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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Erstes Buch. Geschichte der Teutschen
und nachdem er dieselben aus dem Felde geschlagen, machte er sich des folgenden
Tages über die Teutonen, die er ebenfals aufs Haupt erlegte, und eine unzählige
Menge derselben gefangen bekam. plvtarchvs beschreibt dieses Treffen mit vielen
Umständen 3, und sagt unter andern, die Anzahl der Erschlagenen und Gefan-
genen hätte sich über 100000 belauffen, und die Felder der Einwohner von Mar-
seille wären das folgende Jahr überaus fruchtbar gewesen, weil sie durch das Blut
und die Cörper der erschlagenen gedünget worden. Marius suchte die vornehmsten
Stücke der Beute zum Triumph aus; das übrige ließ er in einen Hauffen zusam-
men tragen, und den Göttern zum Danck-Opfer verbrennen. Die Soldaten
stunden in Lorbeer-Cräntzen um den Scheiter-Hauffen, und Marius war im Be-
grieff denselben anzuzünden, als er Nachricht bekam, daß man ihn zu Rom zum
fünfftenmal zum Bürgermeister gemachet. 4 Er blieb noch eine zeitlang in der
Provintz, alles in den vorigen Stand zu setzen, und indessen wurden ihm die vornehm-
sten Häupter der Teutonen und Ambronen, so auf der Flucht angehalten worden,
ausgeliefert. 5 Unter andern nennet florvs den gefangenen König Teutobochum,
6 dessen Name in folgenden Zeiten zu verschiedenen Fabeln Anlaß gegeben. 7

Catulus,
wird von den
Cimbren zu-
rücke ge-
trieben.

XIII. Marii voriger College, Luctatius Catulus, der ietzt als Proconsul com-
mandirte, war nicht so glücklich wider die Cimbren, da sie von Seiten des Norici
einen Einfall in Jtalien wagten. Er hatte Anfangs die engen Pässe der Alpen be-
setzt, nachmahls aber die Truppen nicht zu sehr zu vertheilen, sich hinter die Etsch,
an welcher er eine sichre Vormauer zu haben gedachte, zurücke gezogen. Die
Cimbren überstiegen also ungehindert die Alpen. Wie sie an die Etsch kamen,
gerieth die Römische Armee so ins Schrecken, daß sie sich nicht getraute, sie zu erwar-
ten. Die Cimbren giengen also ohne Widerstand über den Fluß, und eroberten
jenseit eine kleine Vestung, so die Römer die Brücke zu bedecken angeleget hatten,
liessen aber die Römische Besatzung unter sehr guten Bedingungen abziehen, die sie
bey dem Bilde eines aus Ertz gegossenen Stiers beschworen, 1 bey dem sie ihre
Verträge und Bündnisse zu betheuern pflegten.

XIV.
3 [Beginn Spaltensatz] plvtarchvs L. c. p. 417. patercvlvs
rechnet die Anzahl der Erschlagenen auf 150000. li-
vivs
Epit.
69. sagt gar, es wären 200000 nieder-
gehauen und 90000 gefangen worden. Man weiß aber
wohl, wie wenig auf dergleichen Rechnungen zu bauen.
4 plvtarchvs l. c. p. 418. B. Desilierunt
ex equis, atque eum amplexi, nuntiauerunt laeti quin-
tum Consulatum.
5 idem. l. c. p. 419. D. Sic fatus uinctos Teu-
tonum reges produci imperat, nam in Alpibus fue-
rant a Sequanis retracti.
6 florvs L. III. c. 3. Certe rex ipse Teuto-
bochus, quaternos, senosque equos transilire solitus,
uix unum, quum fugeret, ascendit, proximoque in
saltu comprehensus, insigne spectaculum triumphi,
fuit, quippe uir proceritate eximia, super tropaea
sua eminebat.
7 Man siehet zu Orange einen alten Römischen
Triumph-Bogen, von dem man sonst geglaubet,
Marius habe ihn zum Andencken dieses Sieges bauen
[Spaltenumbruch] lassen. De la Pise schreibet, es sey zu Anfang des XV.
saeculi,
ein Stein herunter gefallen, darauf der Na-
me Teutobochus zu lesen gewesen. Diese Meinung
ist aber gründlich widerleget worden, von dem Verfasser
der dissertation, dans laquelle on examine, qui sont
ceux, qui ont fait construire l' arc de triomphe,
que l' on voit a Orange,
die in der bibliothe-
que Francoise. T. II. P. II. p.
210. befindlich. Ungefähr
An. 1613 entstund das Gerüchte, man hätte im Del-
phinat, nicht weit von der Gegend, wo die Jserre in
die Rhone fällt, ein Grabmahl mit der Uberschrifft,
Teutobochus Rex, entdecket, und darinnen ein
Gerippe, sechs und zwanzigste halbe Fuß lang, gefunden.
Aber der berühmte Peirescius entdeckte den Betrug,
daß die Knochen, so man für Teutobochi Gebeine
ausgegeben, von einem Elephanten wären. Die Sa-
che ist weitläuftig nachzulesen beym gassendo in
uita Peirescii L. III. p. 88. 89 &
156. Er gedencket zu-
gleich p. 89. einer Schrifft, so Nicolaus Habigot ein
Chirurgus zu Paris, von diesen Riesen-Gebeinen her-
ausgegeben.
[Ende Spaltensatz]
§. XIII.
1

Erſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen
und nachdem er dieſelben aus dem Felde geſchlagen, machte er ſich des folgenden
Tages uͤber die Teutonen, die er ebenfals aufs Haupt erlegte, und eine unzaͤhlige
Menge derſelben gefangen bekam. plvtarchvs beſchreibt dieſes Treffen mit vielen
Umſtaͤnden 3, und ſagt unter andern, die Anzahl der Erſchlagenen und Gefan-
genen haͤtte ſich uͤber 100000 belauffen, und die Felder der Einwohner von Mar-
ſeille waͤren das folgende Jahr uͤberaus fruchtbar geweſen, weil ſie durch das Blut
und die Coͤrper der erſchlagenen geduͤnget worden. Marius ſuchte die vornehmſten
Stuͤcke der Beute zum Triumph aus; das uͤbrige ließ er in einen Hauffen zuſam-
men tragen, und den Goͤttern zum Danck-Opfer verbrennen. Die Soldaten
ſtunden in Lorbeer-Craͤntzen um den Scheiter-Hauffen, und Marius war im Be-
grieff denſelben anzuzuͤnden, als er Nachricht bekam, daß man ihn zu Rom zum
fuͤnfftenmal zum Buͤrgermeiſter gemachet. 4 Er blieb noch eine zeitlang in der
Provintz, alles in den vorigen Stand zu ſetzen, und indeſſen wurden ihm die vornehm-
ſten Haͤupter der Teutonen und Ambronen, ſo auf der Flucht angehalten worden,
ausgeliefert. 5 Unter andern neñet florvs den gefangenen Koͤnig Teutobochum,
6 deſſen Name in folgenden Zeiten zu verſchiedenen Fabeln Anlaß gegeben. 7

Catulus,
wird von den
Cimbren zu-
ruͤcke ge-
trieben.

XIII. Marii voriger College, Luctatius Catulus, der ietzt als Proconſul com-
mandirte, war nicht ſo gluͤcklich wider die Cimbren, da ſie von Seiten des Norici
einen Einfall in Jtalien wagten. Er hatte Anfangs die engen Paͤſſe der Alpen be-
ſetzt, nachmahls aber die Truppen nicht zu ſehr zu vertheilen, ſich hinter die Etſch,
an welcher er eine ſichre Vormauer zu haben gedachte, zuruͤcke gezogen. Die
Cimbren uͤberſtiegen alſo ungehindert die Alpen. Wie ſie an die Etſch kamen,
gerieth die Roͤmiſche Armee ſo ins Schrecken, daß ſie ſich nicht getraute, ſie zu erwar-
ten. Die Cimbren giengen alſo ohne Widerſtand uͤber den Fluß, und eroberten
jenſeit eine kleine Veſtung, ſo die Roͤmer die Bruͤcke zu bedecken angeleget hatten,
lieſſen aber die Roͤmiſche Beſatzung unter ſehr guten Bedingungen abziehen, die ſie
bey dem Bilde eines aus Ertz gegoſſenen Stiers beſchworen, 1 bey dem ſie ihre
Vertraͤge und Buͤndniſſe zu betheuern pflegten.

XIV.
3 [Beginn Spaltensatz] plvtarchvs L. c. p. 417. patercvlvs
rechnet die Anzahl der Erſchlagenen auf 150000. li-
vivs
Epit.
69. ſagt gar, es waͤren 200000 nieder-
gehauen und 90000 gefangen worden. Man weiß aber
wohl, wie wenig auf dergleichen Rechnungen zu bauen.
4 plvtarchvs l. c. p. 418. B. Deſilierunt
ex equis, atque eum amplexi, nuntiauerunt laeti quin-
tum Conſulatum.
5 idem. l. c. p. 419. D. Sic fatus uinctos Teu-
tonum reges produci imperat, nam in Alpibus fue-
rant a Sequanis retracti.
6 florvs L. III. c. 3. Certe rex ipſe Teuto-
bochus, quaternos, ſenosque equos tranſilire ſolitus,
uix unum, quum fugeret, aſcendit, proximoque in
ſaltu comprehenſus, inſigne ſpectaculum triumphi,
fuit, quippe uir proceritate eximia, ſuper tropaea
ſua eminebat.
7 Man ſiehet zu Orange einen alten Roͤmiſchen
Triumph-Bogen, von dem man ſonſt geglaubet,
Marius habe ihn zum Andencken dieſes Sieges bauen
[Spaltenumbruch] laſſen. De la Piſe ſchreibet, es ſey zu Anfang des XV.
ſaeculi,
ein Stein herunter gefallen, darauf der Na-
me Teutobochus zu leſen geweſen. Dieſe Meinung
iſt aber gruͤndlich widerleget worden, von dem Verfaſſer
der diſſertation, dans laquelle on examine, qui ſont
ceux, qui ont fait conſtruire l’ arc de triomphe,
que l’ on voit a Orange,
die in der bibliothe-
que Francoiſe. T. II. P. II. p.
210. befindlich. Ungefaͤhr
An. 1613 entſtund das Geruͤchte, man haͤtte im Del-
phinat, nicht weit von der Gegend, wo die Jſerre in
die Rhone faͤllt, ein Grabmahl mit der Uberſchrifft,
Teutobochus Rex, entdecket, und darinnen ein
Gerippe, ſechs und zwanzigſte halbe Fuß lang, gefunden.
Aber der beruͤhmte Peireſcius entdeckte den Betrug,
daß die Knochen, ſo man fuͤr Teutobochi Gebeine
ausgegeben, von einem Elephanten waͤren. Die Sa-
che iſt weitlaͤuftig nachzuleſen beym gassendo in
uita Peireſcii L. III. p. 88. 89 &
156. Er gedencket zu-
gleich p. 89. einer Schrifft, ſo Nicolaus Habigot ein
Chirurgus zu Paris, von dieſen Rieſen-Gebeinen her-
ausgegeben.
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1
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[12/0046] Erſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen und nachdem er dieſelben aus dem Felde geſchlagen, machte er ſich des folgenden Tages uͤber die Teutonen, die er ebenfals aufs Haupt erlegte, und eine unzaͤhlige Menge derſelben gefangen bekam. plvtarchvs beſchreibt dieſes Treffen mit vielen Umſtaͤnden 3, und ſagt unter andern, die Anzahl der Erſchlagenen und Gefan- genen haͤtte ſich uͤber 100000 belauffen, und die Felder der Einwohner von Mar- ſeille waͤren das folgende Jahr uͤberaus fruchtbar geweſen, weil ſie durch das Blut und die Coͤrper der erſchlagenen geduͤnget worden. Marius ſuchte die vornehmſten Stuͤcke der Beute zum Triumph aus; das uͤbrige ließ er in einen Hauffen zuſam- men tragen, und den Goͤttern zum Danck-Opfer verbrennen. Die Soldaten ſtunden in Lorbeer-Craͤntzen um den Scheiter-Hauffen, und Marius war im Be- grieff denſelben anzuzuͤnden, als er Nachricht bekam, daß man ihn zu Rom zum fuͤnfftenmal zum Buͤrgermeiſter gemachet. 4 Er blieb noch eine zeitlang in der Provintz, alles in den vorigen Stand zu ſetzen, und indeſſen wurden ihm die vornehm- ſten Haͤupter der Teutonen und Ambronen, ſo auf der Flucht angehalten worden, ausgeliefert. 5 Unter andern neñet florvs den gefangenen Koͤnig Teutobochum, 6 deſſen Name in folgenden Zeiten zu verſchiedenen Fabeln Anlaß gegeben. 7 XIII. Marii voriger College, Luctatius Catulus, der ietzt als Proconſul com- mandirte, war nicht ſo gluͤcklich wider die Cimbren, da ſie von Seiten des Norici einen Einfall in Jtalien wagten. Er hatte Anfangs die engen Paͤſſe der Alpen be- ſetzt, nachmahls aber die Truppen nicht zu ſehr zu vertheilen, ſich hinter die Etſch, an welcher er eine ſichre Vormauer zu haben gedachte, zuruͤcke gezogen. Die Cimbren uͤberſtiegen alſo ungehindert die Alpen. Wie ſie an die Etſch kamen, gerieth die Roͤmiſche Armee ſo ins Schrecken, daß ſie ſich nicht getraute, ſie zu erwar- ten. Die Cimbren giengen alſo ohne Widerſtand uͤber den Fluß, und eroberten jenſeit eine kleine Veſtung, ſo die Roͤmer die Bruͤcke zu bedecken angeleget hatten, lieſſen aber die Roͤmiſche Beſatzung unter ſehr guten Bedingungen abziehen, die ſie bey dem Bilde eines aus Ertz gegoſſenen Stiers beſchworen, 1 bey dem ſie ihre Vertraͤge und Buͤndniſſe zu betheuern pflegten. XIV. 3 plvtarchvs L. c. p. 417. patercvlvs rechnet die Anzahl der Erſchlagenen auf 150000. li- vivs Epit. 69. ſagt gar, es waͤren 200000 nieder- gehauen und 90000 gefangen worden. Man weiß aber wohl, wie wenig auf dergleichen Rechnungen zu bauen. 4 plvtarchvs l. c. p. 418. B. Deſilierunt ex equis, atque eum amplexi, nuntiauerunt laeti quin- tum Conſulatum. 5 idem. l. c. p. 419. D. Sic fatus uinctos Teu- tonum reges produci imperat, nam in Alpibus fue- rant a Sequanis retracti. 6 florvs L. III. c. 3. Certe rex ipſe Teuto- bochus, quaternos, ſenosque equos tranſilire ſolitus, uix unum, quum fugeret, aſcendit, proximoque in ſaltu comprehenſus, inſigne ſpectaculum triumphi, fuit, quippe uir proceritate eximia, ſuper tropaea ſua eminebat. 7 Man ſiehet zu Orange einen alten Roͤmiſchen Triumph-Bogen, von dem man ſonſt geglaubet, Marius habe ihn zum Andencken dieſes Sieges bauen laſſen. De la Piſe ſchreibet, es ſey zu Anfang des XV. ſaeculi, ein Stein herunter gefallen, darauf der Na- me Teutobochus zu leſen geweſen. Dieſe Meinung iſt aber gruͤndlich widerleget worden, von dem Verfaſſer der diſſertation, dans laquelle on examine, qui ſont ceux, qui ont fait conſtruire l’ arc de triomphe, que l’ on voit a Orange, die in der bibliothe- que Francoiſe. T. II. P. II. p. 210. befindlich. Ungefaͤhr An. 1613 entſtund das Geruͤchte, man haͤtte im Del- phinat, nicht weit von der Gegend, wo die Jſerre in die Rhone faͤllt, ein Grabmahl mit der Uberſchrifft, Teutobochus Rex, entdecket, und darinnen ein Gerippe, ſechs und zwanzigſte halbe Fuß lang, gefunden. Aber der beruͤhmte Peireſcius entdeckte den Betrug, daß die Knochen, ſo man fuͤr Teutobochi Gebeine ausgegeben, von einem Elephanten waͤren. Die Sa- che iſt weitlaͤuftig nachzuleſen beym gassendo in uita Peireſcii L. III. p. 88. 89 & 156. Er gedencket zu- gleich p. 89. einer Schrifft, ſo Nicolaus Habigot ein Chirurgus zu Paris, von dieſen Rieſen-Gebeinen her- ausgegeben. §. XIII. 1

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/46>, abgerufen am 21.11.2024.