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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Siebendes Buch. Geschichte der Teutschen
und durch Geschencke 6 in seine Dienste gezogen, um sich ihrer gegen Maximum
zu bedienen. Von diesen über die Gothen erhaltenen Siegen ist in Constantino-
pel ein Denckmahl, mitten in den Verwüstungen so die Stadt betroffen, übrig
geblieben, u. ietzo um soviel merckwürdiger, ie weniger die Türcken sonst derglei-
chen leiden. Arcadius hat nehmlich seinem Vater zu Ehren eine Säule setzen
lassen, auf welche man von inwendig hinauf steigen kan, wie dergleichen vor-
mals in Rom Traiano, (von dessen Hause man Theodosii Geschlecht ableite-
te) und M. Antonino zu Ehren errichtet worden. Diese ist zwar theils durch
Erdbeben, theils durch die schreckliche Feuersbrünste, so der Ort erlitten, sehr
beschädiget worden 7. Was aber noch kentbar geblieben, ist von gentili
bellino,
einem Mahler aus Venedig, den Mahomet ii. nach Constantino-
pel hatte kommen lassen, abgezeichnet worden 8, und stellet einige Stücke von den
über die Gothen erhaltenen Siegen, und der von ihnen geschehene Ubergabe, für.
Die Gestalt und Kleidung der Gefangenen, so wohl als die Gothische Fürsten,
die nebst ihren Gemahlinnen, auf mit Ochsen bespannten Wagen sitzend, vorge-
stellet werden, haben einige Gleichheit mit den Figuren, die auf M. Antonini
Säule vorkommen. Die gemachte Beute wird insonderheit durch die Pferde,
und Ochsen, so ihnen abgenommen worden, ausgedrucket, als worinnen ihr bestes
Vermögen mag bestanden haben, indem die treffliche Weyde sie zur Viehzucht
angefrischet, ihre Pferde aber insonderheit wegen der Dauerhafftigkeit beliebt
gewesen 9. Wo auch die Götzen, so auf Cameelen geführet werden, und die
Priesterin, so einen Hirsch führet, zu eben diesen Gothischen Geschichten gehören,
ist es ein Zeichen, daß damals einige Gothen, die von Theodosio überwunden
worden, oder sich ihm unterworffen, noch Heyden gewesen: wie sich denn un-
1

ten
[Beginn Spaltensatz] situ harbaros arcebat. Er beschreibet darauf weit-
läufftig die Anstalten, so Promotus gemacht. Er
gedencket dieses Krieges kürtzer an einem andern Ort.
c. 35. Promotus autem, dux copiarum in Thracia
pedestrium, Oedotheo, qui maximum exercitum,
non de Istri dumtaxat adcolis, uerum etiam de
remotissimis & ignotis gentibus collegerat, iam-
que cum militibus suis aderat, & amnem trans-
mittebat, cum terrestribus copiis & nauigiis flu-
uialibus occurrens, tantam caedem edidit, ut &
ipsum flumen plenum cadaueribus esset, & in ter-
ra caesi non facile numerari possent.
6 Unter den Geschencken, so die Käiser den Go-
then zu geben pflegten, werden insonderheit die
goldnen Ketten erwehnet: also sagt z. E. zosi-
mvs
L. IV. c. 40. Erant autem aurei torques ad
ornatum eis a principe dati.
tacitvs
geden-
cket von den alten Teutschen seiner Zeit, daß ein
Theil ihrer Pracht darinnen bestanden de M. G. c.
18. Gaudent finitimarum gentium donis, quae
non modo a singulis, sed publice mittuntur, ele-
cti equi, magna arma, phalerae, torquesque.
7 [Spaltenumbruch] conf. gillivs topograph. Constanti-
nopol. L. IV. cap.
7.
8 Diese Zeichnungen werden zu Paris in der
Academie der Mahler aufgehoben: clavdivs
franciscvs menestrier, s.
1. hat sie
in Kupffer stechen lassen, und nach ihm der p. ban-
dvri,
der sie nebst beygefügten kurtzen Erklärun-
gen in seinem imperio orientali T. II. p. 508. sq.
mit eingerücket: conf. idem in praefatione ope-
ris generali p. XIV.
9 vegetivs renatvs in mulo-medi-
cina L. IV. c. 6. Hunnuscorum longe primo do-
cetur utilitas patientiae, laboris, frigoris, famis.
Toringos deinde, & Burgundios iniuriae toleran-
tes.
Es ist gantz wahrscheinlich, daß hier durch
Toringos eben die Gothen zu verstehen, so am-
mianvs marcellinvs
vielfältig Theru-
ingos
nennet.
1 §. XXXI. 1. zosimvs L. IV. c. 35. Trans-
misso nauibus oceano, ad ostia Rheni adpulerunt.

[Ende Spaltensatz]
2. avr.

Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen
und durch Geſchencke 6 in ſeine Dienſte gezogen, um ſich ihrer gegen Maximum
zu bedienen. Von dieſen uͤber die Gothen erhaltenen Siegen iſt in Conſtantino-
pel ein Denckmahl, mitten in den Verwuͤſtungen ſo die Stadt betroffen, uͤbrig
geblieben, u. ietzo um ſoviel merckwuͤrdiger, ie weniger die Tuͤrcken ſonſt derglei-
chen leiden. Arcadius hat nehmlich ſeinem Vater zu Ehren eine Saͤule ſetzen
laſſen, auf welche man von inwendig hinauf ſteigen kan, wie dergleichen vor-
mals in Rom Traiano, (von deſſen Hauſe man Theodoſii Geſchlecht ableite-
te) und M. Antonino zu Ehren errichtet worden. Dieſe iſt zwar theils durch
Erdbeben, theils durch die ſchreckliche Feuersbruͤnſte, ſo der Ort erlitten, ſehr
beſchaͤdiget worden 7. Was aber noch kentbar geblieben, iſt von gentili
bellino,
einem Mahler aus Venedig, den Mahomet ii. nach Conſtantino-
pel hatte kommen laſſen, abgezeichnet worden 8, und ſtellet einige Stuͤcke von den
uͤber die Gothen erhaltenen Siegen, und der von ihnen geſchehene Ubergabe, fuͤr.
Die Geſtalt und Kleidung der Gefangenen, ſo wohl als die Gothiſche Fuͤrſten,
die nebſt ihren Gemahlinnen, auf mit Ochſen beſpannten Wagen ſitzend, vorge-
ſtellet werden, haben einige Gleichheit mit den Figuren, die auf M. Antonini
Saͤule vorkommen. Die gemachte Beute wird inſonderheit durch die Pferde,
und Ochſen, ſo ihnen abgenommen worden, ausgedrucket, als worinnen ihr beſtes
Vermoͤgen mag beſtanden haben, indem die treffliche Weyde ſie zur Viehzucht
angefriſchet, ihre Pferde aber inſonderheit wegen der Dauerhafftigkeit beliebt
geweſen 9. Wo auch die Goͤtzen, ſo auf Cameelen gefuͤhret werden, und die
Prieſterin, ſo einen Hirſch fuͤhret, zu eben dieſen Gothiſchen Geſchichten gehoͤren,
iſt es ein Zeichen, daß damals einige Gothen, die von Theodoſio uͤberwunden
worden, oder ſich ihm unterworffen, noch Heyden geweſen: wie ſich denn un-
1

ten
[Beginn Spaltensatz] ſitu harbaros arcebat. Er beſchreibet darauf weit-
laͤufftig die Anſtalten, ſo Promotus gemacht. Er
gedencket dieſes Krieges kuͤrtzer an einem andern Ort.
c. 35. Promotus autem, dux copiarum in Thracia
pedeſtrium, Oedotheo, qui maximum exercitum,
non de Iſtri dumtaxat adcolis, uerum etiam de
remotiſſimis & ignotis gentibus collegerat, iam-
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mittebat, cum terreſtribus copiis & nauigiis flu-
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ra caeſi non facile numerari poſſent.
6 Unter den Geſchencken, ſo die Kaͤiſer den Go-
then zu geben pflegten, werden inſonderheit die
goldnen Ketten erwehnet: alſo ſagt z. E. zosi-
mvs
L. IV. c. 40. Erant autem aurei torques ad
ornatum eis a principe dati.
tacitvs
geden-
cket von den alten Teutſchen ſeiner Zeit, daß ein
Theil ihrer Pracht darinnen beſtanden de M. G. c.
18. Gaudent finitimarum gentium donis, quae
non modo a ſingulis, ſed publice mittuntur, ele-
cti equi, magna arma, phalerae, torquesque.
7 [Spaltenumbruch] conf. gillivs topograph. Conſtanti-
nopol. L. IV. cap.
7.
8 Dieſe Zeichnungen werden zu Paris in der
Academie der Mahler aufgehoben: clavdivs
franciscvs menestrier, s.
1. hat ſie
in Kupffer ſtechen laſſen, und nach ihm der p. ban-
dvri,
der ſie nebſt beygefuͤgten kurtzen Erklaͤrun-
gen in ſeinem imperio orientali T. II. p. 508. ſq.
mit eingeruͤcket: conf. idem in praefatione ope-
ris generali p. XIV.
9 vegetivs renatvs in mulo-medi-
cina L. IV. c. 6. Hunnuſcorum longe primo do-
cetur utilitas patientiae, laboris, frigoris, famis.
Toringos deinde, & Burgundios iniuriae toleran-
tes.
Es iſt gantz wahrſcheinlich, daß hier durch
Toringos eben die Gothen zu verſtehen, ſo am-
mianvs marcellinvs
vielfaͤltig Theru-
ingos
nennet.
1 §. XXXI. 1. zosimvs L. IV. c. 35. Trans-
miſſo nauibus oceano, ad oſtia Rheni adpulerunt.

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[308/0342] Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen und durch Geſchencke 6 in ſeine Dienſte gezogen, um ſich ihrer gegen Maximum zu bedienen. Von dieſen uͤber die Gothen erhaltenen Siegen iſt in Conſtantino- pel ein Denckmahl, mitten in den Verwuͤſtungen ſo die Stadt betroffen, uͤbrig geblieben, u. ietzo um ſoviel merckwuͤrdiger, ie weniger die Tuͤrcken ſonſt derglei- chen leiden. Arcadius hat nehmlich ſeinem Vater zu Ehren eine Saͤule ſetzen laſſen, auf welche man von inwendig hinauf ſteigen kan, wie dergleichen vor- mals in Rom Traiano, (von deſſen Hauſe man Theodoſii Geſchlecht ableite- te) und M. Antonino zu Ehren errichtet worden. Dieſe iſt zwar theils durch Erdbeben, theils durch die ſchreckliche Feuersbruͤnſte, ſo der Ort erlitten, ſehr beſchaͤdiget worden 7. Was aber noch kentbar geblieben, iſt von gentili bellino, einem Mahler aus Venedig, den Mahomet ii. nach Conſtantino- pel hatte kommen laſſen, abgezeichnet worden 8, und ſtellet einige Stuͤcke von den uͤber die Gothen erhaltenen Siegen, und der von ihnen geſchehene Ubergabe, fuͤr. Die Geſtalt und Kleidung der Gefangenen, ſo wohl als die Gothiſche Fuͤrſten, die nebſt ihren Gemahlinnen, auf mit Ochſen beſpannten Wagen ſitzend, vorge- ſtellet werden, haben einige Gleichheit mit den Figuren, die auf M. Antonini Saͤule vorkommen. Die gemachte Beute wird inſonderheit durch die Pferde, und Ochſen, ſo ihnen abgenommen worden, ausgedrucket, als worinnen ihr beſtes Vermoͤgen mag beſtanden haben, indem die treffliche Weyde ſie zur Viehzucht angefriſchet, ihre Pferde aber inſonderheit wegen der Dauerhafftigkeit beliebt geweſen 9. Wo auch die Goͤtzen, ſo auf Cameelen gefuͤhret werden, und die Prieſterin, ſo einen Hirſch fuͤhret, zu eben dieſen Gothiſchen Geſchichten gehoͤren, iſt es ein Zeichen, daß damals einige Gothen, die von Theodoſio uͤberwunden worden, oder ſich ihm unterworffen, noch Heyden geweſen: wie ſich denn un- ten 5 1 6 Unter den Geſchencken, ſo die Kaͤiſer den Go- then zu geben pflegten, werden inſonderheit die goldnen Ketten erwehnet: alſo ſagt z. E. zosi- mvs L. IV. c. 40. Erant autem aurei torques ad ornatum eis a principe dati. tacitvs geden- cket von den alten Teutſchen ſeiner Zeit, daß ein Theil ihrer Pracht darinnen beſtanden de M. G. c. 18. Gaudent finitimarum gentium donis, quae non modo a ſingulis, ſed publice mittuntur, ele- cti equi, magna arma, phalerae, torquesque. 7 conf. gillivs topograph. Conſtanti- nopol. L. IV. cap. 7. 8 Dieſe Zeichnungen werden zu Paris in der Academie der Mahler aufgehoben: clavdivs franciscvs menestrier, s. 1. hat ſie in Kupffer ſtechen laſſen, und nach ihm der p. ban- dvri, der ſie nebſt beygefuͤgten kurtzen Erklaͤrun- gen in ſeinem imperio orientali T. II. p. 508. ſq. mit eingeruͤcket: conf. idem in praefatione ope- ris generali p. XIV. 9 vegetivs renatvs in mulo-medi- cina L. IV. c. 6. Hunnuſcorum longe primo do- cetur utilitas patientiae, laboris, frigoris, famis. Toringos deinde, & Burgundios iniuriae toleran- tes. Es iſt gantz wahrſcheinlich, daß hier durch Toringos eben die Gothen zu verſtehen, ſo am- mianvs marcellinvs vielfaͤltig Theru- ingos nennet. 5 ſitu harbaros arcebat. Er beſchreibet darauf weit- laͤufftig die Anſtalten, ſo Promotus gemacht. Er gedencket dieſes Krieges kuͤrtzer an einem andern Ort. c. 35. Promotus autem, dux copiarum in Thracia pedeſtrium, Oedotheo, qui maximum exercitum, non de Iſtri dumtaxat adcolis, uerum etiam de remotiſſimis & ignotis gentibus collegerat, iam- que cum militibus ſuis aderat, & amnem trans- mittebat, cum terreſtribus copiis & nauigiis flu- uialibus occurrens, tantam caedem edidit, ut & ipſum flumen plenum cadaueribus eſſet, & in ter- ra caeſi non facile numerari poſſent. 1 §. XXXI. 1. zosimvs L. IV. c. 35. Trans- miſſo nauibus oceano, ad oſtia Rheni adpulerunt. 2. avr.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/342>, abgerufen am 22.11.2024.