Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.Das Düngerkapital und der Raubbau. Odenwald in die Rheinebene, von der v. Liebig spricht8), ist dieWanderung von landwirthschaftlichem Betriebskapital aus Gegenden, die eines intensiven Anbaus weniger fähig sind, in Gegenden, wo die Verhältnisse zur intensiven Bewirthschaftung drängen und gerade in diesem Vorgange liegt eine weitere Bestätigung der bisher ent- wickelten Gesetze.9) Eine Unterschätzung des Düngermaterials von Seiten der Exportirenden braucht dabei gar nicht vorhanden zu sein und ist wohl, wenigstens nach den Erfahrungen, die man alltäg- lich an den Landwirthen aller Gegenden macht, sehr selten vor- handen. Ebenso wird die Tendenz zu einer Wanderung des Dünger- 8) Ebendaselbst p. 301. 9) Dieselbe Anschauung auch bei Au a. a. O. p. 369 u. ff.
Das Düngerkapital und der Raubbau. Odenwald in die Rheinebene, von der v. Liebig ſpricht8), iſt dieWanderung von landwirthſchaftlichem Betriebskapital aus Gegenden, die eines intenſiven Anbaus weniger fähig ſind, in Gegenden, wo die Verhältniſſe zur intenſiven Bewirthſchaftung drängen und gerade in dieſem Vorgange liegt eine weitere Beſtätigung der bisher ent- wickelten Geſetze.9) Eine Unterſchätzung des Düngermaterials von Seiten der Exportirenden braucht dabei gar nicht vorhanden zu ſein und iſt wohl, wenigſtens nach den Erfahrungen, die man alltäg- lich an den Landwirthen aller Gegenden macht, ſehr ſelten vor- handen. Ebenſo wird die Tendenz zu einer Wanderung des Dünger- 8) Ebendaſelbſt p. 301. 9) Dieſelbe Anſchauung auch bei Au a. a. O. p. 369 u. ff.
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Das Düngerkapital und der Raubbau.
Odenwald in die Rheinebene, von der v. Liebig ſpricht 8), iſt die
Wanderung von landwirthſchaftlichem Betriebskapital aus Gegenden,
die eines intenſiven Anbaus weniger fähig ſind, in Gegenden, wo
die Verhältniſſe zur intenſiven Bewirthſchaftung drängen und gerade
in dieſem Vorgange liegt eine weitere Beſtätigung der bisher ent-
wickelten Geſetze. 9) Eine Unterſchätzung des Düngermaterials von
Seiten der Exportirenden braucht dabei gar nicht vorhanden zu ſein
und iſt wohl, wenigſtens nach den Erfahrungen, die man alltäg-
lich an den Landwirthen aller Gegenden macht, ſehr ſelten vor-
handen.
Ebenſo wird die Tendenz zu einer Wanderung des Dünger-
kapitals in vielen Fällen eintreten müſſen, wenn zwei Länder, die
bisher vermöge ihrer Entfernung von einander und ſonſtiger Ver-
hältniſſe zu ſehr verſchiedenen Jntenſitätsgraden der Bewirthſchaftung
genöthigt waren, plötzlich durch erleichterte Verkehrsmittel (Bau von
Eiſenbahnen) einander gleichſam näher gerückt werden (was einer
plötzlichen Verkürzung des Radius des Thünen’ſchen Staates ent-
ſprechen würde). Wie für eine ſolche Annahme die Bewirthſchaf-
tung der äußerſten bisher extenſiv bewirthſchafteten Zonen wegen
der geringeren Transportkoſten eine intenſivere, der inneren wegen
Verminderung der Produktenpreiſe in Folge der erhöhten Con-
currenz mit den äußern Zonen eine extenſivere werden muß, alſo
eine centrifugale Wanderung der landwirthſchaftlichen Betriebskapi-
talien und der ackerbauenden Bevölkerung eintreten muß, ſo muß
dies auch im Speciellen für das Düngerkapital gelten. Es würde
deßhalb durch Verbindung zweier ſolcher Länder vermittelſt Eiſen-
bahnen, eine den bisherigen Verhältniſſen entſprechende Sättigung
des Bodens mit Düngerkapital vorausgeſetzt, eine Wanderung
8) Ebendaſelbſt p. 301.
9) Dieſelbe Anſchauung auch bei Au a. a. O. p. 369 u. ff.
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