geschehen. Nach der großen Anstrengung war das Ge- fühl einer Ohnmacht über ihn gekommen.
"Halte ihm die Beine!" gebot der Mutesselim dem Agha.
Der Erstere leerte nun vor allen Dingen die Taschen des Gefangenen; dann zog er ihm auch die Ringe ab und steckte alles zu sich. Hierauf packte der Agha den Gefangenen bei einem der Beine und zog ihn bis vor seine Zelle, in welche er ihn hinabgleiten ließ. Dann wurde dieselbe zugeschlossen. Nun mußte Selim hinauf, um die Wächter frei zu lassen und ihnen die größte Wachsamkeit einzu- schärfen.
"Nimm ihnen den Schlüssel zum Thore ab!" rief ihm der Kommandant zu. "Dann kann niemand öffnen, und auch sie nicht."
Selim that dies, und dann verließen wir das Ge- fängnis.
Draußen blieb der Mutesselim stehen. Er war jetzt vollständig ernüchtert, indem er sagte:
"Agha, ich werde nun das Verzeichnis von allem anfertigen, was der Makredsch bei sich hatte; denn ich habe alles mit ihm nach Mossul zu senden. Du wirst es unterzeichnen, damit ich beweisen kann, daß ich die Wahr- heit geschrieben habe, falls ihm einfallen sollte, zu be- haupten, daß er mehr gehabt habe!"
"Wann soll ich kommen?" fragte Selim.
"Zur gewöhnlichen Zeit."
"Und den Schlüssel behältst du?"
"Ja. Vielleicht gehe ich des Nachts noch einmal hierher. Gute Nacht, Emir! Du warst mir heute von großem Nutzen und wirst mir sagen, wie ich dir dankbar sein kann."
Er ging, und wir wandten uns unserer Wohnung zu.
geſchehen. Nach der großen Anſtrengung war das Ge- fühl einer Ohnmacht über ihn gekommen.
„Halte ihm die Beine!“ gebot der Muteſſelim dem Agha.
Der Erſtere leerte nun vor allen Dingen die Taſchen des Gefangenen; dann zog er ihm auch die Ringe ab und ſteckte alles zu ſich. Hierauf packte der Agha den Gefangenen bei einem der Beine und zog ihn bis vor ſeine Zelle, in welche er ihn hinabgleiten ließ. Dann wurde dieſelbe zugeſchloſſen. Nun mußte Selim hinauf, um die Wächter frei zu laſſen und ihnen die größte Wachſamkeit einzu- ſchärfen.
„Nimm ihnen den Schlüſſel zum Thore ab!“ rief ihm der Kommandant zu. „Dann kann niemand öffnen, und auch ſie nicht.“
Selim that dies, und dann verließen wir das Ge- fängnis.
Draußen blieb der Muteſſelim ſtehen. Er war jetzt vollſtändig ernüchtert, indem er ſagte:
„Agha, ich werde nun das Verzeichnis von allem anfertigen, was der Makredſch bei ſich hatte; denn ich habe alles mit ihm nach Moſſul zu ſenden. Du wirſt es unterzeichnen, damit ich beweiſen kann, daß ich die Wahr- heit geſchrieben habe, falls ihm einfallen ſollte, zu be- haupten, daß er mehr gehabt habe!“
„Wann ſoll ich kommen?“ fragte Selim.
„Zur gewöhnlichen Zeit.“
„Und den Schlüſſel behältſt du?“
„Ja. Vielleicht gehe ich des Nachts noch einmal hierher. Gute Nacht, Emir! Du warſt mir heute von großem Nutzen und wirſt mir ſagen, wie ich dir dankbar ſein kann.“
Er ging, und wir wandten uns unſerer Wohnung zu.
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geſchehen. Nach der großen Anſtrengung war das Ge-
fühl einer Ohnmacht über ihn gekommen.
„Halte ihm die Beine!“ gebot der Muteſſelim dem
Agha.
Der Erſtere leerte nun vor allen Dingen die Taſchen
des Gefangenen; dann zog er ihm auch die Ringe ab und
ſteckte alles zu ſich. Hierauf packte der Agha den Gefangenen
bei einem der Beine und zog ihn bis vor ſeine Zelle, in
welche er ihn hinabgleiten ließ. Dann wurde dieſelbe
zugeſchloſſen. Nun mußte Selim hinauf, um die Wächter
frei zu laſſen und ihnen die größte Wachſamkeit einzu-
ſchärfen.
„Nimm ihnen den Schlüſſel zum Thore ab!“ rief
ihm der Kommandant zu. „Dann kann niemand öffnen,
und auch ſie nicht.“
Selim that dies, und dann verließen wir das Ge-
fängnis.
Draußen blieb der Muteſſelim ſtehen. Er war jetzt
vollſtändig ernüchtert, indem er ſagte:
„Agha, ich werde nun das Verzeichnis von allem
anfertigen, was der Makredſch bei ſich hatte; denn ich
habe alles mit ihm nach Moſſul zu ſenden. Du wirſt es
unterzeichnen, damit ich beweiſen kann, daß ich die Wahr-
heit geſchrieben habe, falls ihm einfallen ſollte, zu be-
haupten, daß er mehr gehabt habe!“
„Wann ſoll ich kommen?“ fragte Selim.
„Zur gewöhnlichen Zeit.“
„Und den Schlüſſel behältſt du?“
„Ja. Vielleicht gehe ich des Nachts noch einmal
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/336>, abgerufen am 23.12.2024.
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