Mayer, Adolf: Der Kapitalismus in der Gelehrtenwelt. In: Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk, VI, 7. Heidelberg, 1881.A. Mayer: Dotirung der bestehenden ordentlichen Professuren. DiesesPrincip ist nicht neu, sondern anderwärts zum Theil selbst- verständlich und weithin praktisch durchgeführt. Wir werden Rußland gewiß nicht als Muster nehmen für Universitäts- einrichtungen. Aber die Schäden, die dort zu Tage liegen, erklären sich aus der geringen geistigen Jnitiative des slavischen Charakters, aus der niedrigen gesellschaftlichen Stellung der Professoren, aus dem Treibhausleben der Wissenschaft, und die Uebel, von denen wir hier reden, scheinen bei der gleich- artigen Bezahlung der Ordinarien, der Extraordinarien, der Staatsdocenten unter sich unbekannt zu sein. Zudem ist Dorpat eine wissenschaftliche Stätte des deutschen Geistes und dem Principe der Gleichstellung unterworfen. Als ein deutlicheres Vorbild kann uns Holland dienen, Aber selbst in Deutschland, wenn auch die Bezahlung über- A. Mayer: Dotirung der beſtehenden ordentlichen Profeſſuren. DieſesPrincip iſt nicht neu, ſondern anderwärts zum Theil ſelbſt- verſtändlich und weithin praktiſch durchgeführt. Wir werden Rußland gewiß nicht als Muſter nehmen für Univerſitäts- einrichtungen. Aber die Schäden, die dort zu Tage liegen, erklären ſich aus der geringen geiſtigen Jnitiative des ſlaviſchen Charakters, aus der niedrigen geſellſchaftlichen Stellung der Profeſſoren, aus dem Treibhausleben der Wiſſenſchaft, und die Uebel, von denen wir hier reden, ſcheinen bei der gleich- artigen Bezahlung der Ordinarien, der Extraordinarien, der Staatsdocenten unter ſich unbekannt zu ſein. Zudem iſt Dorpat eine wiſſenſchaftliche Stätte des deutſchen Geiſtes und dem Principe der Gleichſtellung unterworfen. Als ein deutlicheres Vorbild kann uns Holland dienen, Aber ſelbſt in Deutſchland, wenn auch die Bezahlung über- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="200 [40]"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">A. Mayer:</hi></fw> Dotirung der beſtehenden ordentlichen Profeſſuren. Dieſes<lb/> Princip iſt nicht neu, ſondern anderwärts zum Theil ſelbſt-<lb/> verſtändlich und weithin praktiſch durchgeführt. Wir werden<lb/> Rußland gewiß nicht als Muſter nehmen für Univerſitäts-<lb/> einrichtungen. Aber die Schäden, die dort zu Tage liegen,<lb/> erklären ſich aus der geringen geiſtigen Jnitiative des ſlaviſchen<lb/> Charakters, aus der niedrigen geſellſchaftlichen Stellung der<lb/> Profeſſoren, aus dem Treibhausleben der Wiſſenſchaft, und<lb/> die Uebel, von denen wir hier reden, ſcheinen bei der gleich-<lb/> artigen Bezahlung der Ordinarien, der Extraordinarien, der<lb/> Staatsdocenten unter ſich unbekannt zu ſein. Zudem iſt Dorpat<lb/> eine wiſſenſchaftliche Stätte des deutſchen Geiſtes und dem<lb/> Principe der Gleichſtellung unterworfen.</p><lb/> <p>Als ein deutlicheres Vorbild kann uns Holland dienen,<lb/> ein Land, von welchem man ein zu ſtrammes Eingreifen des<lb/> Staates in die natürlichen Entwickelungsgeſetze am wenigſten<lb/> erwarten wird. Auch hier iſt das empfohlene Princip ziemlich<lb/> ſtrenge durchgeführt. Jn Folge deſſen leichteres Emporkommen<lb/> der tüchtigeren jüngeren Kräfte und Seßhaftigkeit des Pro-<lb/> feſſorenthums, das doch auch zwiſchen den fünf hohen Schulen<lb/> des Landes hin und her geworfen werden könnte.</p><lb/> <p>Aber ſelbſt in Deutſchland, wenn auch die Bezahlung über-<lb/> all eine wenig geregelte iſt, iſt aus einzelnen Zügen, die in der<lb/> Richtung des empfohlenen Princips gehen, viel zu lernen. An<lb/> denjenigen Univerſitäten Deutſchlands wie an den preußiſchen,<lb/> wo die bekannten beſonderen Titel für Profeſſoren weniger<lb/> im Schwunge ſind, herrſcht in Folge davon ein beſſerer col-<lb/> legialiſcher Geiſt. Daß es für die Regierung eines kleineren<lb/> Landes pecuniär vortheilhaft iſt, Orden und Titel auszutheilen,<lb/> iſt dem Schreiber dieſes recht wohl bekannt, aber ſie zieht<lb/> dabei Nutzen von den ſchlechten Eigenſchaften der Menſchen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [200 [40]/0042]
A. Mayer:
Dotirung der beſtehenden ordentlichen Profeſſuren. Dieſes
Princip iſt nicht neu, ſondern anderwärts zum Theil ſelbſt-
verſtändlich und weithin praktiſch durchgeführt. Wir werden
Rußland gewiß nicht als Muſter nehmen für Univerſitäts-
einrichtungen. Aber die Schäden, die dort zu Tage liegen,
erklären ſich aus der geringen geiſtigen Jnitiative des ſlaviſchen
Charakters, aus der niedrigen geſellſchaftlichen Stellung der
Profeſſoren, aus dem Treibhausleben der Wiſſenſchaft, und
die Uebel, von denen wir hier reden, ſcheinen bei der gleich-
artigen Bezahlung der Ordinarien, der Extraordinarien, der
Staatsdocenten unter ſich unbekannt zu ſein. Zudem iſt Dorpat
eine wiſſenſchaftliche Stätte des deutſchen Geiſtes und dem
Principe der Gleichſtellung unterworfen.
Als ein deutlicheres Vorbild kann uns Holland dienen,
ein Land, von welchem man ein zu ſtrammes Eingreifen des
Staates in die natürlichen Entwickelungsgeſetze am wenigſten
erwarten wird. Auch hier iſt das empfohlene Princip ziemlich
ſtrenge durchgeführt. Jn Folge deſſen leichteres Emporkommen
der tüchtigeren jüngeren Kräfte und Seßhaftigkeit des Pro-
feſſorenthums, das doch auch zwiſchen den fünf hohen Schulen
des Landes hin und her geworfen werden könnte.
Aber ſelbſt in Deutſchland, wenn auch die Bezahlung über-
all eine wenig geregelte iſt, iſt aus einzelnen Zügen, die in der
Richtung des empfohlenen Princips gehen, viel zu lernen. An
denjenigen Univerſitäten Deutſchlands wie an den preußiſchen,
wo die bekannten beſonderen Titel für Profeſſoren weniger
im Schwunge ſind, herrſcht in Folge davon ein beſſerer col-
legialiſcher Geiſt. Daß es für die Regierung eines kleineren
Landes pecuniär vortheilhaft iſt, Orden und Titel auszutheilen,
iſt dem Schreiber dieſes recht wohl bekannt, aber ſie zieht
dabei Nutzen von den ſchlechten Eigenſchaften der Menſchen,
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