Die andern hatten meinem sonderbaren Gebaren mit Verwunderung zugesehen, und auch Ali konnte den Grund desselben nicht einsehen.
"Warum lässest du mich dieses Sternes wegen rufen?"
"Weil es kein Stern ist!"
"Was sonst? Ein Licht?"
"Nun, wenn es nur ein Licht wäre, würde es schon merkwürdig sein; aber es ist eine ganze Reihe von Lichtern."
"Woraus vermutest du dies?"
"Ein Stern kann es nicht sein, weil es tiefer steht, als die Spitze des Berges, der dahinter liegt. Und daß es mehrere Lichter sind, hast du ja aus dem Experimente gesehen, das wir vorgenommen haben. Da drüben gehen oder reiten viele Leute mit Fackeln oder Laternen, von denen zuweilen die eine oder die andere herüberblitzt."
Der Bey stieß einen Ausruf der Verwunderung aus.
"Du hast recht, Emir!"
"Wer mag es sein?"
"Pilger sind es nicht, denn diese würden auf dem Wege von Baadri nach Scheik Adi kommen."
"So denke an die Türken!"
"Herr! Wäre es möglich?"
"Das weiß ich nicht, denn diese Gegend ist mir un- bekannt. Beschreibe sie mir, Bey!"
"Hier grad aus geht der Weg nach Baadri, und hier weiter links der nach Ain Sifni. Teile diesen Weg in drei Teile; gehe das erste Drittel, so hast du diese Lichter dann dir zur Linken nach dem Wasser zu, welches von Scheik Adi kommt."
"Kann man am Wasser entlang reiten?"
"Ja."
"Und auf diese Weise nach Scheik Adi kommen?"
"Ja."
Die andern hatten meinem ſonderbaren Gebaren mit Verwunderung zugeſehen, und auch Ali konnte den Grund desſelben nicht einſehen.
„Warum läſſeſt du mich dieſes Sternes wegen rufen?“
„Weil es kein Stern iſt!“
„Was ſonſt? Ein Licht?“
„Nun, wenn es nur ein Licht wäre, würde es ſchon merkwürdig ſein; aber es iſt eine ganze Reihe von Lichtern.“
„Woraus vermuteſt du dies?“
„Ein Stern kann es nicht ſein, weil es tiefer ſteht, als die Spitze des Berges, der dahinter liegt. Und daß es mehrere Lichter ſind, haſt du ja aus dem Experimente geſehen, das wir vorgenommen haben. Da drüben gehen oder reiten viele Leute mit Fackeln oder Laternen, von denen zuweilen die eine oder die andere herüberblitzt.“
Der Bey ſtieß einen Ausruf der Verwunderung aus.
„Du haſt recht, Emir!“
„Wer mag es ſein?“
„Pilger ſind es nicht, denn dieſe würden auf dem Wege von Baadri nach Scheik Adi kommen.“
„So denke an die Türken!“
„Herr! Wäre es möglich?“
„Das weiß ich nicht, denn dieſe Gegend iſt mir un- bekannt. Beſchreibe ſie mir, Bey!“
„Hier grad aus geht der Weg nach Baadri, und hier weiter links der nach Aïn Sifni. Teile dieſen Weg in drei Teile; gehe das erſte Drittel, ſo haſt du dieſe Lichter dann dir zur Linken nach dem Waſſer zu, welches von Scheik Adi kommt.“
„Kann man am Waſſer entlang reiten?“
„Ja.“
„Und auf dieſe Weiſe nach Scheik Adi kommen?“
„Ja.“
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Die andern hatten meinem ſonderbaren Gebaren mit
Verwunderung zugeſehen, und auch Ali konnte den Grund
desſelben nicht einſehen.
„Warum läſſeſt du mich dieſes Sternes wegen rufen?“
„Weil es kein Stern iſt!“
„Was ſonſt? Ein Licht?“
„Nun, wenn es nur ein Licht wäre, würde es ſchon
merkwürdig ſein; aber es iſt eine ganze Reihe von Lichtern.“
„Woraus vermuteſt du dies?“
„Ein Stern kann es nicht ſein, weil es tiefer ſteht,
als die Spitze des Berges, der dahinter liegt. Und daß
es mehrere Lichter ſind, haſt du ja aus dem Experimente
geſehen, das wir vorgenommen haben. Da drüben gehen
oder reiten viele Leute mit Fackeln oder Laternen, von
denen zuweilen die eine oder die andere herüberblitzt.“
Der Bey ſtieß einen Ausruf der Verwunderung aus.
„Du haſt recht, Emir!“
„Wer mag es ſein?“
„Pilger ſind es nicht, denn dieſe würden auf dem
Wege von Baadri nach Scheik Adi kommen.“
„So denke an die Türken!“
„Herr! Wäre es möglich?“
„Das weiß ich nicht, denn dieſe Gegend iſt mir un-
bekannt. Beſchreibe ſie mir, Bey!“
„Hier grad aus geht der Weg nach Baadri, und hier
weiter links der nach Aïn Sifni. Teile dieſen Weg in
drei Teile; gehe das erſte Drittel, ſo haſt du dieſe Lichter
dann dir zur Linken nach dem Waſſer zu, welches von
Scheik Adi kommt.“
„Kann man am Waſſer entlang reiten?“
„Ja.“
„Und auf dieſe Weiſe nach Scheik Adi kommen?“
„Ja.“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/32>, abgerufen am 22.12.2024.
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