Während ich seine Worte verdolmetschte, reichte er ihr die Hand entgegen, und sie schlug lachend ein. Dabei strahlte ihr Angesicht so lieb und gut, daß mich ein auf- richtiges und warmes Bedauern überkam, indem ich an das einförmige, freudenlose Leben dachte, das ihrer in diesem Lande wartete.
"Hast du nicht einen Wunsch, den ich dir erfüllen könnte?" fragte ich sie infolge dieser freundschaftlichen Aufwallung.
Sie blickte mir einige Sekunden lang nachdenklich in das Gesicht und antwortete dann:
"Ja, Herr, ich habe einen Wunsch."
"Sage ihn!"
"Emir, ich werde sehr viel an dich denken. Wirst du dich auch zuweilen an uns erinnern?"
"Oft, sehr oft!"
"Scheint der Mond bei euch auch so wie bei uns?"
"Ganz so."
"Herr, blicke am Abend eines jeden Vollmondes zu ihm empor; dann werden sich da oben unsere Augen treffen!"
Jetzt war ich es, der ihr die Hand hinüber reichte.
"Ich werde es thun -- und ich werde auch an an- dern Abenden deiner gedenken, wenn der Mond am Himmel steht. So oft du ihn erblickst, so denke, daß er dir meine Grüße bringen soll."
"Und er dir die unsrigen!"
Jetzt stockte die Unterhaltung; wir waren ins Ele- gische geraten. Doch kehrte während des weiteren Ver- laufs des Mahles die vorige Stimmung wieder zurück. Ingdscha war sogar die erste, die das Wort von neuem ergriff:
"Wird dein Diener mit zur Höhle gehen, Herr?"
Während ich ſeine Worte verdolmetſchte, reichte er ihr die Hand entgegen, und ſie ſchlug lachend ein. Dabei ſtrahlte ihr Angeſicht ſo lieb und gut, daß mich ein auf- richtiges und warmes Bedauern überkam, indem ich an das einförmige, freudenloſe Leben dachte, das ihrer in dieſem Lande wartete.
„Haſt du nicht einen Wunſch, den ich dir erfüllen könnte?“ fragte ich ſie infolge dieſer freundſchaftlichen Aufwallung.
Sie blickte mir einige Sekunden lang nachdenklich in das Geſicht und antwortete dann:
„Ja, Herr, ich habe einen Wunſch.“
„Sage ihn!“
„Emir, ich werde ſehr viel an dich denken. Wirſt du dich auch zuweilen an uns erinnern?“
„Oft, ſehr oft!“
„Scheint der Mond bei euch auch ſo wie bei uns?“
„Ganz ſo.“
„Herr, blicke am Abend eines jeden Vollmondes zu ihm empor; dann werden ſich da oben unſere Augen treffen!“
Jetzt war ich es, der ihr die Hand hinüber reichte.
„Ich werde es thun — und ich werde auch an an- dern Abenden deiner gedenken, wenn der Mond am Himmel ſteht. So oft du ihn erblickſt, ſo denke, daß er dir meine Grüße bringen ſoll.“
„Und er dir die unſrigen!“
Jetzt ſtockte die Unterhaltung; wir waren ins Ele- giſche geraten. Doch kehrte während des weiteren Ver- laufs des Mahles die vorige Stimmung wieder zurück. Ingdſcha war ſogar die erſte, die das Wort von neuem ergriff:
„Wird dein Diener mit zur Höhle gehen, Herr?“
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Während ich ſeine Worte verdolmetſchte, reichte er
ihr die Hand entgegen, und ſie ſchlug lachend ein. Dabei
ſtrahlte ihr Angeſicht ſo lieb und gut, daß mich ein auf-
richtiges und warmes Bedauern überkam, indem ich an
das einförmige, freudenloſe Leben dachte, das ihrer in
dieſem Lande wartete.
„Haſt du nicht einen Wunſch, den ich dir erfüllen
könnte?“ fragte ich ſie infolge dieſer freundſchaftlichen
Aufwallung.
Sie blickte mir einige Sekunden lang nachdenklich in
das Geſicht und antwortete dann:
„Ja, Herr, ich habe einen Wunſch.“
„Sage ihn!“
„Emir, ich werde ſehr viel an dich denken. Wirſt
du dich auch zuweilen an uns erinnern?“
„Oft, ſehr oft!“
„Scheint der Mond bei euch auch ſo wie bei uns?“
„Ganz ſo.“
„Herr, blicke am Abend eines jeden Vollmondes zu
ihm empor; dann werden ſich da oben unſere Augen
treffen!“
Jetzt war ich es, der ihr die Hand hinüber reichte.
„Ich werde es thun — und ich werde auch an an-
dern Abenden deiner gedenken, wenn der Mond am Himmel
ſteht. So oft du ihn erblickſt, ſo denke, daß er dir meine
Grüße bringen ſoll.“
„Und er dir die unſrigen!“
Jetzt ſtockte die Unterhaltung; wir waren ins Ele-
giſche geraten. Doch kehrte während des weiteren Ver-
laufs des Mahles die vorige Stimmung wieder zurück.
Ingdſcha war ſogar die erſte, die das Wort von neuem
ergriff:
„Wird dein Diener mit zur Höhle gehen, Herr?“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/599>, abgerufen am 23.12.2024.
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