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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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R. Das wisse sie nicht, und wäre das eine selt¬
same Frag.

Q. Dann wäre es auch wohl eine seltsame Frag,
warumb Käthe Verowschen ihr klein Ferkelken verrecket?

R. Allerdings, sie verwundre sich, was man ihr zur
Last lege.

Q. Also hätte sie dieses auch nit behexet?

R. Nein, da sei Gott vor.

Q. Warumb sie denn aber der alten Käthen wenn
sie unschuldig wär, ein Ferkelken wieder versprochen, wenn
ihre Sau werfen würd?

R. Das hätte sie aus gutem Herzen gethan, Hie¬
bei aber hube sie an, fast heftig zu weinen und sagte:
sie sehe wohl, daß sie dieses Alles der alten Lise Ko¬
ken verdanke, welche ihr oftmalen gedrohet, wenn sie ihr
Unbegehren nicht hätte erfüllen wöllen, denn sie verlange
Allens, was ihren Augen fürkäme zu eim Geschenk. Sel¬
bige wär auch zu den Leuten gangen, als das Vieh im
Dorf bezaubert gewest, und hätte ihnen zugeredet, daß,
wenn nur eine reine Jungfer dem Vieh ein Paar Haare
aus dem Schwanz griffe, es mit selbigem besser wer¬
den würde. So habe sie sich denn erbarmet und wäre
Hingangen, weilen sie sich eine reine Jungfer gefühlet,
und hätt es auch etzliche Male geholfen, letzlich aber
nicht mehr.

Q. Weme es denn geholfen?

R. Zabels rother Kuh, item Witthanschen ihrem
Schwein, auch der alten Lisen ihrer eignen Kuh.

R. Das wiſſe ſie nicht, und wäre das eine ſelt¬
ſame Frag.

Q. Dann wäre es auch wohl eine ſeltſame Frag,
warumb Käthe Verowſchen ihr klein Ferkelken verrecket?

R. Allerdings, ſie verwundre ſich, was man ihr zur
Laſt lege.

Q. Alſo hätte ſie dieſes auch nit behexet?

R. Nein, da ſei Gott vor.

Q. Warumb ſie denn aber der alten Käthen wenn
ſie unſchuldig wär, ein Ferkelken wieder verſprochen, wenn
ihre Sau werfen würd?

R. Das hätte ſie aus gutem Herzen gethan, Hie¬
bei aber hube ſie an, faſt heftig zu weinen und ſagte:
ſie ſehe wohl, daß ſie dieſes Alles der alten Liſe Ko¬
ken verdanke, welche ihr oftmalen gedrohet, wenn ſie ihr
Unbegehren nicht hätte erfüllen wöllen, denn ſie verlange
Allens, was ihren Augen fürkäme zu eim Geſchenk. Sel¬
bige wär auch zu den Leuten gangen, als das Vieh im
Dorf bezaubert geweſt, und hätte ihnen zugeredet, daß,
wenn nur eine reine Jungfer dem Vieh ein Paar Haare
aus dem Schwanz griffe, es mit ſelbigem beſſer wer¬
den würde. So habe ſie ſich denn erbarmet und wäre
Hingangen, weilen ſie ſich eine reine Jungfer gefühlet,
und hätt es auch etzliche Male geholfen, letzlich aber
nicht mehr.

Q. Weme es denn geholfen?

R. Zabels rother Kuh, item Witthanſchen ihrem
Schwein, auch der alten Liſen ihrer eignen Kuh.

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[141/0157] R. Das wiſſe ſie nicht, und wäre das eine ſelt¬ ſame Frag. Q. Dann wäre es auch wohl eine ſeltſame Frag, warumb Käthe Verowſchen ihr klein Ferkelken verrecket? R. Allerdings, ſie verwundre ſich, was man ihr zur Laſt lege. Q. Alſo hätte ſie dieſes auch nit behexet? R. Nein, da ſei Gott vor. Q. Warumb ſie denn aber der alten Käthen wenn ſie unſchuldig wär, ein Ferkelken wieder verſprochen, wenn ihre Sau werfen würd? R. Das hätte ſie aus gutem Herzen gethan, Hie¬ bei aber hube ſie an, faſt heftig zu weinen und ſagte: ſie ſehe wohl, daß ſie dieſes Alles der alten Liſe Ko¬ ken verdanke, welche ihr oftmalen gedrohet, wenn ſie ihr Unbegehren nicht hätte erfüllen wöllen, denn ſie verlange Allens, was ihren Augen fürkäme zu eim Geſchenk. Sel¬ bige wär auch zu den Leuten gangen, als das Vieh im Dorf bezaubert geweſt, und hätte ihnen zugeredet, daß, wenn nur eine reine Jungfer dem Vieh ein Paar Haare aus dem Schwanz griffe, es mit ſelbigem beſſer wer¬ den würde. So habe ſie ſich denn erbarmet und wäre Hingangen, weilen ſie ſich eine reine Jungfer gefühlet, und hätt es auch etzliche Male geholfen, letzlich aber nicht mehr. Q. Weme es denn geholfen? R. Zabels rother Kuh, item Witthanſchen ihrem Schwein, auch der alten Liſen ihrer eignen Kuh.

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/157>, abgerufen am 18.05.2024.