Dieſe Aufſchrifft lieſt der p. bandvri: Imperatori, Caeſari, Caio, Vandalico, Finnico, Galindico, Vendenico, Voluſiano Aug. und erlaͤutert ſie durch folgende Anmerckung: Vt Commodus Auguſtus, ob Sarmatas, a Marco Aurelio deuictos, dictus eſt Sar- maticus: ſic Voluſianus, omnia Sarmatiae populo- rum, tanquam a Gallo patre deuictorum, cogno- mina geſtat. PTOLEMAEVS l. III. c. 7. inter eas gentes numerat Carpos, Phinnos, Galindas, & Vendenos. Decius autem, aduerſus hos Barbaros profectus, Gallum ad Danubii ripae cuſtodiam reli- quit, ut tradit Zoſimus: Decio ab ipſis interſecto, pacem Gallus a Barbaris, non absque Romani nomi- nis dedecore annuo tributo emit. Typum Martis Paciferi, & epigraphen, nummus hac de re praefert, qui inter huius Imperatoris rariſſimos recenſendus eſt. Dieſe Anmerckung, ſo aus ioh. vaillant numiſmatibus Romanotum praeſtantioribus p. 350. genommen, iſt ſo gelehrt, als ſiunreich. Es iſt aber ſchwer zu begreiffen, daß die Finni, und die Galindi, ſo in Preuſſen gewohnet, ſo weit ſollten gekommen ſeyn, und ſich inſonderheit ſo herfuͤr gethan haben, daß ein Roͤmiſcher Printz von ihnen den Titel angenommen: da wir ihrer bey keinem Hiſtorico Erwehnung finden. Wer die Stammbildung annimt, ſo der p. hardvin, von Galli Geſchlechte, in hiſtor. Auguſta, ex numiſm. illuſtrata, p. 840. macht, kan mit ihm dieſe Aufſchrifft auf nachfolgende Art erklaͤren. IMP. CAES. CAIVS. VALENS. FIN- NIVS. VIBIVS. GALLVS. VINDEX. VOLVSIANVS. AVGVSTVS. 7. zosi- 9 in luto defixus, & a Barbaris undique telis petitus, una cum iis, quos propter ſe habebat, nemine pror- ſus euadendi facultatem nacto, periit. Ac Decius quidem, optime adminiſtrato regno, huiusmodi uitae finem hab uit. Es iſt gantz deutlich, daß an ſtatt Ta- nais, hier die Donau zu verſtehen. iornandes, und georgivs syncellvs, der dexippi Hiſtorie fuͤr ſich gehabt, und andere mehr, kommen darinnen uͤberein, daß die Schlacht in Moeſien, und alſo an der rechten Seiten der Donau geſchehen. Einige nennen auch den Ort, wie beym tille- mont p. 598. kan nachgeſehen werden. Y

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/203>, abgerufen am 21.11.2024.