Mein Pferd war von den Schammarbergen her wohl solche Tiefen gewöhnt; es scheute nicht und schritt vor- sichtig und langsam weiter, obgleich der Pfad eine Breite von nicht über zwei Fuß mehr hatte. Stellenweise aller- dings war er breiter, und ich hoffte, als ich eine Krüm- mung des Berges vor mir sah, daß sich der Fels hinter derselben wieder gangbar zeigen werde. Dort angelangt, blieb das Pferd stehen, ohne daß ich es anzuhalten brauchte. Wir blickten, Roß und Reiter, in eine Tiefe von mehreren hundert Fuß hinab.
Ich befand mich in einer geradezu schauderhaften Lage. Vorwärts konnte ich nicht, umwenden auch nicht, und da hinten sah ich den Melek an der Felsenkante leh- nen. Vielleicht hatte er diese Gegend gekannt, denn er war abgestiegen und mir zu Fuße gefolgt. Hinter ihm sah ich mehrere seiner Leute ankommen.
Ich konnte allerdings hinter meinem Pferde herab- rutschen und zurückkehren; aber dann war mein herrlicher Rappe verloren. Darum beschloß ich, alles zu wagen. Ich redete ihm freundlich zu und ließ ihn rückwärts gehen. Er gehorchte und tastete sich mit ungeheurer Vorsicht, aber schnaubend und zitternd zurück. Wenn ihn nur ein kleiner Schwindel überfiel, so waren wir verloren. Aber der beruhigende und ermutigende Ton meiner Stimme schien ihm doppelten Scharfsinn zu verleihen. Wenn es auch langsam ging, so gelangten wir doch Schritt um Schritt weiter und endlich an eine Stelle, wo der Platz mehr als doppelt so breit war, als bisher.
Hier ließ ich das Pferd ausruhen. Der Melek erhob sein Gewehr.
"Bleib dort, sonst schieße ich!" rief er mir zu.
Sollte ich es zum Schusse kommen lassen? Wenn mein Pferd erschrak, konnte es mit mir in die Tiefe springen.
Mein Pferd war von den Schammarbergen her wohl ſolche Tiefen gewöhnt; es ſcheute nicht und ſchritt vor- ſichtig und langſam weiter, obgleich der Pfad eine Breite von nicht über zwei Fuß mehr hatte. Stellenweiſe aller- dings war er breiter, und ich hoffte, als ich eine Krüm- mung des Berges vor mir ſah, daß ſich der Fels hinter derſelben wieder gangbar zeigen werde. Dort angelangt, blieb das Pferd ſtehen, ohne daß ich es anzuhalten brauchte. Wir blickten, Roß und Reiter, in eine Tiefe von mehreren hundert Fuß hinab.
Ich befand mich in einer geradezu ſchauderhaften Lage. Vorwärts konnte ich nicht, umwenden auch nicht, und da hinten ſah ich den Melek an der Felſenkante leh- nen. Vielleicht hatte er dieſe Gegend gekannt, denn er war abgeſtiegen und mir zu Fuße gefolgt. Hinter ihm ſah ich mehrere ſeiner Leute ankommen.
Ich konnte allerdings hinter meinem Pferde herab- rutſchen und zurückkehren; aber dann war mein herrlicher Rappe verloren. Darum beſchloß ich, alles zu wagen. Ich redete ihm freundlich zu und ließ ihn rückwärts gehen. Er gehorchte und taſtete ſich mit ungeheurer Vorſicht, aber ſchnaubend und zitternd zurück. Wenn ihn nur ein kleiner Schwindel überfiel, ſo waren wir verloren. Aber der beruhigende und ermutigende Ton meiner Stimme ſchien ihm doppelten Scharfſinn zu verleihen. Wenn es auch langſam ging, ſo gelangten wir doch Schritt um Schritt weiter und endlich an eine Stelle, wo der Platz mehr als doppelt ſo breit war, als bisher.
Hier ließ ich das Pferd ausruhen. Der Melek erhob ſein Gewehr.
„Bleib dort, ſonſt ſchieße ich!“ rief er mir zu.
Sollte ich es zum Schuſſe kommen laſſen? Wenn mein Pferd erſchrak, konnte es mit mir in die Tiefe ſpringen.
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Mein Pferd war von den Schammarbergen her wohl
ſolche Tiefen gewöhnt; es ſcheute nicht und ſchritt vor-
ſichtig und langſam weiter, obgleich der Pfad eine Breite
von nicht über zwei Fuß mehr hatte. Stellenweiſe aller-
dings war er breiter, und ich hoffte, als ich eine Krüm-
mung des Berges vor mir ſah, daß ſich der Fels hinter
derſelben wieder gangbar zeigen werde. Dort angelangt,
blieb das Pferd ſtehen, ohne daß ich es anzuhalten brauchte.
Wir blickten, Roß und Reiter, in eine Tiefe von mehreren
hundert Fuß hinab.
Ich befand mich in einer geradezu ſchauderhaften
Lage. Vorwärts konnte ich nicht, umwenden auch nicht,
und da hinten ſah ich den Melek an der Felſenkante leh-
nen. Vielleicht hatte er dieſe Gegend gekannt, denn er
war abgeſtiegen und mir zu Fuße gefolgt. Hinter ihm
ſah ich mehrere ſeiner Leute ankommen.
Ich konnte allerdings hinter meinem Pferde herab-
rutſchen und zurückkehren; aber dann war mein herrlicher
Rappe verloren. Darum beſchloß ich, alles zu wagen.
Ich redete ihm freundlich zu und ließ ihn rückwärts gehen.
Er gehorchte und taſtete ſich mit ungeheurer Vorſicht, aber
ſchnaubend und zitternd zurück. Wenn ihn nur ein kleiner
Schwindel überfiel, ſo waren wir verloren. Aber der
beruhigende und ermutigende Ton meiner Stimme ſchien
ihm doppelten Scharfſinn zu verleihen. Wenn es auch
langſam ging, ſo gelangten wir doch Schritt um Schritt
weiter und endlich an eine Stelle, wo der Platz mehr als
doppelt ſo breit war, als bisher.
Hier ließ ich das Pferd ausruhen. Der Melek erhob
ſein Gewehr.
„Bleib dort, ſonſt ſchieße ich!“ rief er mir zu.
Sollte ich es zum Schuſſe kommen laſſen? Wenn
mein Pferd erſchrak, konnte es mit mir in die Tiefe ſpringen.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/500>, abgerufen am 23.12.2024.
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