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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Erstes Buch. Geschichte der Teutschen
Rhone, und die Niederlage der Römer war so groß, daß sie den Tag derselben in ih-
ren Calendern unter die Unglücklichen zähleten. 3 Weil Caepio durch seine Un-
vorsichtigkeit das Unglück am meisten befördert hatte, wurden noch dazu alle seine
Güther zu Rom eingezogen. 4

Die Cimbren
und Teutonen
gehen endlich
auf Jtalien
loß.

X. Wir können nicht wissen, was die Cimbren damals verhindert, nach
Jtalien zu gehen. Wir finden nur, daß sie sich nach Spanien gewendet,
nachdem sie alles verheeret, was zwischen der Rhone, und den Pyrenäischen Ge-
bürgen gelegen. 1 Als sie aber von den Celtiberen aus Spanien zurücke getrieben
worden, stiessen sie in Gallien wieder zu den Teutonen, und verwüsteten daselbst
alles weit und breit, indem ihnen unter allen Galliern die Belgen allein gewach-
sen waren, und sie von ihren Gräntzen abhielten. 2 Endlich fassten sie zusammen den
Entschluß, Jtalien von zweyen Seiten anzugreiffen. Die Teutonen und Ambro-
nen solten durch Provence gehen, die Cimbren aber wolten über den Rhein fort-
rücken, und den alten Weg durchs Noricum suchen. Beyde liessen einen Theil
ihres Heer-Geräthes, den sie nicht mit schleppen konnten, nebst etlichen tausend
Mann zur Bedeckung, am Rhein zurücke. Dieser Ausschuß hat sich hernach fast
allenthalben durchschlagen müssen, und endlich in dem Belgischen Gallien festen
Fuß gefasset, alwo sie nach der Zeit Atuatici genennet worden. 3

Marius wird
von den Rö-
mern gegen
die Teutschen
geschicket.

XI. Es ist leicht zu erachten, wie groß die Bestürtzung der Römer gewesen,
da sie von dem Anzug der bisher unüberwindlichen Cimbren gehöret. Der einige
General, den sie ihnen entgegen setzen konnten, war C. Marius, der um diese Zeit den
König von Mauritanien, Iugurtham, überwunden, und dadurch bey dem Römi-
schen Volck den Ruhm eines glücklichen und grossen Feld-Herrn erworben hatte.
Man ernannte ihn also abwesend zum andernmal zum Bürgermeister 1, und als

indes-
3 [Beginn Spaltensatz] plvtarchvs in Lucullo p. 510.
4 livivs Epitom. 67. Secundum populi Roma-
ni iussionem, Caepionis, cuius temeritate clades ac-
cepta erat, damnati, bona publicata sunt.
1 §. X. 1. Nach der Ordnung, die livivs Epit. 67. hält, ist
der Cimbren Einfall in Spanien in das Jahr zu setzen, in
welchem Marius zum andernmal Consul gewesen:
denn er erzehlet erst Marii Triumph über den Jugur-
tham,
und fähret hernach fort: Cimbri vastatis omni-
bus, quae inter Rhodanum & Pyrenaeum sunt, per
saltum in Hispaniam transgressi, ibique multa loca
populati a Celtiberis fugati sunt; reuerfique in Gal-
liam bellicosis se Teutonis coniunxerunt.
2 Dieses siehet man aus einer Stelle bey
dem caesare L. II. c. 4. da die Gesand-
ten der Remorum sagen: Solos Belgas esse, qui
patrum memoria omni Gallia uexata, Teutonas,
Cimbrosque intra fines suos ingredi prohibuerint.

Hievon scheinet auch die Stelle L. VII. c. 77. zu ver-
siehen zu seyn: da Crirognatus redend eingeführet
wird: Ergo mei consilii est, facere quod nostri ma-
iores, nequaquam pari bello Cimbrorum, Teutono-
rumque fecerunt, qui in oppida compulsi, ac simili
inopia subacti, eorum corporibus, qui aetate inutiles
[Spaltenumbruch] ad bellum uidebantur, uitam tolerauerunt, neque
se hostibus transdiderunt.
3 Caesar L. II. c. 29. de Atuaticis:
Ipsi ex Cimbris Teutonisque prognati, qui cum iter in
prouinciam nostram, atque Italiam, facerent, his im-
pedimentis, quae secum agere ac portare non poterant,
circa flumen Rhenum depositis, custodiae ex suis ac
praesidio VI millia hominum una reliquerunt. Hi
post eorum obitum multos annos a finitimis exagitati,
quum alias bellum inferrent, alias illaturum defen-
derent, consensu eorum omnium pace facta, hunc
sibi domicilio locum delegerunt.
Daß solches bey die-
sem Zuge geschehen, ist daher wahrscheinlich, weil wir
von keinem andern so deutlich angemercket finden, daß
die Cimbren und Teutonen beysammen gewesen.
1 plvtarchvs in Mario p. 412. B. Quae
quum ad urb em essent diuersis ex locis nuntiata, ac-
ciuerunt ad bellum gerendum, atque iterum Consu-
lem designauerunt Marium. Quum lex autem ab-
sentem, & nisi interiecto certo spatio uetaret denuo
creari Consulem, repudiauit populus aduersantes.
Quippe .... arbitrabantur - - - - non alie-
niorem praesentem caussam illa, ob quam contra leges
Consulem creauerant Scipionem, quum non timerent

[Ende Spaltensatz]
urbis

Erſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Rhone, und die Niederlage der Roͤmer war ſo groß, daß ſie den Tag derſelben in ih-
ren Calendern unter die Ungluͤcklichen zaͤhleten. 3 Weil Caepio durch ſeine Un-
vorſichtigkeit das Ungluͤck am meiſten befoͤrdert hatte, wurden noch dazu alle ſeine
Guͤther zu Rom eingezogen. 4

Die Cimbren
und Teutonen
gehen endlich
auf Jtalien
loß.

X. Wir koͤnnen nicht wiſſen, was die Cimbren damals verhindert, nach
Jtalien zu gehen. Wir finden nur, daß ſie ſich nach Spanien gewendet,
nachdem ſie alles verheeret, was zwiſchen der Rhone, und den Pyrenaͤiſchen Ge-
buͤrgen gelegen. 1 Als ſie aber von den Celtiberen aus Spanien zuruͤcke getrieben
worden, ſtieſſen ſie in Gallien wieder zu den Teutonen, und verwuͤſteten daſelbſt
alles weit und breit, indem ihnen unter allen Galliern die Belgen allein gewach-
ſen waren, und ſie von ihren Graͤntzen abhielten. 2 Endlich faſſten ſie zuſammen den
Entſchluß, Jtalien von zweyen Seiten anzugreiffen. Die Teutonen und Ambro-
nen ſolten durch Provence gehen, die Cimbren aber wolten uͤber den Rhein fort-
ruͤcken, und den alten Weg durchs Noricum ſuchen. Beyde lieſſen einen Theil
ihres Heer-Geraͤthes, den ſie nicht mit ſchleppen konnten, nebſt etlichen tauſend
Mann zur Bedeckung, am Rhein zuruͤcke. Dieſer Ausſchuß hat ſich hernach faſt
allenthalben durchſchlagen muͤſſen, und endlich in dem Belgiſchen Gallien feſten
Fuß gefaſſet, alwo ſie nach der Zeit Atuatici genennet worden. 3

Marius wird
von den Roͤ-
mern gegen
die Teutſchen
geſchicket.

XI. Es iſt leicht zu erachten, wie groß die Beſtuͤrtzung der Roͤmer geweſen,
da ſie von dem Anzug der bisher unuͤberwindlichen Cimbren gehoͤret. Der einige
General, den ſie ihnen entgegen ſetzen konnten, war C. Marius, der um dieſe Zeit den
Koͤnig von Mauritanien, Iugurtham, uͤberwunden, und dadurch bey dem Roͤmi-
ſchen Volck den Ruhm eines gluͤcklichen und groſſen Feld-Herrn erworben hatte.
Man ernannte ihn alſo abweſend zum andernmal zum Buͤrgermeiſter 1, und als

indeſ-
3 [Beginn Spaltensatz] plvtarchvs in Lucullo p. 510.
4 livivs Epitom. 67. Secundum populi Roma-
ni iuſſionem, Caepionis, cuius temeritate clades ac-
cepta erat, damnati, bona publicata ſunt.
1 §. X. 1. Nach der Ordnung, die livivs Epit. 67. haͤlt, iſt
der Cimbren Einfall in Spanien in das Jahr zu ſetzen, in
welchem Marius zum andernmal Conſul geweſen:
denn er erzehlet erſt Marii Triumph uͤber den Jugur-
tham,
und faͤhret hernach fort: Cimbri vaſtatis omni-
bus, quae inter Rhodanum & Pyrenaeum ſunt, per
ſaltum in Hiſpaniam transgreſſi, ibique multa loca
populati a Celtiberis fugati ſunt; reuerfique in Gal-
liam bellicoſis ſe Teutonis coniunxerunt.
2 Dieſes ſiehet man aus einer Stelle bey
dem caesare L. II. c. 4. da die Geſand-
ten der Remorum ſagen: Solos Belgas eſſe, qui
patrum memoria omni Gallia uexata, Teutonas,
Cimbrosque intra fines ſuos ingredi prohibuerint.

Hievon ſcheinet auch die Stelle L. VII. c. 77. zu ver-
ſiehen zu ſeyn: da Crirognatus redend eingefuͤhret
wird: Ergo mei conſilii eſt, facere quod noſtri ma-
iores, nequaquam pari bello Cimbrorum, Teutono-
rumque fecerunt, qui in oppida compulſi, ac ſimili
inopia ſubacti, eorum corporibus, qui aetate inutiles
[Spaltenumbruch] ad bellum uidebantur, uitam tolerauerunt, neque
ſe hoſtibus transdiderunt.
3 Caesar L. II. c. 29. de Atuaticis:
Ipſi ex Cimbris Teutonisque prognati, qui cum iter in
prouinciam noſtram, atque Italiam, facerent, his im-
pedimentis, quae ſecum agere ac portare non poterant,
circa flumen Rhenum depoſitis, cuſtodiae ex ſuis ac
praeſidio VI millia hominum una reliquerunt. Hi
poſt eorum obitum multos annos a finitimis exagitati,
quum alias bellum inferrent, alias illaturum defen-
derent, conſenſu eorum omnium pace facta, hunc
ſibi domicilio locum delegerunt.
Daß ſolches bey die-
ſem Zuge geſchehen, iſt daher wahrſcheinlich, weil wir
von keinem andern ſo deutlich angemercket finden, daß
die Cimbren und Teutonen beyſammen geweſen.
1 plvtarchvs in Mario p. 412. B. Quae
quum ad urb em eſſent diuerſis ex locis nuntiata, ac-
ciuerunt ad bellum gerendum, atque iterum Conſu-
lem deſignauerunt Marium. Quum lex autem ab-
ſentem, & niſi interiecto certo ſpatio uetaret denuo
creari Conſulem, repudiauit populus aduerſantes.
Quippe .... arbitrabantur ‒ ‒ ‒ ‒ non alie-
niorem praeſentem cauſſam illa, ob quam contra leges
Conſulem creauerant Scipionem, quum non timerent

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[10/0044] Erſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen Rhone, und die Niederlage der Roͤmer war ſo groß, daß ſie den Tag derſelben in ih- ren Calendern unter die Ungluͤcklichen zaͤhleten. 3 Weil Caepio durch ſeine Un- vorſichtigkeit das Ungluͤck am meiſten befoͤrdert hatte, wurden noch dazu alle ſeine Guͤther zu Rom eingezogen. 4 X. Wir koͤnnen nicht wiſſen, was die Cimbren damals verhindert, nach Jtalien zu gehen. Wir finden nur, daß ſie ſich nach Spanien gewendet, nachdem ſie alles verheeret, was zwiſchen der Rhone, und den Pyrenaͤiſchen Ge- buͤrgen gelegen. 1 Als ſie aber von den Celtiberen aus Spanien zuruͤcke getrieben worden, ſtieſſen ſie in Gallien wieder zu den Teutonen, und verwuͤſteten daſelbſt alles weit und breit, indem ihnen unter allen Galliern die Belgen allein gewach- ſen waren, und ſie von ihren Graͤntzen abhielten. 2 Endlich faſſten ſie zuſammen den Entſchluß, Jtalien von zweyen Seiten anzugreiffen. Die Teutonen und Ambro- nen ſolten durch Provence gehen, die Cimbren aber wolten uͤber den Rhein fort- ruͤcken, und den alten Weg durchs Noricum ſuchen. Beyde lieſſen einen Theil ihres Heer-Geraͤthes, den ſie nicht mit ſchleppen konnten, nebſt etlichen tauſend Mann zur Bedeckung, am Rhein zuruͤcke. Dieſer Ausſchuß hat ſich hernach faſt allenthalben durchſchlagen muͤſſen, und endlich in dem Belgiſchen Gallien feſten Fuß gefaſſet, alwo ſie nach der Zeit Atuatici genennet worden. 3 XI. Es iſt leicht zu erachten, wie groß die Beſtuͤrtzung der Roͤmer geweſen, da ſie von dem Anzug der bisher unuͤberwindlichen Cimbren gehoͤret. Der einige General, den ſie ihnen entgegen ſetzen konnten, war C. Marius, der um dieſe Zeit den Koͤnig von Mauritanien, Iugurtham, uͤberwunden, und dadurch bey dem Roͤmi- ſchen Volck den Ruhm eines gluͤcklichen und groſſen Feld-Herrn erworben hatte. Man ernannte ihn alſo abweſend zum andernmal zum Buͤrgermeiſter 1, und als indeſ- 3 plvtarchvs in Lucullo p. 510. 4 livivs Epitom. 67. Secundum populi Roma- ni iuſſionem, Caepionis, cuius temeritate clades ac- cepta erat, damnati, bona publicata ſunt. 1 §. X. 1. Nach der Ordnung, die livivs Epit. 67. haͤlt, iſt der Cimbren Einfall in Spanien in das Jahr zu ſetzen, in welchem Marius zum andernmal Conſul geweſen: denn er erzehlet erſt Marii Triumph uͤber den Jugur- tham, und faͤhret hernach fort: Cimbri vaſtatis omni- bus, quae inter Rhodanum & Pyrenaeum ſunt, per ſaltum in Hiſpaniam transgreſſi, ibique multa loca populati a Celtiberis fugati ſunt; reuerfique in Gal- liam bellicoſis ſe Teutonis coniunxerunt. 2 Dieſes ſiehet man aus einer Stelle bey dem caesare L. II. c. 4. da die Geſand- ten der Remorum ſagen: Solos Belgas eſſe, qui patrum memoria omni Gallia uexata, Teutonas, Cimbrosque intra fines ſuos ingredi prohibuerint. Hievon ſcheinet auch die Stelle L. VII. c. 77. zu ver- ſiehen zu ſeyn: da Crirognatus redend eingefuͤhret wird: Ergo mei conſilii eſt, facere quod noſtri ma- iores, nequaquam pari bello Cimbrorum, Teutono- rumque fecerunt, qui in oppida compulſi, ac ſimili inopia ſubacti, eorum corporibus, qui aetate inutiles ad bellum uidebantur, uitam tolerauerunt, neque ſe hoſtibus transdiderunt. 3 Caesar L. II. c. 29. de Atuaticis: Ipſi ex Cimbris Teutonisque prognati, qui cum iter in prouinciam noſtram, atque Italiam, facerent, his im- pedimentis, quae ſecum agere ac portare non poterant, circa flumen Rhenum depoſitis, cuſtodiae ex ſuis ac praeſidio VI millia hominum una reliquerunt. Hi poſt eorum obitum multos annos a finitimis exagitati, quum alias bellum inferrent, alias illaturum defen- derent, conſenſu eorum omnium pace facta, hunc ſibi domicilio locum delegerunt. Daß ſolches bey die- ſem Zuge geſchehen, iſt daher wahrſcheinlich, weil wir von keinem andern ſo deutlich angemercket finden, daß die Cimbren und Teutonen beyſammen geweſen. 1 plvtarchvs in Mario p. 412. B. Quae quum ad urb em eſſent diuerſis ex locis nuntiata, ac- ciuerunt ad bellum gerendum, atque iterum Conſu- lem deſignauerunt Marium. Quum lex autem ab- ſentem, & niſi interiecto certo ſpatio uetaret denuo creari Conſulem, repudiauit populus aduerſantes. Quippe .... arbitrabantur ‒ ‒ ‒ ‒ non alie- niorem praeſentem cauſſam illa, ob quam contra leges Conſulem creauerant Scipionem, quum non timerent urbis

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/44>, abgerufen am 21.11.2024.