II. In dem letztern Falle nennt man die Grösse A endlich, wenn sich zwey nächst auf ein- ander folgende vielfache von a angeben lassen, zwischen denen die Grösse A enthalten ist, d. h. wenn man zeigen kann, daß A > ma aber < (m + 1) a ist, was auch m für eine ganze Zahl ist, wenn sie nur angegeben, hingesetzt, oder als bestimmt gedacht werden kann.
III. Je größer die Zahl m ist, desto grö- ßer ist A in Vergleichung mit a. Aber jede für m hingeschriebene Zahl, aus so viel Ziffern sie auch bestehen mag, ist endlich, d. h. man kann sich eine Zahl gedenken, welche noch grösser als diese seyn würde.
IV. So wie man in der Geometrie keine Gränze kennt, über welche eine Linie, so lang sie auch seyn mag, nicht noch weiter verlängert werden könnte, so wenig kennt der Verstand auch eine Gränze, über welche eine Zahl (oder Größe überhaupt), so groß als sie auch seyn mag, sich nicht noch weiter vermehren ließe. Eine Zahl kann also größer gedacht werden als jede angebliche, d. h. größer als jede, die auch mit noch so viel Ziffern hingeschrieben oder gedacht werden mag (major dato quovis numero ad-
signa-
Erſter Theil.
II. In dem letztern Falle nennt man die Groͤſſe A endlich, wenn ſich zwey naͤchſt auf ein- ander folgende vielfache von α angeben laſſen, zwiſchen denen die Groͤſſe A enthalten iſt, d. h. wenn man zeigen kann, daß A > mα aber < (m + 1) α iſt, was auch m fuͤr eine ganze Zahl iſt, wenn ſie nur angegeben, hingeſetzt, oder als beſtimmt gedacht werden kann.
III. Je groͤßer die Zahl m iſt, deſto groͤ- ßer iſt A in Vergleichung mit α. Aber jede fuͤr m hingeſchriebene Zahl, aus ſo viel Ziffern ſie auch beſtehen mag, iſt endlich, d. h. man kann ſich eine Zahl gedenken, welche noch groͤſſer als dieſe ſeyn wuͤrde.
IV. So wie man in der Geometrie keine Graͤnze kennt, uͤber welche eine Linie, ſo lang ſie auch ſeyn mag, nicht noch weiter verlaͤngert werden koͤnnte, ſo wenig kennt der Verſtand auch eine Graͤnze, uͤber welche eine Zahl (oder Groͤße uͤberhaupt), ſo groß als ſie auch ſeyn mag, ſich nicht noch weiter vermehren ließe. Eine Zahl kann alſo groͤßer gedacht werden als jede angebliche, d. h. groͤßer als jede, die auch mit noch ſo viel Ziffern hingeſchrieben oder gedacht werden mag (major dato quovis numero ad-
ſigna-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0048"n="30"/><fwplace="top"type="header">Erſter Theil.</fw><lb/><p><hirendition="#aq">II.</hi> In dem letztern Falle nennt man die<lb/>
Groͤſſe <hirendition="#aq">A</hi> endlich, wenn ſich zwey naͤchſt auf ein-<lb/>
ander folgende vielfache von <hirendition="#i">α</hi> angeben laſſen,<lb/>
zwiſchen denen die Groͤſſe <hirendition="#aq">A</hi> enthalten iſt, d. h.<lb/>
wenn man zeigen kann, daß <hirendition="#aq">A</hi>><hirendition="#aq">m</hi><hirendition="#i">α</hi> aber<lb/>< (<hirendition="#aq">m</hi> + 1) <hirendition="#i">α</hi> iſt, was auch <hirendition="#aq">m</hi> fuͤr eine ganze<lb/>
Zahl iſt, wenn ſie nur angegeben, hingeſetzt, oder<lb/>
als beſtimmt gedacht werden kann.</p><lb/><p><hirendition="#aq">III.</hi> Je groͤßer die Zahl <hirendition="#aq">m</hi> iſt, deſto groͤ-<lb/>
ßer iſt <hirendition="#aq">A</hi> in Vergleichung mit <hirendition="#i">α</hi>. Aber jede fuͤr<lb/><hirendition="#aq">m</hi> hingeſchriebene Zahl, aus ſo viel Ziffern ſie<lb/>
auch beſtehen mag, iſt <hirendition="#g">endlich</hi>, d. h. man kann<lb/>ſich eine Zahl gedenken, welche noch groͤſſer als<lb/>
dieſe ſeyn wuͤrde.</p><lb/><p><hirendition="#aq">IV.</hi> So wie man in der Geometrie keine<lb/>
Graͤnze kennt, uͤber welche eine Linie, ſo lang<lb/>ſie auch ſeyn mag, nicht noch weiter verlaͤngert<lb/>
werden koͤnnte, ſo wenig kennt der Verſtand auch<lb/>
eine Graͤnze, uͤber welche eine Zahl (oder Groͤße<lb/>
uͤberhaupt), ſo groß als ſie auch ſeyn mag,<lb/>ſich nicht noch weiter vermehren ließe. Eine<lb/>
Zahl kann alſo groͤßer gedacht werden als jede<lb/><hirendition="#g">angebliche</hi>, d. h. groͤßer als jede, die auch<lb/>
mit noch ſo viel Ziffern hingeſchrieben oder gedacht<lb/>
werden mag (<hirendition="#aq">major dato quovis numero ad-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">ſigna-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[30/0048]
Erſter Theil.
II. In dem letztern Falle nennt man die
Groͤſſe A endlich, wenn ſich zwey naͤchſt auf ein-
ander folgende vielfache von α angeben laſſen,
zwiſchen denen die Groͤſſe A enthalten iſt, d. h.
wenn man zeigen kann, daß A > m α aber
< (m + 1) α iſt, was auch m fuͤr eine ganze
Zahl iſt, wenn ſie nur angegeben, hingeſetzt, oder
als beſtimmt gedacht werden kann.
III. Je groͤßer die Zahl m iſt, deſto groͤ-
ßer iſt A in Vergleichung mit α. Aber jede fuͤr
m hingeſchriebene Zahl, aus ſo viel Ziffern ſie
auch beſtehen mag, iſt endlich, d. h. man kann
ſich eine Zahl gedenken, welche noch groͤſſer als
dieſe ſeyn wuͤrde.
IV. So wie man in der Geometrie keine
Graͤnze kennt, uͤber welche eine Linie, ſo lang
ſie auch ſeyn mag, nicht noch weiter verlaͤngert
werden koͤnnte, ſo wenig kennt der Verſtand auch
eine Graͤnze, uͤber welche eine Zahl (oder Groͤße
uͤberhaupt), ſo groß als ſie auch ſeyn mag,
ſich nicht noch weiter vermehren ließe. Eine
Zahl kann alſo groͤßer gedacht werden als jede
angebliche, d. h. groͤßer als jede, die auch
mit noch ſo viel Ziffern hingeſchrieben oder gedacht
werden mag (major dato quovis numero ad-
ſigna-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mayer, Johann Tobias: Vollständiger Lehrbegriff der höhern Analysis. Bd. 1. Göttingen, 1818, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_analysis01_1818/48>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.