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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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Ich wandte mich zu dem älteren der beiden andern,
denen man die Entbehrungen anmerkte, denen ſie während
ihrer Gefangenſchaft unterworfen geweſen waren.

„Wißt ihr, wer mit euch gefangen war?“

„Nein,“ antwortete er. „Ich ſtak in einem finſteren
Loche, welches nur ganz wenig Licht erhielt, und ich konnte
weder etwas hören, noch etwas ſehen.“

Seinem Sohne war es ebenſo ergangen.

„Iſt der Sergeant, der euch bewachte, ein böſer
Mann?“

„Er hat nie mit uns geſprochen. Die einzige menſch-
liche Stimme, welche wir zu hören bekamen, war diejenige
des alten ſchmutzigen Weibes, welches uns das Eſſen
brachte.“

„Wie ſind die Wege von hier nach Gumri?“

„Du mußt zunächſt in das Thal von Berwari hinab,
und zwar auf einem Pfade, der ſo ſteil und gefährlich iſt,
daß man nicht reiten kann, ſondern die Pferde am Zügel
führen muß. Das Thal iſt reich von Eichen bewaldet
und enthält Dörfer, welche teils von Kurden und teils
von neſtorianiſchen Chaldäern bewohnt werden. Auch
durch die dürre Ebene wirſt du kommen, welche wir New-
daſcht nennen und in der das kurdiſche Dorf Maglano
liegt; dann erreicheſt du den kurdiſchen Weiler Hajis, in
welchem nur einige arme Familien wohnen. Du mußt
über viele Gewäſſer hinweg, die alle dem Zab zufließen,
und erblickſt Gumri ſchon von weitem, da es auf einem
hohen Felſen erbaut iſt, welcher ganz allein in der Ebene
ſteht.“

Nach dieſen und andern notwendigen Erkundigungen
lud ich ſie zum Eſſen ein. Die beiden frei gewordenen
Gefangenen langten mit einem Heißhunger zu, der mich
wohl erkennen ließ, wie beſorgt die alte Merſinah um

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/230>, abgerufen am 11.01.2025.