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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit PROBO geführten Kriege.
Unter den übrigen sind insonderheit diejenigen merckwürdig, auf welchen der Her-
cules Deusonensis
3, und Hercules Macusanus 4, vorgestellet wird. Wie
aber Gallienus einen neuen Versuch that, und Posthumum fast in die Enge trieb,
nahm dieser Victorinum +, der ihm an Tapfferkeit und Verstande nichts nach
gab, zum Reichs-Gehülffen an 5. Er gerieth aber in noch grössere Gefahr, als
die ihm von Seiten der Römer gedrohet hatte. Laelianus ließ sich zu Maintz zum
Käiser ausruffen: und Posthumus schlug zwar diese Rebellen; weil er aber die
Stadt seinen Soldaten nicht Preiß geben wollte, verschworen sie sich selbst wieder
ihn, und erschlugen ihn nebst seinem Sohne 6. Laelianus 7 behaup-
tete darauf eine Zeitlang den Titel Augustus, und einen Theil von Gallien, so
wohl gegen Victorinum, als gegen Gallienum: trieb auch die Teutschen, die
nach Posthumi Tode die Linien überstiegen, wiederum zu paaren 8. Aber wie
er selbst unermüdet war, so wollten hingegen die Soldaten das strenge Commando
nicht lange ertragen, und erschlugen ihn.

XLI. Victorinus blieb also Meister von Gallien. Die Historici legenVictorinus
wird zu Cölln
umgebracht:
Röm. Müntz-
stadt zu Trier.

ihm sehr viel rühmliche Eigenschafften bey: aber seine allzugrosse Unkeuschheit ver-
kürtzte ihm den Genuß derselbigen 1. Jmmassen Atticianus, der bey der Armee
starcken Anhang hatte, um den Schimpff, der ihm an seinem Weibe wiederfah-

ren,
[Beginn Spaltensatz] GER. MAX.
PONT. MAX.
TRIB. POT.
COS
III. P. P.
PROC. RES
TITVIT.
3 tristan T. III. p. 145. muthmasset, der
Beyname Deusonensis komme her von Deuz, so ge-
gen Cölln am Rhein über liegt, da Hercules einen
Tempel gehabt: worinnen ihm der p. bandvri
L. c. p.
291. (4) folget.
4 Conf. tristan. L. c. p. 146. Man rechnet
diesen Herculem Macusanum ebenfalls zu den Göt-
tern der alten Teutschen. oiselivs muthmasset,
es sey ein Fanum Herculis Macusani am Ausfluß der
Schelde gewesen, an dem Ort, der ietzo Westcappel
heist. menso altingivs führet l. c. P. I. p. 31.
zwey alte, ihm gewiedmete Steine an, davon der eine
am Ausfluß der Schelde, der andere in Geldern gefun-
den worden. Er wiederleget diejenigen, so diesen
Namen von Maintz ableiten wollen: Praestaret ita-
que, si attributum hoc omnino Germanicum esse cre-
diderint, illud deriuasse a iunctis propinquorum se-
dibus, & ciuilium societatum coitionibus, quas com-
muni uocabulo
Magne dixere ueteres Celtae, atque
inde Herculem MAGVSANVM, quasi Mago-
rum,
i. e. societatum suarum custodem, seruatorem,
& deum tutelarem.
+ c. A. 264. tillemont. p. 978. bandv-
ri
setzt p. 317. das Jahr 265.
5 pollio in trig. Tyr. c. 6. Posthumius
[Spaltenumbruch] senior, cum uideret, multis se Gallieni uiribus peti, at-
que auxilium non solum militum, uerum etiam alte-
rius Principis necessarium; Victorinum, militaris
industriae uirum, in participatum uocauit Imperii,
& cum eodem contra Gallienum conflixit.
6 avrelivs victor de Caes. c. 33. Nam-
que primus omnium Posthumus, qui forte Barbaris
per Galliam praesidebat, Imperium ereptum ierat:
explosaque Germanorum multitudine, Lolliani bello
excipitur, quo non minus feliciter fuso, suorum tu-
multi periit: quod, flagitantibus Moguntiacorum di-
reptiones, quia Lollianum iuuerant, abnuisset.
7 c. vlp. cor. laelianvs. vid. ban-
dvri
p.
316. Einige, denen auch Ms. de tille-
mont
folget, machen zwey Tyrannen; L. Aelia-
num,
der gegen Posthumum zu Maintz rebelliret,
und von ihm geschlagen worden; und Lollianum,
der nach Posthumi Tode sich zum Käiser aufgeworf-
fen. Sie bringen auch von beyden Müntzen herfür,
die beym birago nachzusehen. Aber der p. ban-
dvri
hat l. c. p. 315. sehr wahrscheinlich gemacht,
daß beyde Namen aus diesem Laeliano fabriciret wor-
den: dem wir hier folgen.
8 pollio in trig. Tyr. c. 5. Nam pleras-
que Galliae ciuitates, nonnulla etiam castra, quae
Posthumius per VII. annos in solo Barbarico aedifi-
cauerat, quaeque, interfecto Posthumio, subita irru-
ptione Germanorum & direpta fuerant, & incensa,
in statum ueterem reformauit.
1 §. XLI. 1. v. ivl. ateriani locus apud
pollionem trig. Tyr. c. 6. Victorino, qui
Gallias post Iunium Posthumium rexit, neminem

[Ende Spaltensatz]
existimo
Z

bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege.
Unter den uͤbrigen ſind inſonderheit diejenigen merckwuͤrdig, auf welchen der Her-
cules Deuſonenſis
3, und Hercules Macuſanus 4, vorgeſtellet wird. Wie
aber Gallienus einen neuen Verſuch that, und Poſthumum faſt in die Enge trieb,
nahm dieſer Victorinum , der ihm an Tapfferkeit und Verſtande nichts nach
gab, zum Reichs-Gehuͤlffen an 5. Er gerieth aber in noch groͤſſere Gefahr, als
die ihm von Seiten der Roͤmer gedrohet hatte. Laelianus ließ ſich zu Maintz zum
Kaͤiſer ausruffen: und Poſthumus ſchlug zwar dieſe Rebellen; weil er aber die
Stadt ſeinen Soldaten nicht Preiß geben wollte, verſchworen ſie ſich ſelbſt wieder
ihn, und erſchlugen ihn nebſt ſeinem Sohne 6. Laelianus 7 behaup-
tete darauf eine Zeitlang den Titel Auguſtus, und einen Theil von Gallien, ſo
wohl gegen Victorinum, als gegen Gallienum: trieb auch die Teutſchen, die
nach Poſthumi Tode die Linien uͤberſtiegen, wiederum zu paaren 8. Aber wie
er ſelbſt unermuͤdet war, ſo wollten hingegen die Soldaten das ſtrenge Commando
nicht lange ertragen, und erſchlugen ihn.

XLI. Victorinus blieb alſo Meiſter von Gallien. Die Hiſtorici legenVictorinus
wird zu Coͤlln
umgebracht:
Roͤm. Muͤntz-
ſtadt zu Trier.

ihm ſehr viel ruͤhmliche Eigenſchafften bey: aber ſeine allzugroſſe Unkeuſchheit ver-
kuͤrtzte ihm den Genuß derſelbigen 1. Jmmaſſen Atticianus, der bey der Armee
ſtarcken Anhang hatte, um den Schimpff, der ihm an ſeinem Weibe wiederfah-

ren,
[Beginn Spaltensatz] GER. MAX.
PONT. MAX.
TRIB. POT.
COS
III.̅ P. P.
PROC. RES
TITVIT.
3 tristan T. III. p. 145. muthmaſſet, der
Beyname Deuſonenſis komme her von Deuz, ſo ge-
gen Coͤlln am Rhein uͤber liegt, da Hercules einen
Tempel gehabt: worinnen ihm der p. bandvri
L. c. p.
291. (4) folget.
4 Conf. tristan. L. c. p. 146. Man rechnet
dieſen Herculem Macuſanum ebenfalls zu den Goͤt-
tern der alten Teutſchen. oiselivs muthmaſſet,
es ſey ein Fanum Herculis Macuſani am Ausfluß der
Schelde geweſen, an dem Ort, der ietzo Weſtcappel
heiſt. menso altingivs fuͤhret l. c. P. I. p. 31.
zwey alte, ihm gewiedmete Steine an, davon der eine
am Ausfluß der Schelde, der andere in Geldern gefun-
den worden. Er wiederleget diejenigen, ſo dieſen
Namen von Maintz ableiten wollen: Praeſtaret ita-
que, ſi attributum hoc omnino Germanicum eſſe cre-
diderint, illud deriuaſſe a iunctis propinquorum ſe-
dibus, & ciuilium ſocietatum coitionibus, quas com-
muni uocabulo
Magne dixere ueteres Celtae, atque
inde Herculem MAGVSANVM, quaſi Mago-
rum,
i. e. ſocietatum ſuarum cuſtodem, ſeruatorem,
& deum tutelarem.
c. A. 264. tillemont. p. 978. bandv-
ri
ſetzt p. 317. das Jahr 265.
5 pollio in trig. Tyr. c. 6. Poſthumius
[Spaltenumbruch] ſenior, cum uideret, multis ſe Gallieni uiribus peti, at-
que auxilium non ſolum militum, uerum etiam alte-
rius Principis neceſſarium; Victorinum, militaris
induſtriae uirum, in participatum uocauit Imperii,
& cum eodem contra Gallienum conflixit.
6 avrelivs victor de Caeſ. c. 33. Nam-
que primus omnium Poſthumus, qui forte Barbaris
per Galliam praeſidebat, Imperium ereptum ierat:
exploſaque Germanorum multitudine, Lolliani bello
excipitur, quo non minus feliciter fuſo, ſuorum tu-
multi periit: quod, flagitantibus Moguntiacorum di-
reptiones, quia Lollianum iuuerant, abnuiſſet.
7 c. vlp. cor. laelianvs. vid. ban-
dvri
p.
316. Einige, denen auch Mſ. de tille-
mont
folget, machen zwey Tyrannen; L. Aelia-
num,
der gegen Poſthumum zu Maintz rebelliret,
und von ihm geſchlagen worden; und Lollianum,
der nach Poſthumi Tode ſich zum Kaͤiſer aufgeworf-
fen. Sie bringen auch von beyden Muͤntzen herfuͤr,
die beym birago nachzuſehen. Aber der p. ban-
dvri
hat l. c. p. 315. ſehr wahrſcheinlich gemacht,
daß beyde Namen aus dieſem Laeliano fabriciret wor-
den: dem wir hier folgen.
8 pollio in trig. Tyr. c. 5. Nam pleras-
que Galliae ciuitates, nonnulla etiam caſtra, quae
Poſthumius per VII. annos in ſolo Barbarico aedifi-
cauerat, quaeque, interfecto Poſthumio, ſubita irru-
ptione Germanorum & direpta fuerant, & incenſa,
in ſtatum ueterem reformauit.
1 §. XLI. 1. v. ivl. ateriani locus apud
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[177/0211] bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege. Unter den uͤbrigen ſind inſonderheit diejenigen merckwuͤrdig, auf welchen der Her- cules Deuſonenſis 3, und Hercules Macuſanus 4, vorgeſtellet wird. Wie aber Gallienus einen neuen Verſuch that, und Poſthumum faſt in die Enge trieb, nahm dieſer Victorinum †, der ihm an Tapfferkeit und Verſtande nichts nach gab, zum Reichs-Gehuͤlffen an 5. Er gerieth aber in noch groͤſſere Gefahr, als die ihm von Seiten der Roͤmer gedrohet hatte. Laelianus ließ ſich zu Maintz zum Kaͤiſer ausruffen: und Poſthumus ſchlug zwar dieſe Rebellen; weil er aber die Stadt ſeinen Soldaten nicht Preiß geben wollte, verſchworen ſie ſich ſelbſt wieder ihn, und erſchlugen ihn nebſt ſeinem Sohne 6. Laelianus 7 behaup- tete darauf eine Zeitlang den Titel Auguſtus, und einen Theil von Gallien, ſo wohl gegen Victorinum, als gegen Gallienum: trieb auch die Teutſchen, die nach Poſthumi Tode die Linien uͤberſtiegen, wiederum zu paaren 8. Aber wie er ſelbſt unermuͤdet war, ſo wollten hingegen die Soldaten das ſtrenge Commando nicht lange ertragen, und erſchlugen ihn. XLI. Victorinus blieb alſo Meiſter von Gallien. Die Hiſtorici legen ihm ſehr viel ruͤhmliche Eigenſchafften bey: aber ſeine allzugroſſe Unkeuſchheit ver- kuͤrtzte ihm den Genuß derſelbigen 1. Jmmaſſen Atticianus, der bey der Armee ſtarcken Anhang hatte, um den Schimpff, der ihm an ſeinem Weibe wiederfah- ren, 2 Victorinus wird zu Coͤlln umgebracht: Roͤm. Muͤntz- ſtadt zu Trier. 3 tristan T. III. p. 145. muthmaſſet, der Beyname Deuſonenſis komme her von Deuz, ſo ge- gen Coͤlln am Rhein uͤber liegt, da Hercules einen Tempel gehabt: worinnen ihm der p. bandvri L. c. p. 291. (4) folget. 4 Conf. tristan. L. c. p. 146. Man rechnet dieſen Herculem Macuſanum ebenfalls zu den Goͤt- tern der alten Teutſchen. oiselivs muthmaſſet, es ſey ein Fanum Herculis Macuſani am Ausfluß der Schelde geweſen, an dem Ort, der ietzo Weſtcappel heiſt. menso altingivs fuͤhret l. c. P. I. p. 31. zwey alte, ihm gewiedmete Steine an, davon der eine am Ausfluß der Schelde, der andere in Geldern gefun- den worden. Er wiederleget diejenigen, ſo dieſen Namen von Maintz ableiten wollen: Praeſtaret ita- que, ſi attributum hoc omnino Germanicum eſſe cre- diderint, illud deriuaſſe a iunctis propinquorum ſe- dibus, & ciuilium ſocietatum coitionibus, quas com- muni uocabulo Magne dixere ueteres Celtae, atque inde Herculem MAGVSANVM, quaſi Mago- rum, i. e. ſocietatum ſuarum cuſtodem, ſeruatorem, & deum tutelarem. † c. A. 264. tillemont. p. 978. bandv- ri ſetzt p. 317. das Jahr 265. 5 pollio in trig. Tyr. c. 6. Poſthumius ſenior, cum uideret, multis ſe Gallieni uiribus peti, at- que auxilium non ſolum militum, uerum etiam alte- rius Principis neceſſarium; Victorinum, militaris induſtriae uirum, in participatum uocauit Imperii, & cum eodem contra Gallienum conflixit. 6 avrelivs victor de Caeſ. c. 33. Nam- que primus omnium Poſthumus, qui forte Barbaris per Galliam praeſidebat, Imperium ereptum ierat: exploſaque Germanorum multitudine, Lolliani bello excipitur, quo non minus feliciter fuſo, ſuorum tu- multi periit: quod, flagitantibus Moguntiacorum di- reptiones, quia Lollianum iuuerant, abnuiſſet. 7 c. vlp. cor. laelianvs. vid. ban- dvri p. 316. Einige, denen auch Mſ. de tille- mont folget, machen zwey Tyrannen; L. Aelia- num, der gegen Poſthumum zu Maintz rebelliret, und von ihm geſchlagen worden; und Lollianum, der nach Poſthumi Tode ſich zum Kaͤiſer aufgeworf- fen. Sie bringen auch von beyden Muͤntzen herfuͤr, die beym birago nachzuſehen. Aber der p. ban- dvri hat l. c. p. 315. ſehr wahrſcheinlich gemacht, daß beyde Namen aus dieſem Laeliano fabriciret wor- den: dem wir hier folgen. 8 pollio in trig. Tyr. c. 5. Nam pleras- que Galliae ciuitates, nonnulla etiam caſtra, quae Poſthumius per VII. annos in ſolo Barbarico aedifi- cauerat, quaeque, interfecto Poſthumio, ſubita irru- ptione Germanorum & direpta fuerant, & incenſa, in ſtatum ueterem reformauit. 1 §. XLI. 1. v. ivl. ateriani locus apud pollionem trig. Tyr. c. 6. Victorino, qui Gallias poſt Iunium Poſthumium rexit, neminem exiſtimo 2 GER. MAX. PONT. MAX. TRIB. POT. COS III.̅ P. P. PROC. RES TITVIT. Z

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/211>, abgerufen am 21.11.2024.