Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zur grossen Wanderung der Völcker.
fluß derselben längst den Küsten des schwartzen Meeres sich erstrecket, zuvor kürtz-
lich zu entwerffen. Die Alemannen, Marcomannen und Quaden, so gegen
Rätien und Noricum über an der Donau wohneten, sind bisher in der Historie
bekant genug geworden. Nächst den Quaden lagen die Jazygen, und diejeni-
gen Sarmaten, die von ihren Knechten einmahl waren vertrieben, aber von
Constantio wieder eingesetzet worden, und derer Land sich um die Theiß herum
erstrecket. Von da wohnten lauter Gothische Völcker bis an den Tanaim.
Die Taifali waren die nähesten, als mit welchen die Sarmaten Nord-Ost-
werts gegräntzet. Die West-Gothen, unter welchen die Theruinger die be-
rühmtesten, wohneten ferner bis um den Niester, hatten also die ietzige Moldau,
und Wallachey, und vielleicht auch überdies einen Theil von Podolien innen.
Dieses scheinet eigentlich die Provintz GOTHIA gewesen zu seyn, die sowohl in
Müntzen, als bey alten Scribenten fürkommt . Die Ost-Gothen, derer Ge-
schichte cassiodorvs, und nach ihm iornandes fürnehmlich für Augen gehabt,
und unter welchen die Greuthinger, als die vornehmsten von amm. marcelli-
no,
und andern angegeben werden, hatten sich vollend bis an die Don ausgebreitet.
Wieweit die Gothische Herrschafft gegen Norden gegangen, ist aus dem, was
oben von Bezwingung der Roxolanen, Heruler, Wenden und Aestier angefüh-
ret worden, zu ermessen; als woraus sich ergiebt, daß sie sich bis an die Ost-See,
und gegen Abend bis an die Weichsel erstrecket. Aber es scheinet, daß es nicht so
leicht gewesen, die genannten Völcker bey so unterschiedener Gemüths-Art,
Sprache und Neigung wohl untereinander zu verbinden, und den Staat so
einzurichten, daß er gegen auswärtige Feinde sicher, und inwendig ruhig seyn
können. Gegen Abend haben die Vandalen, Gepiden und andere Teutsche mit
dem Gothischen Reich gegräntzet, wie aus den Kriegen, so sie mit ihnen geführet, er-
hellet. Doch ists nicht möglich die Grentzen genau anzugeben. Zur rechten Sei-
ten des Tanais wohneten die Alanen , und ferner die Hunnen. Da also diese
Länder, die, nach einiger Gelehrten Meinung, in der heiligen Schrifft unter den

Namen
[Beginn Spaltensatz] ctus, quat dilatari ad usque Gangem accepi fluuium,
intersecantem terras Indorum, mareque inundan-
tem australe. Ibi partiti per utramque mundi pla-
gam Alani
(quorum gentes uarias nunc recensere
non refert
) licet dirempti spatiis longis, per pagos,
ut Nomades, uagantur immensos: aeui tamen
progressu ad unum concessere uocabulum, & sum-
matim omnes Alani cognominantur,* mores & me-
dia & efferatam uiuendi, sed iam immaturam.* Nec
enim ulla sunt illisce tuguria, aut uersandi uomeris
cura. Sed carne & copia uictitant lactis, plaustris
supersidentes, quae operimentis curuatis corticum
per solitudines conferunt sine sine distantes. Cum-
que ad graminea uenerint, in orbiculatam figuram
locatis sarracis ferino ritu uescuntur: absumtisque
pabulis, uelut carpentis ciuitates impositat uehunt,
maresque supra cum feminis coeunt, & nascuntur
[Spaltenumbruch] in his, & educantur infantes: & habitacula sunt
haec illis perpetua
; & quocunque ierint, illic genu-
inum existimant larem. Armenta prae se agentes
cum gregibus pascunt: maximeque equini pecoris est
eis sollicitior cura. Ibi campi semper herbescunt,
intersitis pomiferis locis: atque ideo transeuntes
quolibet, nec alimentis nec pabulis indigent: quod
efficit humectum solum, & crebri fluminum prae-
termeantium cursus. Omnis igitur aetas & sexus
imbellis circa uehicula ipsa uersatur, muniisque di-
stringitur mollibus: iuuentus uero equitandi usu a
prima pueritia coalescens, incedere pedibus existi-
mat uile: & omnes multiplici disciplina prudentes
sunt bellatores. Vnde etiam Persae, qui sunt ori-
ginetus Scythae, pugnandi sunt peritissimi. Proce-
ri autem Alani paene sunt omnes & pulchri, crini-
bus mediocriter flauis, oculorum temperata torui-

[Ende Spaltensatz]
tate
N n

bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker.
fluß derſelben laͤngſt den Kuͤſten des ſchwartzen Meeres ſich erſtrecket, zuvor kuͤrtz-
lich zu entwerffen. Die Alemannen, Marcomannen und Quaden, ſo gegen
Raͤtien und Noricum uͤber an der Donau wohneten, ſind bisher in der Hiſtorie
bekant genug geworden. Naͤchſt den Quaden lagen die Jazygen, und diejeni-
gen Sarmaten, die von ihren Knechten einmahl waren vertrieben, aber von
Conſtantio wieder eingeſetzet worden, und derer Land ſich um die Theiß herum
erſtrecket. Von da wohnten lauter Gothiſche Voͤlcker bis an den Tanaim.
Die Taifali waren die naͤheſten, als mit welchen die Sarmaten Nord-Oſt-
werts gegraͤntzet. Die Weſt-Gothen, unter welchen die Theruinger die be-
ruͤhmteſten, wohneten ferner bis um den Nieſter, hatten alſo die ietzige Moldau,
und Wallachey, und vielleicht auch uͤberdies einen Theil von Podolien innen.
Dieſes ſcheinet eigentlich die Provintz GOTHIA geweſen zu ſeyn, die ſowohl in
Muͤntzen, als bey alten Scribenten fuͤrkommt . Die Oſt-Gothen, derer Ge-
ſchichte cassiodorvs, und nach ihm iornandes fuͤrnehmlich fuͤr Augen gehabt,
und unter welchen die Greuthinger, als die vornehmſten von amm. marcelli-
no,
und andern angegeben werden, hatten ſich vollend bis an die Don ausgebreitet.
Wieweit die Gothiſche Herrſchafft gegen Norden gegangen, iſt aus dem, was
oben von Bezwingung der Roxolanen, Heruler, Wenden und Aeſtier angefuͤh-
ret worden, zu ermeſſen; als woraus ſich ergiebt, daß ſie ſich bis an die Oſt-See,
und gegen Abend bis an die Weichſel erſtrecket. Aber es ſcheinet, daß es nicht ſo
leicht geweſen, die genannten Voͤlcker bey ſo unterſchiedener Gemuͤths-Art,
Sprache und Neigung wohl untereinander zu verbinden, und den Staat ſo
einzurichten, daß er gegen auswaͤrtige Feinde ſicher, und inwendig ruhig ſeyn
koͤnnen. Gegen Abend haben die Vandalen, Gepiden und andere Teutſche mit
dem Gothiſchen Reich gegraͤntzet, wie aus den Kriegen, ſo ſie mit ihnen gefuͤhret, er-
hellet. Doch iſts nicht moͤglich die Grentzen genau anzugeben. Zur rechten Sei-
ten des Tanais wohneten die Alanen , und ferner die Hunnen. Da alſo dieſe
Laͤnder, die, nach einiger Gelehrten Meinung, in der heiligen Schrifft unter den

Namen
[Beginn Spaltensatz] ctus, quat dilatari ad usque Gangem accepi fluuium,
interſecantem terras Indorum, mareque inundan-
tem auſtrale. Ibi partiti per utramque mundi pla-
gam Alani
(quorum gentes uarias nunc recenſere
non refert
) licet dirempti ſpatiis longis, per pagos,
ut Nomades, uagantur immenſos: aeui tamen
progreſſu ad unum conceſſere uocabulum, & ſum-
matim omnes Alani cognominantur,* mores & me-
dia & efferatam uiuendi, ſed iam immaturam.* Nec
enim ulla ſunt illiſce tuguria, aut uerſandi uomeris
cura. Sed carne & copia uictitant lactis, plauſtris
ſuperſidentes, quae operimentis curuatis corticum
per ſolitudines conferunt ſine ſine diſtantes. Cum-
que ad graminea uenerint, in orbiculatam figuram
locatis ſarracis ferino ritu ueſcuntur: abſumtisque
pabulis, uelut carpentis ciuitates impoſitat uehunt,
maresque ſupra cum feminis coeunt, & naſcuntur
[Spaltenumbruch] in his, & educantur infantes: & habitacula ſunt
haec illis perpetua
; & quocunque ierint, illic genu-
inum exiſtimant larem. Armenta prae ſe agentes
cum gregibus paſcunt: maximeque equini pecoris eſt
eis ſollicitior cura. Ibi campi ſemper herbeſcunt,
interſitis pomiferis locis: atque ideo transeuntes
quolibet, nec alimentis nec pabulis indigent: quod
efficit humectum ſolum, & crebri fluminum prae-
termeantium curſus. Omnis igitur aetas & ſexus
imbellis circa uehicula ipſa uerſatur, muniisque di-
ſtringitur mollibus: iuuentus uero equitandi uſu a
prima pueritia coaleſcens, incedere pedibus exiſti-
mat uile: & omnes multiplici diſciplina prudentes
ſunt bellatores. Vnde etiam Perſae, qui ſunt ori-
ginetus Scythae, pugnandi ſunt peritiſſimi. Proce-
ri autem Alani paene ſunt omnes & pulchri, crini-
bus mediocriter flauis, oculorum temperata torui-

[Ende Spaltensatz]
tate
N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0315" n="281"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zur gro&#x017F;&#x017F;en Wanderung der Vo&#x0364;lcker.</hi></fw><lb/>
fluß der&#x017F;elben la&#x0364;ng&#x017F;t den Ku&#x0364;&#x017F;ten des &#x017F;chwartzen Meeres &#x017F;ich er&#x017F;trecket, zuvor ku&#x0364;rtz-<lb/>
lich zu entwerffen. Die Alemannen, Marcomannen und Quaden, &#x017F;o gegen<lb/>
Ra&#x0364;tien und <hi rendition="#aq">Noricum</hi> u&#x0364;ber an der Donau wohneten, &#x017F;ind bisher in der Hi&#x017F;torie<lb/>
bekant genug geworden. Na&#x0364;ch&#x017F;t den Quaden lagen die Jazygen, und diejeni-<lb/>
gen Sarmaten, die von ihren Knechten einmahl waren vertrieben, aber von<lb/><hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantio</hi> wieder einge&#x017F;etzet worden, und derer Land &#x017F;ich um die Theiß herum<lb/>
er&#x017F;trecket. Von da wohnten lauter Gothi&#x017F;che Vo&#x0364;lcker bis an den <hi rendition="#aq">Tanaim.</hi><lb/>
Die <hi rendition="#aq">Taifali</hi> waren die na&#x0364;he&#x017F;ten, als mit welchen die Sarmaten Nord-O&#x017F;t-<lb/>
werts gegra&#x0364;ntzet. Die We&#x017F;t-Gothen, unter welchen die Theruinger die be-<lb/>
ru&#x0364;hmte&#x017F;ten, wohneten ferner bis um den Nie&#x017F;ter, hatten al&#x017F;o die ietzige Moldau,<lb/>
und Wallachey, und vielleicht auch u&#x0364;berdies einen Theil von Podolien innen.<lb/>
Die&#x017F;es &#x017F;cheinet eigentlich die Provintz <hi rendition="#aq">GOTHIA</hi> gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn, die &#x017F;owohl in<lb/>
Mu&#x0364;ntzen, als bey alten Scribenten fu&#x0364;rkommt <note xml:id="FN314_01_02" prev="#FN314_01_01" place="foot" n="1"/><note type="editorial">Der Fußnotentext befindet sich auf der voherigen Seite.</note>. Die O&#x017F;t-Gothen, derer Ge-<lb/>
&#x017F;chichte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">cassiodorvs,</hi></hi> und nach ihm <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iornandes</hi></hi> fu&#x0364;rnehmlich fu&#x0364;r Augen gehabt,<lb/>
und unter welchen die Greuthinger, als die vornehm&#x017F;ten von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">amm. marcelli-<lb/>
no,</hi></hi></hi> und andern angegeben werden, hatten &#x017F;ich vollend bis an die Don ausgebreitet.<lb/>
Wieweit die Gothi&#x017F;che Herr&#x017F;chafft gegen Norden gegangen, i&#x017F;t aus dem, was<lb/>
oben von Bezwingung der Roxolanen, Heruler, Wenden und Ae&#x017F;tier angefu&#x0364;h-<lb/>
ret worden, zu erme&#x017F;&#x017F;en; als woraus &#x017F;ich ergiebt, daß &#x017F;ie &#x017F;ich bis an die O&#x017F;t-See,<lb/>
und gegen Abend bis an die Weich&#x017F;el er&#x017F;trecket. Aber es &#x017F;cheinet, daß es nicht &#x017F;o<lb/>
leicht gewe&#x017F;en, die genannten Vo&#x0364;lcker bey &#x017F;o unter&#x017F;chiedener Gemu&#x0364;ths-Art,<lb/>
Sprache und Neigung wohl untereinander zu verbinden, und den Staat &#x017F;o<lb/>
einzurichten, daß er gegen auswa&#x0364;rtige Feinde &#x017F;icher, und inwendig ruhig &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nnen. Gegen Abend haben die Vandalen, Gepiden und andere Teut&#x017F;che mit<lb/>
dem Gothi&#x017F;chen Reich gegra&#x0364;ntzet, wie aus den Kriegen, &#x017F;o &#x017F;ie mit ihnen gefu&#x0364;hret, er-<lb/>
hellet. Doch i&#x017F;ts nicht mo&#x0364;glich die Grentzen genau anzugeben. Zur rechten Sei-<lb/>
ten des <hi rendition="#aq">Tanais</hi> wohneten die Alanen <note next="#FN314_02_03" xml:id="FN314_02_02" prev="#FN314_02_01" place="foot" n="2"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ctus, quat dilatari ad usque Gangem accepi fluuium,<lb/>
inter&#x017F;ecantem terras Indorum, mareque inundan-<lb/>
tem au&#x017F;trale. Ibi partiti per utramque mundi pla-<lb/>
gam Alani</hi> (<hi rendition="#i">quorum gentes uarias nunc recen&#x017F;ere<lb/>
non refert</hi>) <hi rendition="#i">licet dirempti &#x017F;patiis longis, per pagos,<lb/>
ut Nomades, uagantur immen&#x017F;os: aeui tamen<lb/>
progre&#x017F;&#x017F;u ad unum conce&#x017F;&#x017F;ere uocabulum, &amp; &#x017F;um-<lb/>
matim omnes Alani cognominantur,* mores &amp; me-<lb/>
dia &amp; efferatam uiuendi, &#x017F;ed iam immaturam.* Nec<lb/>
enim ulla &#x017F;unt illi&#x017F;ce tuguria, aut uer&#x017F;andi uomeris<lb/>
cura. Sed carne &amp; copia uictitant lactis, plau&#x017F;tris<lb/>
&#x017F;uper&#x017F;identes, quae operimentis curuatis corticum<lb/>
per &#x017F;olitudines conferunt &#x017F;ine &#x017F;ine di&#x017F;tantes. Cum-<lb/>
que ad graminea uenerint, in orbiculatam figuram<lb/>
locatis &#x017F;arracis ferino ritu ue&#x017F;cuntur: ab&#x017F;umtisque<lb/>
pabulis, uelut carpentis ciuitates impo&#x017F;itat uehunt,<lb/>
maresque &#x017F;upra cum feminis coeunt, &amp; na&#x017F;cuntur<lb/><cb/>
in his, &amp; educantur infantes: &amp; habitacula &#x017F;unt<lb/>
haec illis perpetua</hi>; <hi rendition="#i">&amp; quocunque ierint, illic genu-<lb/>
inum exi&#x017F;timant larem. Armenta prae &#x017F;e agentes<lb/>
cum gregibus pa&#x017F;cunt: maximeque equini pecoris e&#x017F;t<lb/>
eis &#x017F;ollicitior cura. Ibi campi &#x017F;emper herbe&#x017F;cunt,<lb/>
inter&#x017F;itis pomiferis locis: atque ideo transeuntes<lb/>
quolibet, nec alimentis nec pabulis indigent: quod<lb/>
efficit humectum &#x017F;olum, &amp; crebri fluminum prae-<lb/>
termeantium cur&#x017F;us. Omnis igitur aetas &amp; &#x017F;exus<lb/>
imbellis circa uehicula ip&#x017F;a uer&#x017F;atur, muniisque di-<lb/>
&#x017F;tringitur mollibus: iuuentus uero equitandi u&#x017F;u a<lb/>
prima pueritia coale&#x017F;cens, incedere pedibus exi&#x017F;ti-<lb/>
mat uile: &amp; omnes multiplici di&#x017F;ciplina prudentes<lb/>
&#x017F;unt bellatores. Vnde etiam Per&#x017F;ae, qui &#x017F;unt ori-<lb/>
ginetus Scythae, pugnandi &#x017F;unt periti&#x017F;&#x017F;imi. Proce-<lb/>
ri autem Alani paene &#x017F;unt omnes &amp; pulchri, crini-<lb/>
bus mediocriter flauis, oculorum temperata torui-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tate</hi></hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n</fw><cb type="end"/><lb/><note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt.</note></note>, und ferner die Hunnen. Da al&#x017F;o die&#x017F;e<lb/>
La&#x0364;nder, die, nach einiger Gelehrten Meinung, in der heiligen Schrifft unter den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Namen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0315] bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker. fluß derſelben laͤngſt den Kuͤſten des ſchwartzen Meeres ſich erſtrecket, zuvor kuͤrtz- lich zu entwerffen. Die Alemannen, Marcomannen und Quaden, ſo gegen Raͤtien und Noricum uͤber an der Donau wohneten, ſind bisher in der Hiſtorie bekant genug geworden. Naͤchſt den Quaden lagen die Jazygen, und diejeni- gen Sarmaten, die von ihren Knechten einmahl waren vertrieben, aber von Conſtantio wieder eingeſetzet worden, und derer Land ſich um die Theiß herum erſtrecket. Von da wohnten lauter Gothiſche Voͤlcker bis an den Tanaim. Die Taifali waren die naͤheſten, als mit welchen die Sarmaten Nord-Oſt- werts gegraͤntzet. Die Weſt-Gothen, unter welchen die Theruinger die be- ruͤhmteſten, wohneten ferner bis um den Nieſter, hatten alſo die ietzige Moldau, und Wallachey, und vielleicht auch uͤberdies einen Theil von Podolien innen. Dieſes ſcheinet eigentlich die Provintz GOTHIA geweſen zu ſeyn, die ſowohl in Muͤntzen, als bey alten Scribenten fuͤrkommt 1. Die Oſt-Gothen, derer Ge- ſchichte cassiodorvs, und nach ihm iornandes fuͤrnehmlich fuͤr Augen gehabt, und unter welchen die Greuthinger, als die vornehmſten von amm. marcelli- no, und andern angegeben werden, hatten ſich vollend bis an die Don ausgebreitet. Wieweit die Gothiſche Herrſchafft gegen Norden gegangen, iſt aus dem, was oben von Bezwingung der Roxolanen, Heruler, Wenden und Aeſtier angefuͤh- ret worden, zu ermeſſen; als woraus ſich ergiebt, daß ſie ſich bis an die Oſt-See, und gegen Abend bis an die Weichſel erſtrecket. Aber es ſcheinet, daß es nicht ſo leicht geweſen, die genannten Voͤlcker bey ſo unterſchiedener Gemuͤths-Art, Sprache und Neigung wohl untereinander zu verbinden, und den Staat ſo einzurichten, daß er gegen auswaͤrtige Feinde ſicher, und inwendig ruhig ſeyn koͤnnen. Gegen Abend haben die Vandalen, Gepiden und andere Teutſche mit dem Gothiſchen Reich gegraͤntzet, wie aus den Kriegen, ſo ſie mit ihnen gefuͤhret, er- hellet. Doch iſts nicht moͤglich die Grentzen genau anzugeben. Zur rechten Sei- ten des Tanais wohneten die Alanen 2, und ferner die Hunnen. Da alſo dieſe Laͤnder, die, nach einiger Gelehrten Meinung, in der heiligen Schrifft unter den Namen 1 2 ctus, quat dilatari ad usque Gangem accepi fluuium, interſecantem terras Indorum, mareque inundan- tem auſtrale. Ibi partiti per utramque mundi pla- gam Alani (quorum gentes uarias nunc recenſere non refert) licet dirempti ſpatiis longis, per pagos, ut Nomades, uagantur immenſos: aeui tamen progreſſu ad unum conceſſere uocabulum, & ſum- matim omnes Alani cognominantur,* mores & me- dia & efferatam uiuendi, ſed iam immaturam.* Nec enim ulla ſunt illiſce tuguria, aut uerſandi uomeris cura. Sed carne & copia uictitant lactis, plauſtris ſuperſidentes, quae operimentis curuatis corticum per ſolitudines conferunt ſine ſine diſtantes. Cum- que ad graminea uenerint, in orbiculatam figuram locatis ſarracis ferino ritu ueſcuntur: abſumtisque pabulis, uelut carpentis ciuitates impoſitat uehunt, maresque ſupra cum feminis coeunt, & naſcuntur in his, & educantur infantes: & habitacula ſunt haec illis perpetua; & quocunque ierint, illic genu- inum exiſtimant larem. Armenta prae ſe agentes cum gregibus paſcunt: maximeque equini pecoris eſt eis ſollicitior cura. Ibi campi ſemper herbeſcunt, interſitis pomiferis locis: atque ideo transeuntes quolibet, nec alimentis nec pabulis indigent: quod efficit humectum ſolum, & crebri fluminum prae- termeantium curſus. Omnis igitur aetas & ſexus imbellis circa uehicula ipſa uerſatur, muniisque di- ſtringitur mollibus: iuuentus uero equitandi uſu a prima pueritia coaleſcens, incedere pedibus exiſti- mat uile: & omnes multiplici diſciplina prudentes ſunt bellatores. Vnde etiam Perſae, qui ſunt ori- ginetus Scythae, pugnandi ſunt peritiſſimi. Proce- ri autem Alani paene ſunt omnes & pulchri, crini- bus mediocriter flauis, oculorum temperata torui- tate N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/315
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/315>, abgerufen am 22.11.2024.