wollt sengen und brennen, rauben und morden: ihr habt sogar meinen Boten getötet, eine That, welche ganz und gar gegen das Recht der Völker ist. Daraus folgt, daß ich euch nicht als Krieger betrachten kann, sondern als Räuber behandeln muß; Räuber aber schießt man einfach über den Haufen. Wir sind fertig! Kehre zu den Deinen zurück. Jetzt stehst du noch unter meinem Schutze; dann aber bist du vogelfrei!"
Er verließ das Zelt und erhob den Arm. Die Ar- tilleristen mochten längst auf dieses Zeichen gewartet haben -- ein Kanonenschuß krachte, und noch einer.
"Herr, was thust du!" rief der Kaimakam. "Du brichst den Waffenstillstand, noch während ich bei dir bin!"
"Haben wir einen Waffenstillstand abgeschlossen? Habe ich dir nicht gesagt, daß wir fertig sind? Hörst du? Das waren Kartätschen -- und das Granaten; dieselben Geschosse, welche für uns bestimmt waren; nun aber treffen sie euch. Allah hat gerichtet; er trifft den Sünder mit demselben Streiche, mit dem dieser gesündigt hat. Du hörst das Schreien deiner Leute. Gehe zu ihnen und befiehl ihnen, unsere Dörfer zu zerstören!"
Wirklich schien der dritte und vierte Schuß außer- ordentlich gewirkt zu haben; das konnte man aus dem wilden Heulen schließen, welches aus der Tiefe scholl.
"Halt ein, Ali Bey! Gieb das Zeichen, mit dem Feuer wieder einzuhalten, damit wir weiter verhandeln können!"
"Du kennst den Befehl des Mutessarif, und ich kenne meine Pflicht; wir sind fertig."
"Der Mutessarif hatte seine Befehle nicht mir, son- dern dem Miralai gegeben, und nun ist es meine Pflicht, meine Leute nicht wehrlos niederschießen zu lassen. Ich muß sie zu retten suchen."
wollt ſengen und brennen, rauben und morden: ihr habt ſogar meinen Boten getötet, eine That, welche ganz und gar gegen das Recht der Völker iſt. Daraus folgt, daß ich euch nicht als Krieger betrachten kann, ſondern als Räuber behandeln muß; Räuber aber ſchießt man einfach über den Haufen. Wir ſind fertig! Kehre zu den Deinen zurück. Jetzt ſtehſt du noch unter meinem Schutze; dann aber biſt du vogelfrei!“
Er verließ das Zelt und erhob den Arm. Die Ar- tilleriſten mochten längſt auf dieſes Zeichen gewartet haben — ein Kanonenſchuß krachte, und noch einer.
„Herr, was thuſt du!“ rief der Kaimakam. „Du brichſt den Waffenſtillſtand, noch während ich bei dir bin!“
„Haben wir einen Waffenſtillſtand abgeſchloſſen? Habe ich dir nicht geſagt, daß wir fertig ſind? Hörſt du? Das waren Kartätſchen — und das Granaten; dieſelben Geſchoſſe, welche für uns beſtimmt waren; nun aber treffen ſie euch. Allah hat gerichtet; er trifft den Sünder mit demſelben Streiche, mit dem dieſer geſündigt hat. Du hörſt das Schreien deiner Leute. Gehe zu ihnen und befiehl ihnen, unſere Dörfer zu zerſtören!“
Wirklich ſchien der dritte und vierte Schuß außer- ordentlich gewirkt zu haben; das konnte man aus dem wilden Heulen ſchließen, welches aus der Tiefe ſcholl.
„Halt ein, Ali Bey! Gieb das Zeichen, mit dem Feuer wieder einzuhalten, damit wir weiter verhandeln können!“
„Du kennſt den Befehl des Muteſſarif, und ich kenne meine Pflicht; wir ſind fertig.“
„Der Muteſſarif hatte ſeine Befehle nicht mir, ſon- dern dem Miralai gegeben, und nun iſt es meine Pflicht, meine Leute nicht wehrlos niederſchießen zu laſſen. Ich muß ſie zu retten ſuchen.“
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wollt ſengen und brennen, rauben und morden: ihr habt
ſogar meinen Boten getötet, eine That, welche ganz und
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ich euch nicht als Krieger betrachten kann, ſondern als
Räuber behandeln muß; Räuber aber ſchießt man einfach
über den Haufen. Wir ſind fertig! Kehre zu den Deinen
zurück. Jetzt ſtehſt du noch unter meinem Schutze; dann
aber biſt du vogelfrei!“
Er verließ das Zelt und erhob den Arm. Die Ar-
tilleriſten mochten längſt auf dieſes Zeichen gewartet haben
— ein Kanonenſchuß krachte, und noch einer.
„Herr, was thuſt du!“ rief der Kaimakam. „Du
brichſt den Waffenſtillſtand, noch während ich bei dir bin!“
„Haben wir einen Waffenſtillſtand abgeſchloſſen?
Habe ich dir nicht geſagt, daß wir fertig ſind? Hörſt du?
Das waren Kartätſchen — und das Granaten; dieſelben
Geſchoſſe, welche für uns beſtimmt waren; nun aber treffen
ſie euch. Allah hat gerichtet; er trifft den Sünder mit
demſelben Streiche, mit dem dieſer geſündigt hat. Du
hörſt das Schreien deiner Leute. Gehe zu ihnen und
befiehl ihnen, unſere Dörfer zu zerſtören!“
Wirklich ſchien der dritte und vierte Schuß außer-
ordentlich gewirkt zu haben; das konnte man aus dem
wilden Heulen ſchließen, welches aus der Tiefe ſcholl.
„Halt ein, Ali Bey! Gieb das Zeichen, mit dem
Feuer wieder einzuhalten, damit wir weiter verhandeln
können!“
„Du kennſt den Befehl des Muteſſarif, und ich kenne
meine Pflicht; wir ſind fertig.“
„Der Muteſſarif hatte ſeine Befehle nicht mir, ſon-
dern dem Miralai gegeben, und nun iſt es meine Pflicht,
meine Leute nicht wehrlos niederſchießen zu laſſen. Ich
muß ſie zu retten ſuchen.“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/89>, abgerufen am 22.12.2024.
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