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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Zehndtes Buch. Geschichte der Teutschen,
er in seiner Jugend den Virgilium, und andere gute Römische Bücher gele-
sen3. Alle Tage wartete er zuförderst frühe den Gottesdienst ab: und lag
darauf den Reichs-Geschäfften ob. Er hörte die fremde Gesandten ausführ-
lich; erklärte sich aber selbst in wenig Worten. Die Tafel war, ausser den
Fest-Tagen, oder wenn sonst etwan der Hof sich muste sehen lassen, gantz
mäßig: insonderheit waren die grossen Becher bey selbiger seltsam, und ward
dabey nur von ernsthafften, und nützlichen Sachen gesprochen. Seine Belu-
stigungen waren die Jagd, wo er den Bogen trefflich zu führen wuste; oder
das Bretspiel. sidonivs hat, um seinem Freunde den König desto besser
kennen zu lehren, auch angemerckt, daß er beym Spiel gantz vertraulich, und
gleichmüthig gethan; doch, daß man ein heimliches Vergnügen gemercket, wenn
er gewonnen, und der andere Theil böse worden. Er gestehet, daß er manche
Partie gutwillig verlohren, um desto eher, wenn der König gutes Muths
wäre, Gelegenheit, sich etwas auszubitten, zu finden. Die übrige Zeit des
Tages war wieder den Geschäfften bis zu Abend gewidmet, da es denn bey
dem Abend-Essen wohl etwas lustiger, als zu Mittage, hergieng.

XIV. Durch die Zeitungen, die, wie oben angemercket worden, The-
Rieimer nö-
thiget Aui-
tum
abzudan-
cken. Maioria-
nus
wird Käi-
ser.
odoricum aus Spanien zurücke zu gehen genöthiget, können wir keine andere
füglich verstehen, als die er von der grossen Veränderung im Römischen Reich
bekommen. Denn da waren die Dinge so seltsam unter einander gelauffen,
daß Avitus, der auf die Gothische Hülffe sich am meisten verließ, abdancken
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müssen.
3 [Beginn Spaltensatz] sidonivs apollinaris führet an
einem andern Ort, (carmine VII.) diesen Theo-
doricum
mit Auito redend ein: da er unter an-
dern u. 495. sagt:
- - - Mihi ROMVLA dudum
Per te IVRA placent: paruumque ediscere
iussit
Ad tua uerba pater, docili quo prisca MA-
RONIS

Carmine molliret Scythicos mihi pagina mores.
1 §. XIV. 1. Conf. pagivs ad A. 456. n. 3. 4.
2 Dieses interregni gedencket unter andern si-
donivs apollinaris
L. I. ep.
11. und
iacobvs sirmondvs hat selbige Stelle in
seinen Anmerckungen p. 22. erläutert.
3 sidonivs apollinaris (carm. V.)
u. 373.
- - - Conscenderat Alpes,
Raetorumque iugo per longa silentia ductus,
Romano exierat populato trux Alamannus,
[Spaltenumbruch] Perque Cani quondam dictos de nomine cam-
pos
In praedam centum nouies dimiserat hostes:
Iamque magister eras, Burconem dirigis illo
Exigua comitante manu: sed sufficit istud,
Cum pugnare iubes. certa est uictoria nostris
Te mandasse acies. peragit fortuna trium-
phum
Non populo sed amore tuo. nolo agmina
campo
Quo mittis paucos: felix te respicit iste
Euentus belli. certatum est iure magistri,
Augusti fato.
4 chronographvs cvspiniani:
Ricimer magister militum patricius factus est,
pridie kalendas Martii: & factus est Maiorianus
magister militum ipso die: leuatus est, imperator
Maiorianus kal. Aprilis milliario VI. in campo
ad Columellas.
5 sidonivs apollinaris. S. die 3te
Note. iornandes de successione regno-
rum constantino & rvfo coss. (457)
Leo eidem defuncto [scil. Marciano] successit,

[Ende Spaltensatz]
cuius

Zehndtes Buch. Geſchichte der Teutſchen,
er in ſeiner Jugend den Virgilium, und andere gute Roͤmiſche Buͤcher gele-
ſen3. Alle Tage wartete er zufoͤrderſt fruͤhe den Gottesdienſt ab: und lag
darauf den Reichs-Geſchaͤfften ob. Er hoͤrte die fremde Geſandten ausfuͤhr-
lich; erklaͤrte ſich aber ſelbſt in wenig Worten. Die Tafel war, auſſer den
Feſt-Tagen, oder wenn ſonſt etwan der Hof ſich muſte ſehen laſſen, gantz
maͤßig: inſonderheit waren die groſſen Becher bey ſelbiger ſeltſam, und ward
dabey nur von ernſthafften, und nuͤtzlichen Sachen geſprochen. Seine Belu-
ſtigungen waren die Jagd, wo er den Bogen trefflich zu fuͤhren wuſte; oder
das Bretſpiel. sidonivs hat, um ſeinem Freunde den Koͤnig deſto beſſer
kennen zu lehren, auch angemerckt, daß er beym Spiel gantz vertraulich, und
gleichmuͤthig gethan; doch, daß man ein heimliches Vergnuͤgen gemercket, wenn
er gewonnen, und der andere Theil boͤſe worden. Er geſtehet, daß er manche
Partie gutwillig verlohren, um deſto eher, wenn der Koͤnig gutes Muths
waͤre, Gelegenheit, ſich etwas auszubitten, zu finden. Die uͤbrige Zeit des
Tages war wieder den Geſchaͤfften bis zu Abend gewidmet, da es denn bey
dem Abend-Eſſen wohl etwas luſtiger, als zu Mittage, hergieng.

XIV. Durch die Zeitungen, die, wie oben angemercket worden, The-
Rieimer noͤ-
thiget Aui-
tum
abzudan-
cken. Maioria-
nus
wird Kaͤi-
ſer.
odoricum aus Spanien zuruͤcke zu gehen genoͤthiget, koͤnnen wir keine andere
fuͤglich verſtehen, als die er von der groſſen Veraͤnderung im Roͤmiſchen Reich
bekommen. Denn da waren die Dinge ſo ſeltſam unter einander gelauffen,
daß Avitus, der auf die Gothiſche Huͤlffe ſich am meiſten verließ, abdancken
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muͤſſen.
3 [Beginn Spaltensatz] sidonivs apollinaris fuͤhret an
einem andern Ort, (carmine VII.) dieſen Theo-
doricum
mit Auito redend ein: da er unter an-
dern u. 495. ſagt:
‒ ‒ ‒ Mihi ROMVLA dudum
Per te IVRA placent: paruumque ediſcere
iuſſit
Ad tua uerba pater, docili quo priſca MA-
RONIS

Carmine molliret Scythicos mihi pagina mores.
1 §. XIV. 1. Conf. pagivs ad A. 456. n. 3. 4.
2 Dieſes interregni gedencket unter andern si-
donivs apollinaris
L. I. ep.
11. und
iacobvs sirmondvs hat ſelbige Stelle in
ſeinen Anmerckungen p. 22. erlaͤutert.
3 sidonivs apollinaris (carm. V.)
u. 373.
‒ ‒ ‒ Conſcenderat Alpes,
Raetorumque iugo per longa ſilentia ductus,
Romano exierat populato trux Alamannus,
[Spaltenumbruch] Perque Cani quondam dictos de nomine cam-
pos
In praedam centum nouies dimiſerat hoſtes:
Iamque magiſter eras, Burconem dirigis illo
Exigua comitante manu: ſed ſufficit iſtud,
Cum pugnare iubes. certa eſt uictoria noſtris
Te mandaſſe acies. peragit fortuna trium-
phum
Non populo ſed amore tuo. nolo agmina
campo
Quo mittis paucos: felix te reſpicit iſte
Euentus belli. certatum eſt iure magiſtri,
Auguſti fato.
4 chronographvs cvspiniani:
Ricimer magiſter militum patricius factus eſt,
pridie kalendas Martii: & factus eſt Maiorianus
magiſter militum ipſo die: leuatus eſt, imperator
Maiorianus kal. Aprilis milliario VI. in campo
ad Columellas.
5 sidonivs apollinaris. S. die 3te
Note. iornandes de ſucceſſione regno-
rum constantino & rvfo coss. (457)
Leo eidem defuncto [ſcil. Marciano] ſucceſſit,

[Ende Spaltensatz]
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[468/0502] Zehndtes Buch. Geſchichte der Teutſchen, er in ſeiner Jugend den Virgilium, und andere gute Roͤmiſche Buͤcher gele- ſen 3. Alle Tage wartete er zufoͤrderſt fruͤhe den Gottesdienſt ab: und lag darauf den Reichs-Geſchaͤfften ob. Er hoͤrte die fremde Geſandten ausfuͤhr- lich; erklaͤrte ſich aber ſelbſt in wenig Worten. Die Tafel war, auſſer den Feſt-Tagen, oder wenn ſonſt etwan der Hof ſich muſte ſehen laſſen, gantz maͤßig: inſonderheit waren die groſſen Becher bey ſelbiger ſeltſam, und ward dabey nur von ernſthafften, und nuͤtzlichen Sachen geſprochen. Seine Belu- ſtigungen waren die Jagd, wo er den Bogen trefflich zu fuͤhren wuſte; oder das Bretſpiel. sidonivs hat, um ſeinem Freunde den Koͤnig deſto beſſer kennen zu lehren, auch angemerckt, daß er beym Spiel gantz vertraulich, und gleichmuͤthig gethan; doch, daß man ein heimliches Vergnuͤgen gemercket, wenn er gewonnen, und der andere Theil boͤſe worden. Er geſtehet, daß er manche Partie gutwillig verlohren, um deſto eher, wenn der Koͤnig gutes Muths waͤre, Gelegenheit, ſich etwas auszubitten, zu finden. Die uͤbrige Zeit des Tages war wieder den Geſchaͤfften bis zu Abend gewidmet, da es denn bey dem Abend-Eſſen wohl etwas luſtiger, als zu Mittage, hergieng. XIV. Durch die Zeitungen, die, wie oben angemercket worden, The- odoricum aus Spanien zuruͤcke zu gehen genoͤthiget, koͤnnen wir keine andere fuͤglich verſtehen, als die er von der groſſen Veraͤnderung im Roͤmiſchen Reich bekommen. Denn da waren die Dinge ſo ſeltſam unter einander gelauffen, daß Avitus, der auf die Gothiſche Huͤlffe ſich am meiſten verließ, abdancken muͤſſen. 1 2 3 4 5 Rieimer noͤ- thiget Aui- tum abzudan- cken. Maioria- nus wird Kaͤi- ſer. 3 sidonivs apollinaris fuͤhret an einem andern Ort, (carmine VII.) dieſen Theo- doricum mit Auito redend ein: da er unter an- dern u. 495. ſagt: ‒ ‒ ‒ Mihi ROMVLA dudum Per te IVRA placent: paruumque ediſcere iuſſit Ad tua uerba pater, docili quo priſca MA- RONIS Carmine molliret Scythicos mihi pagina mores. 1 §. XIV. 1. Conf. pagivs ad A. 456. n. 3. 4. 2 Dieſes interregni gedencket unter andern si- donivs apollinaris L. I. ep. 11. und iacobvs sirmondvs hat ſelbige Stelle in ſeinen Anmerckungen p. 22. erlaͤutert. 3 sidonivs apollinaris (carm. V.) u. 373. ‒ ‒ ‒ Conſcenderat Alpes, Raetorumque iugo per longa ſilentia ductus, Romano exierat populato trux Alamannus, Perque Cani quondam dictos de nomine cam- pos In praedam centum nouies dimiſerat hoſtes: Iamque magiſter eras, Burconem dirigis illo Exigua comitante manu: ſed ſufficit iſtud, Cum pugnare iubes. certa eſt uictoria noſtris Te mandaſſe acies. peragit fortuna trium- phum Non populo ſed amore tuo. nolo agmina campo Quo mittis paucos: felix te reſpicit iſte Euentus belli. certatum eſt iure magiſtri, Auguſti fato. 4 chronographvs cvspiniani: Ricimer magiſter militum patricius factus eſt, pridie kalendas Martii: & factus eſt Maiorianus magiſter militum ipſo die: leuatus eſt, imperator Maiorianus kal. Aprilis milliario VI. in campo ad Columellas. 5 sidonivs apollinaris. S. die 3te Note. iornandes de ſucceſſione regno- rum constantino & rvfo coss. (457) Leo eidem defuncto [ſcil. Marciano] ſucceſſit, cuius

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/502>, abgerufen am 22.11.2024.