füttern, wenn du Hunger hast; denn du kannst deine Hände nicht gebrauchen."
"Wo ist das Futter?"
"Hier!"
Er deutete auf den wackern Scherben, dessen Inhalt mir so verführerisch entgegenlachte.
"Was ist es?" erkundigte ich mich.
"Ich weiß es nicht, aber Madana kann kochen, wie keine zweite im Dorfe."
"Warum schleppt ihr mich hierher?"
"Das habe ich dir nicht zu sagen; du wirst es von einem andern erfahren. Mache keinen Versuch, dich zu befreien, sonst giebt Madana ein Zeichen, und es kommen einige Männer, um dich noch schlimmer zu fesseln."
Jetzt ging auch er fort. Ich hörte die sich entfer- nenden Schritte der beiden Männer; dann kam die holde "Petersilie" hereingekrochen und kauerte sich neben dem offenen Eingang in der Weise nieder, daß ich grad vor ihrem Blicke lag.
Es war zwar keine angenehme Lage, in welcher ich mich befand, sie machte mir doch weniger Sorgen als der peinigende Gedanke an die Gefährten in Lizan. Der Melek lauerte mit Schmerzen auf mich, und die Kurden erwarteten wohl längst schon meine Wiederkehr. Und hier lag ich angebunden, wie eine Dogge in der Hunde- hütte! Was mußte daraus entstehen!
Einen Trost hatte ich doch. War Mohammed Emin nach Lizan gekommen, so hatte man sicher sofort den Platz aufgesucht, an welchem ich überfallen worden war. Man fand das tote Pferd und die Spuren des Kampfes, und im übrigen mußte ich dann auf den Scharfsinn und die Verwegenheit meines treuen Halef bauen.
So lag ich längere Zeit in Gedanken versunken und
füttern, wenn du Hunger haſt; denn du kannſt deine Hände nicht gebrauchen.“
„Wo iſt das Futter?“
„Hier!“
Er deutete auf den wackern Scherben, deſſen Inhalt mir ſo verführeriſch entgegenlachte.
„Was iſt es?“ erkundigte ich mich.
„Ich weiß es nicht, aber Madana kann kochen, wie keine zweite im Dorfe.“
„Warum ſchleppt ihr mich hierher?“
„Das habe ich dir nicht zu ſagen; du wirſt es von einem andern erfahren. Mache keinen Verſuch, dich zu befreien, ſonſt giebt Madana ein Zeichen, und es kommen einige Männer, um dich noch ſchlimmer zu feſſeln.“
Jetzt ging auch er fort. Ich hörte die ſich entfer- nenden Schritte der beiden Männer; dann kam die holde „Peterſilie“ hereingekrochen und kauerte ſich neben dem offenen Eingang in der Weiſe nieder, daß ich grad vor ihrem Blicke lag.
Es war zwar keine angenehme Lage, in welcher ich mich befand, ſie machte mir doch weniger Sorgen als der peinigende Gedanke an die Gefährten in Lizan. Der Melek lauerte mit Schmerzen auf mich, und die Kurden erwarteten wohl längſt ſchon meine Wiederkehr. Und hier lag ich angebunden, wie eine Dogge in der Hunde- hütte! Was mußte daraus entſtehen!
Einen Troſt hatte ich doch. War Mohammed Emin nach Lizan gekommen, ſo hatte man ſicher ſofort den Platz aufgeſucht, an welchem ich überfallen worden war. Man fand das tote Pferd und die Spuren des Kampfes, und im übrigen mußte ich dann auf den Scharfſinn und die Verwegenheit meines treuen Halef bauen.
So lag ich längere Zeit in Gedanken verſunken und
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[559/0573]
füttern, wenn du Hunger haſt; denn du kannſt deine
Hände nicht gebrauchen.“
„Wo iſt das Futter?“
„Hier!“
Er deutete auf den wackern Scherben, deſſen Inhalt
mir ſo verführeriſch entgegenlachte.
„Was iſt es?“ erkundigte ich mich.
„Ich weiß es nicht, aber Madana kann kochen, wie
keine zweite im Dorfe.“
„Warum ſchleppt ihr mich hierher?“
„Das habe ich dir nicht zu ſagen; du wirſt es von
einem andern erfahren. Mache keinen Verſuch, dich zu
befreien, ſonſt giebt Madana ein Zeichen, und es kommen
einige Männer, um dich noch ſchlimmer zu feſſeln.“
Jetzt ging auch er fort. Ich hörte die ſich entfer-
nenden Schritte der beiden Männer; dann kam die holde
„Peterſilie“ hereingekrochen und kauerte ſich neben dem
offenen Eingang in der Weiſe nieder, daß ich grad vor
ihrem Blicke lag.
Es war zwar keine angenehme Lage, in welcher ich
mich befand, ſie machte mir doch weniger Sorgen als der
peinigende Gedanke an die Gefährten in Lizan. Der
Melek lauerte mit Schmerzen auf mich, und die Kurden
erwarteten wohl längſt ſchon meine Wiederkehr. Und
hier lag ich angebunden, wie eine Dogge in der Hunde-
hütte! Was mußte daraus entſtehen!
Einen Troſt hatte ich doch. War Mohammed Emin
nach Lizan gekommen, ſo hatte man ſicher ſofort den Platz
aufgeſucht, an welchem ich überfallen worden war. Man
fand das tote Pferd und die Spuren des Kampfes, und
im übrigen mußte ich dann auf den Scharfſinn und die
Verwegenheit meines treuen Halef bauen.
So lag ich längere Zeit in Gedanken verſunken und
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/573>, abgerufen am 23.12.2024.
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