Mayer, Adolf: Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. In: Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk, VI, 7. Heidelberg, 1881.Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. Staat eben mehr aufwenden müsse. Es handelt sich ebendarum mit dem Gewährten als ein weiser Haushalter zu wirth- schaften. Lothar Meyer legt allerdings im Gegensatze hierzu in 1) Breslau 1873.
Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. Staat eben mehr aufwenden müſſe. Es handelt ſich ebendarum mit dem Gewährten als ein weiſer Haushalter zu wirth- ſchaften. Lothar Meyer legt allerdings im Gegenſatze hierzu in 1) Breslau 1873.
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Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt.
Staat eben mehr aufwenden müſſe. Es handelt ſich eben
darum mit dem Gewährten als ein weiſer Haushalter zu wirth-
ſchaften.
Lothar Meyer legt allerdings im Gegenſatze hierzu in
ſeiner beachtenswerthen Brochure „Ueber die Zukunft der deut-
ſchen Hochſchulen‟ 1) ein Hauptgewicht auf den Wettbewerb der
einzelnen Univerſitäten mit einander um die bedeutendſten
wiſſenſchaftlichen Kräfte, indem erſt hierdurch die zähen Re-
gierungen oder vielmehr die noch zäheren Volksvertretungen
gezwungen würden, den begehrten Männern neben hohen Aus-
zeichnungen und Gehältern auch ſchöne Jnſtitute zum Gedeihen
für alle Nachfolger und die Wiſſenſchaft zu gewähren. Jch
dagegen möchte gerade auf dieſes Verhältniß als auf eine
Hauptfährlichkeit des gehandhabten Princips hinweiſen, da die
Begehrlichkeit des deutſchen Profeſſorenſtandes nach den Er-
fahrungen des letzten Jahrzehntes ſich als viel weiter ent-
wickelt herausgeſtellt hat, als das Erfaſſen eines idealen Lebens-
berufes es hätte erwarten laſſen. Namentlich gilt dies da,
wo der Schein eines öffentlichen Nutzens ſich geltend machen
läßt. So haben wir als die praktiſche Folge des liberaliſti-
ſchen Grundſatzes Paläſte von Laboratorien mit Statuen und
Schnitzwerk und anderem architektoniſchem Firlefanz, Theater
von Auditorien mit Verſenkungen in den Experimentirtiſchen
— und dicht daneben, wie der Pauperismus überall den Kapi-
talismus begleitet, Hütten und Manſardenzimmer, die auch
durch eine Aufſchrift als Staatsinſtitute bezeichnet ſind, und
in denen freilich nicht hoch berühmte Leute, aber doch redliche und
brauchbare Arbeiter unter künſtlich verzehnfachten Schwierig-
keiten im Dienſte der gleichen Wiſſenſchaft ſich abmühen.
1) Breslau 1873.
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