Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.Fünfftes Buch. Geschichte der Teutschen Teutschewiederum in Gallien, und die Gothen in Asien ein.dium Tacitum 1, einen Nachkommen des berühmten Römischen Historici. Er fand das Reich von beyden Seiten voller Unruhe: am Rhein hatten die Teut- schen die Römischen Linien überstiegen, und waren in Gallien eingefallen 2; und im Orient kam ein Schwarm über die Moetische See nach Colchis, und gab für, daß Aurelianus sie gegen die Perser zu Hülffe geruffen. Sie breiteten sich durch Pontus, Cappadocien, Gallatien, und Cilicien aus 3. Tacitus ging also selbst nach Asien, und schlug die Gothen, überließ aber seinem Bruder, Floriano, den er zum Praefecto Praetorii gemacht, sie völlig zu tilgen. zosimvs u. zonaras nennen hier zwar nur überhaupt die Scythen, unter welchem gemeinsamen Namen sowohl die Teutschen als Sarmatischen Völcker, so um das schwartze und Mäotische Meer wohneten, begriffen wurden. Da wir aber auf Taciti Müntzen einen Reuers, VICTORIA GOTHICA, finden 4, und er auch selbst den Beynamen, Gothicus, angenommen zu haben scheinet 5, so sind wohl wie- derum die Gothen, unter dem Namen der Scythen, insonderheit zu verstehen. Ta- citus starb auf dem Rückwege, oder ward, nach anderer Fürgeben, von den Solda- ten getödtet. Sein Bruder Florianus, der eben an den Küsten vom Bospho- ro beschäfftiget war, den Gothen den Rückweg abzuschneiden, nahm darauf den Käiserlichen Titel an. Weil aber die Armee in Orient und Egypten Probum zum Käiser ausgeruffen hatte, brach er wieder denselbigen auf. Also bekamen die Gothen Lufft, nach Hause zu gehen. Florianus aber war auf seinem Zuge so un- glücklich, daß er den Käiserlichen Titel, zusammt dem Leben verlohr. LIV. So bald Probus sich in geruhigem Besitz des Käiserthums sahe, brach in ihren [Beginn Spaltensatz]
Fuß gefast haben. Aber Aurelianus hat erst die Pro- vintz verlassen. 1 §. LIII. 1. Der Rath, der sein voriges Ansehen wie- der zu erlangen hoffte, wuste sich so viel damit, daß er es den Räthen in den vornehmsten Städten zu wissen that, und unter andern auch der Stadt Trier: vo- piscvs in Floriano c. 5. Senatus amplissimus Curiae Treuirorum. Vt estis liberi, & semper fu- istis, laetari uos credimus; creandi Principis iudi- cium ad Senatum redit, simul etiam Praefecturae Vr- banae appellatio uniuersa decreta est. &c. 2 Velius Cornificius Gordianus Consul in Orat. ap. vopiscvm in uit. Tacit. c. 3. Limi- tem trans Rhenum Germani rupisse dicuntur, occu- passe urbes ualidas, nobiles, diuites, & potentes. 3 vopiscvs in Tacit. c. 13. Quoniam a Mae- otide multi Barbari eruperant, hos eosdem consilio atque uiribus, ut eo redirent, compulit. Ipsi au- tem Maeotidae ita congregabantur, quasi accitu Au- reliani ad bellum Persicum conuenissent, auxilium daturi nostris, si necessitas postular[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]t. zosimvs [Spaltenumbruch] L. I. c. 63. Tacito autem Romanum Imperium consecuto, Scythae, transiecta palude Moeotide, per Pontum in Ciliciam usque incursionibus omnia uexarunt, quos adgressus, partim debellatos ad internecionem dele- uit, partim Floriano, Praefecto Praetorio, debel- landos tradidit. florianvs war noch wieder sie beschäfftiget, als er nach taciti Tod gegen Probum auszog. zosimvs L. l. c. 61. Ambobus ad bellum instructis, Tarsi Florianus ueniens, ibi- dem castra locanda statuit, uictoria contra Scy- thas in Bosphoro semiperfecta relicta, quare factum est, ut iam circumsessis ad sua redeundi copiam con- cederet. 4 victoria gothi: ap. bandvri p. 427. 5 grvtervs CLXXXXII. 5. 1 §. LIV. 1. zosimvs L. I. c. 67. Acres etiam
pugnas commisit, primum contra Logiones, natio- nem Germanicam: quibus deuictis, quum Semno- nem, eorum ducem, cum filio, uiuum in potestatem re- digisset, supplices factos in fidem recepit; & captiuis omnique praeda recuperata, quam habebant, certis [Ende Spaltensatz] eos Fuͤnfftes Buch. Geſchichte der Teutſchen Teutſchewiederum in Gallien, und die Gothen in Aſien ein.dium Tacitum 1, einen Nachkommen des beruͤhmten Roͤmiſchen Hiſtorici. Er fand das Reich von beyden Seiten voller Unruhe: am Rhein hatten die Teut- ſchen die Roͤmiſchen Linien uͤberſtiegen, und waren in Gallien eingefallen 2; und im Orient kam ein Schwarm uͤber die Moetiſche See nach Colchis, und gab fuͤr, daß Aurelianus ſie gegen die Perſer zu Huͤlffe geruffen. Sie breiteten ſich durch Pontus, Cappadocien, Gallatien, und Cilicien aus 3. Tacitus ging alſo ſelbſt nach Aſien, und ſchlug die Gothen, uͤberließ aber ſeinem Bruder, Floriano, den er zum Praefecto Praetorii gemacht, ſie voͤllig zu tilgen. zosimvs u. zonaras nennen hier zwar nur uͤberhaupt die Scythen, unter welchem gemeinſamen Namen ſowohl die Teutſchen als Sarmatiſchen Voͤlcker, ſo um das ſchwartze und Maͤotiſche Meer wohneten, begriffen wurden. Da wir aber auf Taciti Muͤntzen einen Reuers, VICTORIA GOTHICA, finden 4, und er auch ſelbſt den Beynamen, Gothicus, angenommen zu haben ſcheinet 5, ſo ſind wohl wie- derum die Gothen, unter dem Namen der Scythen, inſonderheit zu verſtehen. Ta- citus ſtarb auf dem Ruͤckwege, oder ward, nach anderer Fuͤrgeben, von den Solda- ten getoͤdtet. Sein Bruder Florianus, der eben an den Kuͤſten vom Boſpho- ro beſchaͤfftiget war, den Gothen den Ruͤckweg abzuſchneiden, nahm darauf den Kaͤiſerlichen Titel an. Weil aber die Armee in Orient und Egypten Probum zum Kaͤiſer ausgeruffen hatte, brach er wieder denſelbigen auf. Alſo bekamen die Gothen Lufft, nach Hauſe zu gehen. Florianus aber war auf ſeinem Zuge ſo un- gluͤcklich, daß er den Kaͤiſerlichen Titel, zuſammt dem Leben verlohr. LIV. So bald Probus ſich in geruhigem Beſitz des Kaͤiſerthums ſahe, brach in ihren [Beginn Spaltensatz]
Fuß gefaſt haben. Aber Aurelianus hat erſt die Pro- vintz verlaſſen. 1 §. LIII. 1. Der Rath, der ſein voriges Anſehen wie- der zu erlangen hoffte, wuſte ſich ſo viel damit, daß er es den Raͤthen in den vornehmſten Staͤdten zu wiſſen that, und unter andern auch der Stadt Trier: vo- piscvs in Floriano c. 5. Senatus ampliſſimus Curiae Treuirorum. Vt eſtis liberi, & ſemper fu- iſtis, laetari uos credimus; creandi Principis iudi- cium ad Senatum redit, ſimul etiam Praefecturae Vr- banae appellatio uniuerſa decreta eſt. &c. 2 Velius Cornificius Gordianus Conſul in Orat. ap. vopiscvm in uit. Tacit. c. 3. Limi- tem trans Rhenum Germani rupiſſe dicuntur, occu- paſſe urbes ualidas, nobiles, diuites, & potentes. 3 vopiscvs in Tacit. c. 13. Quoniam a Mae- otide multi Barbari eruperant, hos eosdem conſilio atque uiribus, ut eo redirent, compulit. Ipſi au- tem Maeotidae ita congregabantur, quaſi accitu Au- reliani ad bellum Perſicum conueniſſent, auxilium daturi noſtris, ſi neceſſitas poſtular[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]t. zosimvs [Spaltenumbruch] L. I. c. 63. Tacito autem Romanum Imperium conſecuto, Scythae, transiecta palude Moeotide, per Pontum in Ciliciam usque incurſionibus omnia uexarunt, quos adgreſſus, partim debellatos ad internecionem dele- uit, partim Floriano, Praefecto Praetorio, debel- landos tradidit. florianvs war noch wieder ſie beſchaͤfftiget, als er nach taciti Tod gegen Probum auszog. zosimvs L. l. c. 61. Ambobus ad bellum inſtructis, Tarſi Florianus ueniens, ibi- dem caſtra locanda ſtatuit, uictoria contra Scy- thas in Boſphoro ſemiperfecta relicta, quare factum eſt, ut iam circumſeſſis ad ſua redeundi copiam con- cederet. 4 victoria gothi: ap. bandvri p. 427. 5 grvtervs CLXXXXII. 5. 1 §. LIV. 1. zosimvs L. I. c. 67. Acres etiam
pugnas commiſit, primum contra Logiones, natio- nem Germanicam: quibus deuictis, quum Semno- nem, eorum ducem, cum filio, uiuum in poteſtatem re- digiſſet, ſupplices factos in fidem recepit; & captiuis omnique praeda recuperata, quam habebant, certis [Ende Spaltensatz] eos <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0226" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnfftes Buch. Geſchichte der Teutſchen</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#g">Teutſche</hi><lb/> wiederum in<lb/> Gallien, und<lb/> die Gothen in<lb/> Aſien ein.</note><hi rendition="#aq">dium Tacitum</hi><note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">LIII</hi>. 1. 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Fuͤnfftes Buch. Geſchichte der Teutſchen
dium Tacitum 1, einen Nachkommen des beruͤhmten Roͤmiſchen Hiſtorici.
Er fand das Reich von beyden Seiten voller Unruhe: am Rhein hatten die Teut-
ſchen die Roͤmiſchen Linien uͤberſtiegen, und waren in Gallien eingefallen 2; und
im Orient kam ein Schwarm uͤber die Moetiſche See nach Colchis, und gab fuͤr,
daß Aurelianus ſie gegen die Perſer zu Huͤlffe geruffen. Sie breiteten ſich durch
Pontus, Cappadocien, Gallatien, und Cilicien aus 3. Tacitus ging alſo ſelbſt
nach Aſien, und ſchlug die Gothen, uͤberließ aber ſeinem Bruder, Floriano, den
er zum Praefecto Praetorii gemacht, ſie voͤllig zu tilgen. zosimvs u. zonaras
nennen hier zwar nur uͤberhaupt die Scythen, unter welchem gemeinſamen Namen
ſowohl die Teutſchen als Sarmatiſchen Voͤlcker, ſo um das ſchwartze und
Maͤotiſche Meer wohneten, begriffen wurden. Da wir aber auf Taciti
Muͤntzen einen Reuers, VICTORIA GOTHICA, finden 4, und er auch
ſelbſt den Beynamen, Gothicus, angenommen zu haben ſcheinet 5, ſo ſind wohl wie-
derum die Gothen, unter dem Namen der Scythen, inſonderheit zu verſtehen. Ta-
citus ſtarb auf dem Ruͤckwege, oder ward, nach anderer Fuͤrgeben, von den Solda-
ten getoͤdtet. Sein Bruder Florianus, der eben an den Kuͤſten vom Boſpho-
ro beſchaͤfftiget war, den Gothen den Ruͤckweg abzuſchneiden, nahm darauf den
Kaͤiſerlichen Titel an. Weil aber die Armee in Orient und Egypten Probum
zum Kaͤiſer ausgeruffen hatte, brach er wieder denſelbigen auf. Alſo bekamen die
Gothen Lufft, nach Hauſe zu gehen. Florianus aber war auf ſeinem Zuge ſo un-
gluͤcklich, daß er den Kaͤiſerlichen Titel, zuſammt dem Leben verlohr.
Teutſche
wiederum in
Gallien, und
die Gothen in
Aſien ein.
LIV. So bald Probus ſich in geruhigem Beſitz des Kaͤiſerthums ſahe, brach
er ſelbſt zu der Armee nach Gallien auf. Jn welchem Krieg er nicht allein die
Teutſchen wieder aus den Roͤmiſchen Provintzen zuruͤck getrieben, ſondern ſie auch
in ihren
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Probus ver-
treibt die
Teutſchẽ aus
1 §. LIII. 1. Der Rath, der ſein voriges Anſehen wie-
der zu erlangen hoffte, wuſte ſich ſo viel damit, daß er
es den Raͤthen in den vornehmſten Staͤdten zu wiſſen
that, und unter andern auch der Stadt Trier: vo-
piscvs in Floriano c. 5. Senatus ampliſſimus
Curiae Treuirorum. Vt eſtis liberi, & ſemper fu-
iſtis, laetari uos credimus; creandi Principis iudi-
cium ad Senatum redit, ſimul etiam Praefecturae Vr-
banae appellatio uniuerſa decreta eſt. &c.
2 Velius Cornificius Gordianus Conſul in
Orat. ap. vopiscvm in uit. Tacit. c. 3. Limi-
tem trans Rhenum Germani rupiſſe dicuntur, occu-
paſſe urbes ualidas, nobiles, diuites, & potentes.
3 vopiscvs in Tacit. c. 13. Quoniam a Mae-
otide multi Barbari eruperant, hos eosdem conſilio
atque uiribus, ut eo redirent, compulit. Ipſi au-
tem Maeotidae ita congregabantur, quaſi accitu Au-
reliani ad bellum Perſicum conueniſſent, auxilium
daturi noſtris, ſi neceſſitas poſtular_t. zosimvs
L. I. c. 63. Tacito autem Romanum Imperium conſecuto,
Scythae, transiecta palude Moeotide, per Pontum in
Ciliciam usque incurſionibus omnia uexarunt, quos
adgreſſus, partim debellatos ad internecionem dele-
uit, partim Floriano, Praefecto Praetorio, debel-
landos tradidit. florianvs war noch wieder
ſie beſchaͤfftiget, als er nach taciti Tod gegen
Probum auszog. zosimvs L. l. c. 61. Ambobus
ad bellum inſtructis, Tarſi Florianus ueniens, ibi-
dem caſtra locanda ſtatuit, uictoria contra Scy-
thas in Boſphoro ſemiperfecta relicta, quare factum
eſt, ut iam circumſeſſis ad ſua redeundi copiam con-
cederet.
4 victoria gothi: ap. bandvri
p. 427.
5 grvtervs CLXXXXII. 5.
2
Fuß gefaſt haben. Aber Aurelianus hat erſt die Pro-
vintz verlaſſen.
1 §. LIV. 1. zosimvs L. I. c. 67. Acres etiam
pugnas commiſit, primum contra Logiones, natio-
nem Germanicam: quibus deuictis, quum Semno-
nem, eorum ducem, cum filio, uiuum in poteſtatem re-
digiſſet, ſupplices factos in fidem recepit; & captiuis
omnique praeda recuperata, quam habebant, certis
eos
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