welches niemand kennt und wo Trauben wachsen, deren Beeren sind wie die Aepfel und deren Saft kann um- reißen die Mauern einer ganzen Stadt."
"Bringe eine Flasche!" befahl der Agha.
"Nein, bringe zwei Krüge! Du mußt nämlich wissen, daß der Wein von Türbedi Haidari nur in großen Thon- krügen aufbewahrt und nur aus kleinen Krügen getrunken wird," sagte ich.
"Du kennst ihn?" fragte der Jude.
"Ich habe ihn oft getrunken."
"Wo? Wo liegt dieses Land?"
"Der Name, den du nanntest, ist der Name einer Stadt, welche in Terbidschan in Persien liegt. Der Wein ist gut, und ich hoffe, daß du verstanden hast, ihn zu be- handeln. Was kostet er?"
"Du bist ein vornehmer Herr; darum sollst du ihn haben halb umsonst. Du wirst bezahlen dreißig Piaster für den Krug."
"Das ist halb umsonst? Bringe die zwei Krüge, da- mit ich ihn koste. Dann werde ich dir sagen, wie viel ich gebe!"
Er ging. In einer Ecke lehnten einige Pfeifen neben einem Kästchen mit Tabak. Wir setzten uns und griffen nach den Pfeifen, die ohne Spitze waren. Ich zog mein Mundstück aus der Tasche und schraubte es an; dann ver- suchte ich den Tabak; es war ein guter Perser.
"Was ist drüben auf der andern Seite des Hauses, Selim Agha?" fragte ich.
"Ein Spezereiladen und eine Kaffeestube. Hinten ist eine Opiumbude und eine Weinschänke für das Volk; hier aber dürfen nur vornehme Herren eintreten," erklärte er mir mit selbstgefälligem Gesichte.
Ich kann sagen, daß ich mich auf diesen Wein freute.
welches niemand kennt und wo Trauben wachſen, deren Beeren ſind wie die Aepfel und deren Saft kann um- reißen die Mauern einer ganzen Stadt.“
„Bringe eine Flaſche!“ befahl der Agha.
„Nein, bringe zwei Krüge! Du mußt nämlich wiſſen, daß der Wein von Türbedi Haidari nur in großen Thon- krügen aufbewahrt und nur aus kleinen Krügen getrunken wird,“ ſagte ich.
„Du kennſt ihn?“ fragte der Jude.
„Ich habe ihn oft getrunken.“
„Wo? Wo liegt dieſes Land?“
„Der Name, den du nannteſt, iſt der Name einer Stadt, welche in Terbidſchan in Perſien liegt. Der Wein iſt gut, und ich hoffe, daß du verſtanden haſt, ihn zu be- handeln. Was koſtet er?“
„Du biſt ein vornehmer Herr; darum ſollſt du ihn haben halb umſonſt. Du wirſt bezahlen dreißig Piaſter für den Krug.“
„Das iſt halb umſonſt? Bringe die zwei Krüge, da- mit ich ihn koſte. Dann werde ich dir ſagen, wie viel ich gebe!“
Er ging. In einer Ecke lehnten einige Pfeifen neben einem Käſtchen mit Tabak. Wir ſetzten uns und griffen nach den Pfeifen, die ohne Spitze waren. Ich zog mein Mundſtück aus der Taſche und ſchraubte es an; dann ver- ſuchte ich den Tabak; es war ein guter Perſer.
„Was iſt drüben auf der andern Seite des Hauſes, Selim Agha?“ fragte ich.
„Ein Spezereiladen und eine Kaffeeſtube. Hinten iſt eine Opiumbude und eine Weinſchänke für das Volk; hier aber dürfen nur vornehme Herren eintreten,“ erklärte er mir mit ſelbſtgefälligem Geſichte.
Ich kann ſagen, daß ich mich auf dieſen Wein freute.
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welches niemand kennt und wo Trauben wachſen, deren
Beeren ſind wie die Aepfel und deren Saft kann um-
reißen die Mauern einer ganzen Stadt.“
„Bringe eine Flaſche!“ befahl der Agha.
„Nein, bringe zwei Krüge! Du mußt nämlich wiſſen,
daß der Wein von Türbedi Haidari nur in großen Thon-
krügen aufbewahrt und nur aus kleinen Krügen getrunken
wird,“ ſagte ich.
„Du kennſt ihn?“ fragte der Jude.
„Ich habe ihn oft getrunken.“
„Wo? Wo liegt dieſes Land?“
„Der Name, den du nannteſt, iſt der Name einer
Stadt, welche in Terbidſchan in Perſien liegt. Der Wein
iſt gut, und ich hoffe, daß du verſtanden haſt, ihn zu be-
handeln. Was koſtet er?“
„Du biſt ein vornehmer Herr; darum ſollſt du ihn
haben halb umſonſt. Du wirſt bezahlen dreißig Piaſter
für den Krug.“
„Das iſt halb umſonſt? Bringe die zwei Krüge, da-
mit ich ihn koſte. Dann werde ich dir ſagen, wie viel ich
gebe!“
Er ging. In einer Ecke lehnten einige Pfeifen neben
einem Käſtchen mit Tabak. Wir ſetzten uns und griffen
nach den Pfeifen, die ohne Spitze waren. Ich zog mein
Mundſtück aus der Taſche und ſchraubte es an; dann ver-
ſuchte ich den Tabak; es war ein guter Perſer.
„Was iſt drüben auf der andern Seite des Hauſes,
Selim Agha?“ fragte ich.
„Ein Spezereiladen und eine Kaffeeſtube. Hinten iſt
eine Opiumbude und eine Weinſchänke für das Volk;
hier aber dürfen nur vornehme Herren eintreten,“ erklärte
er mir mit ſelbſtgefälligem Geſichte.
Ich kann ſagen, daß ich mich auf dieſen Wein freute.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/245>, abgerufen am 22.12.2024.
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